Veröffentlicht: 23.06.2023
Am Vormittag des 17.5. kam ich nach einem viereinhalbstündigen Flug in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens an und wurde von Felipe, einem jungen kolumbianischen Arzt, mit dem ich seit 9 Jahren befreundet bin, abgeholt. Felipe war erst vor wenigen Wochen mit seiner künftigen Frau Lorena, ebenfalls einer Ärztin, in eine schöne Wohnung in Zentrumsnähe gezogen, wo ich für fünf Nächte bleiben durfte. Lorena lernte ich bei dieser Gelegenheit kennen, als ich das letzte Mal vor sechs Jahren hier war, waren Felipe und sie noch nicht zusammen. Ich war bereits das dritte Mal in Bogotá, deshalb ließ ich es langsam angehen und machte ein paar kürzere Ausflüge ins wunderschöne Altstadtviertel La Candelaria, besichtigte das Museo Botero und besuchte mit Felipe Bogotás "Hausberg", den Cerro de Monserrate. Bogotá liegt auf 2600 Metern Höhe, daher ist das Klima dort ganz und gar nicht tropisch. Tagsüber steigt das Thermometer manchmal auf knapp über 20 Grad und nachts ist es kühl. Felipe und Lorena mussten manchmal arbeiten, daher war ich auch teilweise allein unterwegs. Zweimal waren wir bei Felipes Eltern zum Essen eingeladen, die ich ebenfalls bereits kannte, genauso wie Felipes Bruder und dessen Ehefrau. Es war super, für ein paar Tage fast so etwas wie ein Familienleben zu haben! Vielen herzlichen Dank!
Am 22.5. verabschiedete ich mich schließlich von Felipe und Lorena und fuhr mit dem Nachtbus nach Santa Marta an die Karibikküste, also in den tropischen Teil Kolumbiens mit Tageshöchstwerten von 35 Grad, Nachttemperaturen von 28 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit. Die Busfahrt sollte 16 Stunden dauern, doch aufgrund einer Straßensperre und des damit verbundenen riesigen Umwegs war ich 26 Stunden unterwegs und kam erst am 23.5. am späten Abend an. Am nächsten Tag besichtigte ich die Stadt, die ich auch schon von meiner Kolumbienreise von 2016 etwas kannte, und besuchte das Museo de Oro, also das Goldmuseum und das Sterbehaus des Nationalhelden Símon Bolívar, der für die Befreiung Kolumbiens von der spanischen Herrschaft mitverantwortlich war. Anschließend sah ich mir noch die Statue von Carlos Valderrama vor dem Stadion der Stadt an. Valderrama gilt als bester kolumbianischer Fußballer aller Zeiten und stammt aus Santa Marta. Am nächsten Tag besuchte ich den wunderbaren Tayrona-Nationalpark, einen Dschungel, der direkt an der Küste liegt, wo ich wanderte und eine Nacht in einer Hängematte verbrachte. Anschließend ging es zurück nach Santa Marta, wo ich mein Gepäck zurückgelassen hatte und fuhr ins Gebirge, genauer gesagt in die Sierra Nevada de Santa Marta ins Städtchen Minca auf ca. 800 Höhenmeter. Es war dort also etwas weniger heiß als an der Küste. Dort angekommen musste ich erstmal auf Elektrizität verzichten. Ein Gewitter hatte die Stromversorgung lahm gelegt. Am nächsten Tag machte ich zwei kürzere Wanderungen zu zwei nahegelegenen Wasserfällen. Beim ersten der beiden konnte man auch baden. Am nächsten Morgen machte ich mit einem einheimischen Ornithologen eine dreistündige Wanderung um Vögel zu beobachten. Wir sahen jede Menge verschiedener Vögel, insgesamt über 40 verschiedene Arten. Am schönsten waren mit Sicherheit die Tukane. Anschließend fuhr ich mit dem Bus über Santa Marta nach Cartagena, von den großen Städten wohl die schönste Stadt Kolumbiens. Auch dort war ich 2016 schon einmal. Die Altstadt ist fast komplett von einer spanischen Stadtmauer umgeben und wenn man Pech hat, mit Passagieren von Kreuzfahrtschiffen überfüllt. Das war glücklicherweise nicht der Fall. Doch eine längere Stadtbesichtigung plante ich sowieso erst für eine Woche später, da ich am nächsten Morgen, also am 29.5., auf die Insel Providencia flog. Die Karibikinsel Providencia liegt wie die Nachbarinsel San Andrés in der Nähe der Küste von Nicaragua, gehört allerdings zu Kolumbien. Die Bevölkerung auf beiden Inseln ist überwiegend dunkelhäutig und die Leute sprechen eine interessante Mischung aus Spanisch und Englisch. Providencia gilt als Tauchparadies und das war auch der Hauptgrund meines Besuchs. Eine Woche verbrachte ich auf dieser wunderschönen Insel, die trotz der immer noch sichtbaren Hurrican-Schäden von 2020 wirklich ein Paradies ist, und machte insgesamt elf Tauchgänge. Die Korallenriffe hier sind sehr gesund und nirgendwo sonst konnte ich Haie aus so geringer Nähe beobachten wie hier. Mit den anderen Tauchtouristen verstand ich mich gut und wir verbrachten mehrere Abende zusammen. Die Tauchschule "Anda ti Wata", die von einem Einheimischen und einer Schweizerin geführt wird, ist sehr zu empfehlen. Ansonsten gibt es auf der Insel und auf der Nachbarinsel Santa Catalina viele Vögel und Leguane zu beobachten. Die schönsten Leguane sind komplett blau, leider gelang es mir nicht, sie zu fotografieren.
Am 5.6. flog ich schließlich zurück nach Cartagena, wo ich mich mit Dimitri, einem der anderen Taucher von Providencia, traf. Wir schlenderten durch die Stadt und aßen in einem asiatischen Restaurant. Am nächsten Tag besichtigte ich das Castillo San Felipe, eine spanische Burg etwas außerhalb der Altstadt, einen Park, wo es Affen und sogar Faultiere zu sehen gibt und die wunderschöne Altstadt samt mehreren Museen. Es war nicht allzuviel los in der Stadt, kein Kreuzfahrschiff stand im Hafen. So schön die Stadt auch ist, leider ist außerhalb der Altstadt auch sehr viel Armut zu sehen. Abends fuhr ich dann mit dem Nachtbus nach Medellin und wieder hatte ich Pech! Wegen einer Straßensperre mussten wir drei Stunden warten, bevor es weiterging. So war es bereits Mittag, als ich in meinem Hostel eincheckte. Die meisten Backpacker übernachten in Medellin im Stadtteil El Poblado, wo es viele Kneipen und Restaurants gibt. Doch authentisches kolumbianisches Großstadtleben gibt es dort nicht, deshalb wählte ich ein Hostel in der Innenstadt. Am 8.6. besichtigte ich das Museo Casa de la Memoria, das an die unzähligen Opfer des jahrzehntelangen Konflikts in Medellin erinnert. Medellin war viele Jahre lang eine der gefährlichsten Städte weltweit außerhalb von Kriegsgebieten. Und das lag nicht nur am Medellin-Kartell und Pablo Escobar! Doch Medellin ist nicht nur eine Stadt jahrzehntelanger Gewalt, sondern auch die Stadt des berühmtesten südamerikanischen bildenden Künstlers der Gegenwart, Fernando Botero! Viele seiner allesamt etwas "molligen" Kunstwerke sind hier im Museo de Antioquia und im Freien, auf der Plaza Botero, zu sehen. Am nächsten Tag nahm ich an einer "Free Walking Tour" teil, also an einer Stadtführung, die eigentlich umsonst ist und man am Ende je nach Qualität der Führung etwas Trinkgeld gibt. Unsere Führung war gut und führte uns in die Comuna 13, eines der ehemals am meisten gefürchteten Viertel, wo seit ein paar Jahren Ruhe eingekehrt ist und das sich zu einer Touristenattraktion gewandelt hat. Leider wurde während der Tour nicht ganz klar, warum diese Gegend jetzt wirklich friedlich geworden ist. Anschließend fuhr ich mit dem Metrocable, einer Art Seilbahn, das zum Teil über richtige Slums fährt. Medellin mag sich zwar um einiges gebessert haben, aber noch ist viel zu tun!
Ich war jedenfalls froh, als ich am 10.6. Medellin in Richtung Salento, einer Kleinstadt in der Zona Cafetera, also im bekanntesten Kaffeeanbaugebiet gelegen, verließ. Dort machte ich an den folgenden beiden Tagen zwei Wanderungen, eine Wanderung direkt in die Kaffeezone, wo ich mir im Rahmen einer Führung auch eine Kaffee-Finca zeigen ließ, und eine andere ins Valle de Cocora, wo auf knapp 3000 Metern Höhe noch 60 Meter hohe Wachspalmen wachsen. Viele Kolibris gibt es dort! Am Nachmittag machte ich noch einen kleinen Ausflug ins Städtchen Filandia. Insgesamt hat mir diese Gegend sehr gut gefallen.
Am 13.6. fuhr ich schließlich weiter nach Cali, der zweitgrößten Stadt Kolumbiens. Ähnlich wie Medellin hatte auch diese Stadt mit großer Gewalt zu kämpfen und die Situation hat sich ebenfalls gebessert. Meine Unterkunft lag im malerischen Viertel San Antonio, von wo aus die nicht ganz so malerische Innenstadt fußläufig zu erreichen ist. Die recht spärlichen Sehenswürdigkeiten besuchtigte ich am 14.6., bevor es abends weiter mit dem Nachtbus nach Ipiales an die ecuadorianischen Grenze ging. Ipiales hat außer der Wallfahrtskirche Las Lajas in spektakulärer Lage nichts zu bieten. Freunde gegrillter Meerschweinchen kommen hier auf ihre Kosten. Ursprünglich wollte ich von hier aus den Vulkan El Azufral besteigen, jedoch war die Wettervorhersage für den kommenden Tag so schlecht, dass ich mich dazu entschloss, bereits einen Tag früher, am 16.6., über die Grenze nach Ecuador zu fahren.
Fazit: Das es mir in Kolumbien gefäĺlt, brauche ich nicht extra zu betonen. Schließlich war ich schon zum dritten Mal hier. Das Land ist wunderschön, unglaublich abwechslungsreich und die Menschen sind sehr gastfreundlich. Erfreulich ist die Sicherheitslage, die sich sehr verbessert hat. Leider gibt es in den Städten immer noch sehr viel Armut zu beklagen.