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Die Schöne und die Biester! – Ilhabela

Veröffentlicht: 13.03.2018

05/03 – 09/03

Ein letztes Mal mussten wir einen ganzen Tag für die Anreise zum nächsten Ort opfern. Diese anstrengenden Reisetage sind sicher etwas, was wir nicht vermissen werden. Von Curitiba aus ging es mit dem Bus sechs Stunden lang nach São Paulo. Am Busbahnhof angekommen, irrten wir zuerst ein wenig in der Gegend umher, bis wir den richtigen Ticketschalter für den nächsten Bus fanden. Da in Brasilien kaum jemand Englisch spricht, mussten wir mit Händen und Füßen erklären, wohin wir weiterreisen wollten. Nach einer mühsamen Kommunikationsprozedur bekamen wir schließlich unsere Tickets für den Bus nach São Sebastião. Während der Wartezeit versuchten wir, etwas Essbares zu organisieren, allerdings gab die brasilianische Busbahnhofküche nichts Ansprechendes her. Auch hier wird gerne und viel frittiert, was uns allerdings schon zum Hals raushängt. Wir begnügten uns daher mit Kaffee und Süßwaren. Die Busfahrt an die Küste dauerte gute dreieinhalb Stunden und es war bereits finster, als wir in São Sebastião am Fährterminal ankamen. Mit der Fähre, bei der Fußgänger kostenlos mitfahren können, setzten wir in 15 Minuten zu unserem Ziel über: der 'Ilhabela' – die "schöne Insel".


Der nächste Tag präsentierte sich äußerst sonnig, weswegen wir uns unserer Hauptaufgabe in Brasilien - den Strandbesuchen - widmeten. Die Ilhabela ist allerdings doch etwas größer als gedacht und wir hatten kein Transportmittel zur Verfügung. Unsere Vermieterin erklärte uns mehr oder weniger verständlich, wie das Bussystem auf der Insel funktionierte. Wir folgten ihrer Anweisung, aber ganz vertraute ich ihr nicht. Nach einer kurzen Wartezeit kam tatsächlich ein Bus vorbei, der uns in die richtige Richtung mitnahm. Beim Fährterminal mussten wir in einen anderen Linienbus wechseln.



So kam es, dass wir eine gute Stunde von unserer Unterkunft bis zu unserem gewünschten Strand, dem 'Praia Julião', benötigten. Dort angekommen, suchten wir uns ein nettes Plätzchen und genossen das Ambiente. Der Strand war zwar klein, aber dennoch sehr gut besucht, und das Wasser war unglaublich warm. Wir stellten sehr bald fest, dass die Brasilianer anders "an den Strand gehen", als wir es tun. Während wir jeweils mit einem Handtuch und einer Flasche Wasser ausgerüstet waren, hatten die Brasilianer an Campingequipment erinnernde Utensilien dabei. Sie waren alle mit Campingstühlen und Kühlboxen ausgestatten, in denen sie Getränke, vor allem Bier, und diverse Snacks bereithielten. Manche hatten sogar ein Pavillonzelt mit, welches reichlich Schatten spendete oder bei Regen als Unterschlupf diente.



Um die Mittagszeit suchten wir uns ein Lokal, um eine Kleinigkeit zu jausnen. Der Blick in die Karte schmerzte. Die Preise in Brasilien sind ganz schön gesalzen und besonders am Strand legt man noch mehr auf den Tisch, als einem lieb ist. Da wir allerdings keine Jause mithatten, blieb uns nichts anderes übrig, als dort zu essen. Wir suchten uns die günstigsten Speisen aus und Emi musste auf ihre heißersehnten Garnelen verzichten, da diese beinahe unbezahlbar waren!

Während unseres Snacks machten wir leider mit dem großen Minuspunkt dieser Insel Bekanntschaft: den sogenannten 'Borrachudos" oder 'Black Flies'. Dabei handelt es sich um eine kleine, schwarze Fliege, die es vor allem auf die Füße und Beine abgesehen hat. Die Bisse der kleinen Biester sind im ersten Moment nicht schmerzhaft, allerdings beginnen sie nach ein bis zwei Tagen höllisch zu jucken. Wir hatten zwar ein Insektenmittel dabei, aber das wirkte bei dieser Spezies leider nicht. Daher mussten wir beide, aber Emi wiedermal weitaus mehr als ich, etliche Bisse ertragen.



Am Nachmittag wechselten wir aufgrund der Viecher auf den Nachbarstrand, den etwas größeren, aber weniger besuchten 'Praia Grande'. Dort konnte ich endlich wieder meine Reisehängematte aufspannen und in dieser den restlichen Tag und die Aussicht genießen. Am Heimweg blieben wir bei einer Apotheke stehen, um für die nächsten Tage ein wirksames Mittel (ein chilenisches Pärchen in unserem Hostel hatte uns das Citronella-Öl als Wundermittel empfohlen) gegen die lästigen Beißfliegen zu besorgen. Außerdem entschieden wir uns aufgrund der Restaurantpreise nach langer Zeit wiedermal selbst zu kochen. Die Produktauswahl im Supermarkt und die Ausstattung in der Hostelküche waren nur leider alles andere als optimal - genießbar war das bescheidene Dinner aber allemal! :)



Am nächsten Morgen mussten wir feststellen, dass sich die Bisse auf Emis Beinen unangenehm entzündet hatten. Fast alle Bissstellen waren stark angeschwollen und hatten ungustiöse Bläschen gebildet, die außerdem furchtbar juckten. Zudem war das Wetter nicht ideal, um einen klassischen Strandtag einzulegen. Daher schlenderten wir einfach drauf los. Wir liefen die Hauptstraße am Meer entlang und legten nach einer Zeit in einem der vielen Strandbeisl eine kleine Erfrischungspause mit frischer Kokosnuss und kaltem Bier ein. Von dort stiegen wir dann in den nächsten Bus und fuhren noch ein gutes Stück weiter nach Norden, wo wir den netten und fast menschenleeren 'Praia do Pinto' fanden. Kurz nachdem wir uns platziert hatten, traute sich sogar die Sonne etwas heraus. Also nutzten wir die willkommene Sonnenphase und erfrischten uns im Wasser.



Recht lange dauerte die Idylle allerdings nicht an. Der Himmel zog wieder zu und die Black Flies schwirrten wieder um unsere Füße herum. Da Emi ohnehin den ganzen Tag mit den bereits eingefangenen Bissen kämpfte, wollte sie trotz Zitronenöl kein Risiko eingehen und weitere provozieren. Daher packten wir zusammen und machten uns wieder auf den Rückweg. Genau rechtzeitig, denn als wir in den Bus einstiegen, fing es in Strömen zu regnen an.


Am Abend marschierten wir wieder zu Fuß ins Stadtzentrum, genehmigten uns ein Abendessen und gingen in das Freiluft-Pub 'The Old Jack', um etwas Craft Beer zu verkosten. Irgendwann setzte dann der Regen wieder so stark ein, dass es unmöglich war, zu Fuß zurück ins Hostel zu gehen. Wir baten einen Typen, uns ein Taxi zu bestellen, aber irgendwie war keines erreichbar. Am Tisch vom hilfsbereiten Typen saß auch einer der Pubbesitzer, der uns anbot, uns nach einem weiteren Bier ins Hostel zu fahren. Dankbar und erleichtert über dieses Angebot bestellten wir uns auch noch eine Runde. Einige Zeit später wurden wir, bereits gut beschwipst, heimchauffiert. Wir rannten das kurze Stück im strömenden Regen bis zum Hauseingang und wollten eigentlich gleich direkt auf unser Zimmer gehen, als uns das gesamte Hostel - Besitzerin, Volunteers und Gäste - erfreut begrüßte und  aufforderte, sie jetzt sofort auf eine Party in der Altstadt zu begleiten. Ich wollte dankend ablehnen, aber Emi war in Ausgehlaune und stimmte prompt zu. Also gingen wir, keine 5 Minuten nach Ankunft im Hostel, wieder zurück zur Bushaltestelle. Diesmal aber wenigstens mit Regenschirm ausgestattet...

Wir fuhren in ein eher unspektakuläres Lokal mit einer großen Tanzfläche und einer kleinen Bühne, wo eine Band ihre Instrumente aufbaute. Als wir ankamen, war noch sehr wenig los. Wir nutzten die Gunst der Stunde und besuchten die Bar, um die erste Runde Caipirinhas zu bestellen. Irgendwann war das Lokal dann hauptsächlich mit Einheimischen gefüllt, die eine heiße Sohle aufs Parkett legten. Scheinbar waren wir in eine Tanzparty gestolpert. Unsere überraschten Blicke deutend, erklärte uns die Hostelbesitzerin, dass es sich um eine 'Forró'-Party handelte. Forró ist ein beliebter portugiesischer Paartanz, der zu unterschiedlichster Musik getanzt wird. Vereinzelt versuchten die Leute aus unserem Hostel ein paar Standardschritte zu lernen und auch wir versuchten unser Glück. Allerdings waren wir koordinativ schon sehr stark beeinträchtigt und hatten nicht wirklich Lust, uns inmitten der Brasilianer zu blamieren. Es wäre sicherlich leichter gewesen, wenn uns jemand zumindest ein bisschen die Basics gezeigt hätte, aber so richtig bemüßigt fühlte sich niemand. Also konzentrierten wir uns lieber aufs Caipirinha-Trinken und das Tanzpaare-Begaffen.  Als uns das Zuschauen irgendwann zu langweilig wurde und uns die Müdigkeit übermannte, machten wir uns mit unserem Rausch aus dem Staub. Glücklicherweise kam gleich ein Bus vorbei, der uns Richtung Hostel mitnahm.

Von unserem letzten Tag auf der Insel gibt es leider nicht viel zu berichten. Die Mischung aus Angst vor neuen Fliegenbissen, verregnetem Wetter und den Nachwehen des Vorabends führte dazu, dass wir unser klimatisiertes Zimmer nicht verließen und uns einem Netflix-Marathon hingaben...


Fazit:

Die "Schöne"  - Ilhabela – trägt ihren Namen zu Recht, aber hat auch ein paar nicht so schöne Seiten. Die Insel ist mit dichtem Regenwald bewachsen und bietet zahlreiche Strände. Leider ist weder Wandern noch am Strand liegen lässig, wenn das Wetter schlecht ist. Und wo es viel Grün gibt, da regnet es auch oft - wie auch hier. Bei Regen macht das Strandgehen halt nur wenig Spaß. Die beißenden Black Flies sind ein weiterer Faktor, der unseren Aufenthalt deutlich erschwerte. Wer so empfindlich wie Emi auf die Bisse reagiert, sollte diese Insel entweder auslassen oder sich von Anfang an mit Zitronenöl einreiben.


Brasilien ist für Rucksacktouristen etwas anstrengender zu bereisen. Es sind hauptsächlich brasilianische Touristen mit dem eigenen Auto unterwegs und auch die Restaurants sind mehr auf betuchte Gäste ausgerichtet. Auch das Bussystem ist etwas mühseliger, weshalb auf jeden Fall ein Mietauto zu empfehlen ist. Glücklicherweise haben wir für unseren nächsten Stopp bereits eines reserviert! :)



Hasta pronto!

E&L


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