2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 26.03. bis 29.04.: Mit der Grande San Paolo von Montevideo nach Antwerpen

Veröffentlicht: 26.03.2019


26.03.:

heute also soll es losgehen. Das timingist knapp. Ich soll zum halb 10 den hafenagenten teffen. Aber vorhermöchte ich ein letztes uruguayisches frühstück haben und mich mitdollars für die große fahrt ausstatten.

Schon kurz vor 8 stehe ich vor dem cafela pasiva. Keiner öffnet, weil erst ab 08:00 uhr die gästeeingelassen werden dürfen.

So laufe ich die av. 18 julio weiterund hoffe, dass mir irgendwo noch eine bank begegnet. Ich habe glück.Eine reihe von santander automaten stehen bereit, wollen aberdie visa cc nicht akzeptieren. Eine aufmerksame uruguayanerin kommtrein, sieht mich mit meiner visa cc und zeigt mir einen automaten,der visa akzeptiert. Vielleicht ist der touristenstrom in montevideodoch nicht so stark und die notwendigkeit einfach nicht gegeben, dassmehrere automaten zur verfügung stehen und diese mit einem visaaufkleber ausgezeichnet sein sollten?

Die regentage sind vergessen, aber vonder bucht her kommt ein strammer wind. Vielleicht denkt der eine oderandere, der auf seinem weg ins büro ist, dass gerade jetzt zu beginnder arbeitswoche wieder die sonne scheinen muss und das wochenendemehr oder weniger doch nur verregnet war?

Was die sonne ausmacht! Die stadtgefällt mir schon viel besser. Das trübe grau der fassaden ist weg.Die morgensonne spielt mit dem schatten der großgewachsenen undwindbewegten platanen.

Ich komme wieder beim cafe la pasivaan, und es hat geöffnet. Ich bin der erste gast und werde sofortbedient. Das werden heute morgen meine vorerst letzten media lunassein und meine letzten zwei cafe con leche auf dem südamerikanischenkontinent. Ich begreife noch nicht so richtig, dass ich heute denkontinent verlassen werde. Zu vieles liegt noch dazwischen, was dieabreise verzögern könnte.

Ich gehe ins hotel, hole meinen helmund meine vespaschlüssel, um die vespa von der parkgarage hierher zubringen. Das packen geht schnell. Der eine oder andere fernwehbehaftete blick beobachtet mein tun. Sogar der hotelboss muss geradejetzt seine fassade anschauen, die neu verblendet wird. Die vepsespringt an und will es hinter sich bringen.

Zum hafen ist es nicht weit. Dieaussage des hafenagenten ist in seiner mail etwas ungenau und ichversuche ihn in meiner antwort auf die adresse rambla de 26. agostofestzunageln. Da soll nämlich laut googlemaps der busque-parkplatzsein.

Um 9:42 uhr fahre ich auf den parkplatzund erkenne keinen hafenagenten. Ich werde mal hier und mal dorthingeschickt. In das abfertigungsgebäude will ich nicht gehen, weilwir uns auf dem parkplatz verabredet haben. Ich kann mir zwar nichtvorstellen, dass die grande san paolo in der nächsten halben stundeablegen will, aber ich möchte die chance, gesehen zu werden nichtverpassen.

Ich bin über die unprofessionalitätschon verärgert. Er macht das nicht das erste mal. Ich rufe ihn aufseiner mobilnummer an, aber hier empfängt mich nur seinanrufbeantworter.

Ein parkwächter schickt mich in dasgebäude, er würde einen blick auf die bepackte vepse haben. Nurungern lasse ich sie hier im hafen unbeaufsichtigt und frage mich solange durch, bis ich in einem kleinen büro sitze und warte, bis meingegenüber sein telefonat beendet hat. Dann aber geht alles rechtzügig. Er meldet bei seinem kollegen meine ankunft und kurz darauftreffe ich eine junge frau, die etwas verunsichert thomas indie halle ruft. Ich höre meinen namen, nehme blickkontakt auf undgehe auf sie zu. Sie ist erleichtert, dass sie mich gefunden hat. Ichbin über die schampige betreuung ihrer kunden ziemlich sauer undmache einige bemerkungen. Sie sagt, alles sei gut. Man habe auf michgewartet. Ich erkläre ihr den grund, aber sie möchte liebertatsachen schaffen und mich zusammen mit den anderen 5 personen zumschiff bringen. Ich solle einem wohnmobil mit französischemkennzeichen folgen. Sie setzt sich auf den beifahrersitz, und langsamfahren wir über das gelände und halten bei einem 7,5 tonner, aufdessen ladefläche sich ein wohnkasten befindet. Er hat ein ulmerkennzeichen. Jeder reist so wie er meint, geht mir durch denkopf. Von abenteuer ist da nicht mehr viel zu erkennen, wenn vomkühlschrank bis zum chemieklo alles an bord ist. Aber vielleichtbin ich ja auch zu phantasielos.

esskultur an bord
Jetzt hat die agentin alle ihreschäfchen beisammen und wirkt auch entspannter. Der sechste im bundeist erik, ein däne, der mit einem klappfahrrad mit anhängerunterwegs ist. Später erzählt er mir, dass er damit nur in denstädten und der umgebung gefahren sei, die überlandstrecken abermit dem bus hinter sich gebracht habe.

Die grande san paolo ist ein riesiges„bauwerk“! Ich muss meinen kopf weit in den nacken legen, um dasoberste deck zu erkennen.

Bald werden wir in den schwarzen bauchdes schiffes gebeten. Das einchecken geht zügig, die reisepässewerden einbehalten. Ein komisches gefühl, wenn der beweis dereigenen existenz in fremden händen verschwindet. Überraschend machtder himmel seine schleusen auf, und ich entscheide noch schnell, dassder rucksack auch gleich mit in die kabine soll. in der 12. (!) ebenesteigen wir aus. Und da fällt mir auf, dass ich meinen brustbeutelbeim einchecken liegen gelassen habe. Ich sage unserem begleiterbescheid und trete den rückweg an. Da ich nicht sicher bin, inwelcher ebene ich wieder raus muss, hetze ich zu fuß die engeneisentreppen nach unten. Immer noch den großen rucksack auf demrücken, den helm in der hand und den kleinen rucksack auf meinembauch. So langsam arbeite ich mich nach unten, kann aber so ohneweiteres nicht erkennen, ob ich schon auf der untersten ebeneangelangt bin. 12 ebenen sollte eine überschaubare größenordnungsein. Aber ich weiss nicht, ob nicht auch noch zwischendeckseingezogen sind. Soll ich mit dem fahrstuhl einfach ins erdgeschossfahren? Aber was heisst hier erdgeschoss? Wirklich 0 oder doch -3oder -4? ich verzichte auf den fahrstuhl und arbeite mich weiter nachunten.

Wenig später begegne ich einemgrimaldi mann, der schon den auftrag hat, mich zu suchen. Freundlichschärft der philipine mir ein, immer nur in begleitung im schiffunterwegs zu sein. Man könne sich hier verlaufen und es könne gutpassieren, dass man nicht mehr gefunden würde. na ja, denkeich, das ist wohl ein wenig übertrieben... ich erkläre ihmmeine prioritäten. Wir fahren zusammen nach unten zur laderampe undich winke dem kollegen, der schon seinen schreibtisch aufräumt vonweitem zu, auf mich zu warten. Der brustbeutel liegt noch da, wo ichihn vermutet habe.

In begleitung fahre ich wieder auf die12. ebene. Die autos und die vepse werden wir später in den frachterbringen. Die kabinen sind schon bezugsfertig und das mittagessen wirdgleich serviert. Unser lebensraum befindet sich auf der 12. ebene.Und auch hier kann es dem orientierungslosen blühen, dass er einigezeit darauf verwenden muss, seine kabine wieder zu finden. Allessieht gleich aus. Es gibt viele abzweigungen – vergleichbar miteinem labyrinth. Ich laufe meinen mitreisenden hinterher. Es stelltsich schnell heraus, dass sie erfahrene grimaldikunden sind und schonauf anderen frachtern mitgereist sind. Da sie alle einer baureiheentstammen, haben die beiden pärchen und auch eric nicht das problemmit der orientierung.

Wir kommen in die messe und zwei runde,mit weisser tischdecke geschmückte und schön gedeckte tischeerwarten uns. Wir werden von einem philipinen betreut, der nach uns,die offiziere und den master of bord – den capitän – bedienenmuss. Es gibt rotwein und wasser, pasta mit ausreichend parmesan alsersten gang, dann etwas fleisch mit gemüse, früchte und einenstarken espresso zum schluss. Als wir fast fertig sind, erscheint elcapitano mit seiner italienischen crew. Es öffnet sich die tür under betritt an der spitze seiner crew die messe. Respektvollesschweigen.

meine kabine

Die philipinen haben ihren eigenen raumund auch ihre eigenen rezepte. Er begrüßt uns mit handschlag,schafft sich aber abstand zu drohenden smaltalks mit einem hinweisdarauf, dass er sehr müde sei, weil er eine lange nacht auf derbrücke hinter sich habe. Wir verstehen den hinweis. Als ich beimverlassen der messe noch einen blick zum offizierstisch werfe, seheich ihn am kopfende sitzen. Gerade haltung, kopf kontrolliert zurseite geneigt, seine augen geschlossen.

Eric zeigt mir noch den weg auf dasdeck. Ich hatte erst bedenken, dass wir uns hier nicht frei bewegendürfen. Wir können bis zur brücke laufen und bis zum heck. Jetztgeht das noch, aber spätestens dann, wenn die maschinen auf vollentouren laufen, ist es dort nicht mehr auszuhalten.

Wenig später hören wir, dass wirunsere fahrzeuge in das schiff fahren können. Insgeheim hoffe ich,dass ich die beiden seitenkoffer und die übrigen gepäckaufbautennicht abnehmen muss. Wer weiss, welche sicherheitsbestimmungen hierherrschen? Ich sage gleich den beiden ladern, was mein wunsch ist.Sie nicken mit dem kopf. Sie schnallen die vepse von allen seiten an,ich schließe das lenkschloss, rüttele noch einmal kräftig an ihrund folge brav den beiden. Der 7,5 t truck hat schon seinen parkplatzund auch das fiat wohnmobil der beiden franzosen ist geparkt undangeschnallt.

Es steht noch nicht fest, wann wirablegen. Es könne morgen früh werden. In der messe liegt einfahrplan, der uns sagt, dass wir erst einmal richtung buenos aireszurückfahren und von dort auf den rio parana rauf nach zarate. Dortmüssten hunday- und mercedesautos, maschinenteile und zahlreichecontainer geladen werden. Zarate ist mir von meiner tour vonconcordia nach buenos aires bekannt, und freue mich, dort fotos vonder brücke zu machen, die sich weit über das sumpfgebiet spannt.

Aber noch ist es nicht soweit.

Wir dürfen uns zurückziehen, müssenaber um 14 uhr in der messe sein, damit wir in die sicherheit desschiffes eingewiesen werden. Rettungsboote, sammelplatz, handhabungder feuerlöscher etc.

die siesta tut gut. Das auspackenverschiebe ich auf später.

Eine erkältung will sich bei mirfestsetzen. Und der begegne ich in den nächsten tagen mit vielschlafen und lesen.


montevideo

Um 18 uhr gibt es abendbrot. Es könnteauch ein mittagessen sein. Der koch kommt aus neapel und macht einensehr guten job.

Noch ist die tischverteilung so, dasssie auf vier und zwei personen verteilt werden. Die pärchen sitzenam vierertisch und die beiden singles am zweier. Eric ist einschweigsamer mensch. Das kommt mir sehr gelegen, und so tasten wiruns langsam aneinander ran. Er ist ein sprachwunder. Dieskandinavischen sprachen kann er sowieso, hinzu kommen französisch,deutsch, spanisch, englisch, niederländisch und etwas russisch. Erist schon im ruhestand, von haus aus maschinenbau ing und für dielandwirtschaftsbehörde im in- und ausland tätig gewesen. Er hatkeine familie und kommentiert das auch nicht weiter. Als ich ihm vonmeiner tour erzählen und ein paar fotos von meinem blog zeigen will,ernte ich nur ein oberflächliches ja ja und gequälte blicke aufmein smartie. Ich breche sofort ab.

hafenbetrieb im 24 std takt

Draussen auf deck weht ein kalter wind.es ist noch länger hell. Ich beobachte das tun im hafen und genießeden blick auf die skyline von montevideo. Ob wir zum frühstückschon buenos aires hinter uns gelassen haben und den rio paranahochfahren?

Die erste nacht an bord.

27.03.

morgens früh werde ich von der vibration des schiffkörpers geweckt. Endlichgeht es los. Zwar nicht gen heimat, aber endlich tut sich etwas.

das morgendliche montevideo verabschiedet sich

Seeleute,kapitäne, offiziere und wohl auch die binnenschiffer leben auf einemanderen planeten. kein wechsel der jahreszeiten an land, keine naturgeräusche außer wasser, wellen und dem blubbern der maschine. im hafen keine bäume, keine fauna außer möven. Das zeitverständnis ist ein völlig anderes. Siemüssen im gegensatz zu den landratten nicht mehr entschleunigen.Diesen prozess haben sie schon vor jahren oder jahrzehntenabgeschlossen. Seien es die gemächlichen 16 knoten auf see miteiner horizontlinie, die sich scheinbar nicht verändert oder daswarten vor den häfen oder vor fahrrinnen, die nur von dem lotsenangesteuert werden dürfen. Also warten auf den lotsen. Und nicht nurdie grande san paolo wartet, mit ihr liegen viele schiffe voranker und dösen in der nachmittagssonne.

antipasti à la giovanni

In den häfen, wojeder tag, jede stunde und jeder meter, der am kai belegt wird, vielgeld kostet, müsste doch so etwas wie hektik und ungeduld aufkommen.Aber auch hier gilt der weise spruch: alles hat seine zeit.Wenn die ladekräne ihre zeit für das absetzen der containerbenötigen, dann ist das so. da gibt es keinen, der die sekunden undminuten zählt. Alles ist eingepreist und als außenstehender kannich nur hoffen, dass die rechnung nachher auch tatsächlich aufgeht.Aber grimaldi – scheinbar immer noch ein familien geführtesunternehmen – weiss wie es geht. vielleicht sehe ich das ganzegeschehen auch nur verschwommen...?

Vielleicht gibt esvon palermo aus gnadenlose zielvorgaben, die mit saftigenbonizahlungen verknüpft sind? Dann aber würde der capitän einenanderen eindruck auf mich machen. Der burnout virus kann ihm wohlnichts anhaben.

Jetzt also sindwir wieder auf dem weg, und der lotse führt uns sicher. Für jeden aneiner rotweissen flagge erkennbar, die neben der entsprechendenlandesflagge, in deren gewässer wir uns gerade befinden, vor sichhin flattert. Noch ist es die uruguayische blauweisse flagge mit dersonne in der ecke.

Für unspassagiere ist es ein tag, dessen struktur von den mahlzeiten lebt.Bis 9 uhr gibt es frühstück, um 11:00 uhr gibt es mittagessen undum 18:00 uhr wird das abendessen serviert.

Die zeitdazwischen verbringt jeder in seiner kabine, auf deck oder imfitnessraum. Die endlichkeit um uns herum, lässt das herz langsamerschlagen, die bewegungen gemächlicher werden und den gang sicherer.Es ist ein großes schiff, das sich bisher kaum etwas vom wellengangauf see anmerken lässt. Wenn ich auf der brücke stehe, dann bedarfes einer genauen beobachtung der horizontlinie, um festzustellen,dass sich der frachter wellenförmig durch das wasser kämpft.

Als ich heutemorgen zum frühstück komme, hat sich die sitzordnung geändert.Nicht die singles sitzen jetzt am zweiertisch, sondern eric mitseiner frau marie aus frankreich. Die beiden haben sich in ihremzweiten partnerleben gefunden. Auf den ersten blick würde keinerdenken, dass diese zierliche und scheinbar aus gutem hause stammendemadame aus dem elsass mit eric zusammen ist. Er ist ein lustiger undlebensfroher mensch, korpulent, mit wilden schwarzen und in seineaugen hängenden locken auf seinem kopf. Früher war er malfernfahrer. Jetzt bereisen sie mit ihrem mercedes wohnmobil die welt.Abenteuer gab es mit der wasserkühlung und der einspritzanlage.irgendwo in patagonien. Sie kennen grimaldi, die guten und dieschlechten köche.

apfelstrudel!!!

Ich setze mich anden vierertisch, der schon von dem holländischen pärchen und mit eric, dem dänen, besetzt ist. Die unterhaltung kommt langsam in gang. Die beidenholländer – rudi und antje - sind beruflich viel rumgekommen undhaben – wie eric auch – mit landwirtschaftlichen maschinen zutun. Was genau, hat sich bisher für mich noch nicht erschlossen. Desniederländischen bin ich nicht mächtig, unser sprachwunder ericschon. Mir ist das recht. So höre ich zu und widme mich den frischgebackenen brötchen, erdnussbutter, käse und salami. Sogar joghurtund cornflakes stehen bereit.

rudi, der auch indeutschland zu tun hatte, weiss über charaktereigenschaften „der“deutschen zu berichten, die mir fremd sind. Ich höre interessiert zuund mache dabei ein fragendes gesicht. Ich merke aber, dass michdiese verallgemeinerungen stören, halte mich aber zurück, möchtehier nicht den patrioten hevorkehren. Wer weiss, ob es da einenunterschwelligen hass auf die deutschen gibt – hervorgerufen imzweiten weltkrieg – mit dessen geschichten er zuhause aufgewachsenist?

Seine elternmüssen schon eine rabiatere natur gewesen sein. Was auf den tischkommt... und das ging so weit, dass sein vater seine hände aufdem rücken zusammen gehalten hat während ihm von seiner mutter dasessen – bspw. Nudeln und fleisch – in den hals gezwängt wurde.Bis er 13 jahre alt war. Seine geschwister hatten mit sich selbst zutun.

Dass sich dadurchseine auswahl an speisen stark reduziert hat merken wir jetzt jedentag.

Draussen ist esfrisch, und der wind ist stärker geworden. Das warten hat ein ende.Wir durchfahren die fahrrinne, alles ist friedlich, es ist bewölkt,aber noch hell. Das wird bald anders, wenn wir die geographische,nach osten ausgerichtete wölbung der küste erreicht haben.

28.03.

buenos aires habenwir während der frühen morgenstunden hinter uns gelassen. ruhigstampft die grande san paolo den rio paranà richtung zarate. Er istrecht kurvenreich und verlangt vom steuermann höchste konzentration.Trotzdem dürfen wir auf der brücke stehen und seine perspektiveeinnehmen.

Es bedarf eines guten augenmaßes, um den frachterinnerhalb der bojen zu halten und die kurven im richtigen winkel undrechtzeitig anzuschneiden. vorne rechts der bordeigene liebherr-kran


immer wieder faszinierend!

Zum frühstückschlage ich vor, dass wir doch alle 6 an den runden tisch passen. Obdas eine gute idee war? Das frage ich mich aber erst später.

Schon von weitemist die brücke zu sehen, über die ich von concordia kommend nachbuenos aires gefahren bin. Jetzt habe ich zeit und gelegenheit, siezu fotografieren. Die eisenbahnbrücke, die parallel zur autobrückeverläuft, ist verwaist.

der lotse kommt an bord

Um kurz vor 10nähert sich mit schnellem tempo das lotsenboot. Es fährt dicht anden schiffskörper heran und der lotse entert unser schiff. Sokönnten es auch die priraten machen... ob es kameras gibt? Dannsind die beiden schlepper in sicht, die den riesenkoloss an diekaimauer ziehen. Erst gegen 11 uhr öffnet sich die ladeklappe. Bisder tatsächliche ladevorgang beginnt gehen zwei weitere stunden insland.

heck- und bugseitig werden wir von den schleppern an das dock gezogen

Wir hoffen, dasswir an land dürfen. Es seien nur drei km bis nach zarate. Es isteine industrie- und hafenstadt. Ich würde ein cafe mit wifiansteuern, emails und whatapps beantworten und die neuestenzeitungsnachrichten lesen. Es heisst, dass wir auch noch morgen hierwären. Aber später erfahren wir, dass wir noch heute nacht odermorgen ganz früh wieder ablegen würden. Es werden hundays undmercedes-kleinbusse geladen. Im umkreis von zarate soll esautofabriken geben.

Der ganze hafen ist zugepflastert mitgrößtenteils weiss lackierten fahrzeugen, die auf ihren abtransportwarten.

Wir rätseln, wohin die pkw gebracht werden, ob diezündschlüssel stecken bleiben oder ob es eine art generalschlüsselfür alle fahrzeuge eines herstellers gibt. Ansonsten werdencontainer und maschinen geladen. Es ist beeindruckend zu sehen, wiees dem ladekranfahrer gelingt, diese riesencontainer mm-genauaufeinanderzusetzen. Die logistik klappt. Ohne pause kommen diecontainer beladenen lkw unter dem ladekran zum stehen, so dass einelückenlose beladung im minutentempo möglich ist. Ich kann denkranfahrer von meiner position durch den glasfußboden seiner kanzelbeobachten. Es steht ihm zwar ein terminal für die navigation inseiner kabine zur verfügung. Von diesem aber macht er keinengebrauch. er sitzt mit gespreizten beinen auf seinem sessel und lugtdurch seine beine auf den zu positionierenden container. Nicht geradedie beste arbeitshaltung.

Tatsächlich machtsich unser frachter noch in der nacht auf den weg zurück.

Der nächste hafenist santos im bundesstaat sao paulo.

29.03.

wir haben dieargentinischen gewässer verlassen. Das zeigt die nicht mehrvorhandene argentinische flagge auf der brücke. Auch der lotse istvon bord. Der rotweisse wimpel ist auch verschwunden. Volle fahrtvoraus!

Die nacht istruhig, das vibrieren der maschinen ist nur leicht zu spüren. Es istinsgesamt ruhiger an bord, als wenn wir vor anker liegen.

Heute sitze wiralle zusammen am frühstückstisch. Schon beim aufstehen habe ich mirgedacht, dass es vielleicht eine gute idee wäre, wenn jeder der 6leute von seinem job erzählt. Wir sind zufällig zusammengewürfelt,wir werden noch vier wochen diesen tisch drei mal täglichmiteinander teilen. da wäre es doch nicht schlecht, wenn wir etwasmehr voneinander wüssten. Vielleicht ist es noch zu früh,vielleicht ist der vorschlag zu aufdringlich – die reaktion ist einschulterzucken mit einem prüfenden blick zu eric von madame, eric,der däne, sagt, er handele mit drogen und unser niederländischespärchen sagte schon vorher, sie könnten stunden über ihren joberzählen. Vielleicht wirkte das oder der vorschlag abschreckend? soist die idee im sande verlaufen.

Als ich nach demfrühstück an deck gehe ist der wind so stark, dass ich den eindruckhabe, dass er mir die beine wegziehen will. Es ist schwer, diekontrolle über die eigene steuerung zu behalten.

Santos imbundesstaat sao paulo sollen wir am 01.04. ansteuern. Es heisst, dasswir dort für ein paar stunden an land könnten.

30.03.:

wir könnenmaximal 16 knoten fahren. Das entspricht knapp 30km/h. Es wirdwärmer, die luft erinnert mich an das tropische klima. Der fahrtwindmildert die hitze und verleitet dazu, leichtsinnig zu werden und sicheinen nachhaltigen sonnenbrand zu holen.

wir befinden uns in brasilianischen gewässern

Unser kochgiovanni verwöhnt uns jeden tag mit einem 3 gänge menue. In derregel fangen wir mit pasta und viel parmesan an; es gab aber auchschon leckere antipasti mit sehr dünn geschnittenem parma (?)schinken und oliven. Es gibt fleisch, das mich nicht so begeistertund fisch auf angedünstetem gemüse. Knoblauch und etwas mehrkräuter würde unser menue geschmacklich noch abrunden, aberangeblich kennen die neapolitaner keine kräuter... zum nachtischgibt es früchte und einmal sogar apfelstrudel. Gerne hätten wiralle noch einen nachschlag gehabt, aber angeblich hätten diephilipinos, die ihre eigenen essbereich haben, alles aufgegessen.

Zum abendessengibt es kleinere turbulenzen an unserem tisch. rudi hat in seinerbeschreibung der charaktereigenschaften der deutschen überzogen. Imbrustton der überzeugung ließ er gegenüber den anderen europäernverlauten, dass die deutschen sofort nach dem essen aufstehen würden.Sie hätten nicht die muße, noch gemütlich zusammenzusitzen. Es magja für den werktag stimmen. Aber nun fühle ich mich doch in derverantwortung, die sitten und gebräuche meiner landsleute in einrichtiges licht zu rücken. Eine für mich ungewohnte aufgabe. Undstelle am schluss noch die behauptung auf, dass bestimmt nicht alleniederländer immer und zu jeder stunde käse essen würden...verlegenes grinsen und weg gucken am tisch, madame übersetzt nochschnell für eric – das thema ist beendet. rudi und antje sind vielin der welt unterwegs – privat und dienstlich – und geben ihrwissen gerne in die runde und wissen auch vieles (besser)... dietotsünde jeder kommunikation ist der zeigefinger, der auf dengesprächspartner zeigt. ich fühle mich aufgespießt oder wie miteiner waffe bedroht. Dass dann schutzinstinkte geweckt werden, die zuder einen oder anderen übereilten antwort führen können, ist zuerwarten. Oder missachtung ist die folge. Es wird sich wiederzurechtruckeln.

Heute abend feierndie philipinos eine kleine party mit karoke und alkohol. Letzteresaber kontrolliert, da alkohol für die crew an bord verboten ist. Dermaster on board – el capitano – weiss nichts davon...

31.03.

es läuft allesplanmäßig. Wir werden wohl morgen in santos ankommen. Das ist diegute nachricht – die schlechte nachricht ist, dass wir nicht sofortin den hafen können, sondern ein, zwei tage – oder mehr – aufdas go der hafenbehörde zu warten haben.

Gerüchte,denke ich.

mein blick aus dem kabinenfenster wird sich so schnell nicht verändern

01.04.

heute gehe ich zumersten mal in unser bordeigenes fitnessstudio. Ich fühle mich wiederfit und brauche bewegung. Das fahrrad funktioniert und die musik aufmeinem smartphone auch. Ich nehme mir das jetzt für jeden morgenvor.

Ich komme erstdann zum frühstück, wenn meine niederländischen freunde schon imbegriff sind aufzustehen, was ich insgeheim sehr begrüße.

Und heute istfake-day.

Eric, derfernfahrer, weiss dazu eine schöne geschichte aus seinenfernfahrerzeiten zu erzählen: er ruft seinen chef an und teilt ihmaufgeregt mit, dass sein lkw gestohlen worden sei. Der schreck istgelungen und er versteht erst den spaß, als eric ihn damit beruhigt,dass er ihm aber das kennzeichen nennen könne.

In erics speditionwar es üblich, dass sie ihren lohn in einem umschlag überreichtbekamen. So auch eric. Als er ihn öffnete, schaute ihn statt seinesschecks ein fisch aus pappe an...

pappfische werdenin frankreich für aprischerze verwendet. Der chef hat das nichtvergessen und revanchierte sich.

Später frage ichden giovanni nach haferfocken. Er verneint. Gerne würde ich morgensrichtig frühstücken mit müsli und obst und dafür das mittagessenum 11 uhr ausfallen lassen. Vielleicht finde ich im nächsten hafeneinen laden, der mir avenas verkauft.

seit frühem nachmittag sind wir inwarteposition. Um uns herum liegen zahlreiche schiffe, die löschenoder bunkern wollen.

Die stimmung bei tisch ist wieder gut.Ich halte mich mit kommentaren zurück und wundere mich, dass denanderen der immer wieder hervorschießende zeigefinger nichtsausmacht.

02.04.

an dem gerücht ist doch etwas dran.Angeblich dürfen wir erst am 05.04. in den hafen.

Was ich schon bei meinen mechanicos aufmeiner ersten etappe in peru gelernt habe – nämlich warten undgeduld – diese tugend kann ich jetzt und in den nächsten wochenbestimmt noch verfeinern.

Der blick aus meinem fenster blieb inden letzten 24 stunden unverändert. Die wartenden schiffe veränderngenausowenig ihre position wie wir das tun. Demzufolge könnte ichauch auf ein foto schauen und es gar nicht merken. Die dünung deswassers würde animiert.

Was stattdessen mit uns und dem schiffpassiert, würde sich meiner wahrnehmung entziehen... stoff füreinen thriller?

03.04.:
esbewegt sich nichts. Die lüftung in der kabine ist gut. Draussen istes tropisch heiß. An rausgehen ist nicht zu denken. Wir alle zeigengeduld und geben uns dem schicksal hin. Keiner fragt mehr bei denmahlzeiten, ob es etwas neues gibt, ob wir vielleicht doch schohfrüher in den hafen dürfen.

Heute abend habeich zu eric, dem dänen, gesagt, dass wir ja schon jetzt lernen, wiees uns vielleicht später im seniorenheim ergehen wird. Dort seiendie tage auch von den mahlzeiten und vom warten bestimmt. Seinkommentar ist das stichwort natriumnitrit, das genommen würde, umdem fleisch eine kräftige rotfärbung zu geben. Es könne aber auchmit etwas wasser verdünnt eingenommen werden. Vorher solle manvielleicht für entspannte musik sorgen. Der blutdruck begänne zusinken, man würde schläfrig und irgendwann nicht mehr aufwachen.Wenn man aber doch zu sich käme, müsse man nicht mit nebenwirkungenkämpfen...

tischgesprächwaren heute die philipinos. Sie wissen, dass sie nur 80% dessenverdienen, was die italienischen kollegen bekommen. Sie würden dasinkauf nehmen, weil sie für philipinische verhältnisse hier sehrviel geld verdienen würden. Es gäbe aber an land eine anlaufstellefür die seeleute – vielleicht eine art seefahrergewerkschaft - ,wenn irgend etwas an bord nicht stimme. Sei es, dass überstundennicht bezahlt würden, das essen nicht gut wäre oder zu wenig fürdie sicherheit gesorgt würde. Es sei schon vorgekommen, erzählt unsjosep, unser kellner, dass eine kommission hier an bord erschienenwäre, die sich die logbücher und die speisepläne angeschaut habe.

Wir sind aufmorgen gespannt.

Aber dann ist erstder 04.04....

04.04.:

das gerücht hältsich bis heute abend halb 7.

der zweiteoffizier kommt zu unserem tisch und eröffnet uns, dass wir am montag(!) in den hafen könnten. Ein may be hängter noch am schluss an seine vorhersage dran.

Langsam glaube ich, dass nicht nur wir ungeduldig werden, sondernbestimmt auch die empfänger der waren, die wir an bord haben.

Die leeren 1,5 l plastikflaschen, die noch auf unseremabendbrotstisch stehen, müssen für unsere enttäuschung herhalten.Damit sie nicht so viel platz wegnehmen, werden sie in sichzusammengepresst und dann mit ihrem deckel verschlossen. Wenigstensso können wir uns etwas abreagieren.

In meiner kabine liegt ein wasserabweisender neopren-anzug fürnotfälle bereit, der dann zur anwendung kommt, wenn das rettungsbootausgelastet ist und der passagier in das kalte meerwasser springenmuss. Das material ist dick und unhandlich, der reissverschluss miteigener kraft nicht zu verschließen. Die hände sind für filigranearbeiten nicht mehr zu gebrauchen, da nur noch fäustlinge zurverfügung stehen.

Eric, der däne, der sich auskennt, rät mir davon ab, ihn ohnefremde hilfe anziehen zu wollen. Er wäre auf einer seinergrimaldifahrten zwei stunden damit beschäftigt gewesen, ihn wiederauszuziehen, weil der reissverschluss nicht alleine zu öffnengewesen wäre.

Zum glück ließ sich bei meinem anziehversuch der reissverschlussgar nicht erst schließen, so dass ich – zwar mit etwas mühe –alleine wieder aus diesem ungetüm herausfand. Wie das im ernstfallwerden wird? Ich tröste mich damit, dass wir nur 6 passagiere sind,denen die besatzung helfen wird. Über details, die mit dermenschlichen verdauung zu tun haben, mache ich mir lieber keineweiteren gedanken.

05.04.

jetzt sind es nur noch zwei tage bis wir in den hafen einlaufenkönnen... andere gedanken lasse ich nicht zu.

Heute nach dem mittagessen erzählte mir eric, der däne, dass diegrande amerika, mit der ich ursprünglich am 19.04. zurückfahrenwollte, auf ihrem törn von hamburg nach montevideo aufgrund einesbrands an bord gesunken ist. Sie hätte für mich für meinerückreise nicht mehr zur verfügung gestanden und ich wäre ohneeigenes zutun auf die grande san paolo umgebucht worden.

So erging es den holländern. Als entschädigung dafür erhielten sieein upgrade für die owners cabine, und umbuchungsgebührenmussten sie natürlich nicht bezahlen. Sie ist doppelt so groß wiedie anderen kabinen und mit mehr luxus ausgestattet.

draussen steht die luft und ist vollgesogen mit feuchtigkeit.

Wir lagen vormadadaskar... oder nochschlimmer die flüchtlingsboote auf unseren meeren, die bei derbrütenden hitze der sonne einfach nur ausgeliefert sind. Da geht esuns gut mit unseren klimatisierten kajüten...

die philipinos scheinen auch hitzeresistent zu sein. Eingepackt inihren blauen overalls arbeiten sie an bord, flexen und bessernroststellen aus. Nur mit einem stirnband versehen. 800 euro sollensie verdienen.

06.04.

nicht nur die luftfahrt – bei denen die platznummer 13 ausgespartwird - , sondern auch die passagiere auf der grande san paolo sindabergläubisch. Ich fühle mich an harry potter erinnert. Eric, derdäne, erzählt heute abend beim abendessen eine begegebenheit anbord der grande amerika (das schiff, das gesunken ist) und macht esgenauso wie harry potter, ron und hermeline mit valdemor. ...dasschiff, dessen name wir nicht nennen wollen.

Ich erfahre heute mehr über die folgen dieses unglücks. Zwar gab esnur ein passagier an bord (der lebend geborgen wurde), aber einigeoverlanderfahrzeuge, die von den eigentümern im hafen von buenosaires abgeholt werden wollten. Für ein ehepaar, das haus und hofverkauft hat, um sich das auto und die ausrüstung zu kaufen unddiese reise zu machen, muss das ein albtraum gewesen sein. Wenn siees nicht in den nachrichten schon gehört oder von ihrem reiseagentenvorher erfahren haben, so werden sie spätestens im hafen von dieserschreckensnachricht ereilt. Die autos sind über grimaldi nichtversichert und liegen jetzt 3.000 meter tiefer auf dem grund desatlantiks...

So soll auch eine ladung von porschefahrzeugen an bord gewesen sein,die in rio de janeiro ausgeladen werden sollten.

Magnaten aus brasilien haben sich die letzten 5 exemplare des 911ermit sonderausstattung und sicherheitsausrüstung bestellt und gehenleer aus. Deren rechtsantwälte haben durchgesetzt, dass – obwohldie baureihe abgeschlossen ist – porsche seinem vertrag nachkommtund die 911er serie für diese fünf fahrzeuge (!) noch einmalaufleben lässt. Wenn nicht alles in handarbeit erfolgen soll, müssenproduktionsstraßen wieder eingerichtet, presswerke für diekarrosserieteile umgerüstet und die zulieferbetriebe instruiertwerden.

Eric, der franzose stellt sich - mit einer ladung schwarzem humorausgestattet – vor, wie beim nächsten tsunamie die weissen porschecayenne aus 3.000 m tiefe hochgeschleudert und an land gespültwerden...

Es werden vermutungen laut – ich befinde mich unter passagieren,die schon 2 bis 3 mal mit grimaldi gereist sind - , dass wir deshalbvor santos so lange liegen müssen, weil wir einen teil der ladung,die für die untergegangene grande amerika bestimmt war, an bordnehmen sollen...

eric, der franzose mit marie daniele. sein ehrgeiz: die 1,5 l wasserflasche so klein wie möglich zusammen zu pressen


Wir alle sind vorsichtig mit unserer vorfreude auf den landgang. dieeinschränkung may be, die wir in den letzten tagen immerwieder von der brücke hören, macht an unserem tisch schon bald alsgeflügeltes wort die runde. Wir glauben nicht mehr so richtig dran.Und wenn dann eric, der däne, von seinem ungeplanten 7 wochen-törnauf einem der grimaldi-schiffe erzählt... er sieht es aber positiv:3 zusätzliche wochen kost und logie frei!

Ich bin nicht mehr der einzige, der auf herausgestreckte zeigefingeroder sogar daumen reagiert! Sogar seine partnerin weist heute beimfrühstück ihren partner auf den zeigefinger hin und biegt ihn maleben zur seite. Auch marie fühlt sich von ihrem partner gestört,der ihr seinen daumen entgegenstreckt... die kraft der (meiner)gedanken?

Tucholsky, der in einem seiner bücher seine beobachtungen übermitteilsame ehepaare teilt, hätte auch hier bei uns seine freude.Der ehepartner beginnt - nicht zum ersten mal - in einer ihm fremdenund ungewohnten sprache über eine episode auf ihrer reise zuberichten. Aber er wird schon nach drei sätzen - wieder einmal - von seiner frau unterbrochen, die die geschichte dann zu endeerzählt. Sie ist geübter in der sprache und die pointe gelingt ihr.Er nimmt das hin und schweigt. Wie lange das wohl noch gut geht?

eric, der däne, von dem wir heute abend erfahren, dass er am 16.04.73 wird, ist frachtschiffreisender. Er schifft sich bei einer odermehreren reedereien ein und lernt auf diese weise die ganze weltkennen. Sein klappfahrrad nimmt er samt anhänger in seiner kabine,geht

irgendwo in der welt an land, macht seine fahrradtouren und nimmt dennächsten oder übernächsten frachter und umrundet so unserenglobus. Für dezember 2020 hat er die nächste weltreise gebucht.

Es wird herbstlich. Heute morgen empfängt mich dicker nebel, als ichaus meinem fenster auf das meer schaue. Ob sich die anzahl der voranker liegenden schiffe erhöht hat?

Nach dem frühstück möchte ich mir an deck die beine vertreten underwarte eine europäische herbst luft. Stattdessen mache ich sofortzwei schritte rückwärts in das kühle schiffsinnere. Hier draussenist es schlimmer, als in einer gut besuchten sauna! Kein lüftchenregt sich, die luft ist schwer und klebrig, wie ein süßer likör.

07.04.

der tag beginnt mit einer guten nachricht: um 2 oder vielleicht dochab 2 uhr morgen früh darf die grande san paolo in den hafensantos einlaufen. Aber es bleibt bei der einschränkung may be.

wir können zuversichtlich sein. Bis heute abend hat die nachrichtgehalten.

Gestern abend spät erlebten wir noch ein kräftiges gewitter mitausgiebigen und starken regengüssen. Die wellen hatten so vielkraft, dass der schiffskörper in regelmäßigen abständen kräftigdurchgerüttelt wurde, erics kabine hatte wassereintritt. Ich binverschont geblieben.

wetterwechsel

08.04.:

tatsächlich durften wir die grande san paulo verlassen. dank unseres kellners josep! sonst würden wir immer noch in der messe sitzen und warten, bis wir abgeholt werden. die verabredete uhrzeit ist seit einer halben stunde verstrichen. es ist 10 uhr. wenn das so weitergeht, lohnt sich das dann wohl nicht mehr. wir werden selbst nicht aktiv, sondern denken, dass zoll und hafenbehörden uns einen strich durch die rechnung machen.

aus der vogelperspektive vom oberdeck: der schiffsbauch wird entladen

der hafen von santos. die weissen lieferwagen aus zarate sind schon ausgeladen

der güterzug - gezogen von 2 bis 4 loks -  kämpft sich mit lang gezogenem hupen durch den hafen

aber dann kommt josep freudestrahlend in die messe. er habe mit dem capitano gesprochen. wir hätten schon ab 08:00 uhr das schiff verlassen dürfen. santos ist nicht weit. um halb 11 sind wir in der stadt. es regnet und ist warm. ich habe keinen blick für mein umfeld, für die stadt und ihre architektur. ich habe nur einen suchenden blick für ein cafe mit internet und steckdose! ich habe glück. wir laufen direkt darauf zu. die anderen wissen nicht so richtig was sie wollen. ich verabschiede mich und verschwinde. es ist ein schönes cafe - so wie in buenos aires. die einrichtung hat etwas von jugendstil, hohe decken, dunkele möbel, schöne hängelampen und geschmackvoll ausgesuchte fußbodenfliesen.

ich halte mich jetzt schon seit 3 stunden an einem cafe con leche und einem orangensaft fest, lese meine what apps und emails, lade den blog hoch und füttere mein e-book mit neuem lesestoff. sogar für das datenvolumen der bilder reicht die kapazität.

zwei wochen ohne internet ist schon eine herausforderung. 

es gibt auch eine app, die mir offline zeigt, wo sich die grande san paolo gerade befindet. 

bisher war es eine art blindflug.

jetzt wird es heller. ich werde noch etwas durch die stadt laufen und pünktlich um 17 uhr wieder am schiff sein.

gute arbeitsatmosphäre

um 17 uhr müssen wir wieder an bord sein. Es fühlt sich eher so an,dass wir von unserem freigang zurück sein müssen. In beiden fällen,ob freiwillig oder gesetzlich verordnet begibt sich der reisende oderder delinquent zurück in die abgeschiedenheit von gesellschaft unddem worldwide web.

So nutze ich die freiheit aus bis zum schluss und kann sogar nocheine voice-app von nora empfangen, aber nicht mehr beantworten. Dasschiff würde zwar nicht ohne mich ablegen, weil noch die nacht übergeladen werden muss, aber ich möchte ja im nächsten hafen auchwieder gerne das schiff verlassen dürfen.

Zwischendurch aber habe ich kurz mein cafe und meine wifi-oaseverlassen, um noch einen blick in die gegenüberliegende altekaffeebörse zu werfen.

Eric und marie waren schon drin und haben mirsie dringend ans herz gelegt. Leider dürfen wir nicht in denbörsensaal, aber die beiden securities sind so nett undfotografieren diesen tollen saal.



1920 wurde das gebäude imklassizistischem stil errichtet und diente bis 1950 seinemursprünglichen zweck. Danach wurde die kaffebörse nach sao pauloverlegt.

dauerregen in santos

Die südamerikaner sind wirklich „cool“ drauf!!! von halb 11 bis15 uhr habe ich in dem schönen cafe gesessen, durfte strom und wifinutzen und in ruhe vor mich hin arbeiten. Kein generve und keinebösen blicke. Im gegenteil nett, freundlich und lustig. Ich essedann aber nach getaner arbeit noch einen salat, trinke einen zweitenfrischgepressten zitronensaft und später einen pastell santa claraund einen cafe con leche. So habe ich mich wenigstens halbwegs fürdie gastfreundschaft revanchiert.

Eric, der däne, der mich im cafe besucht, wartet mit einerhiobsbotschaft auf: er hat sich auf der internetseite von grimaldiden schiffsfahrplan angesehen und festgestellt, dass unsere grandesan paolo nur bis antwerpen eingeplant ist. Das muss zwar noch nichtsheissen, aber aus jetziger sicht verspüre ich keine lust – und dievepse bestimmt genausowenig – die nahezu 500 km noch nach bremen zufahren. Es blieben nur die landstraßen, da wäre noch eineübernachtung einzuplanen. Aber ich habe jetzt genug zeit, michdarauf einzustellen und den master of bord zu befragen.

jetzt ist sie ein museum und veranstaltungsort

die seitenfassade der kaffebörse

Der sprühregen hat wieder eingesetzt, und ich mache mich zufuß aufden weg zum hafen.

Es sind nur 20 minuten. Verlaufen gehtglücklicherweise nicht, dafür gibt es genügend gefahrenquellen aufdem weg dort hin. Rutschiges kopfsteinpflaster, das an zahlreichenstellen und zum sogenannten bürgersteig besonders mit knöcheltiefenpfützen gefüllt ist. Eine schier endlos lange karawane von lkwfährt im 50 cm abstand an mir vorbei. Es gibt keinen bürgersteigmehr. Nur noch pfützen, aufgeworfene erde, aber langsam fahrende undrücksichtsvolle lkw-fahrer.

Je näher ich zum hafen komme, je intensiver wird der geruch nachschwein- und hähnchenmast oder danach, was dabei rauskommt. Wirrätseln beim abendessen. Vielleicht standen irgendwo eine batterievon lkws, die mit dem federvieh beladen war und die dieseausdünstungen von sich gegeben hat? Eine echte quälerei!

noch hier in meiner kabine ist der geruch in den kleidern.

In der zwischenzeit wurde die grsp weiter beladen, diemaximalmarkierung an der schiffswand ist bald erreicht. 300 containersollen an bord genommen werden, cat-krähne, maschinenteile, pkw undbusse. Auch hier überwiegt wieder die modefarbe weiss. Schwarz istout!

so gut wie voll beladen

Unsere holländischen freunde sind schon früher zum hafen gegangen,standen aber vor verschlossenen toren! Drogenfund! 900 kg kokain warenim begriff, auf unserem schiff versteckt zu werden. Dank dergeistesgegenwart eines philipinos, der sofort den sicherheitsoffizierinformiert hat, wurde die polizei alarmiert, die das hafengeländegroßräumig gesperrt und die container sichergestellt hat.

Auch der brexit ist thema. Am mittwoch soll die entscheidung fallen,ob geordneter austritt aus der eu?

09.04.

Ich schlafe unruhig -vielleicht zu viel cafe con leche. Außerdemerwarte ich, dass die grande san paolo diese nacht ablegt.

Ich befinde mich gerade wieder in der einschlafphase, als um halb 2im flur die alarmklingel im dauerton ertönt. Das heisst laut densicherheitsanweisungen, die uns am tag des bordings ausgehändigtwurden: one long blast means - a person falls over bord.

Ich habe die liste auf meinem schreibtisch liegen und sehe keinenotwendigkeit, aktiv zu werden. Doch dann erschallt wenig spätererneut der klingelton, der von lauten stiefelgeräuschen und stimmenauf dem flur begleitet wird. hm. Richtig ernst wird es für uns abererst, wenn der master of bordalso unser capitän -über die lautsprecheranlage folgendes mitteilt: abandonship.Dann müssen sich die passagiere an deck versammeln. Beruhigend ist,dass der chief officer für diesen fall leute bereitstellt, die denpassagieren beim anlegen der livejackets etc behilflich sind.

So schlimm wird es nicht sein, denke ich, ziehe mich aberetwas über und gehe auf den flur. Eric, der däne, ist schon„reisefertig“, meine direkten nachbarn eric und marie haben, wieich, fragezeichen auf der stirn. Die philipinos laufen mitsauerstoffgeräten und atemmasken hektisch den flur entlang richtungfahrstuhl, wollen oder dürfen aber nichts sagen. Schließlich kommenjosep und giovanni vorbei und sagen im vorbeilaufen, auf deck 1 seiein feuer ausgebrochen - wir sollen uns bereithalten. Standby!

Draussen regnet es in strömen. Ich ziehe mir meinen anorack über,laufe mit meinen flip flops über das glitschige deck, um mir einenüberblick zu verschaffen. Ein einsames feuerwehrauto fährt auf dasschiff zu, muss aufwendig manövrieren, um dann rückwärts in denschiffsbauch einzufahren. Nur eins? Später erfahre ich, dass schonzwei dabei sind zu löschen. Sonst ist nichts zu erkennen. Keinerauchschwaden, nichts was beunruhigend wäre. Trotzdem überschlagensich bei mir die gedanken: was dürfen wir mitnehmen? Darüber gibtes keine informationen. Nur die papiere? Die ungewissheit zerrt anden nerven. Den auskünften, die wir wenig später erhalten, dassalles unter kontrolle sei, schenke ich wenig glauben. Wichtig fürdie besatzung ist es, so vermute ich, die passagiere ruhig zu halten.Ist jetzt standby aufgehoben? Wir erweitern unserenaktionsradius und gehen richtung messe. Dort begegnet uns dercapitän, der von unseren holländischen gästen ausgefragt wird. Erwirkt ruhig und wie frisch vom sofa. Seine frisur hat am hinterkopfnoch den kopfkissenabdruck, mit seiner lesebrille in der hand sprichter in sein walki-talki und gibt seinem ersten offizier am brandortanweisungen. Avanti ist öfter zu hören. Aber es scheint inder tat, alles unter kontrolle zu sein. Ein lkw habe gebrannt, dasfeuer sei gelöscht. Da steht ein ganzes parkhaus voller pkw und lkw,die gerne schnell feuer fangen... ich denke, dass dieses feuer geradevor dem hintergrund des brandes auf dem schwesterschiff einebesondere brisanz hat. Aber das schlimmste ist überstanden. Er klagtuns sein leid, dass keiner von den rettungsleuten englisch spräche.Portugiesisch könne keiner von der besatzung. Er schaut uns an, aberunser sprachwunder eric, kann damit nicht dienen. Auf seine frage indas walki talki, ob er denn die passagiere wieder ins bett schickenkönne, bekommt er ein ja. Unten seien wachen abgestellt, die einerneutes ausbrechen des feuers verhindern würden.

Bevor wir uns wieder verteilen, gibt er uns noch mit auf den weg,dass er auf die berechnung dieses schauspiels für dieses malverzichten wolle... ich gebe noch in die runde, dass ein grappa füralle nicht schlecht sei. Leider bleibt es bei diesem vorschlag.

Der rest der nacht verläuft friedlich. Es wird wohl eine zeitdauern, bis sich die „schlafroutine“ bei den passagieren wiedereinstellt.

So verzögert sich auch unsere weiterfahrt. Heute werde noch geladen.Und heute abend erfahren wir, dass wir jetzt nur noch auf denhafenagenten warten würden.

Das wetter ist weiterhin nass! Es regnet in strömen und das jetztschon seit 3 tagen. Immer wieder denke ich an meine vespatouren unddaran wie es gewesen wäre, wenn ich bei diesem wetter hätteunterwegs sein müssen.

Der kokainfund ist noch thema. Der verkehrswert von 1 milliardedollar macht die runde. El capitano ist besorgt, dass in rio weiterecontainer mit dem weissen pulver auf uns warten. Er erhält von densecurities die zusicherung, dass genügend personen bereitgestelltwürden, die die container kontrollieren und die beladung beobachtenwürden. Auch steht die frage im raum, ob es sich bei dem brand umeinen anschlag der drogenmafia gehandelt habe?

Wird sich die liegezeit in rio noch verlängern? Wie sieht es vordem hafen aus? So wie vor santos? Steht uns wieder eine woche voranker bevor? Alle wissen es nicht. Auf die frage, ob wir pünktlichweiterfahren können, bekommen wir immer ein überzeugendes ja, abermit der uns bekannten einschränkung: may be.., may be not...

10.04.

die nacht verläuft ruhig. Zu ruhig.

Mein blick aus dem fenster hat sich auch heute morgen nichtverändert. Ein weiterer tag im hafen. Oder geht es heute mittagschon weiter? Kein weiss was, keiner sagt etwas. Die beladung seiabgeschlossen. Das war aber schon gestern so. Die ladeklappen sindnoch geöffnet. Das hat aber nichts zu sagen, weil nur über diesenweg der hafenagent ein und aus geht. Wir vermuten, dass dieermittlungen in sachen feuer und drogenfund noch nicht abgeschlossensind. Eric, der däne, erzählte mir heute, dass es sich bei der wareum gepresstes kokain handele, das in der isolierung der container mithitzeempfindlichen gütern versteckt werde.

Der regen hat nachgelassen, aber noch immer hängen die wolken tiefüber den bergen.

Nach dem mittagessen hören wir, dass wir um 16:00 uhr ablegen. Einweiterer hoffnungsschimmer. Und tatsächlich werden um 16:30 uhr dieleinen losgemacht. die beiden schlepper haben uns schon „am haken“und langsam werden wir in die fahrrinne gezogen. Schwarzerauchschwaden verlassen die schornsteine, die maschine nimmt fahrtauf. Santos begleitet uns lang. Sind es fischerdörfer oder favelas,die pfahlbauten gleich ins wasser gestellt wurden? Und später diewohlhabenderen stadtviertel. Zu erkennen an den yachthäfen, dentennisplätzen und den blinkenden wolkenkratzern.

abschied von santos bei diesigem wetter mit der alten kaffeebörse als blickfang

Es dauert etwa eine stunde bis wir wieder auf dem offenen meer sind.

Die letzte nacht hat doch so viel eindruck bei mir hinterlassen, dassich heute nachmittag alle wichtigen daten auf meinen stick gezogenhabe. Der befindet sich im portemonnaie und wird hoffentlich nichtnass...

Beim abendessen werden die nerven der passagiere erneut auf die probegestellt. Die crew hat schon die messe verlassen und bereitet sichauf das auslaufen vor. Wir sitzen noch gemütlich und genießen weinund bananen, als aus einem kasten in der ecke grelle töne erschallenund 5 grüne lichter blinken lässt. Diese besagen, dass sich allewichtigen offiziere melden sollen. Nichts passiert. Josep undgiovanni hören das getöse vielleicht nicht, oder es ist für sieroutine. Über unserem tisch hängt auch ein kasten, der darüberinformiert, dass an deck 4 handlungsbedarf besteht. Wir sind ratlos,aber nicht weiter aufgeregt. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn 5kurze töne und ein langer ton uns von unserem abendbrotaufgeschreckt hätte. Am schluss löst sich alles in wohlgefallenauf. Die signaltöne verebben. Alles geht zur tagesordnung über.

mit schmackes vom sinkenden schiff

Rio sollen wir morgen gegen 12 uhr erreichen. Das sei aber nicht ganzsicher, weil schlechtes wetter zu erwarten sei. Was immer das heissenmag...

Was war heute in europa los? Geordneter oder chaotischer brexit?

Wenn wir morgen das schiff verlassen dürfen, werden wir es wissen.

11.04.:

kaum zu glauben. Wir sind im plan.

Das schlechte wetter hat die grande san paolo heute nacht schaukelnlassen. es wäre besser gewesen, wenn meine koje nicht quer zurfahrtrichtung gestanden hätte; so musste ich mich stark richtungfußende legen, um nicht jedesmal mit dem kopf an das kopfende zustoßen.

Auf einem weg zum fitnessraum kommt mir wie jeden morgen der duftnach frischen brötchen entgegen. Giovanni bemüht nicht diemikrowelle, sondern backt jeden morgen neu!

Das fitnesstraining auf dem fahrrad hat berge und täler im programmund manche kurven sind auch dabei. Die kniebeugen und die dehnübungenstellen hohe anforderung an das gleichgewicht.

Beim mittagessen wurde ein weinglas von einer 1,5 l flaschegetroffen, woraufhin josep die papierservietten zusammenrollte und anzwei stellen so verknotete, dass die wasserflasche hingelegt und vonden knoten am rollen gehindert wird.


Zuckerhut, christusstatue und copa cobana zeigen sich bei tiefblauemhimmel von ihrer besten seite.die seilbahn schafft sich zum zuckerhuthoch. Ich erinnere mich an unser familienfoto mit gabi, tillmann undnora. Jeder mit einem glas capirinha in der hand.
Kein lüftchenregt sich. Ich bin froh, dass ich nicht in der stadt bin, sondernhier oben von deck aus die szenerie beobachten kann. Die schwarzenvögel mit ihrer beeindruckenden spannweite sind wieder da und habenkeinen respekt vor den flugzeugen, die auf dem nationalen flughafendie landebahn ansteuern. Aus unserer perspektive sind das schon rechtgefährlich aus. Die vögel behalten ihre flugbahn bei – der pilotebenso. Eine kollision bleibt glücklicherweise aus.

Kein ankern vor dem hafen.

Alles geht glatt. Der lotse stellt sich halbwegs pünktlich ein, undum 14 uhr machen wir fest. Hier macht der hafen einen organisiertenund aufgeräumten eindruck. Wir lassen die in zarate eingeladenensprinter hier und laden container. Es gibt genügend parkplätze undsogar parkhäuser, um die pkw platzsparend zu parken. Vw busse fahrenmit 8 arbeitern in den schiffsbauch und wenig später werden imsekundentakt die autos ausgespuckt. Securities sind nicht zu sehen.Kein drogenfund.

Ein landgang ist für uns nicht vorgesehen. Wir laufen heute nacht um23 uhr wieder aus. Die zeit an land wäre zu knapp gewesen, denn diefahrt in die stadt hätte auch noch eine stunde beansprucht. Ich binnicht traurig darüber. Mir hätte es auch gereicht, hier auf demhafengelände eine wifi-station zu finden. hier ist alles soweitläufig, dass auch daran nicht zu denken ist. Was mit den britenist, bleibt uns weiterhin verschlossen.

Wenn alles klappt befinden wir uns morgen um diese zeit auf demoffenen meer richtung äquator und dakar an der afrikanischenwestküste.

7 bis 8 tage werden für die knapp über 5.000 km veranschlagt.

12.04. (21.breitengrad):

mäßiger seegang. Trotzdem mussste heute wieder ein weinglas dranglauben. Unser kurs nordost mit einer geschwindigkeit von ca. 25km/h. Wir haben wieder internationale gewässer erreicht. Diebrasilianische flagge ist eingezogen. . Herrliches wetter.Sonnenuntergang schon um 17:30 uhr. Derzeit befinden wir uns auf dem21. breitengrad. Ein breitengrad entspricht 111 km. Noch ca. 2.331 kmbis zum äquator. knapp vier tage. Dann werden die tage langsamwieder länger.

13.04. (16.breitengrad):

den 16. breitengrad haben wir erreicht. Jeden tag wird es wärmer.Heute haben wir die uhr eine stunde vorgestellt. Sonst verläuftalles planmäßig. Lesen, schlafen, schreiben, lesen, essen...

heute müssen wir die uhr eine stunde vorstellen.

14. & 15.04.(7. breitengrad):

wir haben mittlerweile den 7. breitengrad erreicht. Das wetter istruhig. Die geschätzte ankunftszeit in dakar wird erst fürostersonntag, 08:00 uhr angepeilt. So sollen wartezeiten vor ankervermieden und eine reibungslose einfahrt in den hafen gewährleistetwerden.

Wenn sich keine andere lösung abzeichnet, werde ich schon inantwerpen von bord gehen müssen, weil die grande san paolo nichthamburg ansteuern wird. Laut plan soll es aber die grande berlingeben, die von antwerpen weiter nach hamburg fährt. Morgen um 10:00uhr werden wir die möglichkeiten, die sich für mich ergeben, mitdem ersten offizier besprechen.
Erneutes vorstellen der zeit umeine stunde.

16.04. (3.breitengrad):

es wird wohl morgen früh sein, wenn wir die denkwürdigen nullenerreichen.

Es ist warm und regnet den ganzen tag.

Und ich werde schon in antwerpen von bord gehen müssen. Meinereiseagentur äussert sich lapidar. Die geschäftsbedingungen dergrimaldi-reederei sind mir bekannt. Ich habe keinen anspruch auferstattung zusätzlich entstehender kosten. Das schicksal hätte unsauch in santos oder rio ereilen können... so werde ich eine nacht inantwerpen bleiben und am nächsten morgen bei hoffentlich trockenemwetter richtung bremen fahren.

17.04.(00.000.000):

als ich gegen 06:30 uhr aufstehe rechne ich hoch, wann der großemoment zu erwarten ist. Ich kann noch in ruhe mein fitnessprogrammabwickeln und nehme mein smartphone sicherheitshalber mit zumfrühstück. Ich darf alleine frühstücken, doch erst, als ich inder kabine bin, wird es ernst. Um 09:40 uhr ist es dann soweit. Ichversuche mit mehreren screenshots alle acht nullen festzuhalten. Esgelingt fast, weil sich in dem moment, das programm verabschiedet.Aber die entscheidenden nullen habe ich festhalten können. Leiderist der himmel bewölkt. Insgeheim rechne ich damit, dass dersteuermann das schiffshorn betätigt, aber es bleibt alles ruhig.

ein denkwürdiger augenblick

Für die crew und den master ist die überquerung routine. Zum glückbleiben wir von einer äquatortaufe verschont. Neue kadetten gibt esauch nicht an bord, sonst hätte es sie erwischt. nach demmittagessen um kurz nach 12 – die sonne steht hoch am himmel, gibtes wieder den schatten, der sich jetzt auf meiner linken seitebefindet. Ritterhude liegt auf dem 53. breitengrad...

Die nordhalbkugel hat uns wieder.

Eric, der däne, hat heute geburststag und giovanni serviert für dasgeburtstagskind und für uns apfelstrudel mit puderzucker! Für erichat er ein großes stück vorgesehen. Am schluss bleiben noch zweikleine stücke übrig. Alle sind höflich und zurückhaltend, so dassich sie mir hemmungslos einverleibe. Bis antwerpen liegen noch knapp6.400 km vor uns, doch alle sprechen schon von zuhause. Nur mariedaniele könnte es noch länger hier an bord aushalten.

Wenn alles planmäßig läuft, werden wir am 20. april –ostersamstag - in dakar sein.

18.04.:

seit wir den äkquator überquert haben, hat sich das klimaverändert. Eine trockene luft, die dazu reizt, den tag an bord zuverbringen. Ich bin aber vorsichtig.

ab puerto maldonado waren sie meine ständigen fußbegleiter. santos mit seinen kloakepfützen gab ihnen den rest. jetzt sind sie wieder wie neu!

Heute abend erfuhren wir, dass wir tatsächlich am 20. in dakar seinsollen, aber nur einen tag zum löschen und laden haben. Hoffentlichkönnen wir trotzdem an land. Einige emails müssen raus und den blogwürde ich auch noch gerne hochladen. Dakar kenne ich noch nicht undvielleicht gibt es noch die chance für das eine oder anderemitbringsel.

Heute abend wurde während des abendessens die schwarzhumorige theseaufgestellt, dass wir vielleicht doch antwerpen und die britischeninseln umschiffen müssen und von norden nach hamburg reinkommen. Wirleben noch immer auf der insel der gücklich uninformierten. Brexitja? Brexit nein? Der ärmelkanal wird wohl nicht gesperrt sein. Wiegesagt. Schwarzhumorig. Und sollten wir tatsächlich am 28. inantwerpen ankommen – das ist ein sonntag – kommen wir dann auchmit unseren fahrzeugen aus dem hafen? Oder ruht dort die arbeit bismontag?

Unsere grande san paolo ist nicht dicht. Schon seit wir an bord sind,gibt es wassereintritt in einigen kabinen. Ich bin zum glück davonausgeschlossen.

Vielleicht ist es aber auch nur schwitzwasser, weil die bettkästenluftdicht verrammelt sind. Und der menschliche körper verliertwährend der nacht – so heisst es zumindest – einige literwasser. Und die müssen ja irgendwo hin.

Wobei ich dann auch hier die ausnahme wäre??

unsere tischdecke wird einmal pro woche gewechselt. Das ist auchnötig, weil sich doch immer der eine oder andere kleckerfleck daraufangesiedelt hat. So kann das nicht weitergehen. Wir alle bemühenuns, kleckerlos zu essen. Und sobald nur einer die grenzen seinestellers überschreitet, gibt es schadenfrohe kommentare.

Unser holländer hat beim mittagessen eric, dem franzosen einensenfklecks untergejubelt. Gleich heute am ersten tag der neuauflage.Eric nahm es mit humor. Heute abend war bei ihm großes erstaunen,weil der fleck nun doch zu unserem holländer weitergewandert ist.Damit hatte meine nachbarin marie daniele aber das nachsehen, weilsie die – wenn auch nur die kleinen – spritzer von eric, demdänen übernehmen musste.

Vorher hatte in einem unbeobachteten moment der holländer dietischplatte um ein gedeck nach rechts gedreht...

heute abend haben wir das dritte mal die uhr um eine stundevorgestellt.

19.04. - kurzvor dakar:

klosterklausur. So erlebe ich die überfahrt und bin überrascht, dass ich nichtschon längst fluchttendenzen verspüre.

karfreitag.

Blauer himmel und recht frisch an bord. Wir haben spürbarenwellengang. Das will für die größe des schiffes schon etwasheissen. Zum frühstück hat giovanni apfelstrudel spendiert. Dreistück sind noch übrig, als ich um halb neun zum frühstückenkomme. Danach gibt es keine mehr.

Ansonsten ein es ein ruhiger tag. Es gibt nur einen stopp auf hoher see. Derfilter der schornsteine muss ausgetauscht werden.

Die chancen stehen gut, dass wir morgen in dakar an land können.Noch etwas über 400 km liegen vor uns. Der lotse käme aber erst um13:00 uhr an bord. 24 stunden würden wir im hafen bleiben. Also„zellenaufschluss“ und freigang!

20.04.:

14:00 uhr: dakar liegt im dunst.Vorgelagert ist die sklaveninsel mit einem beeindruckenden gefängnis,das nur schießscharten als fenster hat. Von hieraus wurden diesklaven beispielsweise nach louisiana zum baumwollernten verkauft.Der lotse lässt noch auf sich warten, während wir uns imschritttempo der hafeneinfahrt nähern.

dakar im dunst

die sklaveninsel


könnten ja auch piraten sein...

Um 15:00 legen wir an. Wirsind etwas verwundert, weil wir nicht von zwei schleppern in denhafen gezogen werden, sondern uns selbst im rückwärtsgang an dieanlegestelle navigieren. Während in rio alles picobello aufgeräumtund organisiert aussah, warten hier total zugestaubte ausgedientebusse, lkw und baumaschinen auf ihren weitertransport in den südendes kontinents auch pkws, die im reichen deutschland nicht mehrgefahren werden dürfen, finden aber über dakar ihre märkte.

alte reisebusse (tui),ausgediente lkw und baumaschinen, pkw aus deutschland mit eingedrückten seitenscheiben unter einer sahara-staubschicht

Um 16:30 uhr dürfen wir an land.Eric, der däne, bleibt an bord. Die stadt ist in weniger als 20minuten zu erreichen. Obwohl ich seit gut anderthalb jahren alleineden kontinent südamerika bereist habe, ist dakar für mich keine stadt inder ich gerne – auch am hellichten tag – unterwegs bin. Einzigerlichtblick sind drei vespas und später auch der hinweis, dass eshier einige vespawerkstätten gibt. Ein neues wirkungsfeld für dievepse und mich? Eher nicht. Bei den gringos und den latinos kann ichan der mimik erkennen, mit wem ich es zu tun habe. Hier in dakar kannich das nicht. Ich schaue in schwarze gesichter und weiss nicht, wassich dahinter verbirgt. Das wäre nach wenigen wochen schon anders.Wir sind zu fünft und werden – wie in anderen ländern auch –von verkäufern angesprochen, die ihre waren an den mann bringenwollen. Manche sind hartnäckig und „bleiben dran“. Manche sindzu zweit und mit argusaugen zu beobachten. Vielleicht paranoia ? aberich hatte heute nachmitag den eindruck, dass eine geübte hand meinehintere hosentasche unter die lupe nahm, während der zweite nebenmir herlief und mich ablenkte. Den rucksack mit labtop etc habe ichimmer auf dem bauch und im blick.
Einschränkend muss ich sagen, dasshafengegenden alle nicht schön sind, aber hier empfand ich das schonrecht respekteinflößend. Es gibt wenig sichtbare sicherheitskräfteund die, die ich gesehen habe, waren mehr mit ihrem smartphonebeschäftigt, als mit ihrem direkten umfeld.

Früher war der senegal einefranzösische kolonie. Somit fühlen sich eric und marie daniele hierwie zu hause. Er übernimmt die führung und kennt ein restaurant,das vertrauenserweckend aussieht. Hier gibt es steckdosen und wifi.

Sehr viel zeit bleibt uns nicht. dasinternet ist langsam. Ich möchte den blog – ohne bilder –hochladen und mich noch mit büchern eindecken und what-appsverschicken. Ich schaffe mein timing knapp. Die holländer drängen –mit recht, denn im dunkeln will hier keiner von uns alleine zumschiff laufen.

Das gemeinsame abendessen führte noch zu kräftigenturbulenzen. Der, der mit dem zeigefinger gerne auf seinegesprächspartner zeigt, hatte ein messer in der hand. Ich bin gutenglaubens und gehe davon aus, dass er das in dem moment derhochkochenden emotionen für sich nicht realisiert hatte. Davor galtes von meiner seite grenzüberschreitungen seitens seiner fraugemahlin energisch abzuwehren, wobei es dann zu einem wortgefechtkam.

Morgen abend soll es erst weitergehen.Die grande san paolo ist so gut wie leer. Die markierung – so hörenwir heute – bewegt sich drei meter über dem wasserspiegel. Zwecksstatik wird mit wasser ausgeglichen. Vielleicht ist das der grund,dass wir erst so spät wegkommen. Morgen noch einmal in die stadt?Ich glaube – aus jetziger sicht – eher nicht.

in diesemzusammenhang hören wir die story, dass vor nicht allzu langer zeit, die wassertanks eines schiffes nur einseitig befüllt wurden. so sei das schiff im hafen gekentert!

21.04.:

etwa 16:00 uhr verabschieden sich dieschlepper von der grande san paolo. Nun befinden wir uns auf unsererletzten etappe nach antwerpen. Gutes wetter, ruhige see. Stimmung beitisch: zu unserer vollen zufriedenheit... da ist noch luftnach oben. Mein beitrag dazu ist ausgeschöpft.

22.04.:

seit heute morgen „reiten“ wir aufdem westlichen18. längengrad – kurs stramm nach norden. Parallelzur afrikanischen westküste. Wir haben den senegal hinter unsgelassen und fahren nun an mauretanien vorbei. Sobald wir marokkoerreichen wird sich unser kurs wieder nach nord-ost ausrichten undsich langsam auf die einstelligen östlichen längengrade ausrichten.Heute morgen gegen 04:00 uhr habe ich den denkwürdigen augenblickerlebt, als sich sowohl der 17. breiten- und der 17. längengradüberschnitten haben.


Zum frühstück hat giovanni berlinerserviert, in die er eine recht große portion sahne hineingeschossenhat. Die waren so nachhaltig, dass ich auf das opulenteostermittagessen, das für die crew, den master of board und unsgegeben wurde, verzichten musste. So habe ich zwei fliegen mit einerklappe geschlagen.

23.04.:

ein ruhiger tag. Ohne mittagessen.eine unterbrechung gab es jedoch: Die grande san paolo reduzierteihre geschwindigkeit von 28 km/h auf 14 km/h für bestimmt zwei bisdrei stunden. Heute abend erfuhr ich, dass angeblich das schiff nacheiner bombe durchsucht werden musste. gefunden habe man sie nicht...

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Jetzt geht es wieder stramm gennordost. Den 15. längengrad der westlichen hemisphäre werden wirheute nacht hinter uns lassen.

24.04.:

heute sind wir an den kanarischeninseln vorbeigekommen. Sie lagen im nebligen dunst, nur schemenhaftwaren die strände zu erkennen. Alle sind der hoffnung, dass wir einnetz haben, um zur welt auf dem festland kontakt aufzunehmen. Esscheint zu funktionieren. bei mir ist alditalk zuverlässig zurstelle und gewährt mir einen kurzen einblick in meinewhatsappnachrichten. Eine antwort kann ich noch verschicken, dochdann ist der verfügbare betrag aufgebraucht.

Ich finde genuglesestoff in der bordeigenen bibliothek, frühstücke morgens etwasausgiebiger und komme so ohne mittagessen aus. Zwischendurch muss eingiovanni-brötchen herhalten. So hat doch alles sein gutes.

Das schiff bewegt sich flott mit 28km/h. Die portugiesische küste ist nicht mehr weit und dann hat unseuropa wieder. Ich bin gespannt wie sich der ärmelkanal verhält.Wir haben schon seit gestern stärkeren wind, die wasserflaschenliegen wieder auf dem tisch, die kleiderbügel im schrank haben ihreneigenen takt und der sandsack im fitnessraum freut sich über seinebewegungsfreiheit.

Bis lissabon sind es noch rund anderthalb tage, und dann hatuns europa wieder. Ich bin gespannt wie sich der ärmelkanal verhält.Schon seit tagen bestimmt der nordwind das klima.Endlich keine klebrige luft mehr. Den 13. längengrad west haben wirauch gleich geschafft.

25.04.:

den ganzen tag geht es stramm gennorden. Soeben habe wir den 12. längengrad verlassen, dem wir denganzen tag über treu geblieben sind. Und befinden uns jetzt knappauf dem 11.

Morgen werden wir wohl die iberischehalbinsel erreicht haben. Der wellengang ist nach wie vor spürbar,stärker, als gestern. Während ich hier sitze werde ich sanft in dierückenlehne meines stuhls gepresst. Das fahrradfahren heute morgenwar auch ungewohnt, aber dann hatte ich mein gleichgewichtssinnwieder im griff und konnte die hände vom lenker lassen. Mitdurchgestrecktem rücken fährt es sich doch bequemer. Die weingläsersollten heute abend nicht zu voll gegossen werden. Es wäre schade umdie weisse tischdecke, die nur donnerstags gewechselt wird.

Ich sortiere fotos und finde in derbordbibliothek spannende krimis.

26.04.:

heute morgen musste ich doch einigekilometer meine hände an der lenkstange lassen. Der wellengang hatnoch etwas zugenommen. Aber nach einer viertelstunde, hat sich meinkopf darauf eingestellt, und ich konnte den rest „freihändig“fahren. Die geländer in der gängen, die ich bisher kaum bemerkthabe, bekommen nun auch ihre existenzberechtigung.

genau 24 stunden sind wir dem 11.längengrad treu geblieben. In eben diesem moment haben wir auf den10. längengrad gewechselt. Noch 11 breitengrade und wir habenantwerpen erreicht. Noch 1.727 km. Das entspricht grob 3 tagen.

Giovanni hat zum frühstück den übriggebliebenen apfelstrudel hingestellt. Drei stück landeten auf meinemteller.

heute vor zwei jahren habe ich nach meinempatagonienabstecher die vepse auf die ruta 5 richtung norden gelenktund meine südamerikadurchquerung begonnen. Damals wusste ich nochnicht wo und wie ich die anden bewältige. Bei dieser unternehmungwar viel glück im spiel. Die straßen, die mir das navi zeigte,konnten (fast) tatsächlich befahren werden. Alle brücken – bisauf eine oder zwei – standen zur verfügung, flussdurchquerungentieferen ausmaßes blieben mir erspart.
Die erste übernachtung war bei dempoeten in los hornos an der pazifikküste.

27.04.:

in wenigen minuten verlassen wir den10 längengrad west. 4 grad ost und 51 grad nord sind unserezielmarken.

Wir haben die küste der iberischenhalbinsel verlassen. Heute abend höre ich, dass el capitano diegeschwindigkeit reduzieren müsse, weil er ein wetter im ärmelkanalabwarten wolle. Eines steht jetzt schon fest: der südatlantikverhält sich zumindest in dieser jahreszeit zahmer, als seinnördlicher bruder. Der steuermann – so heisst es heute abend –bekommt nur besuch von seinem master, wenn eine kursänderungansteht. Je enger es wird, je mehr gegenverkehr ist zu erwarten.Spätestens ab dem ärmelkanal wird der capitän dann wohl jetzthäufiger auf der brücke zu sehen sein. Der seegang ist unverändert,das wetter ist aber klar und sonnig.

Habe heute fotos sortiert undangeschaut und viel gelesen. In der kabine ist es recht frisch. Dietagesdecke des zweiten bettes leistet gute dienste. Heute wurdewieder die uhr eine stunde vorgestellt.

Geschätzte ankunftszeit in antwerpensoll montag, der 29.04. um 12:00 uhr sein.

28.04.:

es sind noch 623 km. Es wird wohlmorgen abend werden, bis wir in antwerpen ankommen. Noch eine weiterenacht auf dem schiff und dann werden wir am 30.04. nach dem frühstückmit unseren fahrzeugen an land gehen können.

Schon den ganzen tag geht es strammrichtung nordost. 7 längengrade haben wir in den letzten 24 stundenüberquert. Morgen früh könnten wir den 0. längengrad überfahren.

Das wetter ist bewölkt und kalt. Derwind hat nachgelassen, nach dem er vorher die tischtennisplatte imfitnessraum zum umkippen gebracht hat.

Die lüftung in den kabinen und in dermesse heizt jetzt mächtig auf. Aber hier geht es und kühlt nachtswieder ab.

29.04.

in wenigen minuten 00.00.00.01 E

seit ein paar stunden ankern wir vorder einfahrt in den hafen nach antwerpen. Nicht nur wir. Vielefrachter und containerschiffe warten auf das go. Ein ähnlichesgefühl der unsicherheit stellt sich ein wie vor santos / sao paulo.Dort lagen wir eine woche fest. Unser first mate ist zuversichtlich (kundenorientiert?) und glaubt, dasswir morgen um 09:00 uhr im hafen sind und wir gegen 11:00 uhr dasschiff verlassen dürfen. Vielleicht werde ich doch noch eine nachtin antwerpen verbringen?

Die küche hat mich noch mitmüllsäcken versorgt, falls es regnen sollte.

morgen sind wir da!



Antworten (3)

Petra
hallo Tom, ich wünsche Dir eine interessante Seefahrt, heute feiern wir meinen 66sten!

Renate
Hallo Thomas, gute Reise und bleib schönschön seefest.

Petra
spannend!