Willie seine Reisen
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Aufregende Aufstiege und ein abrupter Abbruch

Veröffentlicht: 25.10.2020

Die Überfahrt funktionierte problemlos und so trafen wir am Dienstagmorgen wieder auf dem Festland ein. Aus dem dicht gedrängten Deck wurden hektisch die Autos heraus gewunken und wir kurvten Willie zügig vom Hafen weg auf die nächstgrößere Straße. Die als Risiko eingestuften Gebiete vergrößerten sich weiter, sodass wir nicht weiter über Umwege nachdachten, sondern gradewegs Richtung auf der Fähre gebuchter Unterkunft nördlich von Bergamo fuhren. Wir nahmen noch mit, was auf dem Weg lag. So hielten wir nur 35 Minuten nach Abfahrt aus Livorno bereits um 8:00 Uhr beim schiefen Turm in Pisa. Wir wurden mit einem Sonnenaufgang und fast leerem Platz um den Turm und die Kathedrale belohnt. Kurz zwei, drei Bilder gemacht, einen Cafe Latte geschlürft und schon waren wir nach nicht mal 45 Minuten wieder im Auto gen Norden unterwegs. Lotti hatte als fleißige Navigatorin bereits einen Frühstücksplatz am Wasser rausgesucht, wo wir, die Füße baumelnd, in der Morgensonne Tee und Brot mit Peanutbutter und Marmelade genießen konnten. Wir sogen die Sonnenstrahlen auf, wussten wir doch um die Wettervorhersage für die Südalpen und Dolomiten.

Unter bereits tiefhängenden Wolken kamen wir in Bergamo an. Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir die Altstadt, sahen mal wieder beeindruckende Kathedralen und Dome, kosteten leckerstes Eis und kauften Zutaten für einen privaten Aperol Spritz in der Unterkunft, die super ausgesucht war, sodass wir in der sauberen und modernen Wohnung eine heiße Dusche nehmen konnten.

Die Gastgeberin gab uns ausreichend Tipps für Ausflüge und Wanderung, den Rest suchten wir uns aus diversen Apps und Recherche. So suchten wir uns für den ersten Tag eine mittelschwere Wanderung zum gebrochenen Staudamm Gleno aus. Der Aufstieg fiel steiler und schwerer aus als erwartet, aber immer wieder mit großartiger Aussicht und alles bei strahlendem Sonnenschein und dem Alpenpanorama ringsherum. Hinter der 1923 zerstörten Staumauer befindet sich noch ein kleiner Bergsee, an dem wir eine kurze Rast machten, bevor wir dem Rundweg zurück zum Auto folgten, ständig Bilder von den Bergen machend. Nach knapp 3.5 Stunden waren wir zurück bei unserem tapferen Willie, der uns durch weitere Serpentinen zur Unterkunft brachte, nicht aber ohne an einer Pizzeria zu halten.

Auch am darauffolgenden Tag war eine Wanderung angesetzt. Wie uns aber beim Porridge auffiel, war der Startpunkt fast 2 Stunden Fahrt und mehr als nur ein Tal entfernt. So wurde schnell umgeplant und wir starteten direkt an der Unterkunft, den steilen Berghängen folgend bestiegen wir einen der umliegenden Berge. Wieder war es ein anstrengender, zwischendurch mehr als 30% ansteigender, Weg zu einer kleinen Kapelle auf dem Grat. Trotz des wolkenbehangenen Himmels hatten wir eine gute Aussicht in die Täler und benachbarten zum Teil schneebedeckten Berge. Der Rückweg war eine Herausforderung für sich. Der ursprünglich geplante Weg stellte sich als rutschiger, steiler Hang heraus, der mit einem Weg nichts gemein hatte, so nutzten wir Komoot um einen alternativen Pfad zu suchen und wurden mit weiterer toller Aussicht belohnt. Sowohl bergauf als auch bergab sammelten wir fleißig Esskastanien (Maroni) – einen ganzen Beutel voll. Insgesamt waren wir knapp 6 Stunden unterwegs und dementsprechend hungrig erreichten wir die Unterkunft, wo sich Lotti sofort um ein leckeres Risotto-Abendessen kümmerte. Später gab es noch geröstete Maroni mit einem deutlichen intensiveren Geschmack als die vom Weihnachtsmarkt, allerdings auch einer erheblichen Mühe die dünne, innenliegende Haut zu lösen.

Nun galt es weiterzuplanen. Die Wetteraussichten hatten sich nicht gebessert und wir entschieden auch weiterhin eine Unterkunft zu beziehen, diesmal in Südtirol, wo wir bereits das ein oder andere Wanderziel rausgesucht hatten. Die zukünftige Gastgeberin sendete uns eine nette Nachricht und erwähnte darin fast beiläufig, dass auch Südtirol ab dem Wochenende von Deutschland als Risikogebiet eingestuft sein würde. Wir berieten mal wieder und beschlossen nach langem hin und her und viel Recherche auf der sehr verwirrenden Website des RKI, dass es besser wäre kein Risiko mit der Einreise und Quarantänepflicht in Deutschland einzugehen. Dies bedeutete ein abruptes Ende unser Dachzelttour 2020. Bedröppelt stornierten wir die Unterkunft in Südtirol und planten unsere spontane Heimfahrt für bereits den kommenden Tag. So blieb uns für den Morgen nur das Packen unserer (deutlich mehr als) sieben Sachen und das Aufräumen der Unterkunft, bevor wir uns auf den Weg gen Grenze machten. Ein letzter Pizzastopp in Trient und ein letzter Espresso und am 23.10.2020 gegen 15 Uhr begannen wir den großen Teil unserer 9.5 stündigen Heimreise.

Das zu Hause erreichten wir schließlich mit kurzen Tankstopps, sowohl für Willie als auch für uns, problemlos 2 Uhr morgens am 24.10.2020. Wir griffen die nötigsten Sachen und fielen sofort ins Bett.

Am kommenden Tag ging das große Ausräumen und Sortieren los. Nun geht es daran, die restlichen zwei Urlaubswochen ordentlich zu nutzen.

Wir haben trotz des abrupten Endes den Urlaub und Italien sehr genossen, waren erfreut über das gute Wetter und Essen, Lotti konnte nach ihrem bisher vollen Jahr mal abschalten und sind natürlich stolz auf unseren Willie, der uns wieder zuverlässig über 4000km durch die Gegend getragen hat. Letztlich war nur ein Scheinwerfer kaputt! =) Wir hoffen auf das Gesund werden der Welt und damit einhergehende Reisefreiheit für das kommende Jahr. Mit neuem Urlaubssystem für Karsi und noch viel zu erkunden sind wir gespannt auf 2021. Bis dahin, bleibt alle gesund und munter.

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