Jambo Kenya
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it all becomes an end

Veröffentlicht: 11.12.2018

Tag 69


Es ist ein bisschen Zeit vergangen seit dem letzten Eintrag, aber ein wenig Pause zwischendurch tut auch mal gut. Wenn ich zurückdenke an die Zeit, in der ich den letzten Text hochgeladen habe, dann merke ich dass seitdem eine Menge passiert ist. Es kommt mir mal wieder so vor, als wäre das Monate her.

Wir sind zum Beispiel wieder im hohen Norden, in Rotorua auf der Nordinsel, unweit von Auckland. Ja, wir sind tatsächlich in ein paar Tagen wieder in der Stadt in der alles begann und das klingt gerade für uns selbst unvorstellbar. Man mag es kaum glauben, aber Neuseeland neigt sich so ganz langsam aber sicher dem Ende zu, in ein paar Tagen wollen wir das Auto verkauft haben, dann noch ein bis zwei sonnige Wochen rund um Weihnachten nördlich von Auckland verbringen, und uns nachdem wir das ereignisreiche Jahr 2018 verabschiedet haben nach Südamerika aufmachen.


Nach diesem kleinen Zukunftsausblick aber wieder zu dem, was in den letzten Wochen passiert ist, es war nämlich wie bereits gesagt einiges.

Wir waren in Christchurch. Der zweitgrößten Stadt Neuseelands, von der wir uns allerdings ein bisschen mehr erhofft hatten. Im Grunde genommen hat diese Stadt kein Zentrum, was man ihr jedoch wirklich nicht übel nehmen sollte, da sie vor ein paar Jahren Opfer eines wirklich schweren Erdbebens war. Also ein paar zusammengewürfelt, möglichst futuristisch wirkende Gebäude, ein paar überteuerte Cafés und was in Neuseeland natürlich nicht fehlen darf, Fastfood. Anstatt ergo in einer neu gestalteten Fußgängerzone, in einem feschen Café zu verweilen und das pulsierend bunte Christchurch zu bestaunen, während wir in Karten nach beeindruckenden Attraktionen stöbern, saßen wir also in den Nieselregen starrend bei Wendys.

Nach etwas trostlosen zwei Tagen in dieser Stadt an der Ostküste ging es weiter Richtung Norden und wir kamen schon Mittags an einem Fluss an, an dem wir beschlossen zu übernachten. Es gab da erstmal nicht viel, zum baden war der Fluss zu schnell. Ein Dörfchen in der Nähe oder Netz gab es auch nicht, also machte jeder sein Ding und man konnte auf einer Bank mit Blick auf den Fluss und die Natur entspannt ein Buch lesen und Musik hören. Linus kam irgendwann nach ein paar Stunden wieder und meinte er wäre einen beeindruckenden vollgewucherten Wanderweg zu einem einsamen Strand gegangen. Fast beiläufig erwähnte er noch, dass er sich fast zu Tode erschreckt hatte, als er den Strand entlang spazierte und sich plötzlich wenige Meter vor ihm ein riesiger Seehund aufbäumte. „Da sonnen sich so 5,6 Seehunde. Sind die eigentlich gefährlich?“ Das weckte dann auch mein Interesse und es war zwar schon 17:30 aber ich wollte unbedingt zu dieser unentdeckten Bucht. Linus schilderte mir also ganz genau, wie ich dort hinkommen würde, welche Abzweige ich zu nehmen habe und welche Anhaltspunkte im Laufe des Weges kommen würden. Nach etlichem Angekämpfe gegen die Natur, die sich den „Weg“ in den letzten Jahren wohl langsam aber sicher zurückgeholt hatte und einer Stunde Marsch, stand ich tatsächlich vor dem Tor zum Strand, welches Linus mir als letzten Anhaltspunkt beschreiben hatte.

Wenig später durfte auch ich die beeindruckenden Tiere bestaunen. Und in dieser Bucht, in die sich geschätzt vielleicht ein mal die Woche jemand verirrt, fühlte ich mich wie einer von ihnen. Der Rückweg zum Auto ging dann komischerweise ganz schnell. Ich glaube so im Nachhinein betrachtet war diese Erfahrung mindestens genauso groß, wie das Sehen eines Pottwals einen Tag später in Kaikoura.

Nach diesem ganzen schönen Freizeitstress musste dann allerdings auch mal wieder gearbeitet werden und das taten wir dann auch Anfang Dezember für ein paar Tage in den Weinbergen. Die Arbeit war rein körperlich vielleicht noch etwas härter, als auf der Kiwifarm (warum gibt es kein Schmerzensgeld für Muskelkater), dafür waren jedoch die Leute, die uns umgaben um einiges netter und entspannter. Während sich bei der Kiwi Plantage sowohl Backpacker, als auch einheimische Arbeiter in jeder Pause sofort in ihr Auto zurückzogen, saßen wir hier in den Pausen alle zusammen auf der Wiese, haben uns gesonnt, etwas gegessen und uns ausgetauscht. Die Pausen gingen darüberhinaus auch gerne mal doppelt so lange wie vorhergesehen, was unseren supernetten „Chefs“ zu verdanken war, die ebenfalls bei uns saßen. Chefs in Anführungszeichen, weil das natürlich nur die Leute waren, die dort einfach hauptberuflich arbeiten und darauf achten, dass die Backpacker auch arbeiten etc. Die richtigen Chefs kamen leider auch ab und zu vorbei, dann war immer schlechte Stimmung. Auf jeden Fall haben wir neben den netten Maori „Chefs“ auch drei Argentinier kennengelernt, Janina, Cecilia und Matias. Die drei waren super offen, haben viel gelacht und waren eigentlich immer gut drauf, was uns die leidige Arbeit schon etwas versüßt hat. Geteiltes Leid ist halbes Lied. Geteilt haben die drei auch ihr Lunchpaket. Als sie sahen dass wir in der Mittagspause nur einen Apfel mithatten wurde das Sandwich schneller halbiert, als wir dankend hätten ablehnen können. Sie haben uns natürlich auch ein paar Empfehlungen aus ihrem Heimatland mitgegeben, aber wir haben über alles mögliche gesprochen, wie zum Beispiel über Fußball und Matias kannte sogar den HSV und zeigte uns stolz mit seinen Händen die Raute. Ein weiteres Mal werden wir sie leider nicht sehen, da alle drei über unsere Zeit in Argentinien hinaus noch in Neuseeland sind und somit vermissen wir sie ein wenig.

Am 7. Dezember ging schließlich die Fähre auf die Nordinsel. Vier Wochen Südinsel waren nun schon wieder vorüber und mit dem zweiten Betreten des Schiffes wurde uns klar, wie schnell wir uns nun Richtung Ende bewegen würden. In Wellington angekommen, ging es direkt hoch nach Whanganui, wo wir ein allerletztes Mal unseren berühmten Großeinkauf bei dem Großmarkt Pak n Save erledigten. Bei Whanganui sollte eigentlich nur erwähnt sein, dass Whanganui ein Flop ist. Wir sind abends durch die ganze Stadt gefahren auf der Suche nach einem halbwegs guten Stellplatz für unseren Van, aber wir waren auf vier verschiedenen Campingplätzen und entweder gab es dort keine Toiletten oder kein Schild, welches das Selfcontained-campen erlaubte oder es war voll oder die Fläche zum parken einfach zu schräg. Naja. Wir haben dann irgendwann noch eine halbwegs zufriedenstellende Schlafmöglichkeit gefunden, aber das war bis jetzt in keiner einzigen Stadt so mühsam wie hier.

In diesem Zeitraum fühlten wir uns übrigens ziemlich arm, denn aus irgendeinem Grund wollte die Überweisung unseres Gehaltes nicht ankommen, und wir waren zwei mal für 10 Dollar tanken, um nur irgendwie noch zum nächsten Ort zu gelangen. Die Bezahlung ist, nur am Rande erwähnt, gestern angekommen.

Als wir endlich aus Whanganui raus waren, trieb es uns in den Tongariro National Park, der uns mit seiner unvergleichlichen, wüstenähnlichen Landschaft verzauberte, wie noch kein Nationalpark zuvor. Wir wanderten einen Teil des berühmten Tongariro Alpine Crossing, entlang an einem aktiven Vulkan namens Ngoruhoe, der den meisten als Schicksalsberg aus „der Herr der Ringe“ bekannt vorkommen sollte. Wir wanderten also durch Mordor und so sah es dort auch aus. Ein bisschen wie auf dem Mond, links riesige staubige Weite, rechts die Asche und der Fuß des imposanten Vulkans und am Wegrand immer wieder Warnschilder, auf denen stand, dass man das Gebiet bei den geringsten Anzeichen einer Eruption schleunigst verlassen sollte. Nach zweieinhalb Stunden hatte man dann einen perfekten Blick über die kahle Wüstenlandschaft rundum den 2245 m hohen Vulkan.

Von Mordor ging es dann innerhalb von nur einer Stunde Autofahrt nach Italien an den „Gardasee Neuseelands“ und uns wurde mal wieder bewusst, wie schnell sich doch hier die Landschaft ändert. Die staubigen und müden Beine wurden dann am Lake Taupo erfrischt und es ging im türkisblauen und superklaren Wasser baden. Im Hintergrund die Berge und der Vulkan, vier Meter unter einem der sandige Grund des Sees und um einen herum spiegelglattes, herrlich kühles Wasser und keine Menschenseele. Das war Urlaub auf hohem Niveau. Gestern waren wir dann noch an einem ebenso schönem Fluss, in den man sich an einem Seil hineinschwingen und dann durch die Strömung ein paar Meter treiben lassen konnte. Heute befinden wir uns jetzt also noch ein bisschen weiter nördlich in Rotorua. Wir sind jetzt wieder in der „Bay of Plenty“, in dem Distrikt, in dem wir ganz am Anfang unserer Reise waren, nachdem wir Auckland verlassen haben. Und irgendwie kommt einem auch alles wieder bekannt vor. Es ist schon komisch, es ist vielleicht gerade 8 Wochen her, aber es fühlt sich an als käme man nach Jahren zurück in bekanntes Terrain. Morgen und Übermorgen haben wir vor auf den gleichen Campingplätzen zu übernachten, auf denen wir vor Wochen schon einmal waren, zum Beispiel in Paraengaroa wo wir mit Jean, dem Franzosen vor Ewigkeiten einen Tee getrunken haben. Das bisschen Nostalgie sei uns nach 8 Wochen jede Nacht woanders schlafen gegönnt.

Denn dann sind wir in nicht allzulanger Zeit wieder in Auckland und es beginnt ein neuer Abschnitt. Ohne Auto, mit Weihnachten und Silvester und den letzten Tagen in Neuseeland. Ich sprach einmal in einem weit zurückliegenden Blogeintrag von dem „Ende vom Anfang“. Jetzt kommen noch ein paar Tage hier in der Bay of Plenty, und dann ändert sich einiges. Mit anderen Worten, es beginnt der Anfang vom Ende.

Antworten

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