2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 23.04.: Von Santiago de Chile nach Antofagasta

Veröffentlicht: 04.05.2017

23.04. Los Vilos

die beschauliche zeit des gereist WERDENS ist vorbei. Nun beginnt das eigentliche abenteuer, um dessen willen ich überhaupt das VespamerikasuR – unternehmen begonnen habe. Etwas mehr als ein jahr habe ich zeit. Das ziel soll montevideo in uruguay sein, von wo ich mich und die vepse nach hamburg  einschiffen werde. 25 tage auf see! Wie ich den hafen erreiche, steht noch etwas in den sternen. Die andenüberquerung macht mir sorge, da die straßenverhältnisse für mich als 12 zöller das a und o sind. Aber vielleicht denke ich in drei monaten anders darüber. Jetzt gibt es die diffuse vorstellung, dass ich die anden von valparaiso nach mendoza überquere. Ich kenne die strecke, weil ich sie vor drei jahren mit dem bus gefahren bin. Sie ist asphaltiert – und darauf kommt es an... Nicht darauf, dass ich die gesamte strecke wieder zurück fahren müsste.
aber das ist der bestandteil dieses abenteuers: wie soll es weitergehen? Keiner weiss es.

Mein ziel für diesen tag liegt auf der panamericana und ist nicht näher definiert. Ich habe keine vorstellung was mich erwartet, wie die verkehrsverhältnisse sind, wie viele kilometer ich schaffe und vor allen dingen wie stark der seitenwind von westen mich beutelt.

Ich komme fast gut aus santiago raus. Nur eine kleine unachtsamkeit bringt mich auf die ruta 5 sur. Macht nichts. Die nächste auffahrt bringt mich in die richtige richtung. Immer nur geradeaus und schon bald fädele ich mich auf der berühmt berüchtigen panameriana ein. Diese werde ich nun die nächsten wochen verfolgen.
Es ist sonntag, der verkehr mäßig. Die reisebusse donnern an mir vorüber, das ferne san pedro in der atacama-wüste vor augen. Ein 24 stunden trip. Für mich? Ein 24 wochen trip? Wohl eher nicht. Das fahren macht spaß, blauer himmel, die steigungen sind moderat, der wind kommt von hinten. So kann es ruhig weitergehen. Ich genieße den blick auf die anden, die links und rechts von mir liegen. Kleine päuschen zwischendurch. Doch der vermeintliche frieden hält nicht lange. Die ersten seitenwindboen kommen vom pazifik rauf und arbeiten sich mit kraft durch die täler der anden, um dann mit wucht auf der panamericana aufzuschlagen. Die vepse nutzt die verkehrsarme ruta 5 und beansprucht von zeit zu zeit die ganze rechte spur. Ja, es ist anstrengend zu fahren und erfordert höchste konzentration. Denn die nächste windböe – ort und stärke – wird leider nicht auf dem navi oder auf den autobahnwegweisern angekündigt. Zack ist sie da! Und dann wieder weg. In der ferne sehe ich halbwegs geschlossene und hohe berge auf der linken seite und freue mich auf etwas ruhe. Die theorie stimmt. Jetzt habe ich den wind nur von hinten und kann beim fahren wieder entspannen. Ich merke, dass ich einen ganz anderen blick für das bekomme, was mich umgibt.
Und dann – gegen 16:00 uhr nach der letzten bergkuppe habe ich den unverstellten blick auf den pazifik!

Der Pazifik! Ohne Anlehner geht es nicht, wenn die vespa beladen ist

Ein unvergessliches erlebnis! Da liegt er – links von mir, tiefblau, majestätisch, erhaben und friedlich. Ich weiss, er kann auch anders, mich an die tsunami-warnschilder in valparaiso erinnernd. Ich habe großen respekt vor ihm und großen respekt vor dem, was rechts von mir liegt: den anden.

Das erste, was mir begegnet ist ein seiner aufgabe entlediger steg

Heute schaffe ich es bis los vilos. 225 km nördlich von santiago. Bedingt durch die steigungen ist meine durchschnittsgeschwindigkeit recht niedrig. Aber ich habe ja zeit.
Los vilos liegt direkt am pazifik. Ich komme dort am nachmittag gegen 17:00 uhr an und rolle direkt runter zur bucht. Das wetter, das licht, der pazifik, der mit wucht gegen die vorgelagerten felsen donnert und eine bombasitische gicht erzeugt, vereinzelte skateboardfahrer und spaziergänger sind unterwegs, die zahlreichen restaurants sind im begriff die saison zu schließen und sich in den winter zu verabschieden. Ich fahre die uferstraße entlang auf der suche nach einem anlehner - fast wie beim rudern..
Ja – den brauche ich. Bedingt durch die seitenkoffer links und rechts komme ich nur noch knapp mit meinem fuss an den hauptständer ran, um die vepse hoch zu bocken. Wenn weniger gewicht drauf wäre, würde es gehen. Aber da ich alle benzinkanister gefüllt habe, sind noch einmal 20 kilo dazu gekommen. Also behelfe ich mich mit einem anlehner in form eines straßenschildes oder eines pfosten, der die vepse halten kann. Der hunger treibt mich in kein fischrestaurant, das seine tische draussen stehen hat. Ich lasse mich verwöhnen, sichere alle gegenstände auf dem tisch vor dem starken und böeeigen wind, genieße das mal und mache mich dann auf, um ein hostal zu finden, ich war zwar auf zelten eingestellt, aber der wind ist so stark, mir würde das gestänge um die ohren fliegen - außerdem bin ich einfach zu faul!

Ich fahre kaum ein paar meter, als ich vom balkon eines hauses mit meeresblick angerufen werde. Ob ich ein zimmer suchte? Ich bejahe, frage nach dem preis, bin einverstanden und werde auf das grundstück gelassen. Ein älterer braun gebrannter, mit lederhaut und kurzem haar ausgestatter mann kommt auf mich zu. Viele lachfältchen, aber bestimmt auch ein schlitzohr.
Er
zeigt mir mein zimmer. Ein bett passt gut rein. Es gibt noch ein seperates bad und ein oberlicht, damit noch etwas helligkeit reinströmt. Mehr brauche ich auch nicht. Er ist sehr gesprächig, und wir beginnen uns zu verstehen – sprachlich, aber auch inhaltlich. Stolz erzählt er mir, dass er gedichte schreibt und sogar zwei bücher verlegt hat. Er zeigt sie mir.

Mein hostel-senor ein dichter!

Und da wir gerade bei seiner kreativität sind, zeigt er mir seinen aus holz gebauten segler und diverse schnitzereien. Am abend als ich von einem spaziergang verbunden mit wifi-suche zurüclk komme schenkt er mir eine muschel.
Die nacht ist von dem starken wind und der brandung des pazifik bestimmt. Ich schlafe trotzdem gut und denke noch vor dem einschlafen über die halbwertzeit dieses anwesens nach. Wenn der nächste tsunami kommt, dann wird die mauer ihn auch nicht retten...

24.04. La Serena

der nächste morgen genauso strahlend und schön. Ich bekomme kein frühstück. Das ist mir recht, denn so kann ich obst und haferflocken essen. Danach stehen wir zusammen in der morgensonne auf dem ballkon. Ich mit einem becher tee und zigarette und er zerstreut meine nächtlichen befüchtungen. „ da – diesen felsen – und er zeigt auf einen ca. 100 meter vor uns liegenden felsen - nennen wir „huevos“, weil die möven dort ihre eier legen.“ bei genauerem hinsehen, bemerke ich die spuren, die von der natürlichen farbe nicht mehr viel übrig gelassen haben. „dieser felsen schützt uns gegen den tsunami. Die wellen werden von ihm abgefangen und nach links und rechts verteilt.“ alle häuser hier stehen auf zwei bis drei meter hohen holzpfosten... ob diese nicht wie streichhözer umknicken, wenn es los geht...?

„Hast du zeit?“ fragt er mich. Ja – die habe ich. Ob ich eine stunde später ankomme oder nicht . Hier ist es so schön, eine stunde hänge ich noch dran. „Dann gehst du einfach hier links die uferstraße weiter. Immer gerade aus, dort hast du einen schönen blick auf das wasser und die gicht.“ mir kommt das sehr gelegen. Noch etwas bewegung vor dem nächsten ritt tut gut. Die natur räumt auf. Überall finde ich abgenagte gräten, reste von fischköpfen grinsen mich an. Schwarze vögel mit breiten schwingen fliegen im tiefflug über mich hin weg. Ich erinnere mich an angriffe, weil sie ihre brut beschützen wollen?

Kokusnuss große muscheln

Sie werden unruhig, als sie mich sehen

Bin etwas zögerlich, ob ich weitergehen oder die gewünschte ruhe respektieren soll. Ich gehe weiter und habe einen direkten blick auf den felsen huevos, der von der morgensonne angestrahlt wird. Überall finde ich mit mühe angehäufte algenhügel, die scheinbar von der bevölkerung genutzt werden. Und riesige muscheln, die mein vermieter als aschenbecher benutzt.

Grundlage des Broterwerbs

Mein Domizil. Das bett passte in mein zimmer... Aber eine schöne begegnung mit dem senor

Wenn wir zur Gleichheit erziehen, schaffen wir eine Gesellschaft, die die Würde und die Rechte von Frauen und Männern gleichermaßen respektiert (Das habe ich hier an einer Schule gesehen)

Die "huevos" (weil die möwen ihre eier dort legen) und meinem hostelsenor das häuschen vor dem tsunami rettet

Langsam gehe ich wieder zurück, packe meine vespa und verabschiede mich von dieser netten begegnung. Diese hätte ich nicht gehabt, wenn iich ohne vespa unterwegs gewesen wäre.

Die ruta 5 ist nicht weit und schon bald habe ich meine reisegeschwindigkeit erreicht. Las serenas, die nächste größere stadt – immerhin um die 200 tsd einwohner – möche ich umfahren. Ich habe genug vom großstadttrubel und wünsche mir als nächste station einen ähnlichen ort wie Los vilos.
Ich komme gut voran, immer am pazifik entlang und bin am frühen nachmittag in la serena. Es liegt direkt am pazifik, und so habe ich bei meiner abfahrt aus den bergen einen tollen blick auf diese stadt, die sich mit macht in die berge hineinarbeitet. Nein – hier will ich nicht hin. Ich darf auf der ruta 5 bleiben, erlebe großstadtverkehr und vierspurige stadtautobahnen, versuche die rillen auf den straßen zu vermeiden, weil die 12 zoll räder der vespa sie sofort wie straßenbahnschienen benutzen und mich aus der spur bringen würden – mit unabsehbaren konsequenzen. Nicht lange und la serena liegt hinter mir. Nach etwas 30 bis 35 km kommt eine abfahrt nach los hornos. Auch eine kleine, im staubigen sand gebaute „stadt“.

Los hornos: ocupado - ausgebucht

Sie liegt am hang und zieht sich bis zum ufer hinunter. Das sieht gut aus denke ich mir und fahre ab. In dem ort gemütliches treiben und ich lasse mich zur uferstraße rollen. Hier sind alle restaurants schon vernagelt. Aber eines finde ich, auf einer anhöhe gelegen mit einem schönen blick. Ich esse etwas und frage nach einem hostal. Die kellnerin ist sehr hilfsbereit, aber die telefonnummer, die sie mir gibt, sagt nur „ocupado“ - ausgebucht. Ausgebucht??? hier? Aber dann denke ich an die monteure, die auch bei uns die gästehäuser unter der woche bevölkern. Sie hat noch eine andere idee, aber das ist mir zu unsicher. Das hostal, das sie mir noch empfieht liegt in einer straße ohne namen und die wegbeschreibung, die sie mir gibt, ist mir zu unsicher. Es wird schon dämmrig und eine fahrt in dunkelheit liegt vor mir. Schlaglöcher wird es auf der ruta 5 nicht geben, aber entgegenkommende pkws mit aufgeblendeten scheinwerfern...
Was hilfts? 35 km zurück nach la serena. Ich fahre ich in einen tollen violetten abendhimmel. Bevor ich los fahre, bemühe ich mein smartie und finde nach einigen geduldsproben ein hostal, buche, sage googlemaps wo ich hin will und hoffe auf ein gutes ankommen. Alles klappt – fast bin ich da. Nicht in außenbezirken, sondern im altstadtkern la serenas. Viel kann ich nicht mehr erkennen, aber ich bin sehr freudig überrascht. Ich finde das hostal nicht auf anhieb. Es kann nur hier sein. Ich suche einen anlehner für die vespa, finde ihn, missachte die ungewöhnliche breite ihres hinterteils und schramme mit schmackes den linken koffer aus der halterung. Das ist der GAU!!!! denke ich. Kunststoff – da lässt sich nichts reparieren. Wohin mit den sachen, die in dem koffer sind? Der koffer fällt mit getöse auf den bürgersteig, die umher streunenden hunde werden nervös und fangen an zu bellen, näheren sich aber nicht, fußgänger schauen irritiert zu mir herüber. Ich fluche hörbar!!!
ich hebe den koffer auf und mir fällt auf, dass sich der verschluss, der für die verbindung an den träger verantwortlich ist, geöffnet hat. Im halbdunkel der straßenlaterne kann ich keinen schaden erkennen und setze probehalber den koffer wie gewohnt auf das gestell. Es klappt, ich schließe den klappverschluss, schließe ihn ab – alles funktioniert. DER KOFFER IST DRAN UND BLEIBT DRAN! Mannohmann – was ein glück!
Ich lasse die vepse stehen, weil ich schon ein paar meter weiter in einer anderen straße das hostal-schild sehe. Ich bekomme das zimmer und eine abstellmöglichkeit für die vepse. Ich bekomme ein bier, habe wifi – alles gut! Das zimmer teile ich mit einem chilenen, der schon in deutschland war, mit einer harley durch das land gefahren ist und ohne tv nicht einschlafen kann. Wenigstens ist es das programm von national geographic, das den film über einstein zeigt.

25.04.

heute habe ich mir einen ruhetag verdient. Vor dem frühstück gehe ich zu dem unweit gelegenen supermarkt und decke mich für den tag mit obst und gemüse ein. Dabeii bestätigt sich mein gestriger eindruck. Ich befinde mich im altstadtkern, mit einem altehrwürdigen mädcheninternat um die ecke, einem schönen großen platz und einer langen und verkehrsreichen einkaufsstraße.

Das Internat, palmen, blauer himmel und ruhe

Alles sehr beschaulich. Das wetter wieder ein traum, palmen wedeln im wind, die straßen auffällig sauber, einstöckige bunte häuser, die hier recht wenig bemalung zeigen.

Eine ausnahme in la serena

Die Einkaufsstraße - ein Bandit hat geklaut und schiesst vor mir aus dem Warenhaus. Die Security - wohlgenährte Männer - sind machtlos und zücken das Funkgerät

Das hostel ist auch ein holzhaus, das gerade mächtig erweitert wird. Das gerippe aus alu-rahmen steht schon. Es müssen die holzbretter drangeschraubt und fenster und türen eingesetzt werden. Das macht der hostal-inhaber alles in eigenarbeit. Er ist mir unsympathisch, weil er hektisch durch die küche läuft, bei den normalen hausarbeiten überflüssig laut ist, schranktüren zuschlägt, geschirr reindonnert, besteck fallen lässt. Er lässt keinen lärmverursacher aus. Ich frühstücke trotzdem gemütlich und nutze dann wifi, um an meinem blog weiterzuarbeiten. Ich habe noch viele tage nach zu tragen und ich will vorankommen. Mir ist es dann irgendwann egal, ob ich im weg sitze oder nicht. Irgendwann zieht er sich seine handwerkersmontur an und arbeitet sich aus. Der lärm ist produktiv und damit zu ertragen.

la serena ist die zweitälteste stadt chiles und von den spanieren im 16. jahrhundert aus dem boden gestampft. die ureinwohner machten mit einem erfolgreichen eroberungszug die stadt dem erdboden glkeich, doch nur wenige monate später war sie wieder in spanischer hand. ein hafen wurde gebaut, der die verbindung zwischen santiago und peru herstellte und damit auch interessanter angriffspunkt für die piraten wurde. infolge dieser angriffe wurde sie dann zur festungstadt ausgebaut.
ihr geld verdient sie jetzt mit dem tourismus und profitiert von der panamericana.

die hostel-senora sitzt am schreibtisch und macht irgendeine handarbeit. Ihr mann werkelt draussen. Es ist eine produktive arbeitsatmosphäre, die schwiegertochter in spe lernt fürs studium. Dann ertönt draussen ein tenor, der gekonnt verdi-arien trällert. Wir schauen hoch, grinsen und ich sage, dass es ein profi sein muss, der probiert. Zustimmendes nicken.
Am nachmittag erkunde ich die stadt. zum glück umter denkmalschutz stehender kolonilastil. grün und bunte plfanzen, blühende mächtige oleander, ein großer kolonadenumsäumter platz, der für verkaufsstände und opennair veranstaltungen vorgesehen ist, eine basilika und wieder ein großer platz mit gemütlichen bänken. Ich beobachte das treiben, die schule ist aus und die schuluniformierteh kids quellen mit einem mordsgetöse auf die straße, auf ihren smarties spielend, sich gegenseitig schubsend – kraft im überfluss. Ein rollifahrer kommt des weges und sofort hilfreiche unterstützung, als er einen recht hohen bordstein überwinden muss: Ein straßenhändler läuft auf ihn zu und hilft ihm über das hindernis. Eine ganz selbstverständliche geste.
Den abend verbringe ich im hostel. Ich lege kartoffeln, zucchini, tomaten und zwiebeln bereit und frage den junior nach einem topf. Er schaut mich irritiert an, versteht und weist auf ein schild auf dem schwarzen brett: küchenbenutzung nur für das personall !

oh – das habe ich überlesen, aber da nun tatsachen geschaffen sind stellt sich raus, dass er sich nicht in diesen dingen auskennt. Gut mittags gab es automatenfood, das in der mikrowelle zubereitet wurde. Da braucht man keinen topf, deckel, pfanne etc. aber schließlich werde ich fündig.
Der abend verläuft mit schreiben und ich komme voran.

26.04.

heute noch ein ruhetag. Schreiben, durch die stadt laufen, atmosphäre genießen, fotografieren. So muss das sein.

Chile macht gute öffentlichkeitsarbeit: Chile por todos! Chile für alle. ob im straßenbau, der mir am meisten auffällt, in valparaiso für sportplätze, punta arenas für schulen und hier nun beteiligt sich der staat an einer ausbildung mit graduiertem abschluss.


27.04. Pisco

mein ziel für heute ist das elqui-tal. Von mehreren seiten wurde mir davon vorgeschwärmt. Es handelt sich um eines der fruchtbaren täler, die von den flüssen, die aus den anden ins tal kommen profitieren und ein gegensätzliches bild zeigen. Die berghänge steinig und trocken ohne bewuchs, im tal alles saftig grün. Ich suche mir keine stadt aus, sondern hoffe, unterwegs in diesem tal auf einen ort zu treffen, wo ich zelten kann. Ich sage googlemaps das ziel, das zugegebenermaßen etwas ungenau ist... Damit ist das spätere verhängnis vorprogrammiert. Ich bin auf wenige kilometer eingestellt – es sind nur 60 km und freue mich auf einen schönen nachmittag.

Eigentlich könnte ich sagen, es ist ein pechtag, den ich erlebe, aber ich empfinde es nicht so. Eher wie hans im glück, wel sich alles zu meinen gunsten fügt.
es geht damit los, dass ich mit fast leerem tank losfahre in der annahme, bald eine tankstelle zu finden. Denn an meine reservekanister will ich nicht ran. Ich fahre und kurz vor der ampel gibt mir die vespa zu verstehen: No go. Ok – warnblinker an – auch eine aufrüstung für diese tour. Ich behindere etwas den verkehr und den busfahrer, der die nur wenige meter hinter mir liegende haltestelle benutzen will – ich nehme den rucksack von der sitzbank, tanke, sehe im augenwinkel einen streifenwagen vorbeifahren, lasse mich nicht aus der ruhe bringen, beschließe den tankvorgang, ausnahmslos alle verkehrsteilnehmer tolerieren das geschehen. Kein gehupe – alles ist ok, baue alles wieder auf und dann... unter dem roller bildet sich ein größer werdender fleck. Ich denke, na ja das wird die wasserflasche sein, die ich in einem der ersatzmäntel verstaut habe, aber die ist es nicht. Ok – rucksack wieder von der sitzbank, helmfach raus und schon erkenne ich, wie der sprit mit schmackes aus dem benzinschlauch spritzt. Ok – ursache erkannt. Den schlauch mit einem kabelbinder hochgebunden, aufgepackt und nun die suche nach einer werkstatt. Ich finde auf meiner route ins elqui-tal schon bald eine tankstelle, fülle zwei reservekanister auf und erkläre mein problem. Und wieder glück: nur zwei oder drei blocks weiter sei eine werkstatt. Die reparieren nicht nur, die verkaufen auch ersatzteile, wie benzinschläuche und auch öl. Und die vespa braucht ein besonderes öl, von dem mir gesagt wurde, das könne ich nur in spezialgeschäften bekommen. Diesen programmpunkt habe ich mir eigentlich für später aufgehoben, kann ihn aber nun hier gleich mit erledigen.
Die montage versuche ich dann selbst machen. Der schlauch ist zu eng. Macht nichts . Es gibt einen mit größeren durchmesser. Aber ich brauche eine schraubklemme, um den spritzenden schlauch abzuklemmen. So bitte ich dann doch um hilfe. Der monteur hat zeit. Wir beide nehmen uns des problems an, ich unter dem roller, er von oben. Schellen werden geöffnet und zugeschraubt, ein strahl der kalten flüssigkeit ergießt sich über meine hand und unterarm, aber dann ist der neue schlauch gesetzt, die sauerei hat ein ende. Ich will ihm ein trinkgeld geben, denke an 10.000 clp (15 euro), habe nur 20, gebe sie ihm und sage mehrmals zehn seien für ihn - „er versteht nicht“ und es bleibt bei 20.
jetzt kann ich losfahren, winke noch auf der rückfahrt der tankstelle, die mir den tip gegeben hat und ab geht’s weiter gen südost. Ich habe eine gute straße, wenig verkehr, das grün nimmt zu. Die entspannung auch. Doch dann beginn das desaster: die nächste abzweigung links, sagt die freundliche stimme und ich folge hier. Es geht weiter in die berge, die farbe grün wird langsam von ocker dominiert. Ich denke, es wird das nächste tal sein und fahre weiter. Doch dann ist es vorbei mit dem schönen asphalt. Meine erste schotterpisten – erfahrung beginnt. Ich fahre weiter, langsamer und die steigung nimmt zu.

Kurvenreich und rutschig

Ich fahre weiter und weiter und weiter, die steine auf der fahrbahn werden größer, es kommen auch schon sandige abschnitte, die das spurhalten sehr erschweren, ich erkenne riesige „zement“-berge, die von einem steinbruch stammen, ich sehe zahlreiche lkw und werde dann schließlich gestoppt. Wo ich hin wolle...? nein hier geht es nicht weiter – ich müsse zurück. Ich habe für diesen streckeabschnitt bestimmt anderthalb stunden benötigt. Ok die entscheidung wird mir abgenommen und ich fahre zurück und irgendwann bin ich wieder an der kreuzung. Ich checke die karte und entscheide mich dann doch für eine konkrete zielangabe.

Vorher nachher - nur wenige kilometer liegen dazwischen

Von weinlese ist wenig zu sehen

Pisco elqui. Nur nach wenigen kilometern beginnt das fruchtbare tal. Die sonne steht schräg, der himmel wolkenlos blau – 360 tage im jahr kein regen – und trotzdem alles grün, dank des andenzuflusses. Der sternenhimmel sei eine sensation. Es gäbe sternwarten, von wo man aus einen tollen blick in das unendliche sternenmeer habe. es herrscht eine art krieg zwischen peru und chile: wer darf den namen pisco überhaupt führen? es handelt sich um einen traubenweinbrandt, der mich vom geschmack sehr an den caipirinha erinnert. der streit hat sich für chile entschieden, was vielleicht auch dazugeführt hat - so schreibt es lonely planet, dass der bürgermeister, sein städtchen einfach in Pisco elqui umbenannt hat.

der wunsch des zeltens - gerade hier - ist noch im gedächtnis, aber schon arg verblast. die fahrt ist länger geworden, als beabsichtigt, die sonne steht schon sehr sehr schräg. trotzdem, als ich ein hinweisschild sehe, fahre ich deisem nach und lande im tal an einem kleinen fluss. der campingplatz befindet sich auf der anderen seite. mit der vespa durch das wasser zu fahren??? das gepäck durch den fluss zu schleppen? und das bei der sehr schnell einbrechenden dunkelheit? nein. und ich fahre den steilen sandweg wieder zurück.

Gegen 1800 erreiche ich das dorf und stoppe vor einem hostal, vor dem eine bmw mit iitalienischem kenmzeichen steht. Ja es gibt noch ein bett in einem 6 bett zimmer. Dort sitzt schon der italiener, francesco sein name - umrahmt von motorradtaschen, schlafsack und kartenmaterial, sein smartie in der hand und mails und chats checkend. Kurzes aufsehen – zu mehr lässt ihm sein smartie nicht die zeit. Das hostal wirkt sehr einfach. Ein lehmhaus, wie viele hier in der gegend, risse in den wänden.
Der hostalgeber ist ein kleiner mann um die 60 bis 70. recht kurz angebunden. Aber das ist mir egal. Ich habe ein bett und wie sich dann später herausstellt ein hostel gefunden, das über einen schönen verwilderten garten mit pool (!!!) verfügt. Dort gibt es auch noch zimmer, die von einem deutschen und einem französischen pärchen bewohnt sind. Die küche ist auch draussen, einfach nur überdacht. Unser senor nutzt vernünftigerweise solarenergie wo er kann, aber abends ist dann seine wegbeleuchtung doch sehr funzlig. Ich erinnere mich an miitjas solarlampen experimente - ein schnäppchen aus dem baumarkt - die er im garten aufstellen wollte. eine durfte bleiben - das ergebnis ähnlich wie hier.

Die um uns herum liegenden berge werden von der sonne angestrahlt und wirken wir aufgehäufte riesenorangen. Die großporige schale wird durch die trockenen büsche und durch die gesteinsformen suggeriert.

Friedliche stimmung
Ich packe ab, finde genau gegenüber eine bäckerei mit supermarkt, auf der anderen seite frisch zubereitete empanadas und vegetarische sandwiches, für das bier muss ich runter in das dorf laufen, weil es nur ein geschäft gibt, das über die lizenz verfügt und den recht steilen rückweg dafür in kauf nehmen.

Das kann ich auf meinem weg runter nach pisco nicht auslassen

Ich bin ausgehungert, finde ein bänkchen im garten und tanke auf. Der abend ist verhältnismäßig kurz – ich bin erschlagen und um 22:00 uhr in der kiste. Dabei stelle ich fest, dass das bett nicht bezogen ist. Das ist mir auch egal – nur schlafen.

28.04.

auch dieser tag dient der ruhe, dem schreiben und dem erkunden der gegend. Das dorf ist so klein, dass die vespa draussen stehen darf, neben ihrem großen deutschen eher entfernten verwandten – wenn ich den blick auf die zwei räder lenke, die für sicch gesehennur eine gemeinsamkeit aufweisen, dass sie rund sind.

Schon gleich morgens nach dem aufstehen und duschen kommt der hostel-senor auf mich zu, strahlend und lachend, er müsse ein foto machen!! von uns beiden! Das sei doch total verrückt!!! ein deutscher auf einem italienischen motorrad und ein italiener auf einem deutschen fabrikat!! ich lache und sage gleich – bin dann bereit, aber die beiden sind ins gespräch vertieft, dass ich dann einfach sage, lasst euch zeit, ich werde erst einmal frühstücken. Doch dann wurde das foto sofort gemacht.

Sie würde mich bei 150 km/h vom sattel werfen...


So kommen francesco und ich ins gespräch. Wir stellen die üblichen fragen, aber es kommt dann doch so weit, dass ich ihm vorschlage zusammen zu dem observatorium zu fahren, das er im auge hat. Im grunde eine gute idee. Es ist nachmittags, die sonne brennt nicht mehr so stark. Los geht’s. Was ich nicht bedacht habe, dass sternwarten gerne sehr weit oben angesiedelt sind... damit einher geht, dass die straßenqualität rapide abnimmt, die steigungen dafür umso mehr zunehmen, die kurven immer enger werden, die vespa ihren schwung verliert und als wir anhalten müssen, um dem gegenverkehr den vortritt zu lassen, komme ich fast nicht mehr von der stelle!! und das ohne gepäck. Ich hupe, doch der italiener francesco hört mich nicht... an einer abschüssigen stelle zu wenden bei diesem hoprigen, sandigen und mit tiefen reifenspuren versehenen weg ist nicht möglich. Also heisst es, mit den füßen der vespa schwung zu geben, der motor heult auf, das lüftungsgebläse springt an – bisher eine große seltenheit – langsam bewegt sie sich nach vorne und kämpft sich mit 10 km/h den berg hinauf, bekommt wieder schwung und wir haben es geschafft. zum glück haben wir die kupplung  erneuert. sonst wäre das jetzt schief gegangen.

Unser hausberg, der mich an organgen erinnert, wenn er die untergehende sonne reflektiert

Später aber kommt ein schild, dass die weiterfahrt verbietet – zu meiner freude – denn ich denke schon an die abfahrt – bei dunkelheit natürlich, sonst hätten wir die sterne ja nicht beobachten können und wir lassen uns zu unserem hostal wieder runterrollen. Hm – denke ich mir. Knappe sache, hätte auch richtig schief gehen können!!! Spontaneität ganz gut...

Der pool nicht weit...


29.04. Vallenar

heute will ich weg und mich weiter nördlich bewegen. Die frage, wo und wann und wie ich die anden überquere hat mich die letzten beiden tage sehr beschäftigt. Wieder zurück nach valparaiso und dann über die anden nach mendoza?? hm – das wäre nur die notlösung. Aber ich habe adressen zu vespaclubs in peru und kolumbien – ich setze auf gute tips und lasse mich jetzt nicht weiter von diesem unsicherheitsfaktor beirren.

Wieder ein toller tag! Ein paar korrekturen an der vespa. Der bügel, der den rucksack hält hat sich aufgrund der schuckelei vom vortag aus seiner verankerung gelöst. Ein handgriff und die unregelmäßigkeit ist behoben. Einer der griff-verlängertungen, die wir für die zusätzlichen außenspiegel montiert haben, hat sich gelockert, aber dank meines guten werkzeuges ist auch dieser „schaden“ schnell behoben. Endlich sitze ich auf und los geht es. Ich habe vallenar im blick. Das gehört schon zur region atacama !!
Jetzt wird es also langsam ernst... die fahrt durch das tal zurück ist sehr schön. Bin ich zu dick angezogen?

Oben karg und hier fruchtbar und die grundlage für den pisco saur

Die sonne enfaltet ihre wirkung, aber auf die grüne signalfarbe auf meines sehr wärmenden anoraks will ich nicht verzichten. Ich will gesehen werden. Ich komme durch vicuna, ein ort, an dem ich gestern nachmittag noch war, der mir sehr gut gefallen hat und wo ich mich weintrauben und äpfel essend auf einem platz lange aufgehalten habe, menschen beobachtend und dösend.

Dösend auf der bank und dann der schreck!

Plötzlich schrecke ich auf: oh sch... wo ist mein helm??? eine junge maid, die auch auf der bank sitzt, schaut mich erschreckt an – ich erkläre ihr den grund für meine überreaktion, laufe schnell zu meiner vespa, die nicht weit entfernt geparkt ist und da steht der helm auf der rückbank... er hätte auch weg sein kiönnen. Mann thomas!!!! mehr konzentration!!!

tanken und dann richtung la serena. Ich fahre in schlechtes wetter!
Hinter mir wolkenfreies blau und vor mir türmen sich die wolken über dem pazifik. wehmut kommt auf. aber das kann nur von kurzer dauer sein - nicht umsonst heisst es, atacama sei die trockneste wüste er welt!
Kaum ist die sonne weg wird es kalt. La serena in samstagsstimmung ist grau, der verkehr mäßig. Wird es regnen? An einer roten ampel bemerke ich ein großes plakat der chilenischen regierung: autorennen in der atacama wüste mit solar betriebenen fahrzeugen. November steht dort, aber ich kann nicht erkennen, ob das schon war oder sein wird. Na endlich! Endlich sehe ich, dass hier das thema solarenergie auch eine berechtigung hat.

Ich fädele mich auf die ruta 5 ein, die berge in den wolken, hm wie wird das werden? Nebel? Wie sind die windvverhältnisse da oben? Die karte sagt mir, dass sich nach los hornos, die richtung gen nordosten verändert, das heisst weg vom sicherheitsgebenen pazifik ab in die berge. Meine hände werden kalt, aber dank der griffheizug, die auch bestandteil der vespa-aufrüstug war, habe ich sehr bald warme handinnenflächen, die vespa nimmt die steigungen sehr moderat, ich erkenne mit zweifel, dass wir uns der wolkenuntergrenze zügig nähern, doch dann stelle ich fest es gibt blaue stellen zu sehen, die mit zunehmender kilometerzahl immer größer werden. Und dann sind die wolken weg. Griffheizung aus und vor mir ein panorama – der echte wahnsinn.

Die wolken sind weg!
Und kaum verkehr. an einem werktag. die straßen gehören dem staat, werden aber zeitlich befristet verpachtet. es dürfen dann nutzungsgebühren erhoben werden. für die beschaffenheit der straße ist der pächter verantwortlich. Ob da geld zu verdienen ist? die gebühren werden in bar eingezogen - nicht automatisiert, sondern von mitarbeitern.

Wir steigen weiter und weiter – ich pendele mich zwischen 60 und 70 km/h ein. Der verkehr sehr gering.

Ein Panorama...

Wir fahren in großen spitzkehren die berge hoch, und ich erkenne beim blick ins tal, wie die ruta 5 in die berge reingefräst wurde. Endlich komme ich auf ein plateau - die steigung hat ein ende. Ich habe eine tolle sicht auf die schneebedeckten bergmassive, der wind kommt von der seite, aber vernachlässigbar. Es geht gut voran, foto- und trinkpause – später gibt es äpfel und erdnüsse – eine kolonne von bestimmt 15 motoguzzies düst an mir vorbei, später zwei geländegängige bmw. Eine verringert ihr tempo und der miitfahrer zückt die kamera, um ein foto von mir zu machen. Hupen, winken, gas geben und der horizont verschluckt die 750 cm³ maschine.

Ich nähere mich vallenar. Ich weiss nicht, was mich hier erwartet, die hostal-szene scheint hier eher begrenzt. Wo schlafen? Ich muss mir die beine vertreten und komme an einer poilizeistation zum stehen. Absteigen, stärken, ankommende hunde begrüßen und beruhigen. Mein blick fällt auf total geschrottete suvs und pick ups – weiter weg einer dieser mega-laster – die kühlerhaube hälftig wegrasiert – auf dem armaturenbrett glitzert noch die wasserflasche des fahrers vor sich hin.

Von der ruta 5 abgeworfen - die wasserflasche auf dem armaturenbrett
Ich checke mein smartie, stelle fest, kein internet, bemerke aus dem augenwinkel das nähern eines streifenwagens, er hält, ich gehe auf ihn zu, nette begrüßung, woher und wohin und dann nutze ich die gelegenheit, nach einem hostal in vallenar (5km entfernt) zu fragen. Der poilizist - alleine im fahrzeug – hat zeit und ist dankbar für die abwechslung. Er gibt mir so gar seinen wifi-code, als ich ihm sage, dass ich kein internet habe. Sein funkgerät schweigt. Er sucht und telefoniert, nennt mir eines, dessen namen so kompliziert ist, dass ich ihn schon nach wenigen atemzügen vergessen habe. Er schreibt mir die telefonnummer in mein smartie – nette verabschiedung und ich muss die letzte klippe dieses tages noch überwinden. Chilenische hillfsbereitschaft!

Bald stehe ich auf dem hauptplatz vallenars. Ein- bis zweistöckige häuser in bunten farben, palmen, spielende kinder auf dem platz, rauchende chilenen beobachten das treiben, ich stehe - schon ein hingucker - etwas hilflos um mich rumblickend am straßenrand – da kommt ein chilene des weges und weist auf ein hotel. Ich danke ihm und sage, viel zu teuer, ich suche ein hostal. Er zögert einen moment – diese antwort war ihm vielleicht zu ehrlich – und zeigt auf ein grünes haus. Da ist das hostal. Tatsächlich. Es ist eines. Ich fahre hin, suche einen anlehner, klingele und habe bald ein zimmer (für mich!!!!) und eine garage für die vespa. Bezahlen, vespa abpacken, zimmer beziehen, frisch machen und dann zu dem restaurant, dessen stühle einladend draussen stehen. Angekommen! Ich fühle mich auf anhieb sehr wohl hier. Kein englisch mit amerikanischem oder australischem akzent zu hören. Was wunder – die meisten der backpacker sitzen in den klimatisierten zweistockbussen auf der ruta 5 richtung sanpedro.

30.04.

Casa verde! So hat der chilene das hostal bezeichnet

Hier will ich so schnell nicht weg und entscheide mich für zwei nächte – dann werden es drei. Ich habe den ehrgeiz, den blog auf den aktuellen stand zu bringen und will dafür das wifi-angebot des hostals nutzen. Es funktioniert zwar, der internetzugang klappt nicht - stelle ich später fest. So schreibe ich erst einmal offline und hoffe auf ein lokal hier in vallenar, das eine steckdose und funktionierendes wifi hat, damit ich die daten hochladen kann.

Demzufolge steht die erste hälfte des heutigen tages – auch wenn das wetter noch so schön draußen ist – unter der überschrift schreiben und nochmals schreiben. Auch die abende sind dafür vorgesehen.
das schreiben ist keine last, sondern eher wohltuend. die dinge, die ich erlebe, kann ich sortieren und erlebe alles nochmals, wenn ich das aufschreibe. deswegen wird es für den einen oder anderen zu ausführlich...

Gegen nachmittag zieht es mich raus. Im hostal ist es kalt und zugig. So setze ich mich auf gegenüberliegenden platz in die sonne, wärme mich auf, mache ein kleines nickerchen und gehe dann auf ientdeckungstour. Ich komme nicht weit, denn vor der kirche hier hält ein schneeweisser leichenwagen. Der sarg wird in die kirche gebracht. Ich gehe hinterher, weil ich ohnehin die kirche von innen sehen will und weil mich natürlich so ein gottesdienst interessiert. Der sargdeckel ist in zwei teile geteilt, wobei der obere – einem fenster gleich - für den letzten abschied geöffnet ist. Natürlich gehe ich nicht dahin, sondern beobachte das nur von ferne. Die angehörigen sind an der garderobe erkennbar, freunde und bekannte hingegen im neutralen sonntagsstaat. Die enkel oder urenkel sind beauftragt, dem verstorbenen rote und weisse nelken in den sarg zu legen. Ansonsten herrscht nicht andächtige ruhe bis der priester erscheint, sondern rege unterhaltung untereinander.

Dann erscheint der priester in weissem gewand mit violetter schärpe. Er wirkt auf mich sehr routiniert. Als erstes verfügt er, dass das fenster des sargs geschlossen wird. Dann beginnt der gottesdienst, der seinen höhepunkt darin findet, dass die gemeinde gebeten wird, ihm alles, was sie über den verstorbenen weiss zu zurufen. Erst zögerlich, dann aber überschneiden sich die eigenschaften, die ich nicht alle verstehe. Was ich verstehe ist, dass er großzügig war, ein guter freund, ein guter ehemann, hilfsbereit und noch viele weitere eigenschaften, die der priester im wiederholt. Die trauergemeinde lockert sich, es artet fast zu einer volksfeststimmung aus, weil es immer lauter wird und so eine art wettbewerb stattfindet: wer weiß mehr und wer kann sich in dem stimmengewirr durchsetzen. An manchen stellen wird laut gelacht, der priester offenbart eine menge humor – fast ist seine äussere aufmachung und sein amt vergessen. Ich stelle mir vor, ob das in deutschland auch klappen würde. Es wäre ein versuch wert...

als sich gegenseitig die hand gereicht wird - ich werde integriert, schüttele auch die mir gereichten hände und als ich merke, dass es privat wird und der eine und andere die kirche verlässt, gehe ich auch.

vallenar lebt von eisenerz, tourismus und landwirtschaft. auch weinanbaugebiete soll es hier geben, wohl hinter einem bergrücken versteckt, denn ich konnte auf meine fahrt hierher keine ausmachen. wohl aber die schmalen schienen, die das eisenerz aus den umliegenden mienen nach la serena transportieren. die lokomotiven sind mit einem blaulicht ausgestattet... auch hier sind die häuser aus holz gebaut. sie wirken nicht stabil, sondern doch eher wie baracken. die dächer sind mit wellblech bedeckt. die stadt ist grün dank eines flusses, dem sie ihr dasein verdankt. 1922 gab es hier ein erdbeben.

Die straßen im zentrum sind - so wie auch in anderen keinstädten, die ich gesehen habe - nicht geteert, sondern gefliest!

Ich spaziere durch die sonntägliche kleinstadt, komme an einem obst – und gemüseladen vorbei, decke mich ein mit äpfeln und bananen und finde einen platz in der nachmittagssonne.

Unbewusst lasse ich mich in die wandmalerei integrieren

Ich schreibe apps und telefoniere mit nora. Ein guter empfang und die unterhaltung ist nur etwas zeitversetzt.

Unterwegs fällt mir noch ein name einer bar mit viplounge auf, die „chicas bar“heisst.

Nora scheint von der idee nicht abgeneigt... "Capell" ist der name des herstellers von pisco saur. auch das passt, weil nora von mir auch capella genannt wurde

Natürlich bekommt das nora sofort zugeschickt mit dem vermerk, dass das doch ihre zukunft in südamerika wäre. Ein lang gedehntes ja kommt zurück. Ich versuche sie zu bremsen und schreibe zurück: mach kein sch... keine antwort...

um 17:00 uhr kinovorstellung:
la razon de estar contigo: warum ich mit dir zusammen bin.
Hunde spielen nicht nur in chile, sondern auch in anderen südamerikanischen ländern eine große rolle. sie werden geliebt und verehrt. jede stadt wird von den freien hunden bevölkert. sie benehmen sich gut und werden von den menschen gefüttert. überall vor den haustüren stehen schalen mit wasser. auch abgenagte knochen zeugen von der sorgsamkeit der menschen hier. und es gibt die haushunde, die verhätschelt werden und neidvoll ihren artgenossen hinterher schauen. auch das vetrinärgeschäft blüht!

Einfach überall. sie lmerken, wenn sie fotografiert werden. deshalb muss das während des laufens geschehen

der abend gehört dem blog und einer sehr guten flasche cabernet sauvignon, wovon die nachtwache des hostals ein glas abbekommt.
sie ist jeden abend da und macht morgens das frühstück. wir unterhalten uns und ich benutze sie als meine spanischlehrerin.

01.05.

ich habs geschafft! Bin mit meinem blog am heutigen tag angekommen. Jetzt kann ich meine erlebnisse 1:1 in den rechner schreiben und bei gelegenheit in den blog kopierenn. Wifi wird immer schwieriger. Es begann schon in pisco – hier im hostel habe ich zwar verbindung, aber kein internet. Das scheint ein hausinternes problem zu sein. Also begebe ich mich jetzt auf die suche nach einem haarschneider, einem computerladen und dann zu einem wifi-cafe, wo ich den blog füttern kann.
Unterwegs werde ich auf eine serie von streetart aufmerksam:

der nachmittag wird dem blog untergeordnet. "nur" noch hochladen, die texte einfügen und das wars. doch der übermut setzt grenzen. zwar finde ich wifi-stationen, die einmal mit einem sehr leckeren salat verbunden sind - dann aber wegen schließens gewechselt werden und einer pizza platz machen müssen - der blog funktioniert nur eingeschränkt. und das kostet mich den ganzen nachmittag bis in den abend rein. meine daten werden nicht hochgeladen. ich teile mit der hostelsenora noch den letzten chabernet sauvignon und darf wünsche zum frühstück äussern. bisher wurde das sehr rigide gehandhabt. entweder rühreier, oder käse und wurst oder marmelade. alles zusammen? nein.
ich habe am vortag haferflocken und obst vorgezogen. so glaubt sie, dass sie mich jetzt an meinem abfahrtstag verwöhnen muss. ich bekomme tee so viel ich will und sie kauft frische knsuprige brötchen. fast besser als bei uns!!! und sie bringt mir milch für die haferflocken!!! ich esse sie mit wasser. so erspare ich mir saure milch in der wüste...

02.05. Caldera

Heute will ich nach Caldera, weiterhin der panamericana folgend. der tag beginnt bewölkt. ich buche das als morgennebel ab, aber es sieht anders aus. eher so wie bei uns... ich decke mich noch mit äpfeln und erdnüssen ein, tanke und los gehts.
Ich folge weiterhin der panamericana und von eintönigkeit kann keine rede sein. ich fahre ein paar kilometer und könnte schon wieder rechts ranfahren und fotografieren. eigentlich ist hier doch und stein und sand.

Der rest des "wetters", das mich noch einige kilometer von vallenar nach calderal begleitet. federwolken...

Wer hier ohne wasser ist... Es ist schon ein zwiespältiges Gefühl, hier entlang zu fahren


Wenn die mega-trucks mich überholen, dann tanzt die vespa...
Sie fährt auf langstrecke gut, an den bergen ruckelt sie... was will sie mir damit sagen?

Messerscharfe Zacken - der westwind bläst den sand an die berge. es sind berge - keine dünen

Und wenn die wüste blüht...



Auf einmal fruchtbarkeit und oliven (?) plantage
Gegen nachmittag bin ich in Calerda und noch gar nicht so richtig
zurück in der zivilisation. Es ist in der tat so: unterwegs ist einsamkeit und eindrücke sammeln pur. die paar autos und trucks, die vorbeifahren, nehme ich nicht als störend wahr. es ist wie fernsehen, immer neue bilder, die auf mich einwirken. besonders wenn die strecke nicht allzuviel konzentration abverlangt. es kann aber auch sein, dass die augen schwer werden, dann ranfahren, absteigen, bewegen.

Luxus: Blick auf die Bucht von Caldera und beim einschlafen die rauschende brandung!
So auch an diesem tag bei meiner ankunft in caldera. ich finde ein hostal, ich darf die vespa unterstellen, in das zimmer passt ein bett, dafür mit blick auf den pazifik.
Ich frage nach wifi - sie verneint - aber sie kenne ein gutes restaurant mit südchilenischer küche, die auch wifi haben. das passt gut, sie wolle mit begleiten.
Caldera ist ein übersichtliches städtchen und lebt vom erzabbau (kupfer), von zitrusfrüchten, die über den hafen verschifft werden und vom tourismus.
Dieses mal sind es die engländer, die im 17. jahrhundert caldera kolonisiert und den hafen für den abtransport der kupferschätze gebaut haben.
wir kommen zu dem restaurant - unterhalten auf spanisch und auf den weg achten das geht nicht und wir mir später zum verhängnis.

ich bekomme typisch südchilenische kost, gemüsesuppe mit fleisch, reis und kartoffeln, dazu einen salat.
die beiden damen sitzen ein paar tische weiter, schauen fern und meine senora erzählt von argentinien, von wo sie gerade zurückgekommen ist. mit dem auto, die straße katasgtrophal.
hm - sehr beruhigend für meine pläne, irgendwann die anden zu kreuzen zu wollen
nach dem essen kündige ich an, ich würde dann wiederkommen.
ich merke schon, dass mich alles nur nervt. die beiden damen, die auf mich einreden, das theater mit dem wifi und überhaupt.
wir gehen zurück, wieder unterhaltung und fragen, wieder achte ich  nur beiläufig auf den weg.
dann spitzt sich das ganze noch zu:
im hostel hole ich meinen rucksack mit netbook, vergesse etwas in meinem zimmer, gehe zurück und lasse den schlüssel zum hostalgrundstück im tor stecken.
ich will zum strand, zur ruhe kommen, apps schreiben und dann merke ich, dass der schlüssel nicht da ist!!! ich laufe zurück zum hostel, der schlüssel steckt nicht mehr, ich versuche den weg zum restaurant zu finden, weil ich mir denke, die restaurant-senora hat die handynummer meiner hostelsenora.
ich finde in dieser schachbrettstadt nicht das restaurant!
ich bin schon ganz dicht dran, da höre ich jemanden hinter mir, drehe mich um und entdecke meine hostallady. sie weiss nichts von meinem schlüsselerlebnis, schaut in ihre handtasche und ist überrascht, dass er dort liegt.
gut - jetzt kann ich wohl meine duties abwickeln.
aber nein - ich komme ins restaurant rein, da ruft mir die inhaberin schon zu: da ist ein kollege... nein, denke ich. jetzt nicht wieder unterhalten, mache eine entsprechende miene, grüße den "kollegen" suche mir eine steckdose und beginne zu schreiben. irgendwann komme ich dann "runter"...

03.05. Taltal
In caldera bleibe ich eine nacht. haferflocken mit obst  wie immer - aber kein wasser aus dem wasserhahn. ich hole mir das wasser aus meinem badezimmer ein stock höher.
ansonsten ist alles ok, wenn ich einfach mal von den gebrauchsspuren der letzten jahre absehe. die senora ist allein mit der führung des hostels überfordert, denke ich mir.
heute geht es weiter nach taltal - auch ein städtchen am pazifik. und jetzt fängt die wüste erst richtig an:



Die Mega-trucks  bedanken sich mit ihrem warnblinker, wenn ich die standspur benutze

Die tour ist sehr schön, aber richtig anstrengend!

Der seitenwind, die überholenden lkw und jetzt das neue, es gibt nur noch zwei spuren, das heisst die entgegenkommenden busse und trucks schieben eine bugwelle wind vor sich her, die ich dann auffangen muss.
Wenn sich die mega-trucks von hinten nähern, fahre ich auf die standspur und lasse sie vorbei. ein kritisches unterfangen, denn der seitenwind wird aufgefangen, ich werde aber von dem sog mitgenommen.
sobald der "schützende" lkw weg ist,  ist der seitenwind wieder da und lässt die vespa tanzen.


Wenn der wind von der seite kommt, schafft er ein quer liegendes rippengebilde - die wellblechpiste im fachjargon -  die der alptraum eines jeden straßenbenutzers ist.

Das verschwommene im unteren teil des bildes ist der sand, der über die hochebene fegt

Wofür die Heidenau-Reifen alles gut sind

Trotzdem halte ich ein paar mal, um zu fotografieren.. wie weit oben ich ich bin - ich schätze um die 1.500 meter. das muss die vespa vom meeresspiegel sich alles erarbeiten!
langgezogene steigungen. und dann die richtige wüste. tolle farben, immer irgendwie anders, je nachdem wie der schattenwurf ist und dann trotzdem die unendliche weite, der blaue himmel und teilweise die absolute ruhe.

später verlasse ich die ruta 5. es geht endlos bergab durch die berge hindurch. Es sieht aus, als ob sie einfach mit der stichsäge für die straße geteilt worden sind. einfach unglaublich.


Und diese unbeschreibliche ruhe

Die fassade untescheidet sich schon sehr von den nachbarhäusern

Die abfahrt auf meeresspiegelniveau bringt wolken. ich sehe sie schon am horizont und weiss, meine himmelrichtung ist die richtige.
schade, der blaue himmel und die tollen farben weichen einem tristen grau.
ich lasse mich nach taltal rollen und k omme mitten auf dem marktplatz zum stehen. ich orientiere mich, suche ein hostel, das aber wegen grundreinigung geschlossen ist, bekomme aber einen tip von der senora, es nebenan zu versuchen. nebenan??? dort ist doch nur ein geschäft? jaja - dort frag einfach. ok - ich gehe zögerlich in das schreibwarengeschäft, äussere mein wunsch und werde sofort an einen älteren herren verwiesen, früher wohl mal manager der umliegenden mienen, der seine abfindung in ein hostel gesteckt hat.
das ist einfach nur picobello! er kennt die bedürfnisse seiner gäste. oder war er selbst in früheren zeiten backpacker? allein schon an jedem (!!) bett steckdosen für das smartie und tablett etc. auch die anderen räume sind zweckmäßlig und mit verstand erdacht.

Ich habe das vierbettzimmer für mich.

Hier im hostel sind nette leute. die reisen nicht, sondern unterrichten im dorf kinder und erwachsene. dafür haben sie essen und schlafen frei. es gibt eine website, über die das organisiert wird. die chillenische regierung unterstützt das programm. kost und logie frei.
im tv laufen werbespots, wie wichtig englisch ist. es werden business-szenen gezeigt. zwei mädels im busniss-kostüm. ein englischer gast wird empfangen. die, die englisch kann ist der sieger ist, die andere mitaut (!) nur...
taltal ist ein kleiner ort, der von den umliegenden mienen lebt.
ich gehe noch in den ort, esse in einer pizzeria auf der uferstraße eine sehr leckere und knusprige pizza. vorher habe ich noch gelegenheit ein nettes schauspiel zu beobachten.
10 meter weiter unten ist der strand. da läuft ein vierbeiner - rauf und runter und genießt seine freiheit. die hier oben, bellen und wollen auch da runter. der, der unten hin und her läuft macht den dicken und ist der king!


04.05.

ich bleibe noch einen tag hier. grund: wifi! ich will endlich auf den aktuellen stand kommen. Bevor ich mich an den rechner setze beobachte ich draussen auf unserem hausberg schwarze vögel, die über dem berg dahin schweben. condore !!! denke ich. und fotografiere. später stellt sich raus, es sind  jote chilenos mit hässlichem roten schnabel.

Keine condore...

der richtige kirchturm ist nicht so schön. das hier ist ein kirchturm ohne kirche.

am abend mache ich noch einen gang durch das städtchen. hier könnte ich mir auch vorstellen, eine zeit zu bleiben und deutsch zu unterrichten. aber ich will vorher noch strecke schaffen und entscheide mich für die weiterfahrt nach antofagasta.

Da sitzt er und genießt . .

Und das musste einfach sein...

05.05. Antofagasta

das war für uns beide ein sehr nervenaufreibender tag. der tag begrüßt mich mit zwei schubkarren voller kindergarten-kinder, die von ihren erzieherinnen, den berg hinaufgeschoben werden. bei uns undenkbar. sicherheitsvorschriften, arbeitsschutzgesetze und versicherungen würden sich weigern, dieses risiko abzudecken.

ich bin dabei, die vepse zu packen, als ich schon die stimme der erzieherin höre: moto, moto, chicas!!! ich blicke auf und sehe die schubkarrenkinder und hole sofort mein smartie. leider nur ein teilerfolg, aber trotzdem lade ich das bild hoch.

Ein morgenspaziergang?

zwar sollte ich noch tanken, denke mir aber, dass in papaso auch noch die möglichkeit besteht. da, wo sich zwei große überlandstraßen treffen, ist bestimmt eine tankstelle.

ich fahre die küstenstraße entlang und spare mir so 50 km zurück in die berge. und ich weiss von meiner abfahrt, dass es bestimmt eine stunde oder mehr bergauf geht.
ich genieße die küstenstraße, habe den blick auf den eher lila wirkenden pazifik - noch ist es wolkig  - ich sehe fischerboote auf dem wasser tänzeln und felsen aus dem wasser ragen, die die farbe der möwenexkremente angenommen haben.
wohlmeinende beobachter könnten das gerücht in die welt setzen, dass es kreidefelsen seien. die vepse läuft richtig gut, das kurvenfahren macht spaß, kaum verkehr. so kann der tag beginnen. aber ich weiss, dass ich diesen genuss nur 50 km habe, dann wird es ernst. ich komme in paposo an und mich empfängt ein staubiges wüstendorf, halb zerfallende holz- und wellblechhäuser, aber auch konstruktives gehämmere. hier leben auch die mienenarbeiter. ich fahre langsam und suchend die hauptstraße entlang, keine tankstelle.

einfach weiterzufahren - es sind ja nur 170 km nach antofagasta, und der tank ist ja noch dreiviertelvoll und ich habe ja noch 5 liter dabei - kommt nicht infrage.
also alles wieder zurück nach taltal. die sonne hat sicch mittlerweile durch die wolken gekämpft. das, was ich jetzt sehe ist völlig anders. ich sehe die berge mit grünem staub bedeckt. das kann nur kupfer sein, denn hier wird erz gefördert, von dem das kupfer abgesondert wird. das ist mir auf dem hinweg nicht aufgefallen. es wirkt fast wie frühling, aber auch nur fast, weil dieses kupfergrün doch hervorsticht. ich bin in eile und fotografierenicht.
schnell bin ich wieder in taltal, fahre noch eben gegen eine einbahnstraße und finde so die tankstelle, tanke und fahre mit speed wieder zurück.  ich weiss nicht was mich erwartet. jetzt ist es schon knapp vierzehn uhr...

der anstieg der hat es in sich. ich merke, die vepse geht schon ungewöhnlich schnell auf 60, 50, bleibt tapfer dabei, 45, erholt sich wieder kommt auf 60 und so geht das bestimmt anderthalb stunden. ein aus frankreich kommendes wohnmobil, das eine zeitlang hinter mir bleibt und sich bestimmt über den deutschen auf der vepse lustig macht, überholt mich irgendwann, und ich bin alleine.
endlich kommen wir auf das plateau, und ich atme auf. ich suche einen anlehner, trinke etwas, mache ein paar fotos und denke, jetzt geht es zügig voran, überlege schon, was ich in antofagasta noch unternehmen kann.

Plateau erreicht, aber...

die steigungen gehen weiter. kerzengerade bis zum horizont.
kommt eine kuppe freue ich mich, aber dann sehe ich schon hinter der sogenannten kuppe den aufbau eines lkw und weiss, der fährt bergab. gegenwind stellt sich ein, die vepse ruckelt, was ich schon von ihr kenne und bislang auf die luftveränderung hier oben zurückgeführt habe - das ruckeln wird schlimmer - mir läuft es kalt über den rücken - was, wenn ich liegen bleibe???
aber sie erholt sich immer und wir quälen uns mit 40 bis 45, manchmal auch mit 30 bis 35 die langgezogenen steigungen hoch. an fotografieren nicht zu denken. und so geht das stunden! die hoffnungsvolle kuppe - nein es zieht sich weiter und weiter. aber die vepse hält stramm durch.

dann  aber ist es geschafft. wir haben den scheitelpunkt erreicht, jetzt geht es wieder im "90 grad winkel" runter zum pazifik.
80, 90, 100 - ich komme mir vor wie bei dem kinderhörspiel 1414, das von einer lokomotive handelt, die verschrottet werden soll. aber sie darf eine nacht völlig ungebunden und frei auf tour gehen und kommt wieder in fahrt. so ist es mit der vepse. sie gibt, was sie kann, aber ich lasse sie lieber in unteren umdrehungen rollen.
wir erreichen die ausläufer antofagastas, eine 300 tsd einwohnerstadt, die auf mich eher einen abschreckenden eindruck macht. aber die stadt ist immer wie die leute und meine hostelleute sind sehr nett und hilfsbereit.

06.05.

ich bin ausgeschlafen, stehe gegen 9:00 uhr auf und bin gegen halb 11 start klar. für mich eine gute zeit. aber dann...

die vespe steht übernacht auf einem verschlossenen grundstück. ich starte sie und wie immer ist sie sofort da, erstickt aber nach wenigen kolbenstößen. ungewöhnlich, denke ich mir und versuche es wieder. ich nehme das helmfach ab, suche und finde nichts, habe schon die zündkerze im verdacht, starte erneut, ohne dass das helmfach wieder eingesetzt ist und sie kommt wie immer. komisch - ich schließe das helmfach, gebe gas, sie verschluckt sich und ist aus. ich wiederhole das drei bis vier mal und rolle mehr als ich fahre zu meinem hostel. "gleich um die ecke gibt es eine motorradwerkstatt, soll ich sie hinfahren?"
ich verneine, weil ich glaube, dass es an der zündkerze liegt, bin aber nicht mehr so ganz davon überzeugt. der stecker lässt sich nicht lösen und so fahre ich zur werkstatt. die vespa macht keine mucken. wie soll ich den werkstattleuten das erklären. sie läuft und macht alles, was sie soll...
wie auch in la serena haben die werkstattleute für mich zeit. wir schrauben die zündkerze raus, sie sieht ziemlich mitgenommen aus - und dann sieht der mechaniker das desaster: das kabel des kerzensteckers hatte berührung mit dem zylinderkopf, der heiss wird, wenn der motor läuft. das kabel ist angeschmolzen, das kupfer blinkt mich an. das also ist die ursache. wir versetzen das kabel nach rechts und die gefahr ist gebannt. schnell noch den luftfilter gereinigt und alles ist wieder ok. dieses mal habe ich 10.000 clp klein, und den eindruck, das ist nicht zu wenig. auch hier wieder nette und hiflsbereite chilenen!
war das angegriffene zündkabel der grund für die ruckelei?

Mein arbeitsplatz in der kühlen küche

als ich zurück zum hostel fahre denke ich für mich: meine schutzengel, die tatsächlich unter der sitzbank liegen, haben viel zu tun. wenn mir das gestern passiert wäre? aber nein, sie bringt mich noch bis hierher und heute morgen - bevor es losgeht -  signalisiert sie NO GO. tja, vielleicht denkt der eine oder andere leser jetzt: der vermenschlicht seine vespa ja ganz schön...

Ja- da ist etwas dran. die symbiose zwischen mensch und maschine hat hier freie fahrt! ich bin von ihr abhängig und behandele sie so gut es eben geht.

den plan, heute nach calama zu fahren - 2 bis 4 stunden von hier nordöstlich schenke ich mir. es ist vierzehnuhrdreissig und jetzt noch loszufahren - in der bullenhitze - wäre keine gute idee.
so sitze ich lieber in der kühlen küche und aktualisiere meinen blog. äpfel und erdnüsse wie immer. ich komme einen großen schritt weiter.

ich befinde mich oberhalb der stadt: In den berg reingebaut?

Mit schmackes die steilen straßen raufgedüst!

was mir aber noch wichtig ist - neben dem essen natürlich - ist eine probefahrt mit ihr. antofagasto liegt zwischen den anden und dem pazifik. viel platz dazwischen ist nicht. der rest ist in die berge reingebaut. somit gibt es hier richtig schöne steile straßen. ich sitze auf und merke beim beschleunigen, dass sie wieder richtig kraft hat. ich düse mit speed durch die stadt und suche mir dann die auffahrt in die höher gelegenen stadtteile. am berg anfahren und auf touren kommen - gut ohne gepäck - klappt super. kein ruckeln nichts. sie läuft wie in alten zeiten.


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