Ich bin dann mal weg
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Nepal: Pokhara, Poon-Hill-Trail und Chitwan-Nationalpark

Veröffentlicht: 02.11.2022

Am 9.10. erreichten wir nach einer zweistündigen Fahrt mit dem Jeep, den wir uns mit einem holländischen Touristen und dessen Guide teilen konnten, Arughat, wo wir in einen lokalen Linienbus wechselten, der uns zur Verbindungsstraße Kathmandu-Pokhara bringen sollte. Selbst auf dieser Strecke waren noch Reste von Erdrutschen zu sehen, die jedoch für den Bus kein Problem waren. An der Verbindungssstraße angekommen, verabschiedeten wir uns von unseren Guides und wir (ich, Ryan und Jalmar, der Holländer) fuhren mit einem furchtbar engen und unbequemen Lininienbus ca. 150 km bis Pokhara. Die Straße, die von den Nepalesen tatsächlich Highway genannt wird und die wichtigste Straße von ganz Nepal ist, war in einem so schlechten Zustand und unser Bus war so langsam, dass wir dafür 8 (!) Stunden brauchten. Die Unterkunft in Pokhara, wo ich die nächsten 4 Nächte verbrachte, war eine der schönsten auf meiner gesamten bisherigen Reise, mit traumhaftem Blick über die Stadt und über den Phewa Tal, den See von Pokhara. Am nächsten Tag schlief ich bis mittags und erkundete dann die Stadt. Pokhara selbst hat zwar keine großartigen Sehenswürdigkeiten, doch die Lage am See, die vielen kleinen Cafés und Restaurants verleihen der Stadt eine angenehme Atmosphäre. Hier geht es viel entspannter zu als in Kathmandu. Viele Bergwanderer beziehen hier ihr Quartier, da viele bekannte Wanderwege hier in der Nähe beginnen, allen voran die Annapurna-Umrundung! Der Vermieter meiner Unterkunft, der 15 Jahre lang selbst als Bergführer gearbeitet hat, erklärte mir, dass ich von meiner Agentur einen Teil des Geldes für den Manaslu-Trail zurückbekommen müsste, weil die Tour nicht 13 Tage, sondern nur 7 Tage gedauert hat. Natürlich erhält der Guide dasselbe Gehalt, er kann ja nichts für die widrigen Umstände, aber das Geld für die Übernachtungen und die Mahlzeiten müsste ich zurückerstattet bekommen. Daraufhin habe ich meine Agentur in Kathmandu angerufen, dort wollte ich mich wegen einer Tour in den Chitwan-Nationalpark sowieso noch melden, und habe nachgefragt, wie es mit einer Entschädigung aussieht. Der Chef der Agentur war sehr überrascht und hat gesagt, durch meinen Transport nach Pokhara wäre doch das verbliebene Geld aufgebraucht worden! Wie sich herausstellte, hat mein Guide der Agentur gegenüber behauptet, er hätte mir einen privaten Jeep organisiert und ich wäre damit nach Pokhara gefahren! In Wahrheit bin ich in einer 8stündigen furchtbaren Busfahrt (wie bereits erwähnt), die ich noch dazu selbst bezahlt habe, nach Pokhara gekommen! Das übrig gebliebene Geld hat mein Guide einfach für sich behalten! Und ich dachte eine Woche lang, ich wäre mit einem anständigen Typen unterwegs gewesen! So kann man sich irren! Der Chef der Agentur versprach mir, das Ganze zu klären.

Als ich am 11.10. einen Roller mieten wollte, schlug mir mein Vermieter vor, ich könnte seinen nehmen, das wäre billiger. So fuhr ich damit zu einem auf einem Hügel gelegenen buddhistischen Stupa mit einer traumhaften Aussicht auf die Stadt und die Berge (leider waren die 8000er immer noch von Wolken bedeckt), zu einer Siedlung von Exil-Tibetern und zum International Mountain Museum. Die Siedlung vermittelt in einer Fotoausstellung interessante Einblicke in das Leben der Tibeter dort, die seit der chinesischen Okkupation Tibets in den 1950er Jahren dort leben. Auch das Museum war sehr interessant. Am Tag danach probierte ich das erste Mal in meinem Leben Rafting aus! Es war ein großer Spaß und ich habe mir vorgenommen, dass ich, sollte ich nochmal nach Nepal kommen, eine mehrtägige Rafting-Tour machen werde. Am 13.10. ließ ich den Großteil meines Gepäcks in Pokhara zurück um in 4 Tagen auf dem Poon-Hill-Trail zu wandern und endlich einmal die 8000er zu sehen! Der Manaslu ist zwar zu weit entfernt, jedoch kann man von diesem Trail aus bei klarere Sicht sowohl das Annapurna-Massiv als auch das Dhaulagiri-Massiv sehen. Dazu den knapp 7000m hohen Machapucharé, einen heiligen Berg der Hindus mit dem unverwechselbaren Gipfel in Form eines Fischschwanzes. Auf dem Weg zum Ausgangspunkt der Wanderung lernte ich im Bus Aitor kennen, einen Katalanen aus Barcelona, und wir beschlossen, die Tour zusammen anzugehen! Von Beginn an hatten wir gutes Wetter, der Weg war in einem sehr guten Zustand und wir erreichten den Poon Hill auf 3200m bereits am Nachmittag des zweiten Tages. Die Aussicht auf die 8000er war zwar an diesem Nachmittag durchwachsen, was aber in diesem Teil des Himalaya nachmittags nicht ungewöhnlich ist, doch am nächsten Morgen hatten wir eine völlig klare Sicht und wir konnten beide Massive bewundern. Im weiteren Verlauf der Wanderung gab es immer wieder traumhafte Plätze um die Aussicht auf die Berge zu genießen. Am Nachmittag desselben Tages verabschiedete sich Aitor, der mehr Zeit hatte als ich, und sich auf den Weg zum Annapurna-Basislager machte. So setzte ich den Weg allein fort und war am 4. Tag mittags wieder zurück am Ausgangspunkt und eine Stunde später in Pokhara. Es war eine tolle Tour, die mich zumindest etwas für das Pech am Manaslu entschädigte. Anschließend blieb ich zwei weitere Nächte in Pokhara. Ich mietete mir ein Ruderboot und verbrachte einige Stunden auf dem See. Pokhara liegt gerade einmal auf 800m und ist einer der niedrigsten Orte der Welt, von wo aus man 8000er sehen kann. Vormittags konnte man vom See aus die Annapurna und den Dhaulagiri betrachten, später war ich im See baden. 

Am 19.10. fuhr ich mit dem Bus von Pokhara zum Chitwan-Nationalpark, einem Naturschutzgebiet für Tiger und Panzernashörner. Während die Tiger meist nicht zu sehen sind, stehen dort die Chancen, ein Nashorn zu sehen, weitaus besser. Auf dem Programm standen ein kurzes Kultur-Programm am ersten Abend, Vögel beobachten am Morgen, nachmittags eine Jeep-Safari und am Tag darauf ein kompletter Tag zu Fuß im Wald. Ich hatte unglaubliches Glück mit meinem Guide, der beim Vögel beobachten und bei der Tageswanderung im Wald mein privater Führer sein sollte. Er war mit großer Begeisterung bei der Sache und wir haben unglaublich viel gesehen. Adler, Pfauen, Eisvögel und noch vieles mehr! Bereits bei der Vogel-Tour entdeckten wir zwei Nashörner, dem ersten versuchten wir uns langsam zu nähern! Mein Guide sagte zu mir: "When the rhino is coming, you have to climb on the tree!" Zum Glück war das nicht nötig! Das zweite Nashorn konnten wir besser beobachten, es war im Fluss baden. Mein Guide ruinierte sich dabei seine Schuhe. Ich habe ihn gefragt, was sie gekostet haben und habe ihm 1200 Rupien gegeben, dass er sich neue kaufen kann. Das sind  gerade einmal 10€. Wesentlich unspektakulärer verlief die Jeep-Safari nachmittags, wo wir außer ein paar Affen und einem Nashorn, das ewig weit entfernt war, in 4 Stunden kaum etwas zu sehen bekamen. Der nächste Tag begann mit einer kurzen Kanu-Fahrt, wo es Vögel und Krokodile zu sehen gab. Anschließend wanderten wir 8 Stunden lang im Wald. Wir fanden einige Fußspuren von Tigern im Schlamm, die teilweise sehr frisch waren. Außerdem entdeckten wir einen Python, an einem Fluss mehrere große Schildkröten, einige Hirsche und Antilopen und als Höhepunkt eine Gruppe von 5 Nashörnern, die wir aus nächster Nähe beobachten konnten!

Am 21.10. fuhr ich mit dem Bus zurück nach Kathmandu und erhielt im Büro meiner Agentur die gute Nachricht, dass ich 30000 Rupien zurückbekommen sollte. Das sind ca. 235€. Ich bekam 6000 Rupien Bargeld, die ich größtenteils in indische Rupien wechselte und der Rest wurde mit der Chitwan-Tour verrechnet. An meinem letzten Tag in Nepal besuchte ich den hinduistischen Tempel von Changu Narajan, der in meinem Reiseführer als der schönste Tempel in ganz Nepal angepriesen wurde. Leider entpuppte sich dieser Ausflug als Reinfall: Der Tempel wird gerade renoviert, er ist komplett eingerüstet und das Gelände des Tempels ist eine einzige Baustelle. Am 23.10. verließ ich Nepal in Richtung Indien.

Fazit: Nepal ist ein wunderschönes Land mit einer einzigartigen Natur und einer spektakulären Gebirgslandschaft. Man sollte sich von Kathmandu nicht abschrecken lassen. Diese Stadt ist völlig chaotisch und die Menschen sind sehr aufdringlich. Wer gerne in den Bergen unterwegs ist, kann sich in diesem Land monatelang aufhalten. Allein in der Annapurna-Region gibt es genug Möglichkeiten für eine komplette Trekking-Saison von Anfang Oktober bis Mitte Dezember. Von der Everest-Region oder anderen unbekannteren Gegenden ganz zu schweigen! Leider sind die Straßen in einem furchtbaren Zustand und man benötigt auch für scheinbar kurze Distanzen viel Zeit.

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