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Im Reich der Giganten! - Salento

Veröffentlicht: 01.03.2018

23/02 - 26/02

Da wir bisher die meiste Zeit in Kolumbien im Küstengebiet gereist sind, wollten wir gegen Ende unseres Aufenthalts auch noch ein wenig das Landesinnere erkunden. Daher entschieden wir uns für das kleine Dorf 'Salento', welches vor allem für die dort wachsenden Wachspalmen - die höchste Palmenart der Welt - bekannt ist. Klingt spannend, oder? :)


Vom B&B in El Valle ging es wieder zurück zum "Flughafen" in Bahia Solano. Wir checkten ein und vertrieben uns die Zeit bis zum Flug mit organisatorischen Dingen für die Weiterreise. Irgendwann wurde dann endlich unser Flug aufgerufen und wir gingen zur Sicherheitskontrolle, bei der ein Polizeibeamter unser Handgepäck erneut nur sehr oberflächlichkontrollierte. Der Flieger zurück nach Medellin war noch kleiner als der, mit dem wir an die Pazifikküste geflogen waren. Die Kapazität der Maschine fasste lediglich 17 Personen. Der Flug war wieder etwas ruppig und erinnerte mich ein wenig an eine Achterbahnfahrt. Beim Blick aus dem Fenster konnte man an den Tragflächen richtig gut beobachten, wie er immer wieder nach oben oder unten kippte.

Nach der Landung in Medellin eilten wir schnellen Schrittes vom Flughafen zum gegenüberliegenden Busbahnhof. Wir wussten, dass um 13 Uhr der letzte Direktbus nach Salento abfahren würde. Fünf Minuten vor Abfahrt kamen wir beim Ticketschalter an und kauften noch zwei Fahrkarten für den Bus - Glück gehabt! Die Fahrt dauerte statt der geplanten 6 Stunden leider über 9. Die Strecke war sehr kurvenreich und es gab dutzende Baustellen, wodurch immer nur ein Fahrstreifen frei war. Die Aussicht und der Sonnenuntergang waren dafür wiedermal großartig.


Von der langen Anreise erledigt, checkten wir nur noch in unserem Hostel ein und gingen sehr bald schlafen, da wir am nächsten Tag fit für eine Wanderung sein wollten. Am folgenden Morgen mussten wir allerdings feststellen, dass Salento und die wunderschöne Umgebung in eine dicke Wolkendecke gehüllt waren. Dazu regnete es in Strömen. Also blieben wir den Vormittag über im Zimmer und hofften, dass sich das Unwetter bald verziehen würde. Um die Mittagszeit verringerte sich der Regen und es sah danach aus, dass es aufreissen würde. Deshalb packten wir den Rucksack, machten uns fertig und gingen ums Eck zum Hauptplatz. Von dort gingen viertelstündlich Jeeps ins 'Valle del Cocora'. Wir ergatterten noch zwei Stehplätze am hinteren Trittbrett in einem überfüllten Jeep. Wie Müllmänner hinten am Wagen stehend fuhren wir gut 15 Minuten bis zum Ausgangspunkt im Cocora Valley.




Die Rundwanderung, die wir uns für den Tag vorgenommen hatten, war mit fünf Stunden angeschrieben. Da es bereits 12 Uhr war, wollten wir keine weitere Zeit verlieren und marschierten umgehend los. Die Wanderstrecke gestaltete sich abenteuerlicher, als wir erwartet hatten. Kurz nach dem Start stellten wir fest, dass die stundenlangen Regengüsse dem Wanderweg sehr zugesetzt hatten. Wir mussten uns durch knöcheltiefen Schlamm quälen. Andere Wanderer begegneten uns in kniehohen Gummistiefeln, die es irgendwo zum Ausborgen gab - es hatten alle die gleichen an. Nach einer guten Stunden Gatschpartie über flache Feldwege wechselten wir plötzlich in einen wild verwachsenen Regenwald, wo wir immer wieder sehr provisiorische Hängebrücken überqueren mussten. Über einen steilen Anstieg ging es dann auf den höchsten Punkt unserer Tour, der 'Finca La Montaña' auf 2.860 Metern.




Nach einer kurzen Snackpause starteten wir den wesentlich leichteren Abstieg. Die Sonne kam schön langsam zum Vorschein und wir kamen zur eigentlichen Attraktion der ganzen Wanderung - den gigantischen Wachspalmen. Um ehrlich zu sein, nur wegen hoher Palmen muss man nicht extra diese Wanderung machen. Es sind mehr die gesamte Landschaft und der Ausblick, die den Palmen ihre Schönheit geben. Nach einer kleinen Fotosession kamen wir nach dreieinhalb Stunden am Startpunkt an und nahmen wieder einen Jeep zurück nach Salento. 








Den zweiten Tag verbrachten wir damit, in aller Ruhe den Ort zu erkunden. Wir kosteten den ausgezeichneten Kaffee, denn Salento liegt inmitten der größten Kaffeeregion Kolumbiens, Emi konnte ein wenig shoppen und wir beobachteten das bunte Treiben auf der belebten Hauptstraße. Wir spazierten auch auf einen kleinen Hügel im Ort, von wo man einen guten Weitblick über das Umland genießen konnte. Salento erinnerte uns ein wenig an Guatapé: Auch hier waren die kleinen, niedrigen Häuser bunt bemalt und verziert und der Ort generell sehr touristisch. Wir hatten mehr auf ein rustikaleres Ambiente auf dem kolumbianischen Land gehofft.



Nach dem Abendessen probierten wir noch einen sehr beliebten Freizeitsport der Kolumbianer - Tejo. Dabei versucht man, eine Art Metallpuck, der in etwa die Größe einer Handfläche hat, so nahe wie möglich auf das einige Meter entfernte Spielfeld zu werfen. Das Spielfeld besteht aus einer Lehmfläche, wo mittig ein Eisenring liegt und mit kleinenPlättchen, die mit Schießpulver gefüllt sind, bedeckt ist. Das Ziel ist, die Plättchen im richtigen Winkel und mit genügend Wucht zu treffen, um sie zur Explosion zu bringen. Wenn man es schafft, gibt es einen lauten Knall und eine Rauchschwarde kennzeichnet den erfolgreichen Wurf. Eine ungeschriebene Regel besagt, dass man zu Tejo immer eine Flasche Bier trinken muss. Alkohol und Explosives - klingt nach einer guten Kombination.





Wir suchten uns also eine Tejobar und ließen uns vom Barkeeper die Regeln auf Spanisch erklären, mittlerweile klappt es mit dem Verstehen schon ganz gut. Wir begannen unsere ersten Wurfversuche aus sehr geringem Abstand zum Spielfeld. Zwei Bahnen neben uns matchten sich drei kolumbianische Routiniers, die den doch sehr schweren Metallpuck in hohem Bogen quer durch die ganze Halle punktgenau auf die Schießpulverplättchen warfen. Wir ließen uns dadurch aber nicht beirren und spielten uns zu zweit drei Runden aus. Eine Runde ist beendet, wenn der erste 21 Punkte erzielt hat. Es gibt eine bestimmte Zählweise, die zu erklären ich mir jetzt mal spare! :)



Nachdem unser Bier leer war und der Wurfarm schon schwer, beendeten wir unsere kurze Tejokarriere. Irgendwie konnten wir uns nicht richtig für dieses Spiel begeistern. Man ist eigentlich dauernd nur mit Hin- und Herlaufen beschäftigt und die erhofften Explosionen blieben anfangs immer aus. Die Plättchen explodieren nämlich nicht sehr leicht, sondern man muss sie schon genau am Eisenring und mit einer gewissen Wucht treffen. Es empfiehlt sich daher eine steile und hohe Flugkurve, was das Zielen noch schwerer macht. Von den 14 Plättchen, die wir am Anfang bekommen hatten, konnten wir immerhin 9 zum Explodieren bringen. Die restlichen 5 zerstörten wir aus nächster Nähe - das machte richtig Spaß! :)


Fazit:

Salento war eigentlich Sinnbild für unseren ganzen Kolumbienaufenthalt. Wenn ich Kolumbien mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das "Grün". Weit und breit erstreckt sich einfach nur grüne Landschaft und das nicht einfach flach, sondern über viele Berge und Täler hinweg. Salento befindet sich immerhin auf 2.800 Meter Seehöhe. Besonders diese Landschaft ist es auch, die mir von Kolumbien immer in Erinnerung bleiben wird.


Das Dorf selbst ist zwar schön, aber leider auch schon sehr touristisch und auch von Kolumbianern sehr gut besucht. Wer sich diese Gegend ansehen möchte, der kann sich durchaus um alternative Destinationen umsehen, zum Beispiel Buenavista. Dieser Ort soll genauso schön wie Salento, aber weit weniger überlaufen sein. Da uns leider nicht mehr genug Reisezeit in Kolumbien blieb, mussten wir einen Kompromiss eingehen und entschieden uns für das einfacher zu erreichende Salento. Wir haben uns auch generell gefragt, wie so ein kleines Dorf wie Salento zu einem Touristenmagneten wird...


Wer möchte, kann sich auch die umliegenden Kaffeeplantagen genauer ansehen. Wir haben unsere Begeisterung für Kaffee bereits in Minca gestillt.


Hasta pronto!

E&L


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