Ich bin dann mal weg
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Nepal, Kathmandu-Tal und Manaslu-Trail

Veröffentlicht: 19.10.2022

Am 24.9. bin ich nach einer Nacht in der Nähe des Flughafens Bangkok in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu angekommen. Mein erster Eindruck der Stadt war eher zwiespältig. Meine Unterkunft war im Stadtteil Thamel, wo die meisten der ausländischen Touristen ihre ersten Tage verbringen. Das Preis-Leistungsverhältnis war super und der Besitzer des Guesthouses war sehr hilfsbereit. Die Stadt ist sehr chaotisch und der Verkehr scheinbar nicht zu kontrollieren. Auf den Straßen von Thamel wird man leider ständig angesprochen, ob man einen Guide, einen Roller, einen Teppich, Drogen oder sonst etwas braucht. Dieser Eindruck bestätigte sich leider am nächsten Tag, als ich den Durbar Square von Kathmandu und die buddhistische Tempelanlage Swayambhu etwas außerhalb der Innenstadt besichtigte. Mir war bis kurz vor meiner Ankunft in Nepal nicht klar, dass Nepal überwiegend hinduistisch und nicht buddhistisch ist. 80% der Nepalesen sind Hindus! Der Durbar Square, der von dem verheerenden Erdbeben von 2015 stark beschädigt wurde, ist inzwischen weitgehend wieder aufgebaut und besteht aus einigen sehr sehenswerten hinduistischen Tempeln und einem Museum. Der Tempel von Swayambhu ist über hunderte von Treppenstufen zu erreichen und wird von einigen Affen belagert, die zwar keine Scheu vor Menschen kennen, jedoch im Gegensatz zu ihren Artgenossen an anderen Orten in Asien nicht besonders aufdringlich sind. Nicht nur der Tempel selbst, sondern auch die Aussicht auf die Stadt und die Umgebung ist sehr beeindruckend. Die positiven Eindrücke wurden leider von vielen selbst ernannten "Guides" gestört, die nur schwer abzuwimmeln waren. Am nächsten Tag besuchte ich die Stadt Patan, die direkt an Kathmandu grenzt, mit dem großartigen Durbar-Square, der noch schöner ist als sein Namensvetter in Kathmandu. Während ich die wunderschöne Anlage besichtige, merkte ich auch, dass bereits hier, wenige Kilometer von Kathmandu entfernt, die selbsternannten Guides wesentlich zurückhaltender waren als in der Hauptstadt. Die folgenden beiden Tage besuchte ich die buddhistischen und hinduistischen Heiligtümer von Bhaktapur, Bodnath und Pashupatinath. Bhaktapur gilt als die am besten erhaltene alte Stadt Nepals mit großartigen hinduistischen Tempelanlagen. Bodnath mit seinem riesigen Stupa ist das wichtigste Heiligtum des tibetischen Buddhismus und demzufolge der wichtigste Wallfahrtsort der Exil-Tibeter in Nepal. Etwas seltsam anzumuten ist dagegen der Besuch von Pashupatinat. Die Besichtigung des hinduistischen Tempels dort ist für Nicht-Hindus nur von außen möglich. Hier werden allerdings, spektakulär an einem Fluss, öffentlich menschliche Leichen verbrannt! Ein mehr als fragwürdiges Spektakel, auch wenn die Verbrennung einer Leiche hier 10000 Rupien, also für nepalesische Verhältnisse stolze 80€ kostet. Doch für gläubige Hindus ist eine Verbrennung hier das beste, was einem nach dem Tod passieren kann. Auf der anderen Seite des Flusses kann man über einige Treppenstufen mehrere Tempel besichtigen, wo Sadhus davor sitzen. Sadhus sind hinduistische Asketen, die treuesten Anhänger des Gottes Shiva. Am nächsten Tag fuhr ich erst mit einem Touristenbus und anschließend mit einem öffentlichen Bus 6 Stunden von Kathmandu bis Gorkha. Dabei bekam ich einen ersten Eindruck von den Straßen in Nepal und den öffentlichen Verkehrsmitteln. In Äthiopien, wo ich im Jahr 2019 war, kommt man schneller und komfortabler voran! Und das liegt nicht an den Bergen, die auf dieser Strecke keine Rolle spielen! Die Stadt Gorkha liegt recht hübsch samt Burg an einem Hügel, das im Reiseführer versprochene Highlight war die Burg aufgrund von Renovierungsarbeiten leider nicht. Um so schöner war mein Tagesausflug mit einem Mietroller in die Stadt Bandipur. Die Hauptstraße dieser Stadt ist voller wunderschön restaurierter Häuser aus der Kolonialzeit, es gibt mehrere schöne Tempel und einen Aussichtspunkt, von dem man bei klarer Sicht, die ich leider nicht hatte, das gesamte Annapurna-Massiv überblicken kann. Überhaupt, das Wetter! Eigentlich sollte der Monsun hier Ende September zu Ende sein. Die ersten Tage hatte ich kaum Regen und die Wolken um die Gipfel der Berge wurden immer weniger. Dies stimmte mich zuversichtlich für das Highlight meines Aufenthalts in Nepal, die Umrundung des achthöchsten Berges der Welt, des Manaslu (8161m), auf dem Manaslu-Trail. Dieser Trail von 12 bis 15 Tagen geht über den Lharka-Pass auf über 5100m, gilt aber insgesamt als ungefährlich, wenn auch als konditionell fordernd. Die Übernachtungen erfolgen in "Teahouses", etwa vergleichbar mit einfachen Hütten in den Alpen. Am 2.10. fuhr ich also mit einem katastrophalen Minibus von Ghorka nach Arughat, wo ich meinen einheimischen Guide Ajit und meinen australischen Begleiter Ryan treffen sollte. Am nächsten Morgen ging es bei bestem Wetter auf gerade einmal 800m Höhe los. Nach kurzer Zeit konnten wir den schneebedeckten Gipfel des Goudha Himal erblicken, eines 6000ers. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnten: Es sollte der einzige richtig hohe Berg sein, den wir zu Gesicht bekamen. Völlig unproblematisch erreichten wir bereits gegen Mittag den Zielort unserer ersten Etappe, wo ich mir im nahegelegenen Fluss erstmal eine geeignete Stelle zum Abkühlen suchte. Am nächsten Tag setzten wir unseren Weg fort, doch bereits am frühen Nachmittag schlug das Wetter um und es begann zu regnen. Im Laufe des Abends, als wir unser Ziel längst erreicht hatten, wurde der Regen immer stärker und wir erhielten die schlimme Nachricht, dass es die kommenden Tage ununterbrochen regnen sollte. Gemäß dieser Prognose regnete es auch die ganze Nacht und wir setzten unseren Weg bei strömendem Regen am nächsten Tag fort. Bis knapp unter 3000m hat es geschneit, das ist normalerweise erst im Dezember der Fall. In einem Dorf kaufte ich mir eine angeblich wasserdichte Hose zum Knüllerpreis von 8€. Bereits an diesem Nachmittag hatten wir an einer Stelle wegen Steinschlag Probleme, konnten diese jedoch passieren. So erreichten wir völlig durchnässt unser Nachtquartier. Am nächsten Tag konnten wir nachmittags eine Stelle wegen eines Erdrutsches und Steinschlag nicht überqueren und wir beschlossen, es am nächsten Tag nochmal zu probieren. Doch beim Frühstück erhielten wir die Nachricht, dass unsere höchste Stelle, der Lharka-Pass, wegen 3m Schnee gesperrt ist. Die Sperre würde mindestens eine Woche, eher zwei Wochen andauern, bis genügend Schnee geschmolzen ist. Uns blieb also nichts anderes übrig, als umzukehren. Der Rückweg entpuppte sich als gefährlich. An vielen Stellen gab es Erdrutsche oder Steinschlag. Mehrere Wasserfälle mussten wir außerdem durchqueren. Glücklicherweise erreichten wir am 9.10. unseren Ausgangspunkt und ich konnte mit dem Bus weiter nach Pokhara fahren.

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