Veröffentlicht: 04.05.2017
15.04.
Punta arenas
bill vom „erratic rock“ gibt mir auf nachfrage eine hostal-adresse in punta arenas. Das liegt an der maggelanstraße. Und da will ich hin. Ich habe das buch über die maggelanstraßen-entdeckung gelesen. Das hat mich so fasziniert, dass ich mich geärgert hätte, wenn ich da nicht hingefahren wäre.
Der bus startet früh, ich habe das ticket und finde dieses mal auch ohne unterbrechung den weg dort hin.
Hier in punta arenas ist auch super wetter – die temperaturen, obwohl schon antarktisches gebiet – sehr angenehm.
Nach längerem suchen finde ich das hostal. Gelegen an einer hässlichen langen hauptstraße.
Tja – was machen? Risiko eingehen und den trip nach feuerland buchen oder auf nummer sicher gehen und stattdessen morgen zurückfahren, eine nacht in natales verbringen und dann am montag weiter mit übernachtung in el calafate?
Ich entscheide mich für das risiko. Ich buche feuerland und habe jetzt den halben tag noch vor mir.
Die geldautomaten rauben mir erst einmal den letzten nerv. Alle sagen mir – so wie am flughafen in el calafate – der gewünschte betrag sei ungültig. Egal, auch ein anderer betrag gibt mir dieselbe nachricht. Schließlich treffe ich auf einen anderen bankkunden und frage ihn einfach. Wir beide gehen das procedere durch – mit verschiedenen karten – und dann endlich surrt der automat und das geld kommt.
Wie es sich bei antartktischer kälte in den holzhäusern aushalten lasst?
Deutsche Auswanderer
ch streune durch die stadt, gehe ans wasser, beobachte familien mit ihren kids und fotografiere viel und mache eine beruhigende entdeckung:
Von ostersamstag keine spur.
16.04. Ostersonntag
am nächsten morgen wartet ein gedeckter frühstückstisch auf mich! Zu einer zeit, zu der noch alle schlafen. Ich rechne mit nichts, – sogar heisses wasser in der thermoskanne wartet auf mich. Haferflocken und cornflakes! Harte butter, verhältnismäßig gutes brot, marmelade hecho en casa (hausgemacht!!) und viele teebeutel. Hintergrund: der hostelbetreiber ist deutscher, seine frau – die senora – hat er hier kennengelernt. Er kommt aus leipzig und hat sich hier mit dem hostel seine existenz gesichert. Deshalb das frühstück, für dessen deutsche qualitäten auch geworben wird.
Pünktlich werde ich abgeholt. Wir fahren in einem sprinter zum anleger und haben für die überfahrt zwei stunden zeit. Der aufenthaltsraum erinnnert mich an das deck der ersten klasse auf der fähre von england nach irland – zig jahre her. Da habe ich mich hingeschummelt, weil ich einer kurz vor der seekrankheit stehenden oma geholfen habe. Sie fuhr erster klasse und ich bin einfach – als besorgter helfer! - dort geblieben.
Hier auch alles mit laminat und teppich ausgesstattet, gemütliche clubsessel und eine kaffeebar mit media lunas. Ich bin viel draussen, beobachte die schneebedeckten berge am horizont, versuche etwas von der morgensonne zu ergattern - das schiff passt sich dem für meine verhältnisse unruhigen wasser an – ich döse, schreibe apps und warte auf den tag.
Die guidin ist eine junge chilenin und sehr engagiert! Wir sind nur zwei, die keine chilenen sind und für die sie extra eine spanische und für uns in dialogform eine englische beschreibung gibt. Und das den ganzen tag!!
Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals nach feuerland – tierra de fuego komme.
Die Slknam - ein stolzes Volk muss so ein Ende nehmen...
ich hatte gar keine vorstellung davon, wusste nur, dass es deswegen so genannt wird, weil früher die selknam - das sind eingeborene nomaden - dort überall ihre feuer gemacht haben, um sich zu wärmen, die guanakos zu braten.
die von see ankommenden entdecker sahen in der dämmerung die zahlreichen feuer und nannten dieses land deshalb tierra del fuego.
auf der insel angekommen setzen wir uns wieder in den sprinterbus und fahren dann zu einem museum, das uns viel über die selknam erzählt.
Hierbei erfahren wir, wie die eingeborenen von den kolonialherren - einem holocaust gleich - ausgerottet wurden. es wurden prämien demjenigen bezahlt, der köpfe oder hände oder andere körperteile anschleppte.
Auf einem großen wandbild sind mittig schafe in form eines kreuzes abgebildet, die die selknam in ein blutbad treiben.Über der szenerie schwebt ein großes glitzerndes goldstück. In der linken bildhälfte ist ein mann mit zylinder zu erkennen. Neben ihm liegt ein halb geöffneter sack, aus dem hände, köpfe und andere gliedmaßen der eingeborenen quellen. Dem zylinder gegenüber sitzt ein hemdsärmeliger typ, der grinsend und mit der miene eines zufriedenen geschäftsmannes dafür mit goldstücken bezahlt.
Auf der linken bildhälfte das prozedere des abschlachtens.
Mit von der partie war ein gewisser mendenez, nach dem heute ein bwl institut hier in der stadt benannt ist!!
er hat seinerzeit seine tochter mit einem jüdischen kaufmann verheiratet und damit die mendenez & braun dynastie gegründet, die das ganze land beherrscht haben soll und die dann auch für diesen holoaust maßgeblich verantworlich waren.
Das einzig erfreuliche hierbei ist, dass sich die die museumsleitung diesem thema
ausgiebig widmet und den touristen die schattenseite der vergangenheit aufzeigt.
Würden wir das auch so machen?
Und das geht heute ja so weiter. da wo bodenschätze sind, werden die leute vertrieben oder ausgebeutet und mehr...
Danach - wie passend - essen wir in einer sehr sehr einfach aussehenden behausung zu mittag. Das essen ist einfach gut! homemade! ich habe lachs, der mit zwiebeln und tomaten und käse überbacken und mit thymian gewürzt ist.
das treffen mit den pinguinen entspricht nicht meinen erwartungen. ich habe zwar schon welche in kapstadt bei meinem besuch mit nora, tillmann und darryn vor einigen jahren gesehen - aber ich dachte hier würde ich eine ganze kollonie antreffen.
es sind aber vielleicht 30 bis 40 mit ihren pelzigen babies, die in die steppe gucken, ab und zu ein paar würdige schritte gehen, wieder stehen bleiben.
Ein fuchs, der sich von mir unbeobachtet glaubt, streunert herum, langweilt sich, kämpft mit seinen flöhen und sucht essensreste.
dann geht es weiter, aber das war dann nur noch fahrerei in einem engen kleinbus. Dieses mal setzen wir an anderer stelle mit einer autofähre über auf das festland.
Ist es die südamerikanische gelassenheit oder die typisch deutsche überorganisation? Die fähre ist schon lange da, aber die wartende autoschlange darf sich über eine stunde nicht in bewegung setzen. Warten und warten... aber es gibt noch einen schönen sonnenuntergang auf der fähre.
als es schon dunkel ist, halten wir erneut. ich habe hunger und hoffe auf ein abendessen, aber alle häuser, die da am straßenrand stehen, sind stockeduster und wirken verlassen. was wollen wir hier? dann erzählt mir unsere guidin, dass hier ein altes, gestrandetes und vor sich hin rostendes schiff läge, das der berüchtigte mendenez gebaut habe... wofür und warum? Es ist nur schemenhaft zu erkennen, aber bei den mitreisenden hinterlässt es eindruck.
RECHERCHIEREN
Endlich sind wir wieder hier in puenta arenas.
Die türkische bevölkerug hat den ostersonntag dazu genutzt, erdogan noch mehr macht zu geben und der verfassugsänderung zu zustimmen!
Ich bin richtig entsetzt!! Jeder weiss wie diktaturen ablaufen, ob hitler, pinochet oder andere autokraten.
wie kann man nur so ins offene messer laufen?
jetzt wird sich thyrannei und alleinherrschaft so richtig und vor legalem hintergrund entfalten können.
Ich lese, der einfluss der linken presse habe gefehlt, weil die alle verhaftet sind. Aber es sind doch denkende menschen, die auch geschichte kennen.
aber wenn es dann von meinem bigotten pfaffen heisst, es sei eine religiöse pflicht, für die verfassungsänderung zu stimmen, dann hat sich eigentlich in den vielen jahrhunderten nichts verändert.
Resumee des tages: Ich war auf feuerland – ich bin die maggelanstraße entlang gefahren, ich habe pinguine sehen dürfen, aber nur aus weiter entferunug – also alles nicht so beeindruckend. Der sprinter eng und viel viel gefahre.
17.04. Ostermontag
erst am späten vormittag fährt der bus zurück nach puerto natales. Bei meiner ankunft trinke ich einen kaffee bei meinen freunden aus costa rica und esse den himbeer media luna.
Danach ins erratic rock und einen spaziergang durch die stadt. Das wetter ist verhangen und das einzige was an den feiertag erinnert, dass auf dem grünstreifen der breiten straße libertator bernardo o`higgins von einem priester in weissem gewand eine messe gelesen wird.
Am nachmittag überfällt mich der hunger, und ich gehe ich ein kleines, abseits der touristeströme gelegenes restaurant. Hier ist auch alles sehr einfach. Auch ein holzhaus, durch dessen ritzen der mittlerweile kalte wind bläst. Große glotze mit soaps und gutes essen. Ich esse wieder fisch, lausche der handlung und versuche mein spanisch zu trainieren. Im lokal sitzen noch zwei andere gäste. Die bedienung – merklich unterbeschäftigt – steht einer lehrerin gleich vor den tischen und schreibt apps und grinst vor sich hin. Genau – das will ich erleben – nicht das für die touristen aufgesetzte getue!
19.04.
mittlerweile bin ich wieder in santiago angekommen, und das ist nicht selbstverständlich.
mein busfahrer schaut mich mit großen augen an, als ich ihn bitte, seine ankunftszeit in el calafate für 14:00 uhr zu bestätigen. mit viel viel glück könne es halb oder viertel vor drei werden, ist seine antwort. und ich sehe mich schon dem flieger in el calafate hinter her schauen... ich erkläre ihm mein problem, rede was von "mas rapido", er lacht, verweist auf vorschriften und verneint.
Und doch habe ich irgendetwas in ihm angestoßen, denn er will 1400 uhr schaffen. Er bittet seinen kollegen vorsorglich, meinen rucksack, der schon verstaut ist, an einen platz zu stellen, der sofortiges herausnehmen erlaubt und eine stunde später beim grenzübergang sorgt er dafür, dass keine zeit vertan wird. sobald nämlich die formalitäten für die chilenen abgewickelt sind, verteilt er unsere gruppe auf beide freien schalter. das macht er auf der argentischen seite bei unserer einreise auch, kommt während dessen auf mich zu, daumen hoch geste: "va todo bien!" (es läuft gut!). ich nicke ihm aufmunternd zu, erhebe ebenfalls den daumen und ich weiss, er tut alles was in seiner macht steht.
die busfahrt ist trotzdem sehr nervenaufreibend. Die strecke kerzengerade bis zum horizont, kein verkehr, keine schlaglöcher, gut ausgebaut und der bus fährt gemütliche 90 km/h. Ca zwei stunden vor geplanter ankunft besuche ich ihn in seiner fahrerkabinie. er ist keineswegs sauer, dass ich verbote überschreite und ihn anspreche. im gegenteil. er verkündigt mir stolz, er habe ein taxi bestellt, das mich am busbahnhof in el calafate erwarten würde. schon drei minuten nach unserer pünktlichen ankunft, einer herzlichen verabschiedung mit einer 100 arg. pesonote ist mein taxi schon unterwegs zum flughafen.
Eine episode am rande würde gut zu mr beam passen.
wir sind noch am grenzübergang:
ich habe meinen einreisestempel, besuche schnell noch die banos und treffe auf einen südkoreaner neben mir. als er die spüung betätigt, läuft das wasser nicht wie erwartet nach unten, sondern kommt schon auf gesichtshöhe - mit weniger druck als erwartet - aus der leitung raus.ich bemerke die unregelmäßigkeit aus meinem augenwinkel und die durchaus berechtigte reaktion des südkoreaners. Als ich feststelle, was die ursache dafür ist, muss ich lauthals lachen. der südkoreaner, etwa um die 30, schaut etwas irriiert zu mir rüber und fängt dann auch an zu lachen. Bienvendidos en argentina!
Fast verpasse ich in buenos aires meinen anschlussflieger nach santiago, weil ich mit schreiben beschäftigt bin und die reisenden am gate 17 noch ganz relaxt auf ihren stühlen sitzen. dann höre ich die ankündigung, die etwas mit santiago zu tun hat, werde aufmerksamer und vernehme, dass das gate verlegt worden ist. ich packe meine sachen, gehe gemütlich zu gate 20 und höre gerade noch die verstümmelten reste meines namens... Erst da wird mir klar, dass das boarding schon längst voüber ist...
19.04.
ich bin wieder im La chimba – hostel in santiago. Ich habe mich für weitere 4 nächte einquartiert und mir für die nächsten tage fest vorgenommen, mich mit dem thema „blog“ zu beschäftigen.
Ein Bettenturm, der die Höhe der Räume ausnutzt. Gekonnte Ingenieurs- und Tischlerarbeit
Mein reifensponsor hat schon höflich nach dem link gefragt und ich habe eigentlich keine ahnung wie das ganze prozedere funktioniert.
Aber erst einmal will ich mir mein frühstück zusammenstellen und gehe zu meinem gemüse- und obsthändler ein paar straßen weiter.
Schon als ich aus dem hostel trete empfängt mich eine ungewöhnliche ruhe. Kaum autos auf der straße. Nur die müllabfuhr, die das desaster der letzten bella-vista nacht berseitigt- wie jeden tag. Ich komme zu meinem obst- und gemüsehändler – geschlossen. Ich frage jemanden, der gerade seine straße fegt und er erinnert mich: Censo! Chile hat heute volkszählung. Nette volkszähler gehen von tür zu tür und wollen formular ausfüllen. In puenta arenas fiel mir ein aufruf zur höflichen mitarbeit seitens der chilenischen bürger auf. Nun ist heute der tag. Dass dieser „analoge“ aufwand noch erforderlich ist? In zeiten von internet, google-control und whatsapp? Jeder gibt zu jedem zeitpunlkt seine privatesten daten preis und nun müssen hier die daten noch manuell erfragt werden. Und das heisst, dass an diesem tag – es ist ein mittwoch (!) nicht gearbeitet wird. Feiertagsstimmung, alle läden geschlossen – ausnahmslos alle! Und ich stehe da ohne frühstück. Haferflocke tun es auch und iich mache die erfahrung, dass sie auch mit wasser ganz passable schmecken und vor allen dingen bis nachmittags vorhalten. Aber dann kommt der hunger und er treibt mich aus der gemütlichkeit des hostels raus in das centrum santiagos. Irgendwo muss es doch einen laden geben, der eine lizenz hat und geöffnet ist.
ich würde alles nehmen – ob burger oder ernüsse, empanada wäre schon echter luxus...
Wenn beim fotografieren dieser werbung gewusst hätte, was mich in santiago erwartet...
Ichwürde alles nehmen – ob burger oder ernüsse, empanada wäre schonechter luxus...
so laufe ich durch das ziemlich leerestadtzentrum, sehe hier einen chinesen, dort einen sushiladen, hierein cafe mit fürchterlich süssen sachen, aber sonst nichts. Sokomme ich ich zum plaza de arma. Hier tummelt sich das volk, sitztauf bänken, lacht, streitet sich und zwei frauen mittleren altersfallen mir besonders auf. Beide sind vom leben gezeichnet –vielleicht auch von der straße, hassen und lieben einander. Es kommtzu aufsehen erregenden handgreiflichkeiten – keiner greift ein –sie gehen auseinander, doch später sind sie wieder in trauterzweisamkeit zu sehen. Ich schaue mir das schauspiel eine zeitlang anund gehe dann weiter, wo sich eine riesenmenschenmenge auf dem platzniedergelassen hat. Warum? Es steht eine theateraufführung immittelpunkt. Es sind stoffpuppen, die von einem schauspieler hintereiner geschlossenen wand, die von einer fenstergroßen lückeunterbrochen wird, ihr unwesen treiben und das publikum zu lachsalvenanimiert. Ich erinnere mich an meine kindheit, wo es auch daskasperle—theater gab. Aber wir waren kinder und ließen uns von dengeschichten – von unseren eltern unterhalb der fensteröffnunggespielt - hinreissen und in die handlung durch verräterische tipseingreifen. Hier aber sind es größtenteils erwachsene menschen, dieauf der erde sitzen. Zwar sind ein paar kinder auch dabei – eherals alibi -, aber die erwachsenen verhalten sich so wie wir früher.Sie leiden mit dem benachteiligten in der handlung, schimpfen auf denbösewicht, zucken nicht mit den wimpern, wenn es spannend wird undlachen erlöst auf, wenn die spannung sich gelöst hat. Ich stellemich etwas weiter weg und nehme die positionen der stoffpuppen ein.Gerne hätte ich fotografiert. Denn die unterschiedlichen mimiken despublikums, die betroffenheit bei traurigen szenen und dieschadenfreude, wenn der bösewicht seine verdiente strafe bekommenhat, waren schon fast eine eigene show wert. Erwachsene leute!!! wiekinder – egal ob männer oder frauen, egal welchen alters.
Als das stück zu ende ist und einigekinder hinter die kulisse schauen dürfen, begebe ich mich auf dieweitere suche. Selbst hier, wo sich gut was verkaufen ließe,bestimmt Census das geschehen.
Ich hoffe, dass gegen 18:00 uhr dasleben wieder beginnt. Und tatsächlich: es gibt einige wenige läden,vor denen sich lange schlangen bilden. Der laden ist vergitttert unddurch die gitterstäbe werden geld und waren gereicht. Ich kenne dasnur von dem verkauf alkoholischer getränke, die nur der verkaufendarf, der eine lizenz hat. Und die scheint es so leicht nicht zubekommen.
Endlich komme ich zu einer panaderia(bäckerei), die auch pizzen verkaufen und empanadas. Auch hier hatsich eine lange schlange gebildet, auch hier wie auf der plaza dearma fällt eine frau durch ihr besonderes benehmen auf. Sie wirdtoleriert, aber nicht beachtet. Bis ich dran bin vergeht eine halbestunde – meine käse-empanada muss noch im die mikrowelle – ichwarte wieder bis ich mich zu wort melde und dann tatsächlich dasersehnte stück in händen halte. Zwischendurch hält ein lieferwagenvor der bäckerei und bringt nachschub. Das geschäft für diebäckerei floriert und es wäre sicherlich noch mehr umsatzrealisiert worden, wäre die verkäuferin des rechnens fähig. Soaber muss sie immer den taschenrechner zu hilfe nehmen, um die höhedes wechselgeldes bestimmen zu können. Sie hat die ruhe weg, ihremutter ist mit anderen dingen beschäftigt – alles ist gut.Südamerikanische gelassenheit. Ich hatte sie auch.
20.04.
donnerstag. Alles ist wie immer. Dergemüsemann ist da, die farmacia ist geöffnet, wo ich mein smartieaufladen kann und der kleine tante emmaladen, wo ich milch undhaferflocken bekomme.
Ein besorgter Hostelgast und Katzenliebhaber sorg für den Winter vor. Sie sitzt absichtlich auf der Hauptverkehrsachse im Weg und minaut kläglich
Nach dem obst- und gemüseeinkauf ist diefarmacia am wichtigsten. Man kennt mich schon... dieses mal ist esder junior, der sich meiner erbarmt. Ich bitte um die aufladungmeines smarties. Der fragt nach meiner telefonnummer, ich zeige sieihm, er macht das notwendige, ich bezahle und gehe NICHT. Denn ichweiss vom letzten mal, dass das smartie so leicht nicht aufzuladenist. So bleibe ich und warte bis die nachricht vom provider kommt.Zum glück ist es früh, die farmacia hat wenig betrieb und derjunior hat zeit für mich und auch genug, um einen persönlichenehrgeiz zu enwickeln.
Nach Rückkehr aus dem Süden sind Steinhäuser etwas besonderes
Er ruft die hotline an, verfängt sichnicht in den verschiedenen optionen, die der rechner des providersbietet. Er behält die geduld und dann hat er die idee: er ruft dienummer an, die ich ihm zu beginn gegeben habe – es klingelt woanders, eine frauenstimme ist dran. Aha – die 10.000 clp gingenalso auf das konto der besagten frauenstimme. Also stimmt die nummernicht, die ich genannt habe. Ich rufe ihn an, er hat meine nummer unddie prozedur des speichererwerbs könnte erneut erfolgen, aber ichmuss erst zum geldholen. Ich verabschiede und verspreche meinwiederkommen. Er lächelt...
die milch möchte ich mit kartebezahlen, würde gehen, aber meine karte streikt – mal wieder.
Nach dem frühstück gehe ich aufautomatensuche und komme in ein völlig neues viertel. Hier ist daskleingewerbe zu hause. Näher, schuhmacher, werkstätten, alles dichtauf dicht, der wettbewerb blüht, denn es gibt nicht nur einen ausder jeweiligen branche. Es regnet in santiago! Auch das ist etwasganz besonderes. Keine sonne wie sonst, sondern nasse und glitschigestraße, die die mangelnde kanalisation offenbaren. Schuhtiefepfützen an den straßenkreuzungen und sehr rücksichtsvolle auto-und vor allen dingen busfahrer. Die ersten automaten – egal welchebank – wissen von meinem erlebnis in puenta arenas und sagen auch,der gewünsche betrag sei ungültig. Aber dann habe ich glück. Zwarin einer etwas schummmrigen nische auf der u-bahnstation, aber obensteht ein sicherheitsmann – es kann also nicht passieren. Diechileniscchen geldautomaten entlassen dich nicht nach erhalt desgeldes. Nein sie behalten die karte ein und erst wenn du noch eineantwort auf die frage gegeben hast, ob du noch etwas wünschst, wirddie karte ausgespuckt. In deutschland muss man erst die karte wiederrausnehmen und bekommt dann das geld. Auf diese weise habe ich beimeinem ersten chilebesuch meine karte vergessen und erst auf demflughafen in buenos aires bemerkt. Aber das ist eine anderegeschichte.
Ich komme strahlend in die pharmacia.Jetzt sind mehr kunden da, das eintönige schlagzeuggehämmer von derkneipe gegenüber hat wieder eingesetzt. Das wird den ganzen tag biszum nächsten morgen um 03 uhr gehen. Wie das die beschäftigten derfarmacia aushalten? Der junior hat zu tun. Der kauf und die eingabeder nummer klappt. Ich muss noch auf meinem tastenfeld eingeben,welcher art die dienstleistung sein soll – es klappt -mein smartieist wieder unabhängig von den wifi-häfen.
Es regnet ungehemmt weiter. Trotzdemtreibt es mich wieder in das gewusel. Ich weiss, dass der markt nichtmehr weit ist. Da will ich hin, mangos und kiwis kaufen – und diezutaten für die abendliche gemüsepfanne.
Der markt ist wie jeder markt insüdamerika ein erlebnis, das vor allen dingen den geruchssinnanspricht. Und dann das auge, als ich mich im obst- und gemüsebereichbefinde. Üppigkeit bis zum horizont. Egal welche frucht oder welchesgemüse es ist. Kunstvoll zu pyramiden aufgestapelt oder auf schrägenablagen aneinander gelegt. Die farbvielfalt kennt keine grenzen,säckeweise werden nüsse, getreidesorten und trockenfrüchteangeboten, ganz zu schweigen von den lecker duftenden eingelegtenoliven und was sonst noch so eingelegt werden kann. Sehr baldverliere ich die orientierung. Ich lasse mich von einer fleischthekeablenken, wo ein gehilfe in einer schubkarre holztragen verbrennt. Esqualmt und stinkt, der rauch zieht rein und nicht raus, nebelschwadenverunsichern das riechorgan, aber keiner schert sich, die geschhäftelaufen nach wie vor gut. Keine nervenden securities, keinfeuermelder, der aktiviert wird – alles geht seinen gang. Natürlichhinterlasse ich bei den händlern keinen eindruck mit den wenigendingen, die ich will, aber ernte doch ein freundliches grinsen. Nacheinigen versuchen bin ich zwar aus der markthalle raus, aber erstgooglemaps zeigt mir den weg. Jetzt einen kaffee oder besser einentee schießt es mir durch den kopf. Und wie von zauberhand stelle ichfest, dass direkt hinter mir ein schmaler treppenaufgang zu einemrecht künstlerisch angehauchten cafe führt. Es gibt tee undleckeres gebäck. Es tröpfelt aus undichten dachrinnen auf diestraße, pfützengeräusche dringen nach oben durch die geöfffnetenfenster. Ich sitze auf einem durchgesessenen sofa, genieße den
Unser Hostel La Chimba in abendlicher Umhüllung
teeund die lebensgeister sind zu neuen taten bereit.
In santiago wohnt meine großtante.Ich kenne sie noch nicht, nora hat sie schon vor zwei jahren miteinem spontanbesuch überfallen: „hallo, hier ist die nora vonbreitenbach aus deutschland und ich will dich besuchen. Wann? Ja ichhabe nur einen tag zeit – morgen?“
ich muss gestehen, ich habe es ähnlichgemacht. Hatte aber zwei tage zur auswahl. Als meine großtante mirspäter die frage stellt, warum ich mich erst so spät gemeldet habe,gebe ich meine planungen als grund an, von denen man nie so genauweiss, ob das alles so klappt. Und dem druck wolllte mich nichtaussetzen. Meine großtante ist top fit – um die 80 und hat erst amübernächsten tag zeit, weil morgen verplfichtungen in einerklinderklinik auf sie warten. Sie steht mitten im leben, denkeich mir und bin nun auf die begegnung übermorgen recht gespannt.
21.04.
heuteist zeit für de blog und für nichts anderes. Dank kirsten, einerfreudin aus der heimat habe ich es leicht. Als abschiedsgruß gibtsie mir einen zeitungsartikel, der den trend der fernreisendenaufgreift und tips gibt, mit welchem blog man schnell zu seinem zielkommt. Und tatsächlich kann ich schnell produktiv werden und meineerlebnisse in den blog schreiben. Das braucht zeit, denn die vielenfotos, die ich einbauen will, müssen hochgeladen und die erstenanfängerfehler mühevoll beseitigt werden. Aber ich kann am abendauf ein fast fertiges werk blicken und an meinen emailverteiler dienachricht schicken: derblog ist eingerichtet!!!zwar sind noch nicht alle stories drin, aber ich weiss wie es gehtund gleich für den nächsten morgen plane ich, weiter zu machen. Daserfolgserlebnis llässt dann nicht lange auf sich warten: am abedsitze ich noch draussen mit meinem smartie in der hand und rufe meineeigene seite auf. Und sie ist da. Zwar sind die fotos auf dem netbooknoch schöner, aber auch so haben sie ihren reiz.
Die Vergangenheit lebt weiter. Verhaftet und verschwunden
22.04.
Fürhalb eins bin ich mit meiner großtante im bezirk providenciaverabredet. Providencia ist ein gediegender stadtteil, dasvollständige gegenteil von bellavista und ricoletta. Ich nehme dievespa und googlemaps und fahre los. Was googlemaps nicht ahnen kannist, dass genau auf der straße, die ich benötige einfahrradmarathon stattfindet, also vollständig gesperrt ist. Dieroute wird neu berechnetund rechnet und rechnet. Ich drehe zweifelhafte runden und stelledann fest, dass ich die option mobile datendeaktiviert hatte. Nun ist sie aktiviert, die routeberechnungerfolgreich beendet und ich erreiche pünktlich ein mehrstöckigeswohnhaus mit gepflegter grünanlage und einem hausmeister, der schonvon marie-luise instruiert ist.
Schon am telefon sagte sie mir,dass sie ein sehr gutes steakrestaurant kennne und da mit mir hinwolle. In ihrer wohnung liegen schon die ausdrucke meines blogs, diesie auch gelesen hat, schön, thomas, aber zu ausführlich (daswerden bestimmt auch andere blogleser denken...).Ja – sie nimmt kein blatt vor den mund und ich sage ihr, dass dashalt so ist, dass meine geschichten dank meiner 10 finger technik soin den rechner fließen und ich dann nicht mehr großartig kürzenwürde. Er sei ja auch für mich geschrieben.
Als aperitiv trinken wir einen piscosaur, der mich sehr an den brasilianischen caipirinha erinnert. Dassteak ist sehr lecker und wir sind schnell im gespräch. Marie-luiseist fitt, resolut, sie weiss, was sie will und lebt – so weit ichdas beurteilen kann – ein gutes und zufriedenes leben. Ihre tochterlebt auch in santiago, es gibt enkel und urenkel, die sie regelmäßigsieht, sie hat eine schöne, große und helle wohnung mit einemgroßzügigen balkon im 7. obergeschoss, sie fährt auto und arbeitetmit viel gewinn ehrenamtlich für kinder, die es nicht so gutgetroffen haben.
Nach dem essen schauen wir uns noch fotos inihrer wohnung an, sowohl auf ihrem rechner als auch aus fotoalben.Sie ist technisch auf dem neuesten stand und geht mit ihrem computergenauso selbstverständlich um wie früher mit der schreibmaschine.Hut ab!
Der nächste termin wartet. Eine freundin von ihr wird100. da will sie noch hin, aber vorher noch ein mittagsschläfchen.Eine schöne begegnung.
Der rest meines tages verläuft mitpacken, sortieren der utensilien, checken der vespa nach luft undsprit und dem aufarbeiten des blogs.