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Viva Colombia

Veröffentlicht: 12.10.2016

Kolumbien. Das Eingangstor zu Südamerika. Endlich waren wir da. Viele Menschen die wir auf unserem bisherigen Weg kennengelernt hatten, sowie auch zahlreiche Freunde daheim in Deutschland, berichteten, dass Kolumbien und auch Peru die absoluten Highlights ihrer Reise darstellten. Dementsprechend hoch waren unsere Erwartungen. Vor allem aber dachten wir an traumhaftes Wetter, freundliche Menschen, spektakuläre Landschaften und Sascha so ein wenig auch an die hübschen Frauen des Landes. Bei unserer Ankunft am Sonntagmorgen um 8 Uhr in Bogota mussten wir allerdings sofort feststellen, dass zumindest das Wetter uns im Stich lassen würde. Da Bogota knapp 2500 Meter über dem Meeresspiegel liegt, schwankten die Temperaturen während unserer Zeit dort immer zwischen 15 und 20 Grad, während es die meiste Zeit über bewölkt war. Unsere langen Sachen, von denen wir bereits dachten sie sinnlos die ganze Zeit über mitzuschleppen, sollten also letztendlich doch noch von Nutzen sein. 😊
Wir begaben uns in unser Hotel, welches mitten in der Innenstadt Bogotas lag und gönnten uns erstmal ein wenig Schlaf, da der Flug von San José beziehungsweise unser Zwischenstopp in Panama Stadt sehr lang waren und dadurch auch kräftezehrend. Auf dem Weg dorthin bekamen wir das erste Mal zu spüren, was es heißt, sich im Land mit den verhältnismäßig größten Differenzen zwischen arm und reich zu befinden. Die Stadt an sich besticht mit seinen großen, hoch in den Himmel ragenden Gebäuden, während man auf den Straßen davor zahlreiche Obdachlose sieht. Trotz allem gefiel uns Bogota auf den ersten Blick aber gut.
Gegen Nachmittag trauten wir uns das erste Mal auf die Straßen um uns ein erstes genaueres Bild von der Stadt zu machen. Viel mehr, außer dass es zu viele Menschen in Bogota gibt, haben wir aber zum ersten Tag nicht zu sagen.
Am
darauffolgenden Montag beschlossen wir, an einer 4-stündigen, von einem Tourguide begleiteten, Fahrradtour durch das Zentrum Bogotas teilzunehmen. Unsere "Reisegruppe" dieses Mal bestand ausschließlich aus Europäern. Neben weiteren Deutschen Bestand sie aus Franzosen, Engländern, Niederländern und einem Schweizer. Wir besuchten die historischen Ursprünge von Kolumbiens Hauptstadt und lernten nebenbei einiges über Geschichte, Kultur und auch typische Nahrung (besonders Früchte) der Kolumbianer. Als die sehr zu empfehlende Tour nach 4 Stunden viel zu schnell vorbei war, aßen wir noch eine Kleinigkeit und begaben uns zurück in das Hotel. Kurze zeit später allerdings saßen wir auch schon im nächsten Taxi Richtung Tättowierer. Das war etwas, was wir uns fest vorgenommen haben für diese 3 Monate und wir konnten es kaum noch erwarten. Als wir dort fertig waren, war es bereits spät am Abend und äußerst zufrieden über das Ergebnis auf unseren Armen ließen wir uns einige Zeit später erschöpft ins Bett fallen.
Dienstag war nicht viel geplant bis auf einen feuchtfröhlichen Abend mit einer Menge Ethanol, lauter Musik in einem Club und meiner alten kolumbianischen Freundin Lina, die ich kannte, weil sie vor Jahren ein Austauschjahr an meinem Gymnasium machte. So machten wir tagsüber mehr oder weniger nichts. Sascha schlief wie immer viel wenn er nichts zu tun hatte (er würde sich sicher auch super als Faultier in Costa Rica machen 🤔) und ich vertrieb mir die Zeit in einer der vielen Casinos der Stadt. Gott sei Dank hatte ich Glück und konnte uns so mehr oder weniger den Abend erspielen. Abends dann trafen wir uns mit Lina und ihrer Cousine und fuhren gemeinsam zu einem ihrer Freunde. Gefühlte 16 Liter Aguardiente, das Nationalgetränk Kolumbiens, welches wie eine Mischung aus Ouzo und Sambuca schmeckt, und eine Flasche Hendricks später, verabschiedeten sich die ersten Gäste der Party in den Schlaf. Wir hingehen fuhren mit ein paar Spaniern und Lina in einen Club im Norden der Stadt. Die Musik war gut, allerdings schließen auch hier die Diskotheken um 2 Uhr nachts, weshalb wir anschließend zur Wohnung der Spanier fuhren. Dort ließen wir den Abend bis in die frühen Morgenstunden mit noch mehr Aguardiente ausklingen und jeder ging seines Weges. Alles in allem also ein äußerst gelungener, sehr lustiger Abend.
Der nächste Morgen war allerdings nicht der entspannteste, da wir relativ zeitig auschecken mussten, wenig geschlafen hatten und zumindest ich noch das Gefühl hatte immer noch betrunken zu sein. Allerdings hatten wir einen Flug nach Cartagena gebucht und den durften wir nicht verpassen. Das schafften wir allerdings trotzdem fast, weil wir wie immer alles auf den letzten Drücker erledigen und noch unsere Flugtickets ausdrucken mussten. Die Technik des Hotels war aber für schnelle Arbeit anscheinend nicht ausgelegt und so dauerte der Druckvorhang ewig, sodass wir keine Zeit mehr hatten und ohne Tickets in Taxi stiegen. Dazu kam, dass der Verkehr in Südamerika fast nur aus Einbahnstraßen besteht, was häufig zu langen, zeitraubenden Staus führt und natürlich passierte uns genau das. Wir waren sehr angespannt, weil wir den Flug unter keinen Umständen verpassen wollten, aber letztendlich klappte alles und wir waren auf dem Weg nach Cartagena.

Der Moment, in dem wir den Flughafen verließen, haute uns fast um. Wir hatten uns gerade an das etwas kühlere, wenn auch angenehme Klima in Bogota gewöhnt, da kam uns eine unglaubliche Hitzewelle entgegen. Natürlich machte das Sinn, denn Cartagena liegt am Meer und liegt keine 2500 Meter über Normal Null, aber mit solch einer Hitze hatten wir nicht gerechnet. Wir taten also erst einmal das Übliche. Wir riefen uns ein Uber und fuhren zur gebuchten Unterkunft. Als wir dort nach ungefähr 45 Minuten ankamen, dachten wir, wir hätten uns verfahren. Unsere Unterkunft war ein heruntergekommenes Haus, in einer der schlimmsten Gegenden, die wir jemals gesehen hatten. Wir mussten nicht einmal aussteigen um zu wissen, dass wir dort nicht bleiben wollen. Das Problem war nur, dass wir kein Geld hatten um ein Taxi zu rufen, keine Lust hatten mit unseren großen Rucksäcken in dieser Gegend herumzulaufen und auch kein WLAN hatten um ein anderes Uber zu bestellen. Kostenfreies Internet wollte man uns in der ursprünglichen "Unterkunft" auch nicht geben, nachdem wir vor Ort unsere Buchung storniert hatten. Wir wussten nur, dass wir unbedingt hier weg wollten, unbedingt in die Touristengegend wollten, wo wir uns auf die Straße trauten. Zu unserem anfänglichen Glück blieb der Uberfahrer noch bei uns um zu helfen, viel mehr aber in eigenem Interesse, weil er wusste wir sind völlig hilflos im Moment und er war der Einzige der uns helfen konnte. Das nächste Problem bestand darin, dass unser Fahrer kein Englisch sprach, sodass jegliche Kommunikation über den Google-Übersetzer lief und wie man weiß, ist dieser nicht sehr zuverlässig. Nach etlichem Hin und Her war dann auch dem Fahrer klar, dass wir eine Bank brauchten um den Mann für eine weitere Fahrt in die Touristengegend bezahlen zu können, wo er uns absetzen sollte, damit wir irgendwo nach einem Hotel oder zumindest nach Internet gucken konnten. Er trieb den Preis dafür aber brutal in die Höhe, sodass wir es also tatsächlich geschafft hatten von einem Uber über den Tisch gezogen zu werden, was rein technisch gar nicht möglich ist (man wählt über die App im Voraus Abhol- und Zielort aus und bezahlt mit Kreditkarte einen festen Preis für die Strecke) 😅.
Letztendlich fanden wir in der Innenstadt Internet und buchten ein Hotel unweit von unserem Standort und liefen, ziemlich verärgert über das gerade Geschehene, die knapp 2 Kilometer zum Hotel. Wir duschten uns und gingen gleich gegenüber in ein Restaurant um zu Abend zu essen.
Die nächsten beiden Tage verbrachten wir damit, uns Cartagena anzuschauen. Vorrangig war es der historische Teil der uns beeindruckte, aber im Allgemeinen ist der Mix aus alt und modern in Cartagena äußerst angenehm und nebenbei wunderschön anzusehen. Das ist wohl auch einer der Hauptgründe dafür, warum Cartagena für mich die schönste Stadt auf diesem Trip war. Keine der großen amerikanischen Städte mit ihren Downtowns, noch eine der anderen Städte die wir sehen durften, konnte mich so sehr überzeugen wie Cartagena.
Die beiden, eben angesprochenen "Sightseeing-Tours" waren sehr anstrengend, aufgrund des extrem schwülen, heißen Klimas, haben sich aber trotzdem gelohnt. An dem einen Tag war es ausschließlich eine riesige Burg mitten in der Stadt, am anderen die komplette Altstadt, entlang der Stadtmauer welche direkt am Meer verläuft.
Eine Bar, quasi direkt auf der Stadtmauer mit Blick auf das weite Meer, dazu ein ansehnlicher Sonnenuntergang. Das war unser Ambiente für Freitagabend. Wir saßen gemütlich mit Lina, die ihre Familie in Cartagena besuchte, und Freunden von ihr zusammen, schlürften Cocktails und sahen dabei zu, wie die Sonne unterging und die Stadt sich eine beleuchtete Metropole verwandelte. Auch das war, jedenfalls für mich, einer DER Momente dieser Reise. Aber wie bei allem was wir hier schildern, muss man das alles einmal selber gesehen haben, ansonsten versteht man nicht warum wir so von alledem schwärmen.

Alles hat allerdings ein Ende, so auch unsere Zeit in Cartagena. Wir stiegen am Samstagmorgen in einen Bus der uns entlang der Küste nach Santa Marta bringen sollte.
Dort hausten wir die erste Nacht in einem Hostel namens Masaya. Die Bezeichnung Hostel allerdings trifft hier schon fast nicht mehr zu. Ja, wir schliefen in geteilten Schlafräumen mit 8 Personen wie es in Hostels nun einmal üblich ist, allerdings erinnerte der Rest des Gasthauses eher an ein kleines aber feines Hotel. Es gab einen Pool im Erdgeschoss und einen auf der Dachterrasse. Dazu kam eine Bar an der es jeden Abend eine Happy Hour gab, sowie einen DJ der mit den feinsten Reggaeton-Sounds für Stimmung sorgen sollte. Uns jedenfalls hat es dazu geführt, dass wir uns an die Bar setzten und einen Mojito nach dem anderen schlürften. Irgendwann im Verlaufe des Abends kamen wir mit einem Engländer ins Gespräch, da wir wissen wollten, ob und was das Nachtleben von Santa Marta zu bieten hat. Kurze Zeit später später befanden wir uns auch schon in einem anderen Hostel, welches sich einmal wöchentlich in einen Club verwandelt. Wie man sieht, nehmen wir alles jedes kulturelle Highlight Kolumbiens mit. 😀
Da Sascha aber bereits stark auf die 30 zugeht und ich auch nicht mehr der Jüngste bin, verbrachten wir den nächsten Tag größtenteils im Hostel. Dieses mussten wir aber zuvor wechseln, da wir das Masaya nur für eine Nacht gebucht hatten und für den folgenden Tag keine Zimmer mehr frei waren.
Montag sollte es nach Bahia Concha gehen, einem der wohl schönsten Strände Kolumbiens. Dieser liegt allerdings ein wenig versteckt, mitten in einem riesigen Nationalpark. Der günstigste Weg dorthin zu gelangen bestand darin, einen Teil der Strecke mit einem öffentlichen Bus zurückzulegen und dort ein Taxi zu nehmen. Allerdings sind wir in Südamerika. Wir reden hier also keineswegs von einem normalen Taxi, sondern von Motorrädern. Der Vielzahl dieser Taxen zufolge, ist das wohl ein äußerst beliebtes Mittel um von A nach B zu gelangen. Wir fuhren über unbefestigte Straßen eine Weile durch den Nationalpark bis wir schließlich am Strand ankamen. Wir bezahlten die beiden Männer und machten gleichzeitig eine Abholzeit für die Rückreise aus. Die nächsten Stunden lagen wir bei drückender Hitze ohne Sonnencreme faul in der Sonne rum. Die Quittung dafür sollten wir noch am gleichen Abend bekommen. Nachdem wir zurück im Hostel waren und geduscht hatten, glichen unsere beiden Körper von der Hautfarbe her dem guten alten Mr. Krabs. Wer den nicht kennt, dem kann ich sagen, dass wir auch einfach mit dem Wort knallrot, oder auch extrem verbrannt zu beschreiben gewesen wären. Trotz allem aber war der Strand und das Wasser so, wie zumindest ich es mir erträumt hatte. Sascha allerdings, der sich inzwischen nur noch mit 5-Sterne-Stränden zufrieden gab (Messlatte war ab sofort immer Tulum oder Playa del Carmen), fand den Strand nicht komplett zufriedenstellend (der soll mal abwarten bis er das nächste mal wieder am Müggelsee ist 😀). Mit brennender Haut gingen wir relativ früh schlafen, um dem Schmerz so gut wie möglich Einhalt zu gebieten.

Nächster Stopp für uns war ein weiteres Mal Bogota. Aufgrund von zeitlichen, aber vielmehr langsam auch finanziellen Gründen, entschieden wir uns dazu, von Bogota direkt nach Lima zu fliegen. So würden wir noch genügend Zeit in Peru haben und gleichzeitig ein wenig Geld sparen, im Vergleich zu Busfahrten. Das bedeutete allerdings auch, dass wir Ecuador überspringen mussten, aber uns blieb leider nichts anderes übrig. Wir flogen Dienstagabend letztendlich von Santa Marta in Richtung Hauptstadt. Diese begrüßte uns noch kälter als bei unserem ersten Aufenthalt, sodass es tatsächlich frisch wurde und wir uns teilweise dick einmurmeln mussten.
Mittwoch begaben wir uns auf einen der vielen Berge, die Bogota umgeben. Per Seilbahn ging es noch einmal knapp 500 Meter in die Höhe. Auf der Spitze angekommen, bewunderten wir den Anblick über die gesamte Größe der 8-Millionen-Einwohner-Metropole. Soweit das Auge blicken konnte, sah man nur Stadt. Es ist unglaublich welch eine riesige Ausdehnung die Städte dort unten besitzen. Des weiteren befand sich auf dem Gipfel auch eine Kirche, die viele Einheimische besuchen um an Gottesdiensten oder ähnlichem teilzunehmen. Abends war geplant, sich ein letztes Mal in Bogotas Nachtleben zu stürzen. Aufgrund unvorhersehbarer Schwierigkeiten bei der Planung, verschoben wir das ganze allerdings auf Donnerstag. Wir kauften uns mal wieder Aguardiente, betranken uns mehr oder weniger sinnlos im Hotelzimmer und fuhren in einen Club, dieses Mal allerdings alleine. Bei guter spanischer Musik, die ich mittlerweile 24 Stunden, 7 Tage die Woche hören konnte, genossen wir unsere letzten Stunden in diesem wundervollen Land, den am nächsten Tag ging unser Flug nach Lima.

Rückblickend auf die letzten 3 Monate sind Sascha und ich uns einig, dass Kolumbien das absolute Highlight unserer Reise war. Atemberaubend schöne Natur, sehr freundliche Menschen, großartige Städte und allgemein das Lebensgefühl welches dort vermittelt wird, trotz riesiger Differenzen zwischen arm und reich, waren für uns ein Grund zu sagen, dass wir uns beide definitiv vorstellen können, hier zu leben.
Erstmal ging es aber noch nach Peru...


Bis dahin

Adam (Sascha) & Eva (Max)  

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