2017 VespamerikasuR 2019
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24. & 25.03.: MONTEVIDEO!!!

Veröffentlicht: 25.03.2019

24.03.:

heute morgen habe ich noch einen mitfrühstücker. er kommt aus texas und ist alleine mit seinem fahrrad unterwegs. er erzählt grausame geschichten über die straßenverhältnisse in bolivien, ist aber sonst ein südamerikafan, der auch mit dem rad auf der ruta 40 unterwegs war. wieviel liter wasser er immer mitgehabt habe? in bolivien 10, sonst 6 bis 7, die er täglich gebraucht habe.

er ist 54 und sagt von sich, er sei ein einzelgänger. nein - freunde und familie habe er nicht. die freunde, die er habe, seien über den globus verteilt. er zieht das alleinereisen auch vor und hat ähnliche erlebnisse wie ich sie hatte, als ich mit dem fahrrad in irland war oder damit von süd nach norddeutschland gefahren bin. er hatte tolle begegnungen und spontaneinladungen zum essen oder zum übernachten. jetzt sei er auf dem weg nach montevideo und wolle dann mit dem flieger über buenos aires zurück nach hause. 14 tage habe er noch zeit.

für die vepse und mich ist es heute die letzte etappe in südamerika! 200 km geht es an der küste entlang stramm südost nach montevideo. der wind kommt mit ziemlicher kraft vom wasser ins land und erinnert mich an die windböen vom pazifik.

die landschaft ist so wie in ostfriesland und schleswig holstein. sogar schwarzbunte rinder werden hier gezüchtet!
ich bin froh, dass ich noch die beiden reservekanister betankt habe. die gegend ist sehr wenig besiedelt. bei 3 oder 4 mio einwohnern im ganzen land ist das kein wunder. es wirkt alles sehr einsam. kaum verkehr, keine trucks und das wetter spielt mit. die heissen tage und wochen sind hier wohl auch vorbei. ich fahre wieder mit anorak und kann auf meine batschkapp verzichten, wenn ich pause mache und den helm abnehme. ich genieße die wohlige wärme von oben.

nach drei stunden verlasse ich das departemento san jose und erreiche das departamento montevideo. beide sind voneinander durch den rio santa lucia getrennt. eine langgezogene brücke überzieht die sumpfgebiete. der seitenwind nimmt noch einmal zu und hat seine freude an uns. wir aber nicht an ihm. ich drücke die vepse gegen den wind und fahre mit schräglage über die wenig befahrene brücke. die sonne hat sich schon vor einer stunde verabschiedet. es ist kalt und unfreundlich. aber dann kommen wieder die büsche und bäume und das fahren macht wieder mehr spaß.

davon gibt es bestimmt mehr

die stadtherren von montevideo mögen es lieber drastisch. die mondände skyline von buenos aires gibt es hier so nicht. dafür fällt der blick des neuankömmlings auf rostige frachter, die in der montevideo-bucht schräg auf kiel liegen. es wirkt alles fast ärmlich und runtergekommen. keine baum- oder palmenbewachsene küstenstraße, der grünstreifen in der mitte ist nur lieblos angelegt. uruguay - so schreibt wikipedia - ist das land auf dem südamerikanischen kontinent, dem es wirtschaftlich am besten geht. aber der gast merkt davon erst einmal nichts. wenn ich an iquique in chile denke. die prachtpromenade, die sich mit palmen bewachsen an der küste entlang zieht.

tristesse

das wahrzeichen der stadt - der palacio salvo auf der plaza de indepencia
zwei textilmagnaten aus italien haben es anfang des 20. jahrhunderts im art deco stil bauen lassen. bis 1935 war es mit 105 m das höchste gebäude südamerikas

und dann ist das smartie schwarz.

die letzte information war noch, dass ich gleich links abbiegen muss.... ist die bordsteckdose defekt oder das ladekabel? die richtige antwort auf diese frage würde mir jetzt auch nicht helfen. die läden sind geschlossen. oder ist das smartie einfach nur kaputt?

auf einmal wird mir klar, dass ich völlig aufgeschmissen bin. der name des quartiers und die adresse habe ich mir nicht aufgeschrieben. das habe ich während meiner ganzen tour nicht gemacht. ein stadtplan würde mir jetzt auch nicht helfen.

also hoffen, dass nur der akku leer ist. ich habe einen ersatz, der immer (!)  geladen ist.
große ereichterung, als das samsunglogo weiss auf schwarzem grund aufleuchtet und das smartie wieder zum leben erwacht.


EIN GROSSER MOMENT: WIR HABEN UNSER ZIEL MONTEVIDEO ERREICHT!

GROB GESCHÄTZT SIND ES WOHL 30.000 KM, DIE WIR AUF DIESEM KONTINENT GEFAHREN SIND.

VON CHILE ÜBER PERU, ECUADOR, DIE ANDENKETTE,  DAS AMAZONASBECKEN UND BRASILIEN BIS NACH ARGENTINIEN UND URUGUAY


ich reaktiviere das navi und bin bald am hotel. es liegt perfekt zentral. die plaza de indepencia und die av 18 julio sind nur wenige schritte von mir entfernt. die straße ist von platanen gesäumt, vor meinem fenster stehen schöne häuser mit balkonen und langgezogenen fensterläden. ansonsten wirkt die straße sonntäglich einsam mit vor den schaufensternruntergezogenen metallrollläden. es hat hier schon etwas morbides. es gibt keine cafes und nur wenige menschen sind auf der straße. degenhard: sonntags in einer kleinen stadt...

ich bin von buenos aries und concordia ganz schön verwöhnt

als ich vor dem hotel zum stehen komme, kommt strahlend ein brasilianisches ehepaar auf mich zu. sie hätten mich schon auf der ruta 1 gesehen und mir zugewunken. sein vater habe früher lambrettas gehabt und zeigt mir ein bild wie er als 7 jähriger auf der lambretta sitzen darf und stolz in die kamera schaut.
und er habe auch schon südamerika durchquert. er wäre auch jetzt wieder mit seinem motorrad unterwegs gewesen, aber er hatte einen unfall gehabt. er müsse seinen rücken schonen und so sei seine frau mit den flugzeug von sao paulo nach montevideo gekommen, sodass sie zusammen ein paar tage hier verbringen könnten. tapfer!, denke ich. aber er macht einen zuversichtlichen eindruck.

das wetter lädt eher zu einer siesta ein, als durch die stürmische stadt zu gehen.

ich hoffe auf geöffnete cafes und restaurants zur abendessenszeit. sogar auf der av 18 julio sind es nur pizzarien und fast food anbieter.

woran liegt es, dass ich mich hier nicht sicher fühle? die straßenbeleuchtung in meiner straße funktioniert nicht. und es gibt viel armut. ich werde in kurzer zeit von 3 leuten angesprochen. angeblich lebt in uruguay knapp einviertel der bevölkerung unter der armutsgrenze. schließlich finde ich ein restaurant la passivo genannt. eher ein notbehelf, als eine freudige entscheidung. es ist laut, modern und die bedienungen sind am ende ihrer kräfte. aber das bier - frisch gezapft  - schmeckt!

25.03.:

das zahlen mit kreditkarte ist hier kein problem. das hat für uns als touristen den vorteil, dass wir, die wir von der mehrwertsteuer befreit sind, auf diesem zahlungsweg nicht damit belastet werden. immerhin 22%!
ein kleiner trost, denn die preise sind hier ähnlich wie in deutschland. nach argentinien, brasilien und peru ist das schon eine umstellung!

auf dem öffentlichen gebäude die stark in anspruch genommene uruguayische flagge

heute erwartet mich nach dem aufwachen eine große überraschung: die reederei schreibt, dass ich mich morgen bei dem hafenagenten einzufinden habe. die grande san paolo würde heute erwartet und würde morgenabend wieder ablegen! ich solle um halb 10 beim buquebus parkplatz sein, reisepass, fahrzeugpapiere, zolldokument und reisebeleg bereithalten.

ich bin nicht traurig über diese nachricht, hätte mir aber doch noch die zeit bis zum sonntag gewünscht. ich hätte gerne mit den freewalkern noch die schönen stellen von montevideo gesehen und mich insgesamt auf den 4 wochen törn gerne vorbereitet.

jetzt muss alles schlag auf schlag gehen. das hotel schreibt mir die schon gebuchten nächte gut, mit dem parkgaragenmann, der 6 dolares pro tag nimmt, muss ich nicht mehr verhandeln, schnell klebe ich noch die uruguayflagge auf mein windschild und mache dann erst einmal eine siesta. das wetter ist grau und regnerisch. gut, dass ich gestern eine trockene fahrt hierher hatte.

ich komme gerade von einem sehr guten abendessen zurück. eine ecke weiter gibt es eine bar und restaurant. ich bestelle einen salat - seit langem mal wieder -  und bin überrascht. mit äpfeln und nüssen, tomaten, etwas schafskäse, zwiebeln, schnittlauch und fenchel. das risotto danach ist auch sehr lecker.

ich bin sicher, dass ich auch hier in montevideo noch sehr schöne seiten kennengelernt hätte. es ist immer so, dass ich mir die städte erst erobern muss.

der tag wird morgen interessant. nach den ausreiseformalitäten, darf ich mich nur noch im hafen aufhalten. ob dann meine cabine schon fertig ist, weiss der hafenagent nicht. wenn morgen die sonne wieder scheint, werde ich mir irgendwo am kai ein plätzchen suchen...

in den nächsten vier wochen gibt es kein wifi. vielleicht in den häfen, die wir anlaufen. vielleicht hat der zahlmeister simkarten für uns, damit wir unsere lieben kontaktieren können. die währung an bord ist euro. davon habe ich noch 100. es wird spannend, ob sie kreditkarten und auch dolares akzeptieren. verhungern werde ich nicht, aber einen guten rotwein am abend...

es gibt eine tischtennisplatte und ein fitnessraum und hoffentlich keine äkquatortaufe!

30 tage auf see.

wenn alles reibungslos  klappt, werden die vepse und ich am 26.april in hamburg mit dem vorderreifen den europäischen kontinent berühren.

https://www.marinetraffic.com/en/ais/details/ships/shipid:275431/mmsi:247091500/vessel:GRANDE%20SAN%20PAOLO


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#montevideo#grande#san#paol