somewhereoutthere
somewhereoutthere
vakantio.de/somewhereoutthere

Ein Abstecher ins Paradies! - El Valle

Veröffentlicht: 23.02.2018

19/02 - 23/02

Da wir uns bisher in Kolumbien die meiste Zeit auf bereits abgetrampelten Touristenpfaden bewegten, sehnten wir uns nach genau dem Gegenteil: einem Ort, über den wir im Vorfeld nicht viel wussten. Unsere Wahl fiel auf das kleine Dorf 'El Valle' an der Pazifikküste von Kolumbien.

Dieses liegt im Departement Choco, welches zum Großteil aus Regenwald besteht und als einziges in Kolumbien sowohl an den Pazifik als auch an das Karibische Meer angrenzt. El Valle kann nur per Flugzeug erreicht werden. Das ist entsprechend teuer und relativ umständlich, weshalb die Gegend nicht auf vielen Must-Visit-Listen der Rucksacktouristen zu finden ist. Gerade diese Tatsache und unsere Neugier zogen uns dort hin!



In Medellin bestiegen wir also den kleinsten Flieger, mit dem wir je geflogen sind, es hatten insgesamt 20 Personen Platz. Die zehn anderen Personen an Bord - der Flug war wenig überraschend nicht komplett ausgebucht - hatten jeweils sowohl Gang- als auch Fensterplatz, denn an beiden Seiten befand sich jeweils nur ein Sitzplatz. Der Pilot war auch gleichzeitig Flugbegleiter und führte die Sicherheitseinweisung durch. Er bat uns lediglich, bei Gelegenheit die Sicherheitsbroschüre zu lesen. Während des Fluges konnten wir dem Piloten dann quasi über die Schulter schauen, da es keine Tür zur Flugkabine gab. Die Maschine war so klein, dass es dementsprechend laut und jedes kleine Lüftchen bzw. die geringste Druckänderung deutlich spürbar war. Obwohl wir mittlerweile schon sehr viel geflogen sind und ich eigentlich keine Flugangst habe, waren die 30 Minuten in dem Flieger eine Nervenprobe für mich. Der Ausblick aus der Propellermaschine war da eine willkommene Ablenkung. Als wir den Landeanflug an der Pazifikküste starteten, flogen wir über eine unberührte Bucht. Wir konnten uns kaum entscheiden, ob wir links den sich scheinbar endlos erstreckenden grünen Urwald oder rechts den azurblauen Pazifik bewundern sollten.



Nach dem kurzen Flug landeten wir sicher in 'Bahia Solano', der nächstgrößeren "Stadt" mit einem Flughafen. Naja, wenn man das so nennen kann - denn wir landeten neben bewohnten Holzhütten und weidenden Kühen. Das Flughafengebäude hätte ebenso eine spärlich möblierte Scheune sein können. Unser Gepäck wurde uns direkt aus dem Flieger in die Hände gedrückt und auch die Sicherheitskontrolle war ein Witz: Wir mussten zwei Polizisten passieren, die nur sehr oberflächliche Kontrollen am Gepäck durchführten. Einer der beiden Polizisten wollte meinen großen Backpack durchsuchen, aber sein Kollege hatte offensichtlich keine Lust dazu und deutete mir mit einem Lächeln und einer schnellen Handbewegung an, einfach weiterzugehen. Ich bedankte mich und setzte schnell meinen Weg fort...


Unser Hostel in El Valle schickte uns Julian, der uns mit einem Mototaxi abholte. Die Fahrt führte uns gute 45 Minuten über unbefestigte und mit riesigen Schlaglöchern versehene Straßen. Am Weg kamen uns kaum andere Fahrzeuge entgegen. Da merkte ich schon, dass wir in dieser Gegend wirklich kaum anderen Reisenden begegnen werden - sehr zu meiner Vorfreude!




Im Hostel angekommen, nahm uns die Besitzerin Monica in Empfang und führte uns durch die Unterkunft. Bereits die ersten Minuten dort stellte ich fest, dass ich mich hier sehr wohlfühlen werde. Aber als wir unser Zimmer betraten und den Ausblick entdeckten, war es auch um Luki geschehen - die Klappfenster in unserem Zimmer offenbarten uns den Almejar Strand in seiner vollen und menschenleeren Pracht. Wir hatten in unserem Zimmer also rund um die Uhr das Rauschen des Meeres im Ohr, vielleicht waren wir auch deshalb die ganze Zeit über so entspannt! :)



Wenig später lernten wir auch Monicas Mann Yupi kennen, der uns mit Hostelhund Lucas herzlich begrüßte. Den restlichen Tag verbrachten wir ganz entspannt im Hostel und genossen bei Sonnenuntergang direkt vor der Haustüre ein ausgiebiges Abendessen. Yupi bereitete auf seinem Grill ein paar große Schweinerippchen zu. Neben dem Gastgeberpärchen gesellten sich auch noch die anderen beiden Gäste - ein deutsch-holländischen Pärchen - zu unserer kleinen Dinnerrunde.


Im Laufe unseres Aufenthaltes haben wir mehr darüber erfahren, wie es Monica und Yupi ins ruhige El Valle verschlagen hat: Monica ist gebürtige Kolumbianerin und lebte in der Nähe von Medellin. Yupi wurde in Brasilien geboren und verbrachte sein halbes Leben in New York. Vor drei Jahren waren die beiden in El Valle auf Urlaub und entdeckten das "Zu Verkaufen"-Schild auf dem Grundstück, auf dem heute ihr B&B steht. Sie hatten überhaupt nicht vor, auszuwandern und sich selbstständig zu machen, aber sie erkundigten sich aus reiner Neugier nach dem Verkaufspreis. Dieser hatte ihnen aber auf Anhieb zugesagt, sodass sie spontan beschlossen, das Areal zu kaufen und ein Hostel bzw. ein kleines B&B darauf zu errichten. Mittlerweile leben sie seit zwei Jahren im Haus, betreiben die Herberge nebenbei und legten sich über die Jahre 5 Katzen und den Hund Lucas zu. Die Katzen sind wie ihre Kinder und obwohl ich eigentlich kein großer Katzenfan bin, fand ich Gefallen an einer von ihnen: dem Hängematten-verliebten 'Shy'. Es ist die einzige Katze, die gerne stundenlag dort schaukelnd abchillt. Auch Luki als begnadeter Katzenflüsterer machte schnell Bekanntschaft mir einer der Kittys...



Anders als bei den bisherigen Destinationen hatten wir keine konkreten Pläne, was wir während der dreiTage in El Valle unternehmen wollten. Monica erläuterte uns bereits bei der Ankunft, welche Ausflüge man in der Gegend in den Dschungel oder zu benachbarten Stränden machen konnte. Da diese Touren aber sehr kostspielig und wir nicht wirklich in der Stimmung für ganztägige Aktivitäten waren, entschlossen wir uns einfach für bewusstes und aktives Nichtstun. Die Tage verbrachten wir sonnenbadend, lesend, Spanisch lernend oder Musik hörend in einer der vielen Hängematten. Endlich konnte Luki seine Reisehängematte verwenden, bisher hatte er sie eher unnötig mitgeschleppt und kaum benutzt. Von Yupi konnten wir uns auch Boogieboards ausleihen, mit denen wir uns  - vor allem aber Luki - im perfekt temperierten Meer vergnügten. Boogieboarden ist eine vereinfachte Form des Surfens, wobei man sich die ganze Aufsteherei erspart. Luki nannte es liebevoll das "Surfen für Turnbefreite". Für richtiges Wellenreiten waren die Bedingungen während unseres Aufenthaltes leider nicht geeignet. Da wir die meiste Zeit die einzigen Personen am gesamten Almejarstrand waren, konnten wir auch beruhigt unsere GoPro-Kamera und die Handys mitnehmen, um ein paar Fotos zu machen.




Leider führte diese Unbeschwertheit am letzten Tag bei Luki zu einer etwas unnötigen Leichtsinnigkeit. Er wollte das Boogieboarden auf Video festhalten und setzte die GoPro mit der Stirnbefestigung auf. Die Wucht der ersten Welle, die er nahm, überraschte ihn und wirbelte ihn wie in einer Waschmaschine durch. Dabei wurde die GoPro sofort vom Meer verschluckt. Wir hatten klarerweise trotz halbstündiger Suche keine Chance, sie im trüben und turbulenten Wasser wiederzufinden. Verärgert und enttäuscht zugleich brachen wir den Badespaß ab und gingen zurück ins B&B. Fairerweise muss man sagen, dass dieser Verlust bisher das Schlimmste war, was uns auf unserer gesamten Reise zugestossen ist, ich denke diesen materiellen Verlust kann man gut verkraften, auch wenn es natürlich sehr schade um die Kamera ist!


Neben unserem B&B gab es nur zwei weitere Herbergen entlang des Strandes. In einer davon, der Eco Lodge etwa 10 Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt, gab es die leckerste Fischsuppe, die man sich vorstellen kann. Wir aßen mehrmals zu Mittag und zu Abend dort, wo es dann neben der Suppe auch noch fangfrischen Fisch gab. Vor allem zur Zeit des Sonnenunterganges hatte man von der Terrasse des Restaurants aus eine fantastische Aussicht auf die im Meer versinkende Sonne - mit einem kalten Bier in der Hand ist das der perfekte Tagesausklang im Paradies! :)







Fazit:

Die Tage an der Pazifikküste waren weder abwechslungsreich noch aufregend - aber genau deshalb eine unglaublich schöne Zeit. Das Hostel, der Strand und die ganze Athmosphäre dieses Ortes haben einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen. Ich war am Tag der Abreise richtig traurig, ihn verlassen zu müssen. Wenn wir noch ein paar Tage mehr gehabt hätten, hätten wir uns auch definitiv etwas von der Umgebung mit der artenreichen Flora und Fauna angesehen. So war es aber einfach eine äußerst willkommene Ruhepause für Körper und Geist.


El Valle wird uns mit großer Wahrscheinlichkeit wiedersehen, aber dann zu der Zeit (Juni bis Oktober), wenn es die Buckelwale für die Geburt des Nachwuchses an die Küste zieht. Dann kann man nämlich vom Hostelzimmer aus nicht nur die Landschaft, sondern auch die Wale bewundern! Für mich hatte der Ort sehr viel von einem "Paradies", wie ich es mir vorstelle: menschenleer, unberührt und tropisch heiß! :)


Hasta pronto!

E&L


>> Next stop: Salento <<

Antworten

Kolumbien
Reiseberichte Kolumbien