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Kap Verde – bunte Farben und viel Schönes, aber auch viel Schatten

Veröffentlicht: 02.05.2017

Es wird getanzt, wann immer es passt

Im Gegensatz zu den Kanaren und Madeira sind die Kap Verdischen Inseln eher unbekannt und noch relativ wenig vom Tourismus erschlossen. Daher war wir schon vorgewarnt worden, unsere Erwartungen für die Insel San Vicente mit der größten Stadt dort, Mindelo, nicht zu hoch zu schrauben. Aber trotz verhaltener Einstimmung auf das Land war ich schon überrascht, als ich die interessanten Gebirgsformationen, die wunderschönen Strände sowie die bunte und fast malerische koloniale Architektur in der Altstadt Mindelos sah. Vieles ist durchaus renovierungsbedürftig, aber man versucht, die alten Gebäude zu sanieren, was schon recht gut mit dem Gouverneurspalast in spektakulärem Rosa oder bei einigen Bank- und Handelshäusern und dem Rathaus farbenfroh in hellblau, gelb, oder lila gelungen ist.

Der Gouverneurspalast dient nur repräsentativen Zwecken und wird für Ausstellungen genutzt, wie z.B. gerade die für die recht bekannte Sängerin Cesaria Evora, die mit ihren Liedern die kapverdische Musikszene erfolgreich auf Tourneen ins Ausland gebracht hat und die auch nach ihren Tod 2011 hochverehrt wird. Sie war wohl auch sehr sozial engagiert und hat immer wieder ihr recht bescheidenes kleines Haus in Mindelo zwischen ihren Auftritten bewohnt. Ihr Gesang ist so eine Art Fado-Richtung des Portugiesischen, ein wenig verhalten und traurig, aber auch rhythmisch. Musik wird jedenfalls von den Einheimischen sehr geliebt, so dass mehr und mehr Festivals aller Richtungen in Mindelo übers Jahr gesehen stattfinden.

Mein Stadtführer, ein junger Student mit guten Englischkenntnissen, ließ unsere Tour in einem schattigen Innenhof ausklingen, wo 3 Musiker unter einem Baum Musik machten und dann auch getanzt wurde, zuerst waren es die jungen Leuten, die Getränke angeboten hatten, dann auch einige der Besucher aus unserer Gruppe. Alles sehr zwanglos und entspannt, so dass wir doch eher angenehm überrascht waren, was die Kap Verden und seine Menschen so ausmacht. Die Landschaft ist bergig und vulkanischen Ursprungs. Interessant ist das Bergmassiv, das in seiner Silhouette aussieht wie ein liegender Mensch mit dem Gesicht im Profil („Monte de Cara“), welches verschiedenen historischen Persönlichkeiten, wie z.B. Napoleon, Washington oder Lord Nelson zugeschrieben wird.

Aber der so lebendige und prosperierende Eindruck ist nur oberflächlich. Die Unabhängigkeit von Portugal 1975 hat nicht unbedingt eine bessere Zukunft gebracht. Die Bevölkerung ist arm, was ich zum ersten Mal auf dieser langen Reise mit wirklich aufdringlichen, bettelnden Kindern und jungen Männern erlebt habe. Sie ließen einen nicht in Ruhe, wichen nicht von der Seite und wollten Geld. Der Anteil der jungen Bevölkerung ist wohl sehr hoch. 2/3 der Bevölkerung sind unter 30 Jahren. Vor 15 Jahren war jeder 2. Analphabet und 90% der damals über 25jährigen hatte keine formale Schulbildung. Bildung ist deshalb das Hauptziel der derzeitigen Regierung. Für die ca. 400.000 Einwohner sind die Möglichkeiten daher immer noch sehr begrenzt.

Wirtschaftlich kann Kap Verde auch nicht sehr viel für sich verbuchen. Der Containerhafen von Mindelo ist Umschlagsplatz für Fisch und Bananen. Aber ansonsten exportiert das Land wenig, da es bei der Inselgruppe an guter Infrastruktur fehlt, und selbst auf der reinen Ferieninsel für Strandurlaube (Buo Vista) fast alles eingeflogen wird. Da der Hafen von Mindelo einen Tiefgang von 11,5 m hat, laufen nun in der Saison von Oktober-April Kreuzfahrtschiffe San Vincente an, was vielleicht einen Einstieg in die Tourismusbranche langfristig bieten kann. Denn die Bilder zeigen doch auch, dass es trotz allem einiges Schöne zu bieten hat. Besonders nett fand ich die beiden Mädchen, die sich bei der Musik im Innenhof plötzlich anfassten und fröhlich mittanzten.

Sonst neigt sich das Leben an Bord immer deutlicher dem Ende zu. Nur noch zwei Destinationen (Teneriffa und Madeira) stehen auf dem Plan. Dafür häufen sich nun die Farewell-Parties und Einladungen zum Abschied. Morgen ist die „Country Fair“, auf der Sachen in gutem Zustand, die von den Passagieren abgegeben wurden, verkauft werden und mit Spielen ( z.B. Darts werfen auf die Häfen der Weltreise) Geld für ein Fund-Raising (für den Trust von Prinz Charles) eingenommen werden soll.

Es herrscht also weiterhin gute Unterhaltung an Bord. Es wurde für die deutschen Gäste auch ein „Tanz in den Mai“ am 30.4. angeboten, der als „German Disco“ übersetzt wurde, was mir einige Fragen von den Briten einbrachte, was das denn sei. Dieses Phänomen von Walpurgisnacht und Tanz in den Mai gibt es im angelsächsischen Raum wohl nicht.

Viele Grüße

Eva

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