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Zwei Seiten der Medaille

Veröffentlicht: 22.08.2016

Die bisherige Reise durch die USA, Mexiko und Belize hielten allesamt zahlreiche Erfahrungen und Erlebnisse für uns bereit, wenngleich auf unterschiedliche Art und Weise. Wir sind mittlerweile gut darauf eingestellt spontan zu planen, zu organisieren und trotz allem den Spaß und Humor an erster Stelle zu sehen. Wie bereits erwähnt, mussten wir uns mit Verlassen der belizianischen Grenze wieder auf Spanisch und den damit verbundenen Komplikationen sowie weitere lang andauernde Busfahrten einstellen. Willkommen im Leben eines Backpackers. 😀 Unterstützung erhielten wir durch das angeeignete belizianische Motto "Go Slow", sodass uns nichts und niemand so einfach aus der Fassung bringen sollte. SOLLTE ist hierbei ein wichtiges Stichwort, aber mehr dazu später.

Die in diesem Blogeintrag dargestellten Erlebnisse schildern daher weniger exzessive Parties, Ruinen geschichtlich prägender Völker oder für uns vermeintlich gefährliche Situationen. Vielmehr zeigten sie uns eine Seite der Entwicklungsländer, die wir in dieser Form bisher noch nicht zu sehen bekamen, jedoch aber allgemein bekannt ist. ARMUT.

Von Belize Stadt ging es im Anschluss an die Überfahrt mit dem Wassertaxi mit dem Bus nach Flores, Guatemala. Wie bei jeder Aus- und Einreise in ein neues Land durchliefen wir die Prozesse der Einwanderungsbehörden, welche teilweise sehr viel Geduld unsererseits verlangten. Entschädigt wurden wir durch atemberaubende Eindrücke, wenn auch nur durch die Fensterscheiben des Busses, des tropischen Regenwaldes und malerischen Berglandschaften, die wie ruhig posierende Objekte eines Stillleben an uns vorbeizogen. Flores als Kleinstadt bietet eine angenehme und idyllische Atmosphäre und lebt daher vom Tourismus. Umgeben von dichtbewachsenen Bergen befindet sich die Stadt auf einer kreisförmigen Insel des Petén-Itzá-Sees und ist nur durch eine einzige Zufahrtsstraße auf dem Landweg zugänglich. Enge und verwinkelte Gassen zieren das bunte Stadtbild in denen wir die kulinarischen Spezialitäten Guatemalas genossen. Tacos, Tapas, Kuchen, Säfte und vieles mehr machten uns beide für umgerechnet 7-8€ satt. Nach nur einer Nacht machten wir uns früh morgens auf dem Weg zum nächsten Bus nach San Pedro Sula, dem wirtschaftlichen Zentrums Honduras. Man trifft auf all den Reisen und in den verschiedenen Orten immer wieder auf bekannte Gesichter anderer Backpacker, die die gleiche Route haben, jedoch andere Fortbewegungsmittel zu unterschiedlichen Zeiten nehmen. Max war recht müde und wollte die bevorstehende Busfahrt mit Schlafen überbrücken. Für mich hingegen begann die Fahrt in Flores als ein äußerst spannendes Vergnügen, da während der Fahrt laut spanische Musik gespielt wurde und Einheimische per Anhalter auf ihrem Weg zur Arbeit an den Straßenrändern eingesammelt wurden. Touristen befanden sich auch unter der bunten Menge, jedoch bestand die Mehrheit aus spanischen Passagieren. Was also als eine bunte, gut gelaunte Fahrt durch Musik, dem Treiben, dem Gelächter und den Unterhaltungen der Einheimischen begann, sollte jedoch kurze Zeit später zu einer qualvollen 17 Stunden Fahrt werden. Während der Bus durch die malerische Landschaft fuhr, mir einheimische Kids per Handy und YouTube zu verstehen gaben, ich würde Justin Bieber stark ähneln, näherten wir uns einem Stau durch den sich der Trip schlagartig ändern sollte. Unter der kochenden Hitz und inmitten auf einer schmalen Landstraße kamen wir zum Stillstand. Unzählige LKWs, PKWs und Kleinbusse machten aus zwei Spuren drei Spuren und parkten am Straßenrand, sodass ein Vorwärtskommen in beide Richtungen schier unmöglich erschien. Menschen rannten wie Ameisenkolonnen zwischen den Autos umher und man klärte uns auf, dass dieser Zustand 3-4 Stunden anhalten könnte. Nach 3-stündiger Wartezeit bewegten wir uns wenige Meter bis wir erneut hielten. Der Busfahrer verkündete lauthals, dass alle Passagiere mit dem Reiseziel San Pedro Sula den Bus verlassen müssen und zu Fuß weiter gehen sollen. Die Kofferklappen des Busses wurden geöffnet, unsere Rucksäcke heraus gestellt und Erklärungen sowie Antworten auf Nachfragen blieben aus. Da standen wir am Straßenrand, mitten im Stau mit einem Backpacker-Paar aus England, einem Backpacker aus Estland und zwei jungen honduranischen Müttern mit Kleinkindern und Gepäck für eine Großfamilie mit zwölf Kindern. Man sagte uns wir sollten einige hundert Meter bis zu einer Bushaltestelle laufen und dort auf einen roten Bus warten, der uns einsammeln und nach San Pedro Sula bringen sollte. Max, der Engländer und ich schleppten nun neben unseren eigenen Taschen noch die Taschen der zwei Mütter, da sie sonst wohl immernoch auf dem Weg zur Bushaltestelle wären. Der rote Bus ließ glücklicherweise auch nur fast 2 Stunden auf sich warten und war logischerweise ausgebucht. Das bedeutete: verschwitzt im Gang stehen für die nächsten Stunden Fahrt. Die Briten, der Este und wir bildeten nun eine europäische Gemeinschaft und halfen uns gegenseitig bei der Ein- und Ausreise und teilten Geschichten und Erfahrungen miteinander. Unterwegs wurden lebendige Ziegen aus dem Kofferraum des Busses scheinbar willkürlich am Straßenrand abgestellt und zudem schien die Bustoilette defekt, sodass sich ein äußerst penetranter Uringeruch seinen Weg in den Innenraum des Busses und unsere Nasen suchte. Kurz vor Ankunft zu später Stunde in San Pedro Sula kamen wir mit den Einheimischen ins Gespräch, da sie uns helfen wollten sicher zu unseren Hostels zu kommen. Es stellte sich heraus, dass wir die Einzigen von uns Europäern waren, die eine Unterkunft gebucht hatten. Hinzu kommt, dass San Pedro Sula zuvor drei Jahre in Folge zur gefährlichste Stadt der Welt 'gekürt' worden war und wir als Rucksacktouristen zu so später Stunde ein attraktives Ziel für Überfälle darstellen. Deshalb beschlossen wir die anderen Backpacker mit in unser Hostel zu nehmen und weitere Betten für sie zu organisieren. Nachdem alles Organisatorische geklärt war gingen wir gemeinschaftlich essen. Hierbei erzählte der Este, dass er seit 7 Jahren reist und wegen illegalem Aufenthaltes ohne Stempel eine Woche lang im mexikanischen Gefängnis saß. Hoch lebe die Bestechung 😉 !!! So endete ein ereignisreicher Tag und am Morgen trennten sich wieder unsere Wege. Mit dem Bus ging es weiter nach Tegucigalpa, jedoch ist es sinnvoll einen größeren Sprung zu machen und detaillierte Informationen über die Busfahrten sowie Tegucigalpa und Managua (Nicaragua) auszulassen. Unser Fokus in Verbindung mit unserem Zeitplan lag auf Costa Rica, Kolumbien und Peru. Wie zuvor erreichten wir die Städte in der Abenddämmerung mit dem Bus, schliefen ein paar Stunden im Hotel und fuhren am nächsten Tag weiter. Drastisch ausgedrückt glichen Tegucigalpa und Managua unserer Meinung nach einem Ghetto. Geprägt sind beide Hauptstädte von der Armut, die sich in der Infrastruktur und Architektur widerspiegelte. Wir haben versucht anhand von Bildern die vorherrschenden Zustände auf den Fahrten zwischen den einzelnen Städten festzuhalten, jedoch ist es aus aus dem Bus heraus nur mäßig gelungen. Familien hausen in 10 Quadratmeter großen 'Häusern' , bestehend aus scheinbar zufällig gefundenen Materialien ohne Türen und Fenster. Die Häuser der drei kleinen Schweinchen waren Hilton Spa's & Resorts im Vergleich. Teilweise konnte man durch die Häuser hindurch schauen und sah nichts außer Hängematten als Einrichtung. Wir vermuten, dass auch Elektrizität Mangelware ist, zumindest in diesen Teilen der Städte. Ein weiteres großes Problem ist die Umweltverschmutzung durch die Unmengen an Müll, der praktisch überall hingeworfen wird. Kinder, die im Müll spielen und sich in austrocknenden Flüssen waschen. Trotzdem, zumindest wo wir es selber beobachten konnten, lächeln die Menschen stets und sind bereit das kleine bisschen an Besitztum mit jedem zu jeder Zeit zu teilen. Sicherlich bedient diese Aussage gewisse Klischees, jedoch entsprechen sie in diesem Fall zu 100% der Wahrheit. Dieses Bild der Armut spiegelte sich in allen Ländern wieder, wobei es mal mehr und mal weniger drastisch war. Eine Änderung der Sichtweise über die Luxusprobleme der Gesellschaften in den Industrieländern ist bei uns dadurch sicherlich nur bedingt entstanden, jedoch waren es unheimlich wertvolle Eindrücke, die nachhaltig im Hinterkopf gespeichert sind und eventuell zum Überdenken der ein oder anderen Handlungsweise führen kann. Das war das Wort zum Sonntag. Amen. 😊

Wir freuten uns auf Costa Rica und sollten auch nach einer entspannten Busfahrt in dessen Hauptstadt San José ankommen, wo wir ein paar Tage verweilten, ehe wir weiterziehen würden. In San José haben wir mehr als in allen anderen Ländern zuvor das Tageszeitenklima zu spüren bekommen, sodass es meist gegen frühen Abend anfing zu regnen. Wir schlenderten durch die Straßen, schauten uns ein wenig um und stellten fest, dass San José das San Francisco Costa Ricas sein muss. Die Stadt ist an den Hängen der umliegenden Berge errichtet und besitzt daher teilweise steile Straßen. San José selber ist recht schön, doch dient die Stadt oft als Dreh- und Angelpunkt für Tagesausflüge für Aktivitäten in der Umgebung. Deshalb beschlossen wir, an die Karibikküste des Landes in einen Ort Namens Puerto Viejo zu fahren und ein paar Tage den Strand zu genießen. In ganz Costa Rica, doch besonders in Puerto Viajo gilt das Motto "Pura Vida" und auch das war hier eindeutig zu spüren. Der süßliche Duft von Marihuana lag stetig in der Luft, die Menschen besaßen ein äußerst entspanntes und freundliches Gemüt und es schien als würde es nichts Negatives auf diesem Planeten geben. Wenn doch, dann wird einfach mehr Marihuana konsumiert 😀.

Unser Hotelzimmer befand sich am Ortsrand und somit im tropischen Regenwald. Es war wohl mit Abstand das speziellste Hotel vor Ort, da es einem Dschungelcamp ähnelte. Alles bestand teilweise aus ungeschliffenem Holz und der Marke "Eigenbau" und war komplett umgeben von dicht bewachsenen Natur. Kiffen und Rauchen wurde uns beim Einchecken überall und jederzeit gestattet, jedoch ist das irrelevant für uns gewesen. Nach all den vielen Stunden in den Bussen genossen wir die Auszeit, die Atmosphäre und die Menschen in Puerto Viejo und planten unseren nächsten Schritt. Aufgrund komplizierter und umständlicher Anreise nach Panama von Puerto Viejo, entschieden wir uns dazu, mit dem Bus nach San José zurück zu reisen. Von San José flogen wir über Panama City nach Bogota. Aufgrund der Tatsache das wir mehr Zeit in Kolumbien verbringen wollten, übersprangen wir Panama und hielten nur für ein paar Stunden am Flughafen. Die Spanne zwischen den armen und reichen Menschen ist in den zentralamerikanischen Entwicklungsländern weitaus größer und drastischer als bei uns. Armut wird bei uns in unterschiedlichen Messgrößen angegeben, denn die Menschen hier besitzen tatsächlich kaum eigenes Gut. Nichtsdestotrotz scheinen sie glücklicher und lebensfroher als so mancher Mensch in "unserer" bekannten Welt zu sein.

Liebe Grüße und vielen Dank

Ulf (Max) & Zwulf (Sascha)

Antworten (1)

Barbara
Ich glaube Eure sehr schöne Reise wird Euch auch ein bisschen für Euer weiteres Leben prägen . Genießt noch die letzten Tage.Und kommt gesund zurück.

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