Ich bin dann mal weg
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Indien, der Norden: Das "Goldene Dreieck" und Rajasthan

Veröffentlicht: 09.11.2022

Am Sonntag, den 23.10., kam ich in Delhi an, leider genau pünktlich zum Diwali-Fest, dem hinduistischen Lichterfest, das am 24.10. seinen Höhepunkt erreichen sollte. Mit der Metro kam ich bequem in die Innenstadt, die Haltestelle New Delhi war nur einen Kilometer von meinem Guesthouse entfernt. Auf dem Weg dorthin erlebte ich ein furchtbares Gedränge aus Fußgängern, Rollern und Tuktuks auf der Straße und erhielt einen Vorgeschmack auf das, was mich die kommenden Tage hier erwarten sollte. Das Diwali-Fest wird mit Feuerwerk und Böllern sehr laut gefeiert, was mir schlaflose Nächte bescherte. In den kommenden beiden Tagen besuchte ich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, den Qutb Minar-Komplex aus dem 12. Jahrhundert mit seinem beeindruckenden 72m hohen Minarett, das prächtige Humayun-Mausoleum, das India-Gate, das Rote Fort und das Indische Nationalmuseum. So schön und interessant diese Orte auch waren, meine ersten beiden Tage waren geprägt von Eindrücken einer völlig chaotischen Stadt, unerträglichem Straßenverkehr und Menschen, die oft unfreundlich sind und sich teilweise rücksichtslos verhalten. Der Einsatz des Ellenbogens im Gedränge ist hier scheinbar ganz normal. Wer in der völlig überfüllten Metro nicht an der Tür steht, muss Angst haben, dass er nicht aussteigen kann, weil sich an jeder Haltestelle sofort die Leute, die einsteigen wollen, in die Bahn drängen. Außerdem sind die Menschen hier offensichtlich nicht in der Lage, sich z.B. am Fahrkartenautomaten in einer Reihe anzustellen. Jeder drängelt sich vor, da muss man selbst sehen, wo man bleibt! Da braucht es schon die Polizei, die das koordiniert! Alles in allem waren das Dinge, die ich nach meinen bisherigen Erfahrungen in Asien nicht für möglich gehalten hätte. Zum Glück wurde es etwas besser, als ich Delhi am 26.10. in Richtung Agra verlassen habe. 

Nach einer 4stündigen Zugfahrt erreichte ich Agra am Morgen. Meine Unterkunft war sehr schön, mit einer Dachterrasse mit Blick auf den Taj Mahal. Die Familie des Besitzers war sehr nett und ich bekam den wertvollen Tipp mit der Besichtigung des Taj Mahals bis zum nächsten Morgen zu warten um in aller Früh den Touristenmassen aus dem Weg zu gehen. So besuchte ich an diesem Tag noch das Rote Fort, das zwar nicht so groß, aber schöner als das Rote Fort in Delhi ist und das Itimad ud Daulah, auch "Mini-Taj-Mahal" genannt. Überall war sehr viel los, die allermeisten Besucher waren jedoch, wie auch schon in Delhi, indische Touristen. Am 27.10. stand dann also endlich der Taj Mahal auf dem Programm. Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt und es waren morgens um halb sechs nur ca. 15 Personen vor mir in der Schlange und ich stand eine halbe Stunde später als einer der ersten vor diesem prachtvollen Bauwerk, das viele für das schönste Gebäude der Welt halten. Im Jahre 1631 starb die Frau von König Shah Jahan bei der Geburt ihres 14. Kindes und der König ließ den Taj Mahal als Grabmal für sie errichten. Ich bin bis 9 Uhr auf dem Gelände geblieben und konnte die Veränderungen der Färbung des Marmor erleben, die durch die zunehmende Sonneneinstrahlung verursacht wird. Langsam wurde das Gelände auch immer voller, nicht auszudenken, wie es mittags oder nachmittags dort zugeht. Anschließend fuhr ich mit dem Bus etwas mehr als eine Stunde in die Kleinstadt Fatehpur Sikri, die im 16. Jahrhundert für eine kurze Zeit die Hauptstadt des Mogul-Reiches war. Dort gibt es neben einer riesigen Moschee, die spektakulär auf einem Felsen liegt, die beeindruckende Geisterstadt des Mogul-Palastes zu bewundern, dessen Gebäude sich teilweise in gutem Zustand befinden. Als ich zurück in Agra war, ließ ich mich noch mit dem Tuktuk nach Sikandra zum Mausoleum des Mogul-Herrschers Akbar aus derselben Zeit fahren. Neben des sehr sehenswerten Bauwerks gibt es auf diesem Gelände auch Hirsche, Pfauen und Affen. So hatte ich an diesem Tag insgesamt ein Kultur-Programm von 13 Stunden, Rekord auf meiner bisherigen Reise!

Am nächsten Tag verließ ich Agra in Richtung Jaipur, der Hauptstadt Rajasthans. Jaipur bildet zusammen mit Delhi und Agra aufgrund der Vielzahl an Sehenswürdigkeiten das sogenannte "Goldene Dreieck". Noch am selben Tag besichtigte ich den großartigen Stadtpalast. Nach wie vor war sehr viel los, es waren die ganze Woche wegen Diwali noch Schulferien. Die nächsten beiden Tage war ich ebenfalls in der Stadt unterwegs, der Höhepunkt war sicherlich der Palast von Amber, etwas außerhalb von Jaipur. Die Menschen in Jaipur sind freundlicher als in Delhi und ich habe meinen Aufenthalt dort in guter Erinnerung. Nur der Verkehr ist auch hier oftmals sehr chaotisch und an vielen Stellen ist die Stadt ebenso wie Delhi und Agra sehr schmutzig. Auch in Indien gibt es keine Müllabfuhr! Aufdringliche Verkäufer ignorierte ich inzwischen. Die Abende in Jaipur verbrachte ich auf der Dachterrasse meines Guesthouses, oft in Gesellschaft anderer Gäste. Die Familie des Besitzers war sehr gastfreundlich, gab mir viele nützliche Tipps, organisierte umsonst mein Zugticket zur Weiterfahrt nach Jodhpur und bestellte mir einen Friseur ins Haus, der mir die Haare schnitt. So ging es am 31.10. mit dem Zug weiter nach Jodhpur, wo als Hauptattraktion die riesige Burganlage hervorzuheben ist. Doch die gesamte Altstadt ist sehr sehenswert, die meisten Häuser sind blau angestrichen. Wie in ganz Rajasthan besticht in Jodhpur die Kombination aus islamischer und hinduistischer Kultur, Männer mit roten Turbans, verschleierte muslimische Frauen und Hindus in bunten Saris bestimmen das Straßenbild. Dazu die Mischung aus kleineren Moscheen mit Minaretten und hinduistischen Pagoden! Rajasthan ist sehr abwechslungsreich und farbenfroh! Jodhpur liegt bereits in der Halbwüste bzw. am Rande der riesigen Wüste Thar, die sich bis nach Pakistan erstreckt. Auf meiner Busfahrt nach Jaisalmer gelangte ich am 2.11. dann richtig in die Wüste. Jaiselmers Gebäude und die riesige Burg sind aus Sandstein gebaut und dadurch gelb-rötlich, je nach Sonneneinstrahlung. Dazu gibt es überall bunte Märkte und Menschen in farbenfroher Kleidung. Jaiselmer ist so, wie man sich eine Stadt aus Tausendundeiner Nacht vorstellt. Meine Unterkunft befand sich direkt in der Burganlage. Innerhalb der Burgmauern leben dort heute ca. 2000 Menschen. Das Städtchen ist sehr angenehm und bietet die Möglichkeit Kameltouren mit Übernachtungen in der Wüste zu unternehmen, doch darauf habe ich verzichtet, da leider die Zeit drängte. Mein Indien-Visum ist auf einen Monat beschränkt und ich habe mich entschieden, zwei Wochen im Norden und zwei Wochen im Süden zu verbringen. Also fuhr ich am Abend des 3.11. mit dem Nachtbus von Jaisalmer 11 Stunden nach Udaipur. Die Fahrt war in Ordnung, auch wenn ich nur wenige Stunden schlafen konnte. Udaipur liegt sehr romantisch an einem See und hat einen prächtigen Palast, der 1983 als Drehort für den James-Bond-Film Octopussy diente. Ebenso wurde auf dem See auf einer Insel gedreht, die ich auf einer Bootstour besuchen konnte. Auch in Udaipur hatte ich Anschluss an die sehr nette Familie des Vermieters im gleichen Haus. Am ersten Abend habe ich mit meinem Vermieter ein Bier auf der Dachterrasse mit Blick auf den beleuchteten Stadtpalast getrunken. Nach einem letzten Spaziergang in der Stadt fuhr ich am 6.11. zum Flughafen um von dort über Mumbai nach Goa in Südindien zu fliegen.

Insgesamt ist es etwas schade, dass mein Visum nur einen Monat gilt. Ich wäre gern 5 oder 6 Tage länger in Rajasthan geblieben und hätte noch ein paar Programmpunkte außerhalb der Städte in der Natur eingebaut. Doch das war aufgrund der Kürze der Zeit leider nicht möglich, da es sich dann nicht mehr gelohnt hätte, noch in den Süden zu fliegen. Mein Zwischenfazit zu Indien fällt insgesamt positiv aus, es war jedoch sicherlich ein Fehler, ausgerechnet zu Beginn in Delhi gewesen zu sein. Je kleiner die Städte sind, umso angenehmer ist es. Das indische Essen ist großartig, zumindest im Norden nicht so scharf wie erwartet und sehr abwechslungsreich, obwohl die meisten Restaurants vegetarisch sind. Im Norden wird außerdem vergleichsweise wenig Reis gegessen. Die klassische Beilage ist frisches Fladenbrot, genannt Roti oder Chapatti.

Antworten (1)

Jan-Ove
Der Didi war heute auch beim Inder und hat so ein Roti gegessen. Saugeile Reiseberichte. Hauptsache in Nepal noch das Geld von der Agentur zurückbekommen.

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