2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 20.05.: Arica - 20 km vor Peru

Veröffentlicht: 21.05.2017

20.05.

heute geht es weiter nach arica, der nördlichsten stadt chiles.
über 300 km von iquique entfernt. die ruta 1 direkt an der küste wird in iquique von der panamericana wieder abgelöst. das heisst , ich fahre an der salpeter-geisterstadt vorbei und habe im vorbeifahren noch einen guten blick auf dieses riesige areal.
viel zu spät bin ich aus dem hostel gekommen - etwas manschetten, wie sich die vespe an den bergen raus aus iquique benimmt, stelle dann aber fest, dass der vorgestrige verschlucker keine unangehmen folgen mit sich bringt. sie zieht die berge rauf, überholt langsame busse und lkw und fährt souverän an der stelle unter der brücke vorbei, wo sie vor zwei tagen noch in die knie ging. nichts davon, wir lassen iquique hinter uns und nach s. humberton empfängt mich nur noch ödnis, hochebene und langeweile. die entfernungsschilder nach arica sagen jetzt noch 275 km. ich glaube nicht , dass ich das schaffen werde. je nördlicher wir kommen - auch in den nächsten wochen - steht die frage der unterbringung mit bett und dusche immer mehr im vordergrund. so auch heute, aber ich bin dem nicht nachgegangen, sondern gehe davon aus, dass wir es schaffen.

ödnis, in der ferne die berge, büsche, die im frühling blühen, aber heute? die straße geradeaus, wenig wind - wir kommen gut voran

ab und zu ein stopp und eine tankpause, und dann ändert sich langsam die landschaft.
die straßen werden kurvenreicher, die berge von ihrem mineralgehalt her bunter, die steigungen nehmen zu und es gibt wieder was zu sehen. die steigungen, die wir noch vor wenigen tagen mit 21 km/h hoch gekrochen sind, meistert die vepse jetzt mit einer geschwindigkeit von 80 km/h souverän.
der wind nimmt zu, aber richtig. das, was ich bisher erlebt habe, war auch schon beeindruckend, aber jetzt fegt er durch die schluchten und hat wohl den ehrgeiz, mir die  räder unter dem hintern wegzuziehen oder zu blasen. fotografieren ist nicht möglich, da ich weder halten kann, noch absteigen möchte. trotzdem finden sich stellen, wo ich die mich umgebenden bilder festhalten kann.

es sieht so friedlich aus

eben säumten noch olivenbäume (?) die straße und jetzt der blick von oben in das fruchtbare tal

die rötlichen farben des gesteins vermischen sich mit  dem staub, den der wind in der schlucht aufwirbelt

die steigungen sind bei dieser tour kein thema für die vepse

Wie sandwellen, die sich dem berachter nähern. links eine kultstätte.

noch fünfzehn kilometer bis nach arica.
ich bin gut in der zeit. die sonne steht zwar schon recht tief und macht das fahren eher zu einem ratespiel, wo nun die fahrspur und die bordsteinkante ist, denn auch das sonnenschutzvisir, ist dem flachen winkel der sonne bedingungslos ausgeliefert. also kopf nach vorne abwinkeln bis zum kinn, um wenigstens den unteren rand des visirs noch auszunutzen.
ich sehe wieder den pazifik. arica stellt sich nicht so pompös vor, wie iquique, sondern eher bescheiden. zuerst begrüßen mich favelas, die schon fast an schrottplätze erinnern. dann kommen die typischen 1-3 stöckigen chilenischen holzhäuser, die je nach finanzlage und familienentwicklung immer weiter aufgestockt werden.
an einer roten ampel döse ich so vor mich hin, als ich begeisterte rufe höre: vespa! vespa! ein windschutzscheibenputzer - jüngeren alters - kommt auf mich zu und schüttelt mir vor begeisterung die hand.
ja - die marke vespa (lambretta) hier löst bei vielen menschen scheinbar sentimentale erinnerungen aus.
ein würdiger mann um die 70 betrachtete sich in iquique die vespa versonnen und meinte dann, er habe eine vespa vor 20 jahren noch gefahren.
an den tankstellen werde ich gefragt, anerkennendes hupen auf der panamericana, fotos im vobeifahren.
auf meinem weg ins centrum stoppe ich und suche mir über mein smartie ein hostel.
nach wenigen minuten stehe ich vor "sunny days" und anstelle eines patrons begrüßt mich ein 70 bis 80 jähriger neuseeländer, der sich dauerhaft in der stadt des ewigen frühlings niedergelassen hat. ich komme mir vor wie zu bed & breakfast-zeiten in irland. die atmosphäre in diesem haus ist englisch. die wände hängen voll von bildern seiner familie, fernen landschaften, die regale und die vielen beistelltische sind mit nippes und vielen erinnerungen zugestellt, der kühlschrank ist zugepflastert mit aufklebern der unterschiedlichsten länder, ein großer langer tisch steht für kommunikation und lange frühstücke, viele sessel, teilweise mit weichen decken verhüllt und von diesem raum gehen seine privatzimmer ab. ein großes oberlicht gibt dem etwa 60m2 großen raum eine besondere beleuchtung. Wir sind uns schnell handelseinig, und während ich die die formulare ausfülle, kommt er mit einem glas lemonensaft und einem kleinen keksteller zurück. das nenne ich sercice! kleine geste, große wirkung! neuseeländische gastfreundschaft.
im
flur zu den travellerzimmern macht eine beleuchtete christus-statue auf sich aufmerksam, das übrige haus, in dem die vierbettzimmer oder privados angesiedelt sind, ist vom grundriss etwas irritierend, ich finde den weg zu meiner vespa im hof nicht mehr und muss fragen. Auch in "unseren" räumen steht kommunikation im mittelpunkt, tische mit stühlen und eine sitzecke. steckdosen für die eher kommunikationsstörenden smarties sind rar...
es ist schon dunkel, der supermarkt und die markhalle nicht weit. ich decke mich mit spaghetti, thunfisch und sahne ein und freue mich auf ein gutes mal, das zum glück schnell fertig ist. denn der apfel von heute mittag hat seine schuldigkeit mittlerweile getan.

21.05.

die nacht in dem ausgebuchten vierbettzimmer war ruhig. von den spätkommenden nachzüglern habe ich nichts mehr gehört. heute morgen jedoch war bei den londoner travellern - meinen mitschläfern - hektik angesagt: hurry up, the bus leaves in 35 minutes!!  bestätigendes murmeln und grummeln des anderen, aber keine konsequenz in form von schnellem aufstehen.
ich schlafe dann wieder ein und stelle später fest, dass die betroffenen betten frei sind. vor dem aufstehen gab es dann bestimmt noch eine viertelstunde lang smartie-generve, weil sein eigentümer nicht wusste, wie er den alarm ausstellen konnte.
hostelerlebnisse, die jeder low-budget-reisende kennt.

der frühstückstisch ist in den privatgemächern unseres hostelfathers an dem langen tisch gedeckt.

tee, kaffee, käse, margarine und knusprige, frische brötchen von der panderia. sogar haferflocken, kiwis, bananen. wir sind erst 3, dann ist fast der ganze tisch besetzt. wir schweigen, manche lesen ihre mails. das missfällt unserem landlord, und er merkt an - während er benutztes geschirr entfernt - , dass wir uns wohl nichts zu erzählen hätten. ich erkläre mich mit morgenmuffeligkeit und bin raus. verlegenes lachen von den anderen. Und tatsächlich, die unterhaltung kommt langsam in schwung. unserer australierin -eine um die 80 jahre alte travellerin - gelingt es sogar, lachsalven auszulösen. es handelt sich hier um eine ältere dame, die jedes jahr die welt bereist. sie ist die kontaktfreudigkeit in person, schläft auch in einem mehrbettzimmer und es macht ihr gar nichts aus, dass die untere zahnreihe den erfordernissen ihres lebens gewichen ist.
links von mir eine junge dänin, die alleine reist, ein südamerikanisch anmtutender youngster, der aber aus schaffthausen (!) kommt und noch ein weiterer deutscher. später gesellen sich noch zwei engländer aus birminghm dazu, die hier sufurlaub machen.

der rest des tages geht dahin mit mittagsschlaf, schreiben und einen spaziergang an den strand. arica kommt anders daher als iquique, ziemlich vermüllt und vernachlässigt. ich habe nur den strand gesehen - morgen werde ich in das zentrum gehen und bin gespannt, was mich dort erwartet.

ich bin vom charme der stadt arica noch nicht gefangen...

22.05.

montagmorgen.
das liceo, die schule gegenüber schickt wahre geräuschsalven zu uns durch das geöffnete fenster. dann wird es ruhig und die strenge stimme der schulleiterin klingt über den schulhof, mit mikrofon verstärkt. die kinder werden wohl auf die neue woche eingenordet, stenge worte hallen über den schulhof - von den kids kein muks zu hören. Dann muss ein kind aus der schützenden menge an das mikrofon treten und irgendetwas sagen. leider kann ich das nicht gut verstehen, einerseits, weil mir die vokabeln fehlen, andererseits, weil die anlage hoffnungslos übersteuert ist. und dann erklingt die nationalhymne, die von allen mitgesungen wird. dann endlich kehrt ruhe ein, und ich kann mich noch einmal umdrehen.

heute ist ein weiterer ruhetag angesetzt.
da ich morgen nach peru weiterfahre, muss ich mir darüber klar werden, welche strecke ich nehme und ob ich von peru aus dann später die anden überquere. lima steht bei mir auf dem programm, aber das sind von hier aus noch 1.300 km! lima deswegen, weil ich dort in einer vespawerkstatt eine gründliche inspektion machen will und dort auch kontakt zu dem dortigen vespaclub habe.

der tipp, von cusco aus über die anden nach brasilien zu fahren kommt von einem australier, der die strecke gefahren ist und meint, es ginge nur bergab. beruhigend. die strecke sei neu gemacht  und nennt sich "transatlantica". cusco liegt 4.200 meter hoch, die auch erst einmal erstiegen sein wollen.  ansonsten wird das gebirge in peru doch schon eine herausforderung für die vepse und mich. die steigungen und die damit einhergehende dünnere luft.
aber vielleicht tun sich während meiner tour noch andere möglichkeiten auf...

die ortschaften liegen in peru weit auseinander und googlemaps geht von einer durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h aus. das lässt zwar nicht auf die qualität der straßen schließen, aber auf die zahlreichen kurven und den steigungswinkel.
morgen werde ich nur die grenze überschreiten und hoffen, dass es nicht allzu lange dauern wird, dann sind es nochmal 50 km und ich bin in tacna. dort wird es noch hostels geben.
dann werde ich in den nächsten tagen an der küste weiterfahren und meine übernachtungen improvisieren.

hier fand auch die schlacht um das salpeter statt

die zweite häfte des tages nutze ich für einen besuch des centrums. eine traurige stadt. die bürgersteige sind nicht gepflastert, staub und müll. in der innenstadt geht es dann, aber alles grau, keine bunten

ich lerne auf dieser fahrt - wie auch auf anderen reisen - kathredralen und kirchen schätzen. die atmosphäre, die ruhe und die umgebung haben eine entspannende und kräftigende wirkung auf mich

häuser, wenig streetart, tristesse. die sehenswürdigkeit ist ein felsen, der 110 meter über das meer ragt , der durch den salpeterkrieg bedeutung erlangt hatte.

der blick vom kirchennportal auf die plaza. zweckgebäude dominieren, skateboardfahrer bringen ein wenig leben, ansonsten fehlt hier der südamerikanische "drive"

die fußgängerzone kann noch mehr: straßencafes und händler - heute eher zurückhaltend

am abend hier im hostel noch nettes beisammensein mit den gästen, blog aktualisieren und den tag beenden.

beginnt morgen ein neuer abschnitt meiner bisher moderat verlaufenen vespa-tour?

23.05.

und wieder darf ich brecht zitieren: mach nur einen plan...

heute habe ich whatsapp-post von wilfried bekommen. die bestellten teile für die vepse sind alle da. ich freue mich und weiss aus zeiten, als nora noch in brasilien war und dringend unterlagen für ihren neuen pass brauchte, dass dhl-express für 80 euro in zwei tagen an die haustür liefert. ich stelle mich mental auf zwei tage ein, aber als ich das ross, unserem hostelfather sage und demzufolge nur zwei nächte dazu buche, erwischt mich ein eher mitleidsvoller blick mit dem hinweis, eher zwei wochen, als zwei tage...
ich gebe noch nicht auf und finde in ute eine große hilfe. sie holt das päckchen ab,  bringt es zur post, muss aber sagen, dass es auf jeden fall länger als zwei tage werden wird.
gut - ich plane um und werde morgen in den nationalpark lauca fahren. ein teil des gepäcks, die heidenau - mäntel und rucksack kann ich hier im hostel lassen und dann den höchst gelegenen see der welt besuchen. es gibt eine übernachtungsmöglichkeit in putre und am nächsten tag geht es dann weiter.


Antworten

Chile
Reiseberichte Chile
#arica#heidenau#mäntel#nationalpark#lauca