Veröffentlicht: 24.03.2023
Mit dem Flieger ist es wirklich nur Katzensprung von 25 Minuten zwischen Pokhara und Kathmandu. Wir mussten kurz warten bis Kumar (unser Fahrer) uns am Flughafen einsammelte und trotz der Rücksprache am Vorabend bedurfte es noch ein paar Anrufe und etwas zusätzlicher Kommunikation, denn Kumar war sich nicht so ganz sicher, wie unsere geplante Stadtführung durch Kathmandu nun stattfinden sollte. Letztlich konnten wir alles klären und sammelten kurzerhand den lokalen Stadtführer Rajesh für die Tour ein. Der erste Stopp war die Swayambhu Stupa, auch Monkey Tempel (Affentempel) genannt. Der Name ist selbsterklärend, Monkey Tempel, nicht Swayambhu. Durch die umliegenden Bäume und natürlich vielen Leute, die die Affen füttern und ihren Müll liegen lassen, fühlen sich diese Tiere ziemlich wohl. Rajesh erklärte uns viel über die Geschichte der Stupa, die natürlich sehr religiös und für uns manchmal doch nicht ganz so einfach zu greifen war: das Kathmandu-Tal war ganz früher mit Wasser gefüllt, ein großer See mit einem Licht in der Mitte. Doch der See war zu groß, als dass jemand herausfinden konnte, um was für ein Licht es sich handelte. Schließlich kam ein Chinese mit Superkräften, zerschlug mit seinem Schwert einen Berg, sodass das Wasser abfließen und er nach der Ursache des Lichts schauen konnte. Da wo früher das Licht schien, baute man später die Stupa, die wir besichtigten. Wir machten unseren Weg die vielen Stufen zwischen den Menschen und den Affen hindurch zum eigentlichen Tempel, machten eine Runde um die Pagode und wurden von Rajesh in eine Malerschule geführt, wo uns die besondere Art der Thankpa-Malerei erklärt wurde. Bevor wir wieder ins Auto stiegen wollten wir unser Glück zu steigern, indem wir versuchten Münzen in einen Eimer in der Mitte eines Brunnens zu befördern, leider auch da schon glücklos.
Weiter ging es zum Durbar Square mit seinen vielen Tempeln und dem ehemaligen Königspalast. Auch dieser Ort war natürlich voller Menschen, jedoch mit weniger Roller und Autos und die Leute nahmen Rücksicht aufeinander. Die unterschiedlichen Tempel zeigen die Abbilder unterschiedlicher Götter und immer wieder hielten Menschen an für ein kurzes Gebet oder die so typischen religiösen Gesten (Hand zum Gott oder Tempel und anschließend an die Stirn). Wir schlenderten über den Platz der noch immer Spuren des großen Erdbebens 2015 zeigte - das Erdbeben, was auch das Langtang Tal einschließlich Einwohner verschüttete. Vieles wurde restauriert oder gänzlich neu aufgebaut, doch an unzähligen Gebäuden sieht man die Stützstreben und Risse in der Fasade. Wir versuchten mit Rajesh’s Erzählungen über die Gottheiten und ihre Geschichte mitzuhalten, konnten uns aber besonders die schwierigen Namen und unterschiedlichen Aufgaben und Erscheinungsformen nicht ganz merken. Das lag leider auch etwas an der etwas hektischen Erzählform in einem manchmal etwas geholperten Englisch. Rajesh gab sich aber Mühe und wir waren für jeden Input dankbar, während wir die Tempel und Gebäude mit ihren Holzverzierungen bestaunten. Wir gingen sehr zügig durch die Ausstellung über die Geschichte Nepals und verließen nach nur ein paar Minuten den Palast. Auf dem Weg zurück zum Auto verhalf und Rajesh wieder mal zu etwas Streetfood (Essen aus einem kleinen Wagen am Straßenrand). Vor unseren Augen bereitete die Dame eine Füllung für die Reisbällchen vor. Die Speise war gut (scharf) gewürzt, schmeckte aber lecker. Bisher waren wir ja von allen möglichen Nebenwirkungen vom Essen verschont geblieben und wollten es auch jetzt nicht riskieren, so beließen wir es bei zwei Happen pro Nase und machten uns auf den Weg zum Pashupatinath Tempel. Diese Anlage ist ziemlich groß, mitten in Kathmandu, besteht aus mehreren Tempeln und liegt mitten am Bagmati-Fluss. Im Buddhismus werden die Menschen nach dem Tod verbrannt und, wie Rajesh uns erklärte, ist es ein zeremonieller Prozess mit vielen Schritten. Das besondere dabei ist das öffentliche Verbrennen der Leichen am Ufer des Flusses, so wie es auch durchgeführt wurde, während wir am Ufer standen. Die Asche wird anschließend in den Fluss gespült. Europäer gehen ja auch recht normal mit dem Tod um, aber dieses öffentliche Ritual zu sehen war schon etwas Anderes. Aus dem Rauch raus machten wir unseren Weg wieder einmal einige Stufen nach oben zum gegenüberliegenden Ausgang aus der Anlage. Nur 5 Minuten Fahrt entfernt befand sich unsere letzte Station, es war mittlerweile 18:30 Uhr. Wir erreichten die Boudhanath Stupa, Nepals größte Stupa und ein Pilgerort für Menschen aus Tibet und Buddhisten aus der ganzen Welt. Auf Grund der Uhrzeit mussten wir keinen Eintritt mehr zahlen und schlossen uns direkt dem Strom von Menschen an, der sich im Uhrzeigersinn um das Gebäude bewegte und dabei die in der Mauer eingelassenen Gebetsräder drehte. Unser Guide gab uns noch etwas Input und bot uns an noch ein gutes Restaurant zu empfehlen, was wir dankend ablehnten. Wir waren zu lange auf den Beinen und freuten uns darauf endlich im Hotel einchecken und nur eine Kleinigkeit essen zu können. Gesagt getan, im Zimmer im uns bekannten Hotel im Stadtteil Thamel etwas frisch gemacht und schon waren wir auf dem Weg in ein naheliegendes Restaurant zum Abendessen. Der Hauptgang war nicht großartig, aber sollte jemand die Chance haben Crunchy Corn (Mais mit Gewürzen geröstet) zu essen, sollte er sie auf jeden Fall nutzen.
Wieder hatten wir einen frühen Wecker gestellt und standen für unseren zweiten Anlauf für den Rundflug entlang des Himalaya kurz nach 04 Uhr auf. Wir hatten uns am Vorabend noch ein kleines Lunchpaket aus Croissants und Keksen zusammen gestellt. Kurze Stipvisite im Bad, den Essenbeutel gegriffen und schon brachte uns der super verlässliche Kumar wieder zum Flughafen. Wir stellten zwar fest, dass wir in den letzten 4 Tagen unseres Urlaubs deutlich zu viel Zeit an Flughäfen verbrachten, waren aber natürlich total aufgeregt und freuten uns auf den Rundflug. Diesmal ging alles etwas zügiger als beim ersten Anlauf und schon nach kurzer Wartezeit saßen wir in der ersten Reihe im Flieger, die Triebwerke wurden gestartet und wir hoben ab. Schon nach wenigen Minuten waren die ersten schneebedeckten Gipfel zu sehen und wir fingen an zu staunen, zu versuchen auf der Karte nachzuvollziehen welche Berge wir da wohl vor uns hatten und Bilder zu machen. Jeder hatte einen Fensterplatz, der Gangplatz blieb frei. Die Berge waren erst auf Lottis Seite links in Flugrichtung zu sehen und Karsi rutschte wie alle im Flieger sofort mit rüber. Die Sicht wurde immer besser, die Gipfel höher und das Kabinenpersonal kam regelmäßig durch die Kabine um uns auf der Karte zu zeigen, welche Berge wir grade vor uns hatten. Nach ca 15 Minuten kam dann auch der Mt Everest mit seinen 8848m klar ins Sichtfeld und wir bestaunten den schneeumwehten, dreieckigen Gipfel. Kurz darauf machte der Flieger eine Kehrtwende und alle an Bord wechselten für den Rückflug auf die rechte Seite (welche sogar etwas sauberere Fenster hatte). Noch einmal sahen wir die beeindruckende Bergkette vorbeiziehen, versuchten wieder die Berge zuzuordnen und genossen neben einigen Bildern den imposanten Anblick. Nach 45 Minuten ließen wir die Berge hinter uns und setzten wir zum Sinkflug nach Kathmandu an. Eigentlich ging es viel zu schnell, doch wir waren uns einig, dass die Sicht sowohl den Preis, als auch das zweifache frühe Aufstehen wert war.
Für den Nachmittag hatten wir einen Ausflug nach Bhaktapur, der drittgrößten Stadt Nepals und einer von drei Städten im Kathmandu-Tal geplant. Die ca 20km Fahrt konnte man entweder mit dem Taxi für ca 1500-2000 nepalesische Rupien (NPR)(12-15€) oder aber etwas aufregender für 100 NPR (80ct) mit dem öffentlichen Bus in Angriff nehmen. Da wir schon viel mit Taxi unterwegs waren, den Urlaub schon recht viel Geld ausgegeben hatten und uns langsam sicherer im Umgang mit dem Land fühlten entschieden wir uns für den Bus. Kumar hatte uns am Vorabend gute Tipps gegeben, die wir nun genau befolgten. In den lokalen Bussen gibt es einen Fahrer und einen Kontrolleur, der das Geld kassiert und eigentlich durchgängig aus dem fahrenden Bus ruft, wohin dieser fährt. Für uns natürlich nur schwer zu verstehen und das Schild vorn in der Scheibe ist nur in Devangari, der indischen Schrift, geschrieben. Doch die Einheimischen sind so hilfsbereit, dass wir innerhalb weniger Minuten ziemlich unkompliziert im Bus nach Bhaktapur saßen. Wir waren stolz auf uns und freuten uns über diesen Erfolg. Trotz allem lief das GPS immer mit, damit wir den Halt (so richtig gibt es sowas eh nur an den großen Bushaltestellen) nicht verpassten. Doch auch unser Schaffner passte auf und gab uns rechtzeitig ein Signal. Dankend verließen wir nach 40 Minuten direkt am Tor zur Altstadt den Bus, kauften das Ticket für die Stadt, dessen Erlös dem Erhalt und Wiederaufbau zugute kommt, und fingen bereit 08:45 Uhr an die Straßen zu erkunden. Zu dieser Uhrzeit waren die meisten der Geschäfte, für die Bhaktapur so bekannt ist, noch geschlossen. Wir genossen die leeren und recht ruhigen Straßen und fingen an mit Hilfe von Sightseeing-Texten aus dem Internet uns die Tempel und großen Plätze anzuschauen. Bhaktapur hat vier große Plätze mit alten Tempeln, alles ist wieder sehr religiös, und war einst die Hauptstadt Nepals, bevor es von Kathmandu abgelöst wurde. Die newarisch Bevölkerung hält sich immer noch ans Töpfern, Kleider herstellen und serviert in den engen Gassen typische Mahlzeiten, die auch wir kosten mussten. So sahen wir nicht nur viele Tempel in den sich zügig mit Menschen füllenden Gassen, sondern kosteten den bekannten Juju Dhau (ein lokaler „Königsquark“ - lecker), probierten Lakhamari (ein kreisförmiger harter Keks mit Zuckerguss, typisch für Festlichkeiten - lecker), Yomaris (ein Nachtisch aus Kondensmilch ummantelt mit Reisteig - sehr gewöhnungsbedürftig), Bara-Wo (ein Linsenpfannkuchen mit Ei oder Fleisch - lecker)! Außerdem fanden wir ein kleines Fenster, aus dem frisch gemachte, noch heiße, sehr leckere Donuts (auf Wunsch mit der Cremefüllung) verkauft wurden und konnten natürlich nicht widerstehen!
Gegen 14 Uhr wurden die Straßen recht voll, die Sonne war ordentlich warm und wir hatten die wichtigsten Ecken gesehen, so dass wir uns auf den Weg zu einer anderen Bushaltestelle machten und für diesmal insgesamt 70NPR (ca 55ct) zurück nach Kathmandu fuhren. Nicht ohne vorher mit dem voll besetzten Bus tanken zu fahren - die Warteschlange insbesondere der Roller war erschreckend. Auf dem Weg von der Haltestelle in Kathmandu zum Hotel bummelten wir nochmal vorbei an Ständen, durch kleine Läden, holten die letzten Souvenirs und entschieden uns ein uns bekanntes Lokal zum Abendessen anzusteuern, schließlich hatte Lotti die mit Schokolade gefüllten Momos noch nicht probiert. Also gab es abends die leckeren Teigtaschen, bevor wir im Hotel unsere Taschen und Koffer sortierten um am kommenden Morgen nicht zu sehr in den Abreisestress zu verfallen.
Wir wachten kurz vor dem Wecker auf, hatten noch mal leckeres Frühstück im Thamel Park Hotel, schlenderten kurz zum Beine vertreten durch die Gassen und trafen Dil, unsere Kontaktperson der Reisefirma, die die meisten Aktivitäten für uns organisiert hatte. Kumar fuhr uns ein letztes Mal zum Flughafen, leider auf Grund der Check Out - Zeit des Hotels etwas zeitig, aber so konnten wir noch zwei Stunden in der Lounge am Flughafen genießen, Postkarten schreiben und Mittagessen. Wir stiegen in unseren Flieger nach Delhi, genossen das Premium-Essen und waren überrascht über die Schnelligkeit der Einreise. Doch zu früh gefreut: auf dem Flug hatte Karsis eingecheckter Koffer Schaden genommen, einer der Henkel war abgerissen und die Reklamation dauerte leider viel Zeit. Etwas genervt wimmelten wir vor dem Terminalgebäude die aufdringlichen Taxifahrer ab und machten uns auf den Weg zur U-Bahn. Nach unseren Busfahrten in Nepal konnte doch die eine Station mit der indischen Metro zum Flughafenhotel nicht so schlimm sein. Kein Plot Twist, war sie auch nicht. Nach nur 5 Minuten U-Bahn und 10 Minuten Fußweg konnten wir einchecken und unser Zimmer beziehen. Bevor wir uns für eine weitere kurze Nacht hinlegten reparierte Lotti mit ihrem Notfallset doch recht gekonnt das Loch in Karsis Tasche (die Henkel schnitten wir einfach ab).
Wieder klingelte der Wecker um 04 Uhr. Nach einer schnellen Dusche checkten wir problemlos aus, bestellten uns mit Uber ein Taxi zum Flughafen, dass uns umgerechnet 2,50€ kostete und machten uns auf die Odyssee vom Check-In zur Ausreise, durch die Sicherheit und nach einem kurzen Aufenthalt in der Lounge mit Frühstück zum Boarding für den Flug nach Helsinki.
Nach knapp 8.5Std und mehreren Filmen landeten wir sicher mit leichter Verspätung in Finnland und verbrachten die Zeit bis zum Flug nach Berlin mit Tee und heißer Schokolade im Moomin-Café. Nun geht es zur letzten Etappe zurück in die Heimat.