Veröffentlicht: 12.04.2019
Das letztes Land, das wir auf unserer Weltreise besuchen, wird Kambodscha sein. Von Ho Chi Minh City kann man recht unkompliziert über die Grenze kommen, mit dem Flugzeug oder dem Direktbus ist man in 1-6 Stunden in Kambodschas Hauptstadt. Alternativ kann man aber auch durch das Mekongdelta reisen und mit der Fähre oder dem Speedboat über den Fluss in Vietnams Nachbarland einreisen. Bei der Tour kann man nebenbei noch die berühmten schwimmenden Märkte und die wunderschöne und einmalige Flusslandschaft des Mekongdeltas bewundern. Da fällt uns die Entscheidung nicht wirklich schwer, immerhin haben wir noch 10 Tage Zeit, ehe unser Flieger zurück nach Deutschland geht (unfassbar, wie schnell die Zeit verflogen ist!).
Unsere dreitägige Tour durch das Mekongdelta startet somit in Ho Chi Minh City, morgens um 8 Uhr. Wir hatten am Vortag noch alles umdisponieren können. Ursprünglich hatten wir nämlich eine Zweitagestour mit The Sinh Tourist gebucht. Die Agentur kannten wir schon von unseren Busreisen in Vietnams Norden und waren sehr zufrieden gewesen. Leider bekamen wir zwei Tage nach unserer Buchung eine Mail, dass sie keine acht Teilnehmer zusammen bekommen haben und die Tour deshalb nicht startet. Erst einmal ärgerlich, aber Tripadvisor sei dank stehen wir eine Stunde später vor der Agentur TNK Travels, die uns völlig unkompliziert für den nächsten Morgen in ihre Mekongtour bucht. Jetzt sitzen wir eben in einem großen Bus mit 43 Teilnehmern, aber dafür haben wir auch drei statt zwei Tage und viel mehr Programm. Glück im Unglück sozusagen.
Während wir in unserem herrlich klimatisierten Reisebus durch Ho Chi Minh Stadt rollen, erzählt uns unser Guide Khoa (er nennt sich selbst "Agent K", in Anlehnung an die Men in Black) alle möglichen Funfacts über die Stadt und erläutert uns das Programm für die nächsten Tage. Er spricht super Englisch und wir finden ihn auf Anhieb sehr sympathisch. So entspannt fahren wir knapp zwei Stunden lang, bis wir in der Nähe von An Khang anhalten, um eine kleine Imkerei/Obstplantage zu besuchen. Die Bienen sind erstaunlich friedlich und wir können sogar ohne jede Vorsichtsmaßnahme den Finger in die Wabe voller Bienen tunken und den Honig probieren.
Während K uns alles mögliche über die vietnamesischen Bienen und Imker erklärt, dürfen wir ein Gläschen honigsüßen Tee mit Kumquatsaft genießen. Nach einer kleinen Musikshow, während der wir traditioneller vietnamesischer Musik und Gesang lauschen, geht es das erste Mal aufs Wasser. In kleinen Ruderbooten werden wir über die Kanäle geschippert, die das Wasser des Mekongflusses an die Felder der hiesigen Bauern verteilen. Gesäumt werden diese Kanäle von der Wasserkokosnuss, die zum einen die Dämme befestigt und zum anderen natürlich auch reichlich süße Früchte liefert. Wir werden zu einer Kokosnusssüßigkeitenfabrik (was ein schönes Wort) gefahren. Hier zeigt uns K, wie man die Kokosnuss richtig schält, das Fruchtfleisch häckselt und auspresst und wie aus der hell-weißen Kokosnussmilch nach ein paar Stunden kochen ein dickes Karamell wird, welches dann in Reispapier gepackt und als Bonbons verkauft wird. Köstlich sind diese Bonbons und es duftet herrlich nach Kokos und Karamell!
Unser persönliches Highlight ist dann aber die Begegnung mit der hauseigenen Python. Auch wenn sie uns ziemlich leid tut, da es sicher hunderten Touristen pro Tag um den Hals gehangen wird, ist es ein irres Gefühl, das schwere und muskulöse Tier zu halten. K versichert uns, dass es sich bei dem 7kg schweren Tier noch um eine junge Schlange handelt, zupacken kann die aber jetzt schon ganz ordentlich!
Ein gigantischer "Happy Buddha" hinter einem Seerosenteich
Seit wann es diese schwimmenden Märkte gibt, ist nicht überliefert. K meint, die Einheimischen sagen, sie waren schon immer da. Fakt ist, dass der Mekong lange Zeit die einzige Verbindung und Handelsstraße in die Nachbarländer war. Es wurde schlichtweg alles über den Wasserweg transportiert, da es einfach keine Alternative gab. Mit dem Ausbau der Eisenbahn und Straßen, dem Bau von Brücken und der zunehmenden Anzahl von LKW im Land verlieren die Wasserstraßen immer mehr an Bedeutung und die Händler, die ohnehin schon zu den ärmeren Menschen in Vietnam gehören, zusehends ihre Existenzgrundlage. Die jungen Leute ziehen in die Städte, um dort besser bezahlte Arbeit und mehr Perspektive zu finden und somit ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Daher schrumpfen die Märkte von Jahr zu Jahr. K wagt sogar die Prognose, dass es diese einzigartigen Verkaufsplätze in 15-20 Jahren gar nicht mehr geben wird. Vielleicht einfach der natürliche Lauf der Zeit, aber wir finden es sehr schade, dass dieses Stück Tradition und Kultur so bedroht ist.
An einer Obstplantage am Fluss gehen wir an Land. Hier könnten wir gegrillte Ratte, Frosch, Schlange oder Singvogel probieren. Spezialitäten oder aus der Not geborene Gerichte - wir wissen es nicht, sind aber auch noch nicht hungrig oder neugierig genug. Nach einem Spaziergang über die Plantage, auf der so gut wie alles angebaut wird (Limetten, Zitronen, grüne Orangen, Bananen und Kokosnüsse ebenso wie Kaffee) leihen wir uns ein paar Fahrräder aus und folgen K entlang der Kanäle und des Flusses, vorbei an vielen weiteren kleinen Plantagen und "Monkey Bridges" (so werden die behelfsmäßigen Brücken der Einheimischen genannt, die nur zu Fuß überquert werden können) bis zu einem Tempel der lokalen Religion. Diese hat sich um einen Baum gebildet, dessen Namen wir leider nicht kennen. Diese Baumart wächst wellenartig über den Boden und bildet immer wieder Wurzeln aus, mit denen sie sich im Boden verankert und so mehrere hundert Quadratmeter messen kann. Dieser spezielle Baum, um den sogar ein Tempel gebaut wurde, ist gut 160 Jahre alt und wächst auf einem Areal von etwa 200m². Es soll Leid und Unglück bringen, ihn abzuschlagen. Daher ziehen die Einheimischen lieber aus, wenn der Baum bei ihnen ins Wohnzimmer wächst. Tatsächlich ist diese Pflanze sehr beeindruckend und wir können die Spiritualität nachvollziehen, die er hier heraufbeschworen hat.
Im Anschluss geht es mit dem Boot noch kurz in eine Reisnudelfabrik, wo die Reisnudeln traditionell aus Reispapier hergestellt werden. Dafür wird zunächst dickes Reispapier hergestellt und an der Luft trocknen gelassen. Nach vier Stunden wird das Reispapier mit Öl bestrichen und über Nacht getrocknet. Am nächsten Morgen wird das Reispapier dann in Nudeln geschnitten. Danach geht es mit dem Boot zurück nach Can Tho, wo wir zu Mittag essen (Hot Pot mit viel frischem Fisch und Hähnchen in Limonengras - herrlich!). Jetzt wird unsere Gruppe geteilt in diejenigen, die zurück nach Ho Chi Minh fahren und die anderen, die über die Grenze nach Kambodscha wollen und zu denen auch wir gehören. In einem deutlich kleineren Bus geht es jetzt gut 3h lang an Reisfeldern und kleinen Ortschaften vorbei ins Vogelschutzgebiet im Tra Su Mangrovenwald unweit von Chau Doc. Hier steigen wir wieder in kleine Boote, zunächst motorisiert, später wieder in ein Ruderboot, und werden durch die Kanäle im Schutzgebiet gefahren. Der Tra Su Wald erstreckt sich auf 850 Hektarn und bietet zahlreichen Vogelarten ein Zuhause, unter anderem weißen Störchen, verschiedenen Reihern, Purpurhühnern und dem seltenen aber wunderschönen Kappenliest, dem asiatischen Eisvogel. Leider bekommen wir letzteren nicht vor die Kamera, aber immerhin sehen wir zwei, drei Mal eines der scheuen Tiere im Wald verschwinden. Dies verwundert uns auch nicht weiter, denn das Gefährt mit dem wir auf dem Wasser sind ist eher Marke Eigenbau, macht einen Höllenlärm und scheucht alle Vögel in unseren näheren Umgebung auf. Ob das so im Sinne des Vogelschutzgebietes ist, sei mal so dahingestellt.
In Chau Doc angekommen ist es mittlerweile Abend geworden und so gehen wir noch eine Kleinigkeit essen. K's Tipp sei dank trudeln nach und nach auch viele andere aus unserer Reisegruppe im Restaurant unserer Wahl ein. Chantal und Adam aus Australien gesellen sich zu uns und so verbringen wir einen kurzweiligen Abend zu viert.
Am letzten Tag unserer Tour fahren wir früh zu einem der schwimmenden Häuser auf dem Mekong. Hier leben die ärmsten Menschen, denn für Häuser auf dem Fluss müssen sie keine Steuern zahlen. Unter vielen der Hütten züchten die Bewohner Fische in gigantischen Netzen, die bis auf den Grund des Flusses reichen. Ein Außenmotor sorgt dafür, dass genügend Frischwasser durch die Netze gespült wird. Als K etwas Futter in eine der Luken unter das Haus in das Wasser wirft, sprudelt und spritzt das Wasser vor lauter Fischenlinks und rechts aus der Luke.