Veröffentlicht: 29.12.2018
Nachunserem - zugegeben sehr kurzen - Aufenthalt im heißen und trockenen Norden Chilesmachen wir uns per Flugzeug auf in den Süden, um Chiles Patagonien zuentdecken. Wir hatten schon von Deutschland aus die Tickets und Zeltplätze imTorres del Paine Nationalpark gebucht, daher ist unser Eintrittsdatum fest.(Als Tipp für alle, die diesen Park besuchen möchten: Das Buchen ausDeutschland ist ein Graus, da drei verschiedene Anbieter die Zeltplätzeverwalten, aber doch notwendig. Wir wurden zwar nicht ausgiebig kontrolliert,waren aber auch noch kurz vor der Hauptsaison dort. Es ist aber wohl auchmöglich, die Treks vor Ort zu buchen, allerdings würden wir uns nicht daraufverlassen. Und Tagesausflüge sind zumindest in unsern Augen keine wirklicheAlternative!).
Auf dem Weg zum Nationalpark haben wir noch zwei kleine Zwischenstationen. Die erste ist Punta Arenas, wo wir landen und noch den Vormittag verbringen. Die Zeit nutzen wir für ein ausgiebiges Frühstück und einem Spaziergang entlang der Strandpromenade. Das Gepäck können wir glücklicherweise im Busterminal lassen. Wirklich viel gibt es in der 130.000 Einwohner großen Stadt nicht zu sehen, sodass die paar Stunden durchaus reichen. Rund um den Plaza de Armas gibt es einige Paläste von einstigen Schafsbaronen zu betrachten. Von der Uferpromenade kann man die Magellanstraße und Nordküste Feuerlands erblicken. Die Stadt ist zudem Ausgangspunkt für alle Exkursionen nach Feuerland und zum Kap Hoorn. Politisch erlangte die Stadt Bedeutung im Wettstreit mit Argentinien um die Erstbesetzung der Südspitze des Kontinents.
Blick auf Feuerland von der Uferpromenade aus
Die nächsten drei Stunden verbringen wir im Bus nach Puerto Natales. Dort angekommen kaufen wir nur noch eine Kleinigkeit zu Essen und dann geht es ab ins Bett, da wir aufgrund des 5-stündigen Aufenthaltes am Flughafen in Santiago letzte Nacht nur sehr wenig Schlaf bekommen haben. In Puerto Natales verbringen wir noch den nächsten Tag und die nächste Nacht. Den Tag nutzen wir wieder, um den kleinen Ort (rund 25.000 Einwohner) ein bisschen zu erkunden und um uns für den Trek vorzubereiten – also hauptsächlich Essen einkaufen. Der Ort an sich ist sehr verschlafen. Die Touristen kommen eigentlich ausschließlich um von dort aus den Nationalparks Torres del Paine zu besuchen. So tummeln sich viele Hostels und Restaurants in den kleinen Straßen der Provinzstadt, der Supermarkt hat alle erdenklichen Sorten an Tütensuppen und Instantnudeln im Regal und an der Hostelrezeption sind Bustickets zum Park und Gaskartuschen zu erwerben.
Altes Schiffswrack am Hafen von Puerto Natales
Am nächsten Morgen geht um halb 8 der Bus zum Nationalpark. Es entsteht ein bisschen Hektik, da vier Mädels seit 6 Uhr die beiden Bäder blockiert haben und meinen sie müssten alle noch ausgiebig heiß duschen -.- das Hostelleben kann so schön sein.
Im Park angekommen geht es mit einem Katamaran weiter zum Ausgangspunkt der Wanderung. Es gibt drei Möglichkeiten den Park zu erkunden: den W-Trek, den O-Trek und Tagesausflüge. Wir haben uns im September, als wir die Campingplätze gebucht haben, dazu entschlossen den W-Trek zu machen. Da schon einige Zeltplätze nicht mehr verfügbar waren, sind wir nun sechs statt der vorgeschlagenen vier Tage im Park um das „W“ zu gehen. Es sollte unser Schaden nicht sein, aber dazu später.
Am Abend gehen wir noch zum Aussichtpunkt in der Nähe des Refugios. Dort können wir den Grey-Gletscher das erste Mal aus nächster Nähe sehen. Während des Weges zum Refugio konnten wir immer wieder einen Blick auf ihn werfen, doch von nah wirkt er noch viel gigantischer und das tiefe Blau des Eises noch klarer. Der Grey Gletscher kalbt in den Lago Grey, einen der größten Seen im Park. Wie viele andere Eisgiganten schmilzt der Grey seit Jahren und verliert jedes Jahr mehr von seiner Eismasse - der Klimawandel ist hier definitiv nicht zu leugnen.
Für den zweiten Tag haben wir uns vorgenommen noch ein Stück näher an den Gletscher heranzugehen, bevor wir dann wieder zurück zum Camp Paine Grande für die zweite Nacht gehen. Auf dem Weg dorthin müssen wir zwei Hängebrücken überqueren. Die zweite stellt sich als Endgegner für Laura heraus – zu hoch und zu lang. So mache ich mich allein auf den Weg zum Aussichtspunkt, welcher kurz hinter der Hängebrücke liegt und werde mit einem tollen Blick auf das ganze Eisfeld des Grey Gletschers belohnt.
Das Eisfeld des Gletschers, das sich an dieser Stelle in drei Zungen aufteilt
Abends im Camp wird noch gekocht und geduscht. Die versprochenen warmen Duschen bleiben aus, weshalb sich das Duscherlebnis sehr kurz gestaltet. Immerhin gab es wohl ein paar Damen, die noch heißes Wasser hatten. Also Tipp an alle, die noch gehen wollen: So früh wie möglich duschen!
Das Refugio Paine Grande mit seinem Campingplatz rechts daneben
Abendlicher Blick auf den Pehoé See
Der dritte Tag hält wenig Herausforderndes für uns bereit. Wir haben lediglich eine Strecke von 2,5h zum Campartamento Italiano (eines der kostenfreien Camps im Park) zu wandern. Allerdings ist dies auch gar nicht so verkehrt, denn Laura hat mit einer Erkältung zu kämpfen – nicht die besten Bedingungen für einen 6-tägigen Campingausflug. Es ist ein sehr schöner Tag und wir genießen die freie Zeit, um uns am Ufer des Flusses zu sonnen.
Heute wird eine etwas kürzere Nacht. Wir haben uns entschlossen nachts aufzustehen und uns den patagonischen Sternenhimmel anzuschauen und werden mit einem Blick auf die Milchstraße belohnt. Obwohl es mitten in der Nacht ist (gegen 2 Uhr auf den Foto) ist am Horizont noch immer ein Rest Licht. Die Nächte sind sehr kurz hier im patagonischen Sommer und wirklich finster wird es kaum.
Der nächtliche Himmel über dem Camp Italiano
Am vierten Tag haben wir eigentlich nur 2km zum nächsten Camp zu gehen. Allerdings wollen wir noch zum Aussichtspunkt Valle de Frances, welcher rund 10km von unserem Camp entfernt liegt. Leider ist das Wetter nicht mehr ganz so gut wie am Tag zuvor und einige Wolken trüben den Ausblick vom Aussichtpunkt aus.
Am Ende des Valle Frances erwartet uns dieses tolle Bergmassiv
Die Aussicht zurück ins Tal ist umwerfend, auch wenn der ewige Westwind pfeift