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Hasta luego, Colombia! - Bogotá

Veröffentlicht: 06.03.2018

26/02 - 28/02

Die Anreise nach Bogotá dauerte etwas länger, als uns lieb war: Von Salento mussten wir zuerst einen kleinen Verbindungsbus nach Armenia nehmen und dort am Busbahnhof in einen großen Reisebus mit Zielort 'Bogotá' wechseln. Wir waren dann etwas überrascht, dass diese Fahrt mit sieben Stunden angeschrieben war. Der Grund dafür war wieder die kurvige und hügelige Landschaft, die man dabei durchqueren muss. Ich beschäftigte mich in der Zeit mit Lesen und Netflix, weshalb die Busfahrt für mich eigentlich relativ rasch verging. Emi hatte so ihre Schwierigkeiten und quälte sich die sieben Stunden mit akuter Langeweile. Sie kann während einer Busfahrt, vor allem wenn die Strecke sehr kurvenreich ist, weder etwas lesen noch einen Film schauen, da ihr dabei immer schlecht wird. Daher starrte sie die meiste Zeit über aus dem Fenster und versuchte ein wenig zu dösen. Dies wurde aber auch erschwert, da der Busfahrer die gesamte Fahrt über einen Hollywoodstreifen nach dem anderen mit schlechter spanischer Synchronisation in voller Lautstärke am Bus-TV abspielte. Die Gereiztheit von Emi erreichte bei Ankunft in der Hauptstadt ihren Höhepunkt, weshalb wir auf schnellstem Wege ein Taxi zum Hostel organisierten.

Bei der Fahrt dorthin wurde uns zum ersten Mal das Ausmaß dieser Stadt bewusst: Bogotá ist riesig und für die Distanzen braucht man viel länger, als man anhand der Stadtkarte vermuten würde. Unser Hostel lag zudem leider etwas weit von den Highlights der Stadt entfernt, wodurch die Taxifahrten je nach Verkehr meistens zwischen 30 und 45 Minuten dauerten. Und wir brauchten wirklich viele davon...




Am nächsten Vormittag ließen wir uns zum Fuße des 'Cerro Monserate'  bringen und fuhren mit der Standseilbahn ganz nach oben auf 3.100 Meter. Von dort hatte man ein versmogtes, aber dennoch sehr sonniges Panorama über die komplette Stadt. Obwohl Bogotá nah an den Bergen liegt, ist die Stadt selbst sehr flach. Wir hielten uns nicht allzu lange oben auf, es gab nicht wirklich viel zu sehen oder zu unternehmen. Außerdem brauchte Emi ihre tägliche Dosis Kaffee, weshalb wir als nächstes zu Starbucks mussten. Von der Talstation der Standseilbahn marschierten wir also zu Fuß ins angrenzende Viertel 'La Candelaria'. Dieses ist auch hier in Bogotá relativ großzügig mit Parks und anderen Grünflächen durchzogen. Nach der Kaffeepause und einem veganen Mittagessen schlenderten wir den restlichen Nachmittag eigentlich eher ziellos durch den Stadtkern und besichtigten einige Sehenswürdigkeiten wie die 'Cathedral de Colombia', das Rathaus und den Justizpalast am 'Plaza Bolivar'.







In der angrenzenden Fußgängerzone sorgten unzählige Straßenkünstler mehr oder weniger für Unterhaltung. Meine Favoritin war eine alte Dame, die wie eine Wahrsagerin mit buntem Rock gekleidet war. Sie hatte eine Stereoanlage aufgedreht und marschierte in klitzekleinen Schritten im Takt der Musik im Kreis. Sie hatte einen völlig gleichgültigen Gesichtsausdruck und verzog absolut keine Miene. Mit den Händen hielt sie ihren Rock etwas in die Höhe, um nicht darauf zu steigen. Ich wartete gespannt auf die eigentliche Show, aber mehr als das kam nicht. Ich zog irgendwie beruhigt weiter. Die alte Frau gab mir das Gefühl, dass man, egal wie aussichtslos eine Lebenssituation erscheinen mag, mit etwas Kreativität immer einen Weg findet, an etwas Geld zum Überleben zu kommen.


Nachdem unser Tagesprogramm bereits am frühen Nachmittag abgearbeitet war, setzten wir uns in ein Lokal und nutzten die Cocktail-Happy Hour aus. Wir beobachteten das Treiben auf dem Platz gegenüber, auf dem ein kleiner Kunsthandwerksmarkt stattfand und genossen unsere Mojitos. Nach je zwei Drinks waren wir beide schon gut beschwipst und bekamen wieder Hunger. Wir gingen daher geschwind ums Eck zum Japaner Sushi essen. Da wir unseren kleinen Rausch nicht vergeuden wollten, begaben wir uns nachher noch in ein Irish Pub. Dort gab es einen Tischtennistisch, wo wir uns noch bei einem Pitcher Bier ausgiebig matchten. Das Niveau war von Anfang an nicht besonders hoch, wurde aber von Schluck zu Schluck immer  miserabler. Nach anfänglicher 4:0 Satzführung verlagerte sich meine Konzentration vom Sport zum Biertrinken, weshalb ich im Endeffekt doch noch 4:6 gegen Emi verlor. Auch das anschließende Sackwerfen konnte sie für sich entscheiden, da half das ganze Zielwasser nichts mehr!


Auf der Heimfahrt in unser Hostel erwischten wir diesmal einen echt  gesprächigen Uberfahrer. Dank unseres Alkoholspiegels waren aber auch wir wie durch ein Wunder der spanischen Sprache mächtig. Wir bekamen sogar ein Lob von unserem Fahrer und schafften es tatsächlich, die ganze Fahrt über fast fließend Smalltalk auf Spanisch zu führen. Blöd nur, dass es der letzte Abend in einem spanischsprachigen Land für uns war...


Am nächsten Morgen packten wir verkatert unsere Rucksäcke und machten uns nochmal auf den Weg in die Innenstadt. Unser Flug nach Brasilien ging erst in der Nacht, wodurch wir die Zeit bis dahin irgendwie überbrücken mussten. In erster Linie versuchten wir, die Hitze gepaart mit unseren körperlichen Beschwerden zu ertragen. Das Mittagessen gab uns zwar kurzfristig neue Energie, aber Emi wünschte sich ein Bett und kämpfte gegen die Müdigkeit. Am Nachmittag entschieden wir uns noch für eine geführte Graffiti-Tour - mehr aus Langeweile, als aus Interesse. Wir haben mittlerweile schon einige solcher Touren in diversen Städten gemacht, weshalb sich unsere Begeisterung in Grenzen hielt. Neben ein paar netten historischen Anekdoten erzählte der Guide hauptsächlich irgendwelche Fakten über die einzelnen Streetartists. Grundsätzlich eh interessant, aber mit der Tour in Medellin konnte diese bei Weitem nicht mithalten. Als die Tour nach zweieinhalb Stunden (endlich) beendet war, gingen wir noch ein letztes Mal in Kolumbien Abendessen und machten uns anschließend auf den langen Weg quer durch die Stadt zum Flughafen.




Fazit:

Bogotá ist eine typische Großstadt. Wir hatten in weiser Voraussicht nur zwei Nächte dort gebucht. Es gibt nicht wirklich viel Interessantes zu sehen oder zu tun in dieser Hauptstadt, allerdings ist Bogotá ein wichtiger Hauptknotenpunkt für internationale Flüge. Vor allem Reisenden mit einer kürzeren Reisezeit in Kolumbien können wir guten Gewissens raten, Bogotá auszulassen und dafür mehr Zeit in weitaus spannenderen Gegenden zu verbringen.

Bogotá war unser letzter Spot und für uns heißt es nun - nach 35 Tagen in Kolumbien - Abschied nehmen. Wir können gar nicht richtig glauben, dass wir ganze 5 Wochen in diesem wunderbaren Land verbracht haben. Die Zeit verging so schnell, dass es sich eher wie nur 3 Wochen angefühlt hat. Bereits im Vorfeld hatten wir schon sehr viel Positives von Freunden und anderen Reisenden über Kolumbien gehört, weshalb unsere Erwartungen dementsprechend hoch waren. Möglicherweise schon zu hoch...

Dennoch muss ich sagen, dass Kolumbien nun zu einem unserer absoluten Lieblingsländer gehört. Warum? Es ist einfach die Vielfalt dieses Landes und die atemberaubende Natur gepaart mit den extrem netten Menschen. Wir haben mehr als die Hälfte der Zeit an der Karibikküste verbracht, aber mich hat vor allem die Flora im Landesinneren und an der Pazifikküste begeistert. Selbst an der Karibikküste, wo man erstmal von türkisblauem Meer und weißen Sandstränden ausgeht, was leider nichtso wirklich der Fall war, hat mir die Sierra Nevada besser gefallen als die Strandgegend.

So vielseitig die Natur, so einfältig ist die Kulinarik in Kolumbien. Es wird mit Leidenschaft frittiert, was sich etwas auf den Magen schlagen kann. Echter Lichtblick ist Fisch, besonders in den Küstenregionen kann ich nur Jedem empfehlen, einfach täglich fangfrischen Fisch mit Reis und Kochbananen zu essen - es gibt nichts Köstlicheres!

Wer bisher Kolumbien nur als gefährlich und unsicher empfunden hat, dem sei ans Herz gelegt, seine Vorurteile rasch über Bord zu werfen. Wie in jedem anderen südamerikanischen Land gibt es natürlich Problemfelder, aber als Tourist ist man in Kolumbien davon weitestgehend abgeschottet. Das Land erfährt gerade einen Tourismusboom, und wer die wunderschöne Landschaft noch ohne Massentourismus erleben möchte, der sollte keine Zeit verlieren und schleunigst seine Koffer packen. Wir werden definitiv wiederkommen, es gibt mehr als genug, was wir uns definitov noch ansehen müssen! ;)


Hasta pronto!

E&L


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