2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 07.05.: Von Antofagasta in die Wüstenstadt Calama

Veröffentlicht: 10.05.2017

07.05.

sehr zufrieden aufgewacht: vespa fit und blog aktualisiert. der morgen ist grau - sonntäglich friedlich. ein schönes frühstücksbuffet steht bereit, aber ich esse haferflocken wie immer. ein gast sagt mir, dass im kühlschrank milch stünde, davon könne ich etwas nehmen. ich danke und frage ihn, ober er den ausdruck "luxus" kenne. er verneint. so bin ich am frühen morgen schon in meiner kreativität gefordert. wie soll ich ihm das auf spanisch erklären. ich gebe eine allgemeine erklärung ab und nenne automarken - er hört höflich zu, weil er nicht weiss, was ich will - und dann komme ich auf den luxux, haferfllocken mit milch, statt mit wasser zu essen., das hat er verstanden und gelacht.
ich fahre vor dem aufpacken noch schnell zur bank. die vespa beschleunigt wie eine 750iger, die berge machen mir keine sorge. der geldautomat will mir kein geld geben - aus welchen gründen auch immer. mit der maestrocard funktioniert es. die chilenen, die auch in dem automatenhäuschen warten, sind sehr hilfsbereit und mitfühlend und das ist ja schon die halbe miete. ein netter abschied von meinen "herbergsseltern" und rauf geht es in die berge. wie erwartet aus der stadt heraus sehr steil und später die langgezogenen steigungen, die die vespa zu beginn mit bravour meistert. doch dann fängt die ruckelei wieder an. bei weitem nicht so schlimm wie bei der fahrt nach antofagasta, aber schon etwas besorgniserregend.

antofagasta liegt am rande der atacamawüste, schreibt wikipedia. die landschaft ändert sich und wird einfach gesagt langweiliger. die kupferminen dominieren das landschaftsbild, ansonsten nur flach und kaum berge. ich komme mir vor wie auf einem plateau. der seitenwind nimmt zu, die fahrerei wird anstrengend, in schlimmen phasen 60, ansonsten 80. und ich weiss, da ist mehr drin. aber wenn ich mehr gas gebe, fängt sie an zu ruckeln.

Wie die pyramiden.
Der gekonnt angehäufte abraum aus den kupferminen

Kein selfie, sondern motorradfahrer, die die vepse fotografieren wollen. besonderes interesse erweckt mein scheinwerferschutz.


Es ist ein chilenisches pärchen, das von san pedro de atacama kommt und nach antofagasta will. wir kommen ins gespräch und er fragt mich, ob ich von san pedro aus weiter nach salta wolle. ich frage ihn, ob er den zustand der straßen kenne. die seien gut, die passüberquerung neu asphaltiert, man müsse halt 4.200 m überwinden. na ja denke ich für mich, das wäre eine lösung, von peru zurück und dann weiter nach salta. später fällt mir noch eine lösung für mein gepäck ein: die lkw dürfen zwar keine tramper mitnehmen - das steht in großen lettern auf der beifahrertür - aber von gepäck ist hier nicht die rede... die könnten das mir für die steile passtraße doch abnehmen und beim grenzübergang nehme ich das in empfang, eine idee - oder doch mehr?

Keine luftspiegelung - tatsächlich wachsen hier bäume mit üppigem grün

No where land ... eintönigkeit und nur geradeaus. dabei seitenwind und bleibende steigungen, die der vespa zu schaffen machen
Ein zerfallenes dorf. Vielleicht wurde eine Miene geschlossen und die Bewohner sind weitergezogen. Die Häuser sind aus Lehm gebaut und gleichen sich mit der Zeit ihrer Umwelt wieder an
Hier ist vergleichsweise "die Hölle los". Mehrmals am Tag halten hier die Fernbusse nach Santiago. Wenn die weg sind und sich die Menschen verteilt haben, herrscht auch hier Ödnis. Und trotzdem kann man hier mit Wohnungen wohl noch richtig Geschäfte machen...
18 bis 20 Personen, die Basisversorgung ist sichergestellt (Licht, Gas, Wasser und Antennenanschluss), 2 klos, 3 duschen...
hm...
Die Schienentrasse, auf der endloslange Züge mit ihrer Erzladung mit 20 oder 30 km/h dahinschleichen - große Herausforderung für den Lokomotivführer, wach zu bleiben

Es zieht sich und zieht sich, am Horizont lässt sich Abwechsung erahnen. Mittlerweile nehmen wir kurs auf nordost, der wind kommt von hinten, die vepse nimmt fahrt auf, das stottern des motors tritt in den hintergrund und schon bald schneebedeckte 5000er!

Je nachdem wie das Sonnenlicht fällt, wechseln die Grüntöne des Kupferstaubs

und jetzt in der ferne die beiden pässe, die oder andere irgendwann überquert werden wollen...

Erst denke ich, es sind wolken

Jetzt ist es nicht mehr weit. ich sehe schon in der ferne wolkenratzer aufragen - das kann nur calama sein, das sogar einen eigenen flughafen hat.

Kein einladender anblick. die wüstenstadt wird vom kupfertagebau bestimmt. erst später tun sich baum - alleen auf.

die vepse quält sich in der innenstadt von ampel zu ampel, geht aus und auch bei mir ist die luft raus. trotzdem schwebt mir ein schöner campingplatz mit kleiner gastronomie und einem späteren supersternenhimmel vor. das navi führt mich dort hin, der campingplatz ist geschlossen. im winter lohnt sich der aufwand nicht. ich gönne der vepse und mir eine pause. hier ist es ruhig, die vegetation sprießt und gedeiht in einem saftigen grün. und auf meinem weg hier ins paradies habe ich einen fluss mit fließendem (!) wasser übnerquert.
dafür, dass es hier 0 tage im jahr regnet und mir die stadt als trockenes wüstenelend vorgestellt wurde, bin ich sehr überrascht und nehme mir vor, bei der wikipediaseite in den bearbeitungsmodus zu gehen und den falschen eindruck zu korrigieren. calama ist auch eine mienenstadt, die erst dann zur ihrer jetzigen größe erblühte, als die benachbarte und weltgrößte kupfermiene nur noch bearbeitet, aber nicht mehr in ihrer nähe gewohnt werden durfte. mein erster eindruck beim reinfahren und warten an den roten ampeln: hm - komische leute - aber das bild wandelt sich schnell. obwohl nur 230 km von antofagasta entfernt, sind es andere gesichter, die mich angucken.

irgendwann trenne ich mich von der ruheinsel und finde dann sehr schnell ein hostel mit großem einfahrtstor für die geschaffte vepse.
am abend noch einen sehr guten salat bei "bavario", der mit kartoffelbrei und kraut, aber auch mit burgern aller art volles haus hat.

08.05.

die erste hälfte des tages verläuft friedlich. keine besonderen vorkommnisse. außer dem vieleicht, dass ich eine gewisse kurzatmigkeit bei mir feststelle.
das beunruhigt mich schon ein wenig, aber als ich später lese, dass wir hier auf 2.300 m höhe sind, darf das auch sein. tja und da es bei diesem VespamerikasuR - unternehmen nicht nur um mich geht, sondern auch um den hauptakteur, ist mir schnell klar, warum die vepse ruckelt und stottert..
es gibt einen gartentisch draussen und einen schirm, ich habe in meinem zimmer einen wasserkocher und tee. früchte etc, hole ich mir um die ecke und mache dabei schon einen kleinen morgenspaziergang durch calama.
ich habe mich schnell mit der stadt versöhnt und finde es einfach schön. der platz gegenüber der chathedrale, der auch hier kräftig genutzt wird, bevölkerte und enge straßen, viele menschen auf den engen bürgersteigen, südamerikanische musik aus offenen fenstern oder läden und in der fußgängerzone aus jedem laden promoter von tonbändern, die mit waren oder parfums penetrieren.
diese gegensätze faszinieren mich, und wenn ich dann wieder hier im innenhof sitze und frühstücke und nur von ferne die sirenen höre oder das lange, warnende hupen der erzzüge aus den kupfermienen, dann finde ich das genauso schön und kann es genießen.

Während des frühstücks werde ich von der hostelkatze beehrt - ein haariges perserwesen, das mir nicht so gut gefällt.

sie hat eine schippe - die sie eigentlich sympatisch machen sollte -, keine stimme mehr und krächzt vor sich hin. aber sie will nähe und ich lasse sie auf meinen schoß, aber als sie merkt, dass ich kein fan von ihr bin, zieht sie sich rücksichtsvoll zurück.

doch der tag hat auch eine zweite hälfte...

schon am abend vorher habe ich wilfried - meinem früheren rollerausbilder -  eine sprachnachricht geschickt und ihn um rat gefragt. prompt kommt von ihm eine antwort - bei ihm ist es ja schon 5 stunden später, als hier - und er gibt mir tips, was ich machen kann.
als ich das jetzt von den höhenmetern lese, wird mir die ursache schnell klar. ich kann hier im innenhof keine düsen wechseln, in der stadt habe ich motorradwerkstätten gesehen, setze mich auf die vepse und stelle mich dem problem.
dann gibt es noch meine erste polizeikontrolle. scheinbar werden in abständen die verkehrsteilnehmer in der innenstadt überprüft. vor mir steht auch ein kleinwagen, der dann weiterfahren darf. dann kommt der recht junge polizist zu mir und möchte die papiere sehen. während ich in meinem brustbeutel die unterlagen raussuche geht er um die vespa rum und fragt mich woher ich käme. ich antworte und er lässt kontrolle kontrolle sein und will auch meine papiere nicht mehr sehen.
an jeder ampel geht sie aus, das beschleunigen und von der ampel weg kommen eine tortur, und wieder bewundere ich die chilenen für ihre höflichkeit und geduld. der motor bringt nur noch knappe 40. es wird zeit, dem übel zu begegnen.
die vepse geht direkt vor einem motorradladen aus, weil ich einen fußgänger rüberlassen will und frage auch gleich -  die türen zum laden sperrangelweit geöffnet, die monteure draussen im gespräch - , ob sie eine werkstatt haben und sich mit rollern auskennen. ja natürlich, großes interesse für die vepse, ich erkläre mehr oder wenig verständlich mein problem und gehe davon aus, dass das hier bekannt ist. ja - kein problem, der preis war schnell verhandelt und los gehts. eben standen hier noch 5 monteure - oder ich habe sie dafür gehalten - übrig bleibt ein noch recht junger geselle (vermute ich), der sich gleich an die vespa macht und binnen weniger minuten ein mittleres chaos anrichtet. ich nehme das hin. das kühlwasser spritzt ihm entegen - natürlich heiss von der fahrt hierher - keine klemme zur hand, kein kollege, der hilft, nur einer, der mit seiner smartie-taschenlampe in den motorraum leuchtet. vergaser auseinandergenommen und nicht mehr zusammengekriegt, teille verloren und am schluss reagiert das gas nicht mehr.
raus aus diesem laden schießt es mir endlich durch den kopf. gesagt getan, natürlich bezahle ich keine 25 tsd clp, sondern schiebe die vespa auf dem engen bürgersteig 20 meter weiter- auch zu einem motorradladen, der vertrauenserweckend aussieht. ein ordentlicher verkaufsraum mit langer theke und gut organisiertem sortiment an der rückwand, ich erkläre meine situation und kurz drauf kommt der mechaniker jose raus und bittet mich, die vepse reinzubringen. hier herrscht zwar das chaos - wie meistens in werkstätten - aber er geht zielsicher und professionell an die sache ran. nach anderthalb stunden nimmt sie wieder gas an - das verlorene teil wird mithilfe material einer alu-trinkdose nachgearbeitet - , das eigentliche problem ist noch nicht gellöst, aber überschaubar.
ich bezahle und wir verabreden uns für den nächsten tag.

ich fahre zurück, mehr stotternd als vorher, stelle die vepse hier ab, gehe zu "bavario" , dessen wirt mir wiedererkennend zunickt und stärke mich.
der rest des abends ist schreiben, blogpflege und runterkommen.

09.05

gestern habe ich noch schnell um eine nacht verlängert.
heute steht der tag einzig und allein unter dem motto "düse":
ein vergasermotor braucht luft und benzin, um zu arbeiten. verändert sich die qualität der luft, weil sie auf 2.300 m dünner ist, braucht er weniger benzin, sonst klappt die verbrennung nicht richtig und der motor ist mit benzin überversorgt. wenn man die düse, durch die der sprit getrieben wird durch eine mit kleinerem durchmesser ersetzt, dann stimmt das mischverhältnis wieder und der motor läuft rund.
das ist meine erkenntnis dieses tages und dank jose - des mechanikers - und dessen kreativität kann ich morgen weiterfahren.
schwer bepackt weitere höhenmeter vor augen.
die nicht passende düse, da ihr durchmesser zu groß ist, wird kurzerhand von ihm mit einem kupferdraht "verjüngt", die benzinmenge ist damit reduziert und der motor schnurrt.
details würden viele und auch mich mittlerweile nur noch langweilen.

Den hats erwischt...

Auf dem weg zurück finde ich einen vierbeiner mitten auf der kreuzung liegen. den hats erwischt, denke ich, die autos fahren vorsichtig an ihm vorbei, und dann bemerke ich noch aus dem augenwinkel, dass es ihm sehr gut geht.
er hat es sich in einem schlagloch seiner größe bequem gemacht und will es nicht verlassen. er schaut mich träge an, die autofahrer verziehen keine miene, bremsen und fahren drum herum.
so ist das hier mit den hunden...

morgen soll es nach san pedro de atacama gehen. "nur" 100 km...












Antworten (1)

Petra
hallo Tom! heute kam ich endlich zum Lesen, was für tolle Bilder! und spannende Fragen zur Technik, aber Du hast ja immer Glück. Ich bin hier viel beschäftigt mit Arbeit und Lebensthemen (haha) machs gut bis bald Petra

Chile
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