Ich bin dann mal weg
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Laos

Veröffentlicht: 26.09.2022

Leider war AirAsia nicht imstande, mein Gepäck von Kuching über Kuala Lumpur bis Vientiane, die laotische Hauptstadt, durchzubefördern. Ich musste also mein Gepäck in Kuala Lumpur gegen Mitternacht zuerst abholen und dann am Morgen neu aufgeben. Das hatte für mich leider zur Folge, dass ich nicht im Gatebereich ins Hotel gehen konnte, da ich ja mein Gepäck erst aufgeben musste. So musste ich mir in Kuala Lumpur am Flughafen die Nacht um die Ohren schlagen und kam am Morgen des 8.9. entsprechend gerädert in Laos an. Da ich in meinem Hostel erst um Eins mittags einchecken konnte, ging ich erstmal in die Stadt. Wie zu erwarten war, bestimmen im buddhistischen Laos Tempel in Form von oftmals sehr aufwändig und prunkvoll gestalteten Wats das Stadtbild. Dazu kommen buddhistische Kultbauten, sogenannte Stupas, wovon es in Vientiane mit dem That Luang ein besonders prachtvolles Beispiel gibt. Nach einer Ruhepause nach dem Einchecken nahm ich mir ein Tuktuk dorthin. Beim anschließenden Spaziergang zum Wat Sisaket machte ich erstmals Erfahrung mit der unglaublichen Gastfreundschaft der Menschen in Laos: Als ich von einem Regenschauer überrascht wurde und ich mich unter dem Dach eines Privathauses unterstellte, wurde mir sofort ein Stuhl gebracht, dass ich mich setzen konnte. Am darauffolgenden Tag habe ich mich erstmal ausgeschlafen und bin nachmittags nochmal losgezogen. Insgesamt muss ich sagen, dass Vientiane von den erwähnten Tempeln einmal abgesehen als Stadt nicht allzuviel zu bieten hat. Dass Laos einmal eine französische Kolonie war, merkt man an französischen Beschilderungen, die kaum ein Laote mehr versteht und an kulinarischen Auffälligkeiten wie Baguettes und Croissants. 

Am 10.9. ging es mit dem Minibus in zwei Stunden weiter nach Vang Vieng, sehr schön gelegen am Fluss Nam Qong. Das Städtchen war bis zum Jahr 2012 eine berüchtigte Party-Location für meist sehr junge Backpacker. Man ließ sich beim Tubing (dabei liegt man auf LKW-Schläuchen im Wasser) den Nam Qong hinabtreiben, wo alle paar Meter kleine Bars die Leute mit alkoholischen Getränken und noch einigem mehr versorgten. Nachdem im Jahr 2012 29 Touristen gestorben sind, entweder alkoholisiert im Fuss ertrunken, oder an einer Überdosis Drogen gestorben, zog die laotische Regierung die Reißleine und sämtliche Bars direkt am Nam Qong wurden geschlossen. Tubing wird allerdings immer noch angeboten, ebenso wie Kajakfahren. Auf mich machte Vang Vieng eher einen verschlafenen Eindruck, die meisten Restaurants waren fast leer. Das lag natürlich auch am Monsun, der hier erst im Laufe des Oktobers zu Ende geht. Abends überraschte mich der Besitzer des Restaurants, wo ich beim Essen war, mit perfektem Deutsch mit badischem Akzent! Als Kleinkind hat er mit seinen Eltern Laos verlassen und ist nach Deutschland gezogen. Dort hat er 40 Jahre lang in der Nähe von Freiburg gelebt, bevor er vor 15 Jahren nach Laos in seine Geburtsstadt Vang Vieng zurückgekehrt ist und dort das Restaurant eröffnet hat. Nach eigenen Angaben ist er einer von nur zehn deutschen Staatsbürgern, die dauerhaft in Laos leben. Das hervorragende Schnitzel und den Kaiserschmarrn durfte ich mir dort natürlich nicht entgehen lassen! Am 11.9. mietete ich mir ein Mountainbike und machte damit einen Ausflug in die Reisfelder und die wunderschöne Karstlandschaft auf der anderen Seite des Flusses. Nur der erste Teil der Strecke war asphaltiert und die Wege waren an vielen Stellen sehr schlammig, so war ich bald von Kopf bis Fuß mit Schlamm vollgespritzt. In den Dörfern war ich für die Kinder eine Attraktion! Sie rannten an die Straße um mit mir abzuklatschen. Dabei muss man wissen: Laos öffnete seine Grenzen als eines der letzten südostasiatischen Länder nach über zwei Jahren erst wieder im Mai 2022 für Touristen. Da war in Laos der Beginn der Regenzeit und entsprechend wenig Touristen reisten ins Land. Ich war deshalb sicherlich für einige der kleineren Kinder der erste westliche Mensch, den sie zu Gesicht bekommen haben.

Am 12.9. fuhr ich mit dem Zug weiter Richtung Norden, nach Luang Prabang. Luang Prabang ist die historische Hauptstadt von Laos, Unesco-Welterbe und eines der größten Touristenmagneten des Landes. Und das zu Recht! In den folgenden vier Tagen durfte ich eine der schönsten Städte Südostasiens genießen! Eine perfekte Mischung aus fantastischen Wats mit dem Flair französischer Kolonialbauten und dazu die traumhafte Lage am Mekong! Die ersten eineinhalb Tage blieb ich in der Stadt, besichtigte die verschiedenen Tempel, den Königspalast und den Nachtmarkt, beides lag direkt an meinem Guesthouse. Auf einen Besuch in der deutschen Metzgerei, wo es u.a. Leberkäse und Nürnberger Bratwürste zu kaufen gibt, verzichtete ich allerdings! Der deutsche Metzger müsste dann also die Nummer 2 der deutschen Staatsbürger in Laos sein! Am 14.9. mietete ich mir einen Roller, wartete den kurzen Regenschauer vormittags ab und fuhr dann zu den Kuang-Xi-Wasserfällen. Malerisch gelegen im Dschungel ging es zu Fuß an kleineren Wasserfällen mit Badestellen vorbei bis zum größten Wasserfall an der höchsten Stelle. Aufgrund der Regenzeit führten die Wasserfälle entsprechend viel Wasser und waren sehr spektakulär! Ein paar Badestellen waren wegen des Wasserstandes sogar geschlossen. Ich verbrachte mehrere Stunden dort, war zweimal baden und fuhr dann gegen Fünf wieder zurück nach Luang Prabang. Einen Tag später überquerte ich morgens den Mekong mit der Fähre und machte eine kurze Wanderung von Wat zu Wat an der Nordseite des Flusses. Mittags um 12 wurde ich an meiner Unterkunft abgeholt zu einem geführten Halbtagesausflug am Mekong, wo neben einer längeren Bootstour auf dem Mekong auch der Besuch einer Höhle mit tausenden von Buddhas, das Testen von Lao-Whiskey (eher Lao-Reisschnaps) und das Füttern von Elefanten auf dem Programm stand. Bei unserer Mittagspause hatten wir dann das unglaubliche Glück, dass wir wilde Elefanten am Mekong beobachten konnten.

Am 16.9. musste ich mich von Luang Prabang leider verabschieden und nahm einen Minibus weiter Richtung Norden, nach Nong Kiao, das ich nach knapp fünf Stunden während des heftigsten Wolkenbruchs meiner bisherigen Reise erreichte. Glücklicherweise hatte ich darauf bestanden, dass mein großer Rucksack im Minibus und nicht, wie vom Fahrer gewollt, auf dem Minibus transportiert wurde! Als sich der Regen im Laufe des Nachmittags beruhigt hatte, machte ich einen Spaziergang durch das Dorf, das spektakulär am Nam Ou liegt und organisierte für die nächsten beiden Tage eine lange Trekkingtour im Dschungel mit einer Übernachtung in einem winzigen Dorf. So war ich die folgenden beiden Tage in einer Gruppe von zwölf Touristen und Tom, dem einheimischen Guide unterwegs. Die Tour war sehr anstrengend und relativ schwierig! Am ersten Tag verlief ein längerer Teil der Strecke durch einen Fluss, die sogenannten "100 Wasserfälle" hinauf. Nach einer Mittagspause unterhalb des letzten, also des 100. Wasserfalls, wo wir uns abkühlen konnten, ging es steil, über vom Regen des Vortags glitschige Pfade, bergab. Am Spätnachmittag erreichten wir das Dorf, wo wir übernachten sollten! Und so konnten wir an einem Abend und einer Nacht erleben, wie die ca. 50 Menschen dort dauerhaft leben: Das ganze Dorf besteht aus ein paar Holzhütten auf Pfählen. Dort wird am Boden relativ dicht an dicht auf dünnen Matratzen mit einem Moskitonetz geschlafen! Das galt selbstverständlich auch für uns. Für das ganze Dorf stehen drei Plumpsklos und zwei Duschen zur Verfügung. Die Duschen sehen folgendermaßen aus: Das Regenwasser wird in einem Betonbecken gesammelt. Beim Duschen stellt man sich jedoch nicht etwa in das Becken, sondern man steht daneben, schöpft das Wasser aus dem Becken und gießt es sich über den Körper! Und wie gesagt: Wir hatten keine anderen Toiletten und Duschen zur Verfügung! Wir hatten trotzdem einen vergnüglichen Abend. Die laotische Hausmannskost, die wir serviert bekamen, war lecker und reichlich, ebenso der "Laolao", der im Dorf gebrannte Reisschnaps! Die Kinder des Dorfes waren sehr neugierig und leisteten uns Gesellschaft, in der Hoffnung, von uns Kekse oder andere Süßigkeiten zu bekommen. Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück weiter! Sechs Stunden bei hoher Luftfeuchtigkeit ständig bergauf und bergab durch den Dschungel. Als Highlight bekamen wir eine giftige Weißlippen-Bambusotter zu Gesicht. Die Wege waren unglaublich schlammig, glitschig und voller Blutegel. Fast jeder machte seine Erfahrungen mit ihnen, insgesamt saugten sich fünf davon an meinen Beinen fest, ca. 30 konnte ich rechtzeitig entfernen. Alles in allem musste ich feststellen, dass dieses zweitägige Dschungeltrekking für mich heftiger und anstrengender war als die Besteigung des über 4000m hohen Kinabalu auf Borneo! Am 19.9. fuhr ich mit dem Boot eineinhalb Stunden auf dem Nam Ou ins malerisch gelegene Dorf Muang Ngoi Kao. Im Dorf machte ich einen Spaziergang wanderte zu einem Aussichtspunkt. Anschließend ging es zurück und ich fuhr am Abend mit dem Nachtbus Richtung Osten, nach Phongsavan. Die Stadt Phongsavan ist für die nahegelegene "Ebene der Tonkrüge" bekannt, an mehreren Stellen liegen riesige Mengen von bis zu zweieinhalb Meter hohen Tongefäßen einfach so in der Gegend herum, teilweise 2500 Jahre alt. Am 21.9. besichtigte ich diese Tonkrüge, die mit dem Mietroller einfach zu erreichen sind. Die Bilder, die sich dabei ergeben, sind wirklich skurril: Es schein so, als hätte eine Horde Riesen dort ein Zechgelage veranstaltet! Zwischen den Tonkrügen fallen immer wieder kleine Krater auf, die von amerikanischen Bomben aus dem 2. Indochinakrieg (besser bekannt als Vietnamkrieg) stammen. Unglaublich, aber war: Laos wurde stärker bombardiert als Vietnam selbst und ist damit das am stärksten bombardiere Land überhaupt! Aus diesem Grund habe ich noch das Regionalmuseum besucht, das einen guten Überblick über die Rolle von Laos in dieser Zeit liefert. 

Am 22.9. bin ich schließlich mit dem Bus in elf Stunden nach Vientiane zurückgefahren, wo ich meinen letzten Abend in Laos verbrachte. Am 23. schlief ich aus, war noch einmal in der Stadt und fuhr gegen Abend mit dem Tuktuk zum Flughafen. Insgesamt muss ich sagen, dass ich in diesen 16 Tagen ein unglaublich schönes Land mit sehr herzlichen Menschen kennenlernen durfte, das touristisch im Schatten seiner Nachbarländer Thailand, Kambodscha und Vietnam steht. Das macht es vielleicht zum authentischsten Land in dieser Region! Die Regenzeit hat mich wenig gestört. Gerne wäre ich ich länger geblieben, doch mein Flug von dort nach Nepal war schon seit längerer Zeit gebucht. Umso mehr würde ich mich freuen, wenn ich irgendwann in dieses so unglaublich gastfreundliche Land zurückkommen könnte.

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Jan-Ove
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