lateinamerika_ost_west
lateinamerika_ost_west
vakantio.de/lateinamerika_ost_west

Epilog - letzter Eintrag

Veröffentlicht: 08.11.2018

Also ich könnte noch weiter hier bleiben, aber eigentlich sind die 6 Wochen Reise quer durch Südamerika genug. Ich muss ja auch mal wieder arbeiten und meine Familie und Freunde freuen sich auf ein Wiedersehen. Somit hier ein paar Sätze zum Abschluss und noch ein paar Fotos von einem sonnendurchströmten Santiago. Ich wollte noch mal auf den Cerro Santa Lucia, aber das sollte nicht sein, denn dort waren wohl Instandhaltungsmaßnahmen. Securityleute mit schußsicheren Westen sperrten ab. Halb rauf kam ich noch und habe mir im dortigen Park ein paar Gedanken gemacht zu Chile und den anderen 4 Ländern die ich durchreist habe: Brasilien, Paraguay, Argentinien, Uruguay. Ich werde kein Ranking abgeben, denn alle diese Länder sind eine Reise wert und wer Interesse hat, sollte sich keinesfalls scheuen. Auch in 2 oder 3 Wochen kann man über den großen Teich fliegen und ausgewählte Ziele erkunden, oder sich gepflegt erholen. Was wichtig ist: Land und Leute sind es wert! Ich habe so viel schöne Landschaften gesehen, Urwald, Wasserfälle, Berge, sogar die unendliche Weite der Pampa hat ihren Reiz, aber auch bittere Armut, Müll und akuten Verfall bin ich oft begegnet. An manchen Orten fragt man sich, wie Menschen dort leben können, z.B. die Favelas in Rio. Unsicher habe ich mich nur anfangs in Rio gefühlt, weil ich wahre Horrorgeschichten gehört und gelesen hatte. Ganz so schlimm war es nicht!

Achtsamkeit ist überall gefragt, nicht auf jeden Quatsch eingehen, der einem angeboten wird und wenn man ein unsicheres Gefühl hat umsichtig sein und gegebenenfalls die Beinen in die Hand nehmen. Wertobjekte wie teure Kameras, Geld oder Schuck sollten nicht gezeigt werden. Darauf wurde ich auch hier in Chile 2 mal hingewiesen, was ich als sehr freundliche Geste verstehe. Die Polizeipräsenz ist in Brasilien und Chile am höchsten, aber auch in Argentinien deutlich. Fragt man um Rat, oder nach dem Weg, wird einem immer geholfen. Die Menschen achten hier mehr aufeinander als in Europa, das ist sehr ausgeprägt. Gebettelt wird, ja, und geklaut wohl auch, mir ist gottseidank nichts passiert. Ich habe viele Straßenmusiker begünstigt und auch Leute, die mir Ihre Geschichte erzählten und das nicht zu aufdringlich taten. Einmal in Rio und einmal in Buenos Aires musste ich in sehr deutlichem Ton ablehnen, worauf man mich dann in Ruhe ließ. Straßenkriminalität gibt es auch in europäischen Großstädten und auch im scheinbar so sicheren München. 

Noch was zu den Mapuche hier in Santiago und Chile: diese haben sich immer zur Wehr gesetzt und hatten sogar bis ins 19. Jahrhundert einen eigenen Staat. Geschickt hatten Sie Techniken, Waffen und Pferde von den Spaniern übernommen und waren damit wehrhaft. Trotzdem wurden auch sie schlimm und menschenverachtend ausgebeutet. Allende war der erste Präsident der die Rechte der Indios gestärkt hat und ihnen auch wieder Grund gegeben hat. Der Cerro Santa Lucia war ein Heiligtum und dort wurden bereits astronomische Beobachtungen in vorkolumbianischer Zeit durchgeführt. Die Spanier wählten geschickt eine Märtyrerin als Heilige für diesen Hügel aus: die Symbolik wurde verstanden und irgendwie akzeptiert. Ein Foto von heute zeigt einen Anführer der Mapuche in stolzer Haltung, als Hintergrund habe ich bewusst moderne Glasarchitektur gewählt.

Habe mich heute mit einem lustigen Kellner aus Venezuela unterhalten. Der sprach über seine Pläne und Familie und die dortigen Zustände. Er sprach gut Englisch und sprach ihm Mut zu, Sprachen zu lernen und Ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Ähnliche Gespräche ergaben sich mehrfach. Globalisierung ist primär als Chance zu verstehen und Internet insbesondere! Macht Euch auf, ferne Länder und deren Kultur zu erkunden und zu verstehen! Wer nur nach Italien oder Malle reist, lernt nichts dazu - Deutsche im Ausland unter sich - für mich ein Graus! 

Wer bereit und offen ist, andere zu verstehen und sich nicht überheblich zeigt, gewinnt und Fremdenhass und Rassismus haben keine Chance. Auch ich war manches Mal drauf und dran, mich über die Umständlichkeit oder schlechte Organisation aufzuregen, sagte mir dann aber immer: Du bist der Fremde hier, also erst mal abwarten, man hat ja Urlaub und damit auch Zeit. Wie würde auf mich ein Fremder in Deutschland wirken, der sich gleich aufregt, obwohl er die örtlichen Verhältnisse nicht genau kennen kann? 

Der Weg zum Flughafen war dann doch überraschend anders: wegen einer Großdemonstration war die Straße "Los Heroes" gesperrt, der Bus verkehrte nicht. Ein Taxifahrer brachte mich nach einigem Gefluche und Zickzack-Kurs durch Nebenstraßen rechtzeitig zum Flughafen. Das Boarding begann zwar pünktlich, aber der Flieger war innen viel zu heiß, sodass wir bereits im "Finger" (geschlossener Gang zum Flugzeug) länger warten mussten - ommm!

Zum Abschluss noch ein Mythos der Mapuche: statt Himmel und Hölle wurde und wird vielleicht noch geglaubt: die Guten, Mutigen und die Heldenhaften kommen nach oben in ein Reich auf den sonnigen Bergen und die Bösen und Schlechten müssen in ein Land unter dem Meer, wo es nur bittere Kartoffeln gibt! Das ist doch ein schöner Gedanke, oder?

Damit schließe ich diesen Reiseblog ab und bedanke mich für Euer Interesse!  Mir hat es viel Spaß gemacht und die nächste Reise kommt 2019 bestimmt! Servus miteinander!

Es grüßt Euch Wolfgang (mittlerweile in Madrid, wo ich noch eine Nacht bleibe)

Antworten (1)

Rainer
Super Reiseberichte! Muss ich mir alles nochmals nach der Reihe reinziehen. Willkommen zurück!.

Chile
Reiseberichte Chile
##chile##santiago