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Good Morning, Vietnam: Aufbruch auf Zweirädern

Veröffentlicht: 30.03.2017

Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Motorräder bzw. Motorroller gesehen wir bei meinem Besuch in Ho-Chi-Mingh-City, dem ehemaligen Saigon. Es war, als ob gerade ein großes Motorradrennen stattfindet und man als Zuschauer am Straßenrand steht. Das aber ist das normale Leben der Bewohner von Saigon und Umgebung, die auf diese Weise mit Kind und Kegel von A nach B kommen. Selbst kleine Kinder waren entweder ganz vorne oder zwischen zwei Erwachsene gequetscht, manchmal auch ein Hund. Transportiert wird alles, bei dem einen Foto ist es eine Werbefläche, unter der der Mitfahrer hockt bzw. sie festhält. Die Frauen tragen meist Hose oder wenn sie Büro-Outfits anhaben, einen hinten offenen Rock, der die Beine bedeckt, dazu tragen sie Handschuhe und eine Gesichts-bzw. Kopfmaske, die auch die Haare hinten bedeckt. Sie fahren also total verhüllt, und zwar nicht allein wegen der Abgase, sondern auch wegen der Sonne, denn sie wollen eine helle Haut und vermeiden, ihre Haut der Sonne auszusetzen.

Mir stockte einige Male der Atem bei der Fahrweise, aber die gehen sehr souverän damit um und schlängeln sich ohne Berührung irgendwie durch. Selbst als wir mit dem Bus dann in einen Stau kamen, den ich nicht mehr für auflösbar hielt, weil alles kreuz und quer standen, kamen zwei Polizisten, die das irgendwie regulierten. Man fand einfach neue Wege, da konnte es auch mal eben über Bürgersteige sein.

Vor allem waren alle sehr gelassen und nicht aufgeregt dabei, es schien wirklich die Normalität zu sein. Die Masse der Menschen auf Zweirädern lässt die Dimensionen dieses Landes erahnen: Es leben 86 Millionen Menschen in Vietnam, ca. 7 Millionen davon in Ho-Chi-Mingh-City. Interessant ist, dass dabei das Durchschnittsalter 26 Jahre alt ist, es also eine echt junge Bevölkerung hat. 93% der Gesamtbevölkerung hat Schulbildung, womit natürlich eine gute Grundlage für die Zukunft des Landes gesichert ist.

Politisch ist das ganze System weiterhin kommunistisch geführt, was ja seit 1975 mit dem Ende des Vietnamkrieges durch die Übernahme Südvietnams durch Nordvietnam etabliert wurde. Daher auch die Umbenennung in den Revolutionsführer und Staatschef Nordvietnams Ho-Chi-Mingh, der mit Statuen überall in der Stadt mit Bild oder Statue präsent ist. Mein Tourguide sagt mir allerdings, dass sie unter Freunden die Stadt lieber Saigon nennen. Das kommunistische System hat sich aber auch in Vietnam genau wie in China verändert. Seit 1986 sind Planwirtschaft und Kollektivierung abgeschafft, Privatisierung hat eingesetzt und damit auch eine marktorientierte Wirtschaftsform. Dieses neue Konzep ( vietnamesisch: Doi moi) hat zu einer recht guten Wirtschaftssteigerung um jährlich 6 % geführt. Erstaunt war ich auch, dass Vietnam inzwischen nach Brasilien der größter Kaffee-Exporteur und der größte für Pfeffer geworden ist.

An Investoren scheint es nicht zu mangeln: NIKE ist der größte private Arbeitsgeber, aber auch die Boat-People von 1975, die aus dem von Hanoi besetzten Südvietnam geflohen sind, kehren zurück und bringen viel finanzielles Potential mit, das sie erfolgreich in den Jahren erwirtschaftet haben. Ich glaube, wir alle erinnern uns an jene schnelle und problemlose Integration der „Boat People“, egal, ob es in der Schule oder im Wirtschaftsleben war. Diese Gruppe investiert nun sehr und das Ergebnis wird schon sichtbar: Moderne Straßen, eine in Bau befindliche U-Bahn bzw. eine Sky-Rail, moderne Hochhäuser und Geschäfte mit westlichen Luxusmarken sind mitten in der Stadt schon zu sehen. Es ist alles noch nicht ganz fertig, aber auf dem Wege.

Dabei wird aber das alte Saigon nicht vernachlässigt, so dass die wirklich beeindruckenden alten Gebäude wieder strahlend schön aussehen, in Weiß oder in Gelb, der Nationalfarbe Vietnams. Da gibt es das alte Postamt aus den 1880ern im französischen Stil, auch das alte Opernhaus und große Hotel aus der französischen Kolonialzeit, die 1859 begann und welche die Franzosen mit dem Ziel führten, Saigon zu einem „Paris des Ostens“ zu machen. Daher die schönen Parks und großen Alleen nach dem Vorbild der Champs-Elysée. Am französischsten wirkt die Notre Dame Kathedrale, die immer noch als Wahrzeichen für das alte Saigon steht.

Die Reunification Hall, der ehemalige Präsidentenpalast Südvietnams, wo dann zum ersten Mal die rote Flagge der Sozialistischen Republik Vietnam am 30. 4. 1975 wehte, wie auch das amerikanische Hauptquartier während des Vietnamkrieges erinnern an die Zeit des Vietnam-Kriege, wie auch das REX-Hotel, in dem internationalen Journalisten während des Krieges immer die neuesten Berichte bekamen. Für mich war das eine interessante Zeitreise in die Geschichte.

Der Ausflug war dadurch von viel Gegensätzlichem geprägt, aber überall begegneten die Leute uns sehr freundlich, waren sehr bemüht, das uns alles gefiel und wir einen positiven Eindruck bekämen. Für das Mittagsessen in einem der recht schönen Hotels tischten sie viele gute Speisen auf und unterhielten uns mit landestypischer Musik und Tanz. Die jungen Frauen sahen in ihrer Kleidung sehr schön aus. Übrigens schien das junge Paar vor einem Tempel (sie in weiß) ein besonderes Fest zu feiern und das mit Selfie bzw. Selbstauslöser festhalten zu wollen. Eine Hochzeit ist eher nicht, da dann die Farbe des Kleides rot gewesen wäre.

Sehr außergewöhnlich war auch ein Puppentheater, das im Wasser spielt und es speziell nur so in Vietnam gibt Die Puppen werden an langen Bambusstäben von Leuten hinter einer Wand so bedient, dass sie sich bewegen und zu Musik eine Geschichte erzählen. Das kostet ziemlich Kraft, weil die Puppen recht schwer sind (bis zu 10kg). Die Entstehung dieses Puppentheaters geht auf die Reisfelder zurück, in deren Wasser man diese Aufführung zuerst gemacht hat.

Der Besuch Saigons war somit ein langer, aber interessanter Tag mit vielen Erlebnissen. Ereignisreich war der Tag aber auch für diejenigen, die an Bord geblieben waren, denn es hatte sich ein Bienenstock direkt am Pool unter dem Schild „No Jumping or Diving“ festgesetzt, was natürlich eine Krise ausgelöst hat. Die Bienen seien wie eine schwarze Wolke in Richtung Pool eingeflogen und hätten erst einmal Panik verursacht. Das größte Problem war wohl, sie wieder wegzukriegen, da auf dem Schiff ein Ausräuchern wegen der Feuergefahr auf dem Schiff nicht zulässig ist, aber auch wohl kein Imker gefunden werden konnte, der das Volk hätte einfangen können. Also z.Zt. ist die Reise in dieser Etappe sehr ereignisreich und geht jetzt mit geballten Eindrücken weiter: Singapur und Malaysia stehen aufeinander folgend an.

Viele Grüße an euch alle

Eva

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