Auf Schlür
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Nordwärts

Veröffentlicht: 05.05.2025

In Ushuaia musste ich erstmal das Erlebte verarbeiten, dazu habe mich um meine nächsten Stationen gekümmert, das hieß, Busse herausgesucht, Unterkünfte gebucht und diverse Informationen eingeholt. Außerdem Fotos sortiert und Texte geschrieben. Per Flugzeug ging es dann in 1½ Stunden nach El Calafate. Der Bus hätte mit umsteigen 2 volle Tage in Anspruch genommen und fast das doppelte gekostet, da muss man nicht lange überlegen. 

In El Calafate ging es am nächsten Tag morgens zum Gletscher "Perito Moreno", ich hatte in der Antarktis zwar schon einige Gletscher gesehen, aber hier hat man nochmal einen ganz anderen Blick auf diese Giganten. In regelmäßigen Abständen brachen große Teile des Gletschers ab und fielen unter einem lauten Knacken und tiefen Donnern ins Wasser, spektakulär, auch wenn es mit 45€ Eintritt + 30€ Taxi, welches ich mir mit drei anderen teilte unverschämt teuer war.

Perrito Moreno
Perito Moreno

Die 1½ Stunden entfernte Stadt El Calafate hat mir aber recht gut gefallen, sie ist umgeben von vielen Bäumen, sehr grün und es gibt wirklich nette Bars und Restaurants. Direkt am Abend ging es dann weiter Richtung El Chalten, um am nächsten Morgen direkt zum berühmten Bergmassiv "Fitz Roy" zu wandern. Das Tickethäuschen war um kurz vor 7 Uhr leider schon besetzt und so sollten wir 45€ Eintritt zahlen, aber nicht mit mir, nicht für eine Wanderung. Also ging es etwas zurück, rechts in eine Nebenstraße und 200 Meter geradeaus, um dann schnell über einen Zaun zu klettern und den offiziellen Weg wiederzufinden. Nach ca. 3 Stunden war ich dann am Aussichtspunkt, mit Blick auf zwei große blaue Seen. Beeindruckend, aber keine 45€ Wert. Das sahen viele scheinbar anders, denn während wir bereits auf dem Rückweg waren, kamen uns große Gruppen und eine Menge "Wanderer" (wieder in Sportschuhen) entgegen. Man kann die Wanderung auch um 3 Uhr nachts mit einer Stirnlampe bewaffnet beginnen, um oben bei Sonnenaufgang zu sehen, wie die drei Türme angestrahlt werden. Da ich kein Morgenmensch bin und jetzt schon ein paar Sonnenaufgänge gesehen habe, spare ich mir den Aufwand.

Morgensonne
Patagonien logo
Fitz Roy
Gletscherseen
Nice

Da es ausgerechnet die nächsten beiden Tage regnete und stürmte, ging es für mich nur auf eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall, am anderen Tag blieb ich im Hostel. Einige Hartgesottene hat es nicht gestört und mit der richtigen Kleidung ist das sicher auch machbar, macht mir als Schönwetterwanderer aber keinen Spaß. Generell fand ich die Wanderung, wie schon die Torres del Paine, absolut schön, aber überbewertet, vor allem für 45€ Eintritt. Auch die Stadt fand ich nicht so nett, irgendwie ist hier alles sehr weit auseinandergebaut und es sieht aus, als wären die besten Jahre bereits vergangen, sicher sorgte auch das Hostel, was für den Preis eher mittelmäßig war und das schlechte Wetter für meinen mittelmäßigen Eindruck. Trotzdem geht's natürlich weiter, aber auch der knapp 90€ teure Bus sorgte dafür, dass meine Meinung über Argentinien bislang eher geteilt ausfällt. Aber egal, 12 Stunden später, gegen 22 Uhr, war ich an der Grenze zu Chile, genauer gesagt in Los Antiguos. Die Nacht war angenehm ohne weitere Gäste. Am nächsten Tag schaute ich mir die kleine Stadt an, in der es natürlich auf zwei Aussichtspunkte ging, bevor ich erst mal zu Fuß Richtung Grenze ging und Argentinien verließ.

Tankstelle Patagonien

Zu Fuß ging es dann Richtung Chile, Gott sei Dank hielten nach 10 Minuten zwei nette Frauen und fragten, ob sie mich mitnehmen sollen, denn wie sich herausstellte, war der Chilenische Grenzübergang noch 8 Kilometer weit entfernt und mein Ziel, die Stadt Chile Chico nochmal 4 km weiter, das wäre ein langer Marsch mit vollem Rucksack geworden. Ich erklimme erneut einen kleinen Aussichtspunkt und muss noch eine weitere Nacht in der Nähe der Grenze verbringen, da der nächste Bus erst morgen fährt. 

Richtung Chile Chico

Um 8 Uhr ging es 4½ Stunden lang über endlose Schotterpisten nach Puerto Rio Tranquilo, wo ich ein kleines Hostel fand, in dem ich erst mal alleine bin und meine Ruhe habe :) Am Nachmittag habe ich mir dann noch die berühmten Marmorfelsen auf dem See angeschaut. So blaues Wasser habe ich selten gesehen und die Höhlen und Felsformation sind ebenfalls beeindruckend. Abends habe ich dann noch eine Gletscherwanderung gebucht, die ich schon immer mal machen wollte.

Catedral de mármol

Um 7 Uhr in der Früh ging es dann Richtung "Exploradores Gletscher", den wir nach 1½ Stunden Schotterpiste erreichten. Gefolgt von einer 2½ stündigen Wanderung über den Gletscher, wobei man die ersten 2 Stunden nur durch eine Steinwüste ging, da das komplette Eis von Steinen bedeckt wurde. Als wir das Eis erreichten, legten wir unsere Steigeisen an und folgten unseren Guides in die erste kleine Höhle. Wow, ganz schön blau hier unten. Weiter ging es durch eine weitere kleine Höhle mit anschließender Kraxelei, in den Steigeisen läuft es sich erstaunlich gut. Die nächste Eishöhle war eher eine Röhre, es ging geschätzt 15 Meter tief ins Eis, ich fühlte mich wie in einer blauen Wasserrutsche, nur dass alles noch blauer war, überall tropfte Wasser und zu meiner Überraschung gibt es hier tatsächlich kleine Insekten, die sich von den Nährstoffen im Eis ernähren und teilweise ihre Artgenossen verspeisen. Nach 10 Minuten war ich aber doch froh, wieder draußen zu sein, so ganz traue ich dem Eis nicht und habe großen Respekt, vor allem, da es jederzeit einstürzen kann. Die letzte Höhle hattw zwei riesige Löcher und unser Guide wusste genau wie er hier fotografieren muss :)

Kraxelei
Eingang
Eishöhle
Eishöhle
Ausstieg
Weg zurück
Gletscher
:)
Ausgang
Nach einem Tag Pause sollte es nach Villa Cerro Castillo gehen und dort zum gleichlautenden Gipfel. Allerdings hatte ich einen Tag vorher erfahren, dass der Eintritt 20€ kosten soll, also recherchiere ich weiter und finde heraus, dass der Gletscher den ich mir an der Carretera Austral anschauen wollte gesperrt ist, die Busse im Norden wieder seltener fahren und die Startpunkte der Wanderungen weit weg von meinen Unterkünften wären. Mit einem Auto wäre man hier sicher besser aufgehoben. Zufällig ist hier aber ein Flughafen in der Nähe und ich finde einen Flug Richtung Puerto Montt. Da ich Patagonien also kurzfristig verlasse, entschied ich mich dazu, den Eintritt zu bezahlen und auf den Cerro Castillo zu wandern, eine schöne Wanderung aber auch hier keine 20€ Wert. Am nächsten Tag ging es dann morgens um 7 Uhr an die Straße, damit ich per Anhalter rechtzeitig zum Flughafen komme, wer weiß wann mich jemand mitnehmen kann, Busse fahren leider nicht. Zu meiner Überraschung dauerte es nicht mal zwanzig Minuten und ich saß im Auto zweier Niederländer. Bielefeld! Klar, kennen wir, unser Sohn lebt in Bad Salzuflen, ich bin immer wieder erstaunt, wie klein die Welt ist. Ich war also bereits um 9 Uhr am Flughafen und musste nun 6 Stunden die Zeit totschlagen.
Villa Cerro Castillo
Cerró Castillo
Herbst
Wanderung
Von Puerto Montt ging es direkt nach Puerto Varas. Es war wie frühzeitig nach Hause zu kommen. Die Häuser sehen aus wie Zuhause, Restaurants, Werkstätten und Geschäfte heißen "Rademacher”, “Weisser” oder “Seemann” und es riecht nach Herbst. Von Puerto Varas ging es als Tagesausflug nach Frutillar, in eine noch deutschere Stadt. Wir besuchten das Heimatmuseum und haben Kuchen gegessen, bis nichts mehr ging. Die Bestellung konnten wir hier problemlos auf deutsch aufgeben und das Beste, der Kuchen schmeckte das erste Mal seit 7 Monaten sehr gut, wie Zuhause halt.
Frutillar
Heimatmuseum
Dorf
Weiter ging es für mich Richtung Bariloche. Als ich an meinem Hostel angekommen war sah ich, dass Arminia 2:1 führte, das kann doch gar nicht wahr sein, aber es waren ja noch 45 Minuten zu spielen. Selbst in der 95 Minute hatte ich nicht wirklich damit gerechnet, dass ich jetzt meinen Weg nach Hause planen muss. Ich kaufte mir erst mal ein Bier und bin orientierungslos durch die Stadt gelaufen, zwischendurch musste ich doch die ein oder andere Träne verdrücken, kann das wirklich wahr sein?! Die nächsten 3 Tage verbrachte ich damit Videos vom Spiel und vom Drumherum zu schauen, Berichte und Zeitungsartikel zu lesen. Ich hatte unruhige Nächte und musste irgendwie versuchen, einen klaren Kopf zu bekommen. Was mache ich nun, was will ich noch sehen, was kann ich mir später noch anschauen?Buenos Aires, ein Fußballspiel von Boca Juniors und River Plate, die Iguazú Wasserfälle, den Süden von Brasilien und Uruguay lasse ich ausfallen, das kann ich in einem "normalen" Urlaub nochmal nachholen. Der Plan in meinem Kopf sah folgendes vor. Ab in den Norden von Argentinien, dann rüber nach Chile in die Atacama-Wüste, nach Bolivien, an den Titicacasee, Machu Picchu und dann allmählich Richtung Berlin. 

Da ich zum Wandern wirklich noch keinen Kopf hatte, verbrachte ich die Zeit damit, so weit wie möglich alle Flüge zu buchen. Der Flug von Bariloche nach Salta war der erste, dann das Zugticket von Bielefeld nach Berlin, Hotel in Berlin, dann ein Flug von Lima nach Cancun und schließlich von Cancun nach Amsterdam, was eine Wendung :)

In Salta ging es mir langsam besser, zumindest konnte ich langsam alles verarbeiten und freue mich jetzt auf die Woche Zuhause. Eine Frage bleibt allerdings noch offen, wohin geht's dann?

Aber erst mal schaute ich mir Salta an, eine schöne Stadt, aber auf ein Museum oder eine überteuerte Fahrt mit einer alten Seilbahn hatte ich keine Lust, zwei Nächte war eine zu viel, aber egal, weiter ging es nach Humahuaca.

Salta
Hier erwartete mich ein wirklich schönes kleines Dorf, schade dass überall in Zentral- und Südamerika das Roller fahren bzw. Leihen so unüblich ist. Da ich nur eine Nacht bleiben kann, kann ich mir hier nicht alles anschauen, mein Bus nach San Pedro de Atacama fährt bereits am übernächsten Tag um 9 Uhr eine Stunde weiter südlich in Purmamarca ab. Aber erst mal schaue ich mir die "bunten Berge" in Hornocal an. Ob es jetzt wirklich 14 verschiedene Farben sind, sei mal dahingestellt, aber sie sind wirklich beeindruckend, und außerdem waren wir genau passend zum Sonnenuntergang dort. Der Aussichtspunkt liegt bereits auf 4300 Metern Höhe, sodass ich nach dem kleinen Aufstieg schon gut außer Atem bin. In Humahuaca schmeckte das Essen erstaunlich gut, die Suppe war lecker und das Lama war auch gut zubereitet, wenn es auch nicht ganz mein Fall war, aber probieren musste ich es ja.
Colour mountain
Sonnenuntergang
Humahuaca
Humahuaca
In Purmamarca bin ich noch auf einen kleinen Aussichtspunkt gegangen, hier soll der Berg "nur" sieben Farben haben. Auch hier ist die kleine Stadt ruhig und schön, es gibt überall Brot zu kaufen und an jeder Ecke ist irgendwas los.
Colour mountain
Purmamarca
Purmamarca
Am Morgen ging es dann ein letztes Mal über die Grenze Richtung Chile und dann weiter Richtung San Pedro de Atacama. Angekommen sah ich die Massen an Touranbietern, die aber alle das gleiche im Angebot hatten, also entschieden wir uns wie immer für den günstigsten. Am Mittag traf ich mich mit Fereshteh aus dem Iran. Wir hatten uns bereits in El Calafate, El Chalten, an der Grenze zu Chile und jetzt in der Atacama-Wüste getroffen.

Zusammen wollten wir mit dem Auto durch die Wüste fahren, trafen aber zwei Schweizer, die uns freundlicherweise mitnahmen, so mussten wir uns selber kein Auto leihen. Auf dem Weg zu den El Tatio Geysiren mussten wir feststellen, dass auch die Wüste in Chile nicht umsonst ist. Die Geysire kosten 15€ Eintritt, die heißen Quellen und eine Schlucht, welche wir auf dem Rückweg besuchen wollten, sollten Schlappe 35 € bzw. 21€ kosten. Das wohlgemerkt für 7 warme Becken bzw. eine Schlucht, in der man spazieren gehen konnte. Auch die Sehenswürdigkeiten die wir am nächsten Tag auf unserem Zettel hatten sollte ähnlich viel kosten. Also entschieden wir uns mit einem Mountainbike zur bzw. durch die "Garganta del Diablo" Schlucht zu fahren, bevor es am Abend zu einem Aussichtspunkt ging. Auf dem Rückweg war es ohne Licht etwas gefährlich auf der vielbefahrenen Wüstenstraße, aber wir haben es geschafft. Ich freue mich nun auf Bolivien, mein vorerst letztes Land, in dem ich noch nicht war.

Geysire El Tatio
El Tatio
Atacama
Garganta del Diablo
Garganta del Diablo
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