Ich bin dann mal weg
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Indien, der Süden: Von Goa nach Kerala

Veröffentlicht: 03.12.2022

Am 6. 11. kam ich am späten Abend nach einem Flug von Udaipur über Mumbai in Goa an. Vom Flughafen gelangte ich mit dem Taxi nach Panjim, die Hauptstadt Goas. Mein Start war katastrophal. Ich hatte dort über booking.com ein Hotelzimmer reserviert, die Reservierung wurde bestätigt und ich musste einen Tag später etwas mehr als 1000 Rupien (ca. 12€) anzahlen. Am Hotel angekommen wurde mir mitgeteilt, dass ich leider nicht einchecken kann, da hier keine Ausländer übernachten dürfen. Man stelle sich vor, ein Hotel in Deutschland würde seine Zimmer nur an Deutsche vermieten! Mein Protest, warum dann die Buchung bestätigt wurde und warum ich dann bereits die Hälfte des Preises bezahlen musste, war vergebens. Ich bekam die Anzahlung zurück und musste mir eine halbe Stunde nach Mitternacht eine andere Bleibe suchen. Ich fand zwar eine Alternative zu einem ähnlichen Preis, doch diese war 3 km entfernt. Da um diese Zeit auch kein Tuktuk aufzutreiben war, musste ich die Strecke mit all meinem Gepäck zu Fuß zurücklegen. Zumindest war dieses Hotel  recht komfortabel und nur 300m vom Strand entfernt. Am darauffolgenden Tag machte ich einen Ausflug nach Alt-Goa. Die Besonderheit an Goa ist, dass es als einzige Provinz Indiens lange Zeit eine portugiesische Kolonie war, weshalb noch heute relativ viele Katholiken in Goa leben und es viele Kirchen gibt. Die wichtigsten davon befinden sich in Alt-Goa und wurden überwiegend im Stil des Barock erbaut. Die größte dieser Kirchen ist immerhin größer als jede Kirche in Portugal. Anschließend ging ich an den Strand und badete nach knapp drei Monaten einmal wieder im Meer, obwohl der Strand nichts besonderes war. So fuhr ich am 8.11. nach Palolem in den Süden Goas. Der Strand Palolems war schon deutlich schöner, aber bei weitem nicht so schön wie der leider etwas überlaufene Butterfly-Beach, zu dem ich einen Tag später mit einem Mietroller gelangte. Insgesamt ist Goa deutlich ruhiger, entspannter und sauberer als alles, was ich im Norden Indiens gesehen habe. 

In der Nacht vom 10. zum 11.11. habe ich Goa verlassen und bin mit dem Nachtbus nach Hampi ins Landesinnere in den Bundesstaat Karnataka gefahren. Der Nachtbus war recht komfortabel und ich konnte immerhin ein paar Stunden schlafen. Hampi war im Spätmittelalter über zwei Jahrhundere die Hauptstadt des Königreichs Vijayanagara, wovon etliche spektakuläre Bauwerke zeugen, die erhalten geblieben sind. So mietete ich mir für zwei Tage ein Fahrrad um die hinduistischen Tempelanlagen und die Ruinen der Paläste in Ruhe auf eigene Faust zu erkunden. Doch nicht nur deshalb, allein aufgrund der Landschaft lohnt Hampi einen Besuch. Die meisten Tempel liegen wunderschön, umgeben von grandiosen Felsen und Reisfeldern auf beiden Seiten eines Flusses. Einige dieser Tempel werden heute von Affen bewohnt, von Makaken und Hanuman-Languren. Der wichtigste Tempel dient zugleich als Stall eines armen Elefanten mit dem Namen Lakshmi, der die Besucher des Tempels segnen muss. Leider ist der berühmteste Tempel auf der anderen Seite des Flusses, der Affentempel, völlig überlaufen. Der Legende nach soll der Affengott Hanuman dort geboren sein. Am zweiten Tag wurde ich bei der Besichtigung eines Tempels von einem Lehrer einer indischen Privatschule für Mädchen angesprochen, ob er denn ein Foto von mir mit seinen Schülerinnen machen könnte. Leider schauten die Mädels beim Foto allesamt ziemlich grimmig drein! Ob es an mir lag??? Am Abend des zweiten Tages in Hampi fuhr ich schließlich mit einem weiteren Nachtbus zurück an die Küste nach Gokarna. Diesmal konnte ich im Bus leider überhaupt nicht schlafen. Die Bushaltestelle von Gokarna befindet sich ca. 10 km außerhalb des Städtchens, doch ich wurde vom Bruder meines Vermieters dort morgens um 4 mit dem Roller abgeholt. Da ich in meinem Bungalow, das ich gemietet hatte, erst um 11 einchecken konnte, durfte ich glücklicherweise erstmal in einer Hängematte schlafen. Der Bungalow, traumhaft in einem Garten gelegen, war wohl die schönste Unterkunft, die ich in Indien hatte. Die nächsten beiden Tage erkundete ich die Strände in der Umgebung von Gokarna, die zu Recht zu den schönsten in Indien gezählt werden. Mit einem Mietroller gelangte ich zur Doppelbucht des Om-Beach, von wo aus auf einem wunderschönen Spaziergang durch den Wald und an der Küste entlang erst der Halfmoon-Beach und dann der Paradise-Beach zu erreichen sind. An beiden Stränden verbrachte ich einige entspannte Stunden. Interessanterweise sind Inder fast nie richtig im Meer, sondern immer nur am Rand. Wie mir erklärt wurde, können die meisten nicht richtig schwimmen. Inderinnen baden immer komplett angezogen. 

Am Abend des 15.11. fuhr ich mit dem Nachtzug dann weiter Richtung Süden nach Kochi in den Bundesstaat Kerala. Kerala ist ebenso wie Goa recht christlich geprägt, obwohl Hindus dort in der Mehrheit sind. Dies wird man nicht glauben, wenn man sich so wie ich im Stadtteil Kochi-Fort einquartiert, wo man sich wirklich, vom tropischen Klima einmal abgesehen, wie in Europa vorkommt. Häuser aus der britischen Kolinialzeit prägen das Stadtbild und in den Restaurants gibt es sogar Rindfleisch zu essen. Der Besitzer und die Angestellten meines Hostels waren sehr gastfreundlich und stets in Feierlaune und ich verbrachte unterhaltsame Abende mit ihnen. Ich empfand die Gegend als so angenehm, dass ich mich entschied, nach Alleppey, wo ich ursprünglich ein oder zwei Nächte hätte bleiben wollen, nur einen Tagesausflug zu machen und insgesamt 4 Nächte hier in Kochi zu bleiben. Ich erkundete die Stadt, fuhr mit einem Mietroller etwas Richtung Süden um die Backwaters zu erkunden. Dort fand ich auch einen Fischer, der mich für ein paar Rupien eine Stunde lang durch die Backwaters, die aus verschiedenen Kanälen und kleinen Seen bestehen, ruderte. Am 19.11. fuhr ich schließlich mit dem Bus nach Alleppey, etwa 40 km südlich von Kochi, um dort den bekanntesten Teil der Backwaters auf einer Tour mit einem Ruderboot zu erkunden. Gerne hätte ich mitgerudert, doch ich durfte nicht! Der Besitzer des Bootes hatte wohl Angst um sein Trinkgeld! Obwohl ich mir die Backwaters um Alleppey naturbelassenener vorstellte (an viele Stellen befinden sich an den Ufern Dörfer), war dieser Ausflug sehr gelungen. 

Nach einem letzten Stadtbummel in Kochi am 20.11. fuhr ich mit dem Taxi zum Flughafen, um nach Bangkok zu fliegen. 

Insgesamt fällt mein Fazit zu Indien positiv aus. In diesem Land gibt es grandiose Sehenswürdigkeiten und Landschaften. Die Leute sind außerhalb der Metropolen wie Delhi sehr gastfreundlich und hilfsbereit (Ausnahmen bestätigen die Regel). Ich hatte vier Wochen lang keinen Tropfen Regen! Leider hat Indien ein riesiges Müllproblem und die aufdringliche Art vieler Verkäufer trübt das Bild. Insgesamt ist der Süden für Indien-Neulinge viel besser geeignet als der Norden. Im Süden gibt es weniger Lärm und Verkehr, alles läuft etwas geordneter ab, es ist deutlich sauberer und die Leute sprechen besser Englisch. Eine Indien-Reise als Indien-Neuling in Delhi zu beginnen, so wie ich, davon kann ich allerdings nur abraten! 

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