Ich bin dann mal weg
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Malaysia: Borneo (Sarawak)

Veröffentlicht: 07.09.2022

Eigentlich hatte ich vor, auf dem Landweg über das Sultanat Brunei nach Sarawak zu reisen und in Brunei zwei oder drei Nächte zu verbringen. Doch erstmals auf meiner Reise machte mir Corona einen Strich durch die Rechnung: Wegen der strengen Einreisebestimmungen, die nur wenige Menschen aus Malaysia erfüllen, verkehren momentan keine Busse von Malaysia nach Brunei. Also musste ich Brunei streichen und mit dem Flugzeug nach Sarawak reisen, da es auf dem Landweg von Sabah nach Sarawak nur Dschungel und keine Straßen gibt. Also flog ich am Abend des 26.8. von Kota Kinabalu nach Miri, wo ich zwei Nächte verbrachte. Obwohl es in Miri außer einem chinesischen Tempel keine Sehenswürdigkeiten gibt, war mein Eindruck von der Stadt positiv. Mir fiel sofort auf, dass die Stadt deutlich sauberer als die Städte in Sabah ist, dieser Eindruck sollte sich in den beiden anderen Städten, die ich in den folgenden Tagen besuchte, noch bestätigen. Außerdem gibt es in Miri ein Nachtleben mit Kneipen und Clubs, die v.a. von Leuten aus Brunei besucht werden um der Langeweile in ihrem Sultanat (Alkohol ist verboten, Tanz ist verboten usw.) zu entgehen. Am Morgen des 28.8. fuhr ich zum Gunung-Mulu-Nationalpark, einem Regenwald-Gebiet, das v.a. wegen seiner großartigen Höhlen bekannt ist. Die Höhlen dort, die alle irgendwie miteinander verbunden sind, bilden das zweitgrößte Höhlensystem der Welt, bis vor wenigen Jahren hielt man es für das größte, doch dann wurden Höhlen in Vietnam neu vermessen. Auf einer Wanderung durch den Dschungel erreichte meine Gruppe die ersten beiden Höhlen. In der ersten beeindrucken v.a. die Formationen der Stalaktiten und Stalakmiten, in der zweiten Höhle, die riesengroß ist, stinkt es ganz gewaltig nach dem Kot hunderttausender Fledermäuse, die dort den Tag verbringen. Anschließend warteten wir auf die Fledermäuse, die normalerweise kurz vor Sonnenuntergang in Scharen die Höhle verlassen.  Leider konnten wir nur einzelne sehen. Am darauffolgenden Tag fuhren wir mit dem Boot zu den beiden anderen Höhlen, die auf unserem Programm standen. Zwischendurch hatten wir die Möglichkeit im Fluss zu baden. Ein sehr gelungener Ausflug! Am 30.8. wanderte ich allein auf eigene Faust zu einem Wasserfall, wo ich ebenfalls baden konnte. 

Nach der Rückkehr nach Miri ging es noch am selben Tag in einer siebenstündigen Busfahrt weiter Richtung Süden nach Sibu. Sibu ist eine Stadt, die fast zu 100 Prozent von malaysischen Chinesen bewohnt ist. Die Moscheen, die man in anderen Städten in Malaysia überall sieht, fehlen also hier, dafür gibt es chinesische Tempel. Der schönste davon hat eine Pagode, die bestiegen werden kann. Dort habe ich einen Einheimischen getroffen, der jetzt in London arbeitet und auf Heimatbesuch war. Er konnte mir einiges über den Tempel und das Leben der Chinesen hier erzählen. Abends ließ ich mir hervorragendes chinesisches Essen in einem Grillrestaurant schmecken. Leider hatte ich mit der Wahl meiner Unterkunft etwas Pech. Aufgrund eines Karaoke-Clubs direkt daneben war vor drei Uhr nachts an Schlaf nicht zu denken. Am 1.9. ging es auf einer achtstündigen Busfahrt weiter nach Kuching, der größten Stadt Sarawaks. Dort quartierte ich mich im Marco-Polo-Guesthouse ein, einem wunderschönen Hostel am Rande des Stadtzentrums. Mein klimatisiertes Zimmer kostete gerade einmal umgerechnet 13€! Viele nette Backpacker aus verschiedenen Ländern waren dort zu Gast und so zog ich gleich am ersten Abend mit Fred aus Frankreich und Laura aus Kolumbien los. Wir landeten auf dem Mooncake-Festival, das dort gerade an mehreren Tagen stattfand. Dort gab es Livemusik, Shows und jede Menge zu essen und zu trinken. Der Mooncake schmeckte uns zwar nicht besonders, dafür hatte ein Schweizer einen Stand, wo er Schnitzel im Baguette verkaufte! Unfassbar! Am folgenden Tag zog ich allein los um mir die Stadt anzuschauen. Kuching ist mit Abstand die attraktivste Stadt, die ich auf Borneo gesehen habe. Die Innenstadt, am Fluss gelegen, hat ein unglaubliches Flair. Ich besuchte drei chinesische Tempel, eine Moschee und den Orchideengarten. Abends wiederholten wir den Besuch des Mooncake-Festivals, wo Fred, der Franzose, vom Schnitzelverkäufer mit den netten Worten "putain de merde" begrüßt wurde! Am 3.9. machte ich eine organisierte Bootstour in den Wetlands-Nationalpark, einer Flussmündung mit Mangroven. Dort gab es viele Irrawadi-Flussdelfine zu sehen, die immer um die Fischerboote schwammen um etwas vom Fang abzubekommen. Leider waren sie kaum zu fotografieren, da sie immer nur für eine Sekunde kurz auftauchten. Außerdem fanden wir 4 Leistenkrokodile, davon zwei wirklich große. Diese Krokodilart geht auch ins Salzwasser, wird mit über sechs Metern größer als das Nilkrokodil und ist das gefährlichste Krokodil der Welt. Im Zweiten Weltkrieg haben Leistenkrokodile ein Massaker an japanischen Soldaten angerichtet, die von den Engländern im heutigen Myanmar in ein Sumpfgebiet zurückgedrängt wurden. Obwohl die Zahl von angeblich knapp 1000 getöteten Soldaten heute bezweifelt wird, stehen die Krokodile seitdem wegen des größten von Tieren an Menschen angerichteten Massakers im Guiness-Buch der Rekorde. Anschließend ließ ich mich am Sarawak Cultural Village absetzen, wo man Wohnhäuser aus Holz der unterschiedlichen Völker, die in Sarawak leben, von außen und innen besichtigen kann, darunter auch die Langhäuser, für die Sarawak bekannt ist. Das war sehr interessant. Doch dann hatte ich das Problem, dass entgegen meiner Information doch kein Bus von dort nach Kuching zurück geht. Doch drei junge einheimische Männer nahmen mich netterweise mit ihrem Auto mit! Abends ging es wieder auf das Mooncake-Festival, wo ich ein Durian-Eis probierte. Die Durian wird aufgrund ihres strengen Geruchs auch Stinkfrucht genannt, sie ist in Südostasien jedoch sehr beliebt. Es ist normalerweise in den Städten verboten sie in öffentlichen Verkehrsmitteln zu transportieren oder sie mit ins Hotelzimmer zu nehmen! Wer eine Durian mit ins Hotel nimmt, muss anschließend das Zimmer eine Woche länger bezahlen, weil es so lange nicht vermietet werden kann! Der Geschmack ist meiner Meinung nach sehr gewöhnungsbedürftig.

Am nächsten Tag, am 4.9., fuhr ich für zwei Nächte in den Bako-Nationalpark, der v.a. für seine Tierwelt bekannt ist. Auf mehreren Wanderungen tagsüber und nachts konnte ich Nasenaffen, Lemuren, Borneo-Bartschweine, Giftschlangen und vieles mehr beobachten. Bei einer Nachtwanderung bekamen wir sogar einen Borneo-Riesengleiter, einen kleinen Affen, der in der Lage ist, kurze Strecken zu fliegen, zu sehen. Leider kommen an den Stränden des Nationalparks auch Leistenkrokodile vor, deshalb gibt es keine Möglichkeit zu baden. Nach meiner Rückkehr vom Nationalpark ruhte ich mich am Nachmittag erstmal aus. Am 7.9. war es dann soweit: Mein letzter Tag in Malaysia war gekommen. Zum Abschluss besuchte ich das erst im März neu eröffnete hochinteressante Borneo Cultures Museum. Dort bekommt man einen super Überblick über die einzelnen Naturäume, die Geschichte, die Wirtschaft und die Bräuche in Sarawak. Leider musste ich feststellen, dass drei Stunden dafür nicht ausreichen. Abends machte ich mich auf den Weg zum Flughafen um über Kuala Lumpur nach Vientiane, der Hauptstadt von Laos zu fliegen.

Malaysia ist ein wunderschönes Reiseland, teilweise wirklich Asien wie aus dem Bilderbuch. Die Menschen sind sehr gastfreundlich, hilfsbereit und niemals aufdringlich. Mit Englisch kommt man problemlos über die Runden. Sabah und Sarawak lohnen sich als Reiseziele für Naturliebhaber, wenn man jedoch an den Strand möchte, sollte man lieber auf dem Festland bleiben, Badestrände gibt es auf Borneo nämlich kaum. Es bleibt zu hoffen, dass die fantastische Natur, die stark bedroht ist, dort erhalten bleibt.

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