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Der brasilianische Inseltraum! - Ilha Grande

Veröffentlicht: 25.03.2018

17/03 - 22/03

Bevor wir uns in den Großstadt-Dschungel von Rio de Janeiro wagten, war es noch ein letztes Mal Zeit für Natur pur und brasilianisches Inselleben. Von Paraty aus gab es zur Abwechslung mal eine für Rucksacktouristen geeignete Transportmöglichkeit per Minibus und Boot. Und das auch noch zu einem vernünftigen Preis...

Wir hatten gerade mal so unser Frühstück verdrückt und unseren Kaffee geschlürft, als auch schon ein Minivan bei unserem Hostel vorfuhr, um uns abzuholen. Bevor wir uns in Richtung Ilha Grande aufmachten, drehten wir noch ein paar Runden in Paraty, um einen Haufen anderer Traveller einzusammeln. Danach fuhren wir etwa drei Stunden im Regen die Küste entlang zu einem sehr kleinen Hafen. Dort angekommen, wechselten wir vom Minivan auf ein Boot und setzten in einer schaukeligen Stunde auf die Ilha Grande über. Diese ist ein sehr beliebtes Reiseziel der Brasilianer und ist die größte Insel des Bundesstaates Rio de Janeiro. Aufgrund der Größe hatte ich eigentlich angenommen, dass es wahrscheinlich eine gute Infrastruktur und dichte Besiedlung gibt, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Die Insel besteht hauptsächlich aus tropischem Regenwald und unzähligen schönen Sandstränden. Außerdem gibt es auf der gesamten Inselkeine motorisierten Fahrzeuge, wodurch es entsprechend ruhig ist und für die Fortbewegung nur das Boot oder die Fußmaschine bleibt.


Das Boot legte im kleinen Ort 'Abraão' an und wir marschierten im strömenden Regen von den Docks zu unserer Unterkunft. Dort wurden wir von einem eher gleichgültigen jungen Brasilianer in Empfang genommen. Er sprach kein einziges Wort Englisch und hatte noch dazu einen nicht unwesentlichen Sprachfehler, wodurch wir nur sehr schwer verstehen konnten, was er uns alles beim Einschecken erklärte. Spätestens als er uns das Passwort für das WLAN sagte, konnte sich Emi ein verzweifeltes und resigniertes Auflachen nicht mehr verkneifen - seine Antwort klang eher wie ein schräger Tierlaut als ein gesprochenes Wort. Schlussendlich schrieb er es uns zum Glück auf: Ramos2018. Den restlichen Tag passierte nicht mehr viel, wir kümmerten uns um banale Dinge wie Wäsche waschen lassen oder ein passendes Restaurant fürs Abendessen zu suchen. Wir fanden dann eine kleine, aber sehr feine Bar, in der verdammt leckere Empanadas in allen möglichen Ausführungen angeboten wurden. Einzig die längere Wartezeit war mit einem knurrenden Magen etwas unangenehm. Dennoch blieb dieser Abend nicht der einzige, an dem wir dort den Tag ausklingen ließen.






Am folgenden Tag starteten wir vergleichsweise früh los. Gleich nach dem Frühstück machten wir uns zu Fuß auf den Weg nach 'Dois Rios', einem kleinen Ort auf der anderen Seite der Insel. Der Weg dorthin führte uns steil durch dicht bewachsenen Urwald. Teilweise waren die Bäume, Sträucher und Büsche so eng, dass der Pfad kaum zu erkennen war. Aufgrund der vergangenen Regengüsse war auch der Aufstieg ziemlich gatschig und rutschig. Es dauerte nicht lange, bis wir von einem großen Schwarm Mosquitos verfolgt wurden. Wir packten sofort unser Citronellaöl aus und fetteten unseren ganzen Körper ein. Glücklicherweise wirkte es sofort und wir wurden von den unliebsamen Stechmücken verschont.




Nach einer guten halben Stunde kamen wir vom Dschungelpfad auf eine unbefestigte Straße, wo es klarerweise viel angenehmer zu wandern war. Wir folgten der Straße für weitere 1.5 Stunden und nach einer kurzen, aber spannenden Begegnung mit einer kleinen Schlange kamen wir am Ziel an. In Dois Rios herrschte irgendwie Geisterstadt-Feeling: der Ort sah sehr verwahrlost aus, es waren kaum Menschen zu sehen und auch die Häuser wirkten allesamt verlassen.




Wir spazierten etwas irritiert durch den Ort zum alten Gefängnis, das ich mir unbedingt genauer ansehen wollte. Leider waren die ursprünglichen Gefängniszellen zu einem kleinen Museum umgebaut worden, wo alle Ausstellungsstücke und Bilder nur auf Portugiesisch beschriftet waren. Wir drehten eine kleine Runde und machten uns bald enttäuscht aus dem Staub. Wir steuerten den Strand von Dois Rios an und suchten uns ein nettes, schattiges Plätzchen. Als wir dort ankamen, riss zum Glück die Wolkendecke auf und die Sonne zeigte sich in ihrer vollen Pracht. Es war 11 Uhr und zu dieser Uhrzeit kaum andere Menschen dort. Erst im Laufe des Tages kamen noch ein paar andere Touristen an. Aber bei der Weitläufigkeit des Strandes war das überhaupt kein Problem für uns! :)





Nach ein paar angenehm entspannten Stunden in der Sonne und erfrischenden Abkühlungssessions im Meer traten wir um etwa 15 Uhr wieder den Retourweg an. Immerhin mussten wir die fast 8 Kilometer durch den Dschungel auch wieder zurücklegen und die Sonne ging bereits um 18:30 Uhr unter. Zurück inAbraão machten wir uns nur kurz frisch und gingen gleich ums Eck in einem eher einfachen Restaurant Fisch essen. Nach dem Abendessen waren wir ziemlich erledigt und fielen erschöpft aber zufrieden ins Bett.




Der nächste Tag begann sehr ähnlich wie der vorige: Frühstück und Abmarsch zum nächsten Ziel - 'Lopes Mendes'. Dieser Strand ist der wahrscheinlich beliebteste und schönste der gesamten Inse. Und es gibt insgesamt 86 Strände! Wir hatten die Wahl zwischen einer nicht ganz günstigen aber kurzen Bootsfahrt oder einer kostenlosen aber dafür zweistündigen Wanderung über Berge und durch Regenwald. Wir mussten nicht lange überlegen und entschieden uns erneut für die sportliche Variante. An diesem Tag hätte das Wetter nicht besser sein können und bereits als wir in Abraão losgingen, brannte die Sonne strahlend aber erbarmungslos auf uns herunter. Nachdem wir quer durch den Ort gelaufen waren, wechselten wir zwar in den schattigen Dschungel, allerdings war es dort außer schwül nur schwül. Meine physischen Nachwehen der gestrigen Wandertour waren da nicht gerade hilfreich. Wenigsten der Ausblick entlang des Weges lenkte mich etwasvon meinen Beschwerden ab.




Zwei schöne und chillige Strände, die durchaus zu einem kurzen Stopp eingeladen hätten, ließen wir links liegen und nutzten unsere letzte Motivation, um an unser erklärtes Ziel zu gelangen.Beim ersten Strand gesellte sich dann ein süßer Hund zu unserer Wandergruppe und begleitete uns bis zum zweiten Strand.










Nach über zwei Stunden erreichten wir erschöpft und völlig durchgeschwitzt den wahrscheinlich schönsten Strand, den wir auf unserer gesamten Reise gesehen hatten. Und wir haben doch schon einige Zeit auf schönen Stränden verbracht. Wir waren zwar bei Weitem nicht die einzigen Besucher, aber bei der Weitläufigkeit des 2,5 km langen Strandes störte das nicht im Geringsten. Wir suchten uns wieder ein schattiges Plätzchen, ich spannte umgehend meine Hängematte auf und wir versuchten die unglaubliche Schönheit dieses Ortes zu begreifen. Irgendwie passte einfach alles an diesem Strand perfekt zusammen: die Abgeschiedenheit, die grüne Umgebung, der weiße Sandstrand, das beinahe durchsichtige Wasser und die kleinen Wellen, die zum Plantschen einluden.











Die nächsten vier bis fünf Stunden genossen wir diesen fantastischen Fleck Erde ausgiebig. Während Emi ihr Buch las und sich alle paar Minuten im kristallklaren Wasser abkühlte, lag ich die meiste Zeit in der Hängematte und bestaunte die brasilianischen Ballkünstler, wodurch die Zeit viel zu schnell verging. Am Lopes Mendes hätten wir es definitiv noch einige Zeit ausgehalten...






Für den Retourweg konnten wir uns wirklich nicht mehr motivieren und gönnten uns daher ein Taxiboot. Wir bereuten es nicht, denn es war vermutlich die schönste Taxifahrt unseres Lebens. Durch die tiefstehende Sonne und das glitzernde Meer hatte die grüne, naturbelassene Insel noch mehr Charme als ohnehin schon. Beim Abendessen schmeckten uns die Caipirinhas noch besser als bisher schon, aber wahrscheinlich war das einfach den Glücksgefühlen dieses wunderbaren Tages geschuldet!






Mit Caipirinhas ging es auch am nächsten Tag weiter. Da wir in Paraty schon so positive Erfahrungen mit einer Caipibootstour gemacht hatten und Emi ihre Caipi-Statistik noch etwas aufbessern wollte, gingen wir am Vormittag an Bord eines schon recht mitgenommen wirkenden Holzschiffes. Dort wurde die ganze Zeit wieder das Lieblingsgetränk der Brasilianer ausgeschenkt. Der erster Stopp der Tour war bei der 'Lago Azul' – der blauen Lagune. Diese ist - wie man sich denken kann - aufgrund des türkisblauen Wassers und der tollen Sicht auf die Fische einer der Top-Spots der Touristen auf der Insel. Daher ist es nicht verwunderlich, dass unser Boot bei Weitem nicht das Einzige war, welches hier einen Stopp einlegte. Sehr bald kamen immer mehr Boote und Schiffe zur Lagune und es wurde zu einem völlig überfüllten Touristenaquarium. Zum Teil waren die Boote so vollgefüllt mit Menschen, dass sie uns an Tiertransporte erinnerten - von artgerechter Haltung konnte da keine Rede sein. Die Touris wurden dann alle mit Schwimmwesten oder anderen Schwimmhilfen und Schnorchelzeug ins Meer entladen. Es war ein etwas skuriler Anblick, der mich irgendwie an Asien erinnerte...



Unser zweiter Stopp erschien mir etwas willkürlich im Nirgendwo, aber wir hatten trotzdem unseren Spaß und hüpften ein paar Mal vom Boot ins Meer oder ließen uns einfach mit einer Schwimmnudel im Wasser herumtreiben. Die Landschaft rund um uns war eine würdige Kulisse. Zu guter Letzt hielten wir noch bei einem Restaurant, wo wir um teures Geld einen eher mäßigen Fisch aßen. Auf der Rückfahrt nach Abraãokonnten wir dann das selbe Phänomen wie schon auf der Caipitour in Paraty beobachten: Eine kleine Gruppe hochmotivierter Rucksacktouristen wollte noch unbedingt jede Sekunde ausnutzen, um so viele gratis Caipirinha-Krüge zu leeren, wie nur möglich. Limetten und Eiswürfel wurden kurzerhand ins Meer entsorgt, um für mehr Platz für das Wesentliche im Becher zu sorgen. Wir gingen es da weit ruhiger an, aber es war interessant zu beobachten, wie die Leute immer betrunkener wurden! Obwohl die Bootstour von den Stopps her nicht besonders spannend war, war es doch eine nett, ein bisschen in der Gegend herumzuschippern.


Der letzte Tag auf Ilha Grande war leider geprägt durch immer wiederkehrende Regenschauer. Nachdem wir aber die vergangenen Tage ohnehin abwechslungsreiches Programm hatten, entschieden wir uns einfach, den Tag im Zimmer bzw. im Ort zu verbringen. Unser Abschlussdinner fiel ebenfalls im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser - wir aßen den Fischeintopf unter einem nicht ganz wasserdichten Sonnenschirm...:)


Fazit:

Ilha Grande ist der perfekte Gegenpol zu Rio de Janeiro. All jene, die der Millionenmetropole einen Besuch abstatten, haben hier die Möglichkeit, in sehr kurzer Entfernung ein wahres Naturparadies zu besuchen. Besonders Strandliebhaber kommen auf ihre Kosten, wobei man das in Brasilien schon gar nicht mehr extra erwähnen muss. Die wenigen besiedelten Orte auf der Insel sind zwar sehr touristisch, aber auf Grund der Größe der Insel kann man sich tagsüber relativ leicht dem Trubel entziehen. Bei strahlendem Sonnenschein gibt es dann aber fast nur ein Ausflugsziel, das man gut und gerne ein paar Tage hintereinander besuchen kann, ohne dass man aus dem Staunen kommt: Lopes Mendes!



Hasta pronto!

E&L


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