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Mountain-Overdose in Huaraz

Veröffentlicht: 11.10.2022

Wir fahren von Meereshöhe direkt in die auf 3000 Höhenmetern liegende Stadt Huaraz und schon der Weg dorthin ist von spektakulären Ausblicken geprägt. Kurz bevor wir in der Stadt ankommen geht die Sonne hinter den Bergen unter und färbt den Himmel in den schönsten Tönen. Was für ein wunderbarer Empfang!


Um uns an die Höhe zu gewöhnen, schlagen uns die Besitzer unseres kleinen Hotels für morgen zunächst eine Tour zur Laguna Wilcacocha vor. Gesagt, getan. Mit dem kleinen Collectivo-Minivan (das öffentliche Verkehrsmittel hier) geht es zum Ausgangspunkt der Wanderung, 15 Minuten entfernt von Huaraz. Uns stehen ca. 600 Höhenmeter bis auf knapp 3800 Meter und 9km Weg bevor. Die Sonne brennt, die Wege sind staubig und es riecht nach Eukalyptus, der hier kräftig gedeiht. Als wir an der Lagune ankommen, bietet sich uns ein super Panorama über die umliegenden Berge - und das sind viele! Auf der einen Seite des Tals erstreckt sich die Cordillera Negra (frei von Schnee und Eis) und auf der anderen die Cordillera Blanca (hunderte schneebedeckte Gipfel). 

Panorama der Cordillera Blanca

Die Lagune selbst ist eher ein kleiner Tümpel, aber für die Aussicht hat sich der Aufstieg auf jeden Fall gelohnt. Außer uns, den Bauern und ein paar süßen Hunden findet kaum einer den Weg hierher. Doch eine Peruanerin macht übermotiviert hunderte Fotos von und mit uns und lässt sich auch auf dem Rückweg nicht abschütteln. Sie zeigt uns einen anderen Abstieg, der jedoch wesentlich schwieriger ist, und erklärt uns einiges zur örtlichen Flora und Fauna. Trotz zunehmendem Wind bleiben wir gerade noch vom Regen verschont und springen in den Kleinbus zurück nach Huaraz. 

Dort treffen wir wieder Lucas zum Abendessen und auch Tanja und Robert aus Deutschland, die wir auf der Fahrt nach Huaraz kennen gelernt haben, schließen sich uns an.


Am 5.10.22 steht eine organisierte Tour zur Laguna Parón an. Wir wollen uns Stück für Stück akklimatisieren und dafür eignet sich der größte See der Cordillera Blanca perfekt. Die Laguna liegt auf 4200 Metern und man kann innerhalb von drei Stunden mit dem Bus direkt dort hin gelangen (also auch was für Lauffaule). Mit der Höhe kommen wir inzwischen schon gut klar und steigen in ca. 25 Minuten auf 4400 Meter auf. Von dort genießen wir den fantastischen Blick über türkisblaues Wasser und wunderschöne schneebedeckte Berge, sowie auf das steile Tal, durch das wir gekommen sind. 

Laguna Parón

Unten am Ufer der Lagune, kann man sich für umgerechnet 5€ ein Ruderboot mieten und auf den See hinaus paddeln, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Das mit dem Wind haben wir und unsere Drohne uns allerdings anders vorgestellt… Es ist äußerst schwierig, die Drohne wieder im Boot zu landen (2 Propeller müssen dran glauben) und gegen den Wind zurückzupaddeln. Mit leichter Verspätung erreichen wir den Bus und fahren schließlich zurück.

Unfassbares Blau!

Jetzt halten wir uns für genug vorbereitet um das nächste Highlight zu erwandern: die Laguna 69. Früh morgens um 5 Uhr werden wir von unserem neuen Hostel, in das wir am Vorabend gewechselt haben, abgeholt. Auch Tanja und Robert sind mit von der Partie. Auf dem erneut recht langen Hinweg von drei Stunden halten wir kurz zum Frühstück mitten im Nirgendwo und dann nochmal an der Laguna Llanganuco. Alle springen aus dem Bus um ein Foto vor dem See, der aussieht als ob jemand Eisbonbons in ihm aufgelöst hätte, zu machen. 

Eine Lagune schöner als die andere - Laguna Llanganuco

Dann geht es auf schmalen Straßen noch ein Stück weiter zum Start der Wanderung zur Laguna 69. Die 14km-Wanderung ist eine der schönsten, die wir je gemacht haben! Zunächst laufen wir durch ein idyllisches Tal an einem glasklaren Fluss entlang, rechts von uns der höchste Berg Perus, der Huascarán mit 6768m, und links von uns hohe Wasserfälle, die in den Fluss münden. Es ist sonnig, die Laune gut, der Weg trocken und die Bedingungen perfekt. Kurve um Kurve schrauben wir uns mit einigen anderen Leuten den Berg hinauf und genießen jede Sekunde in dieser wunderschönen Kulisse. 

Vor dem Huascarán

Mit der Laguna 69 auf 4600m erwartet uns eine weitere unglaublich blaue Lagune inmitten hoher Berge und viel grauem Geröll. Tolle Kontraste, die wir mit der Drohne einfangen wollen - doch leider hebt sich die graue Drohne nicht von der Umgebung ab, wir verlieren sie aus dem Blickfeld und das Unvermeidbare tritt ein… sie crasht irgendwo in einen riesigen grauen Geröllberg. Die von Carsten eingeleitete Rettungsmission muss wegen Absturzgefahr schließlich abgebrochen werden und unsere liebe kleine Drohne bleibt nun für immer im Drohnenhimmel der Cordillera Blanca. Wir werden dich vermissen! Gefrustet geht es auf den Rückweg und der bis dahin perfekte Tag ist etwas getrübt.

Die atemberaubende Laguna 69

Jetzt steht erst mal ein Tag Pause vom Wandern an. Wir nutzen den Tag um nach Hause zu telefonieren, ein Interview mit einer Sprachschule für Spanisch zu führen, lecker Mittag zu essen und uns Gedanken zu unserer morgigen Wanderung zu machen.


Nach ewigem hin und her entscheiden wir uns den Nevado Mateo zu wagen. Um die besten Chancen für gutes Wetter zu haben werden wir schon um 3 Uhr morgens abgeholt, um schon bei Sonnenaufgang die Wanderung zu beginnen. Wir sind allerdings zu aufgeregt, um schlafen zu können und so starten wir die Wanderung sehr unausgeruht. Nicht die besten Voraussetzungen, um unseren ersten 5000er zu erklimmen. 

Auf der Fahrt werden die weißen Berge in die schönsten ersten Sonnenstrahlen getaucht, doch als wir ankommen ist alles in dichten Nebel gehüllt. Wir befinden uns am zweithöchsten Tunnel der Welt, dem Túnel Punta Olímpica. 

Sonnenaufgang am Huascarán

Ohne Frühstück und in dieser Höhe (Start: 4700m) macht Tinas Kreislauf erst mal schlapp, aber der Wille ist stärker und jetzt sind wir schließlich schon da, also ziehen wir das auch durch. Wir werden erst mal mit dem Equipment, das gestern an uns angepasst wurde, ausgestattet: wasserdichte schwere Wanderschuhe, wasserdichte Hosen, Helme, Eispickel, Steigeisen und Klettergeschirr. Zum Glück greift unsere Dreiergruppe zusammen mit Robert einen englischsprachigen und erfahrenen Guide ab. Der hat mit uns allerdings von Anfang an alle Hände voll zu tun, denn es geht direkt über steile und steinige Pfade, halb kletternd, bis an die Grenze des Gletschers auf 5000m. Schon nach kurzer Zeit beginnt es zu schneien; so viel zum Thema gutes Wetter wenn man nur früh genug aufsteht… 

Start der Wanderung auf den Nevado Mateo

Am Fuß des Gletschers angekommen, ziehen wir uns die Steigeisen über und sichern uns mit einem Seil in einer Reihe am Guide. Eigentlich ist es jetzt nicht mehr weit, aber der verschneite Gletscher ist rutschig und die steilen Passagen gefährlich. Als Tina weder mit den Füßen, noch mit dem Eispickel im frischen Schnee halt findet, gerät sie in Panik. Einige Beruhigungsversuche und Überwindung später schafft sie es trotzdem über das steil abfallende Stück und wir sind nur noch wenige Meter vom Gipfel entfernt. Oben angekommen ist die Erleichterung groß, auch wenn man leider absolut gar nichts sieht - wir haben es geschafft, das ist im Moment alles was zählt! 

Yes! Wir sind oben angekommen!

Beim Abstieg rutschen wir Stück für Stück mehr oder weniger kontrolliert den Schnee hinunter, bis wir wieder am schwierigen Teil ankommen. Mit zusätzlichen Verankerungen und Karabinern im Eis seilen wir uns Meter für Meter entlang des Gletschers seitlich ab. Doch Tina verliert wieder den Halt und hängt schließlich nur noch an einem Arm an ihrem Eispickel… Diese Situation kostet sie ihre letzte Kraft. Auf Carstens anderer Seite verliert Robert auch noch eins seiner Steigeisen und rutscht den Berg weiter hinunter. Carsten behält in der Mitte irgendwie die Nerven und mit Hilfe des Guides werden wir alle doch noch sicher zum Ende des Gletschers geleitet. Kaum mehr Kraftreserven, schleppen wir uns im Schneckentempo den Weg weiter nach unten. Immerhin klart das Wetter etwas auf und schenkt uns den Blick ins Tal und zum Ziel; den Minibussen. Vollkommen erschöpft kommen wir als Letzte dort an. Für ein Sieger-Foto bringen wir nochmal ein Lächeln auf, bevor wir auf der Rückfahrt einschlafen… 

Der Gipfel zeigt sich kaum, aber wir waren da!

Unsere Bilanz: Nie mehr Nevado Mateo (zumindest nicht bei schlechtem Wetter), aber wir sind unglaublich stolz es auf 5150m geschafft zu haben!!! Wir belohnen uns abends noch mit einer leckeren Ramen-Suppe und fallen selig ins Bett.

Jetzt reicht es aber erst mal mit dieser Überdosis Berge… Es heißt Abschied nehmen von der höchsten tropischen Gebirgskette der Welt, von der wir ausnahmslos beeindruckt sind. Bitte nachmachen ;)

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