of Coors we travel
of Coors we travel
vakantio.de/turnschuhcouple

Boliviens Weinoase Tarija und das rote Tupiza

Veröffentlicht: 18.12.2022

Wieder mal eine Nachtbusfahrt hinter uns gebracht, wieder im Hostel den Schlaf nachgeholt, wieder einen Platz für ein spätes Frühstück gesucht. So langsam haben wir Routine in diesen Dingen.

Wir schlendern gemütlich durch Tarija, die Hauptstadt des bolivianischen Weins, und bekommen einen ersten Eindruck. Was uns besonders auffällt ist, dass es hier relativ sauber ist und wenig Müll herumliegt. Ansonsten ist es auf den ersten Blick eine typische südamerikanische Stadt, mit einem schön gestalteten Plaza de Armas, obwohl es in Tarija mit dem Plaza Sucre auch noch einen zweiten großen Platz gibt. Um beide Stadtplätze herum liegen schöne Restaurants, Cafés und kleine Läden. Als wir gerade zum Mercado Negro laufen, bei dem es haufenweise gefälschte Klamotten gibt, werden wir plötzlich auf Deutsch angesprochen. Yamil kommt aus Tarija und hat vor kurzem einen 10-monatigen Schulaustausch nach Deutschland gemacht. Er möchte uns gerne die Stadt und die Umgebung zeigen uns so verabreden wir uns für den nächsten Nachmittag zu einem kleinen Ausflug. Morgens wollen wir nämlich eine Tour zu den verschiedenen Weingütern machen - natürlich inklusive Weinverkostung.

Plaza de Armas Tarija

Nach einem kleinen Frühstück im Hostel werden wir also abgeholt und fahren mit einer großen Gruppe Frauen aus Cochabamba, zwei Männern aus Santa Cruz und einer Französin zu den verschiedenen Weingütern. Zuerst besichtigen wir das Weingut Kuhlmann, das von einem Deutschen gegründet wurde. Wir bekommen eine Führung durch den Weinkeller und die Kelterei und dort entdecken wir doch tatsächlich große Destilliergeräte mit der Aufschrift Markdorf - Bodensee! Da kommen Heimatgefühle auf! Die Leute hier wissen wohl was gut ist… und tatsächlich haben einige Produkte von hier auch schon internationale Preise gewonnen. Von der Qualität wollen wir uns natürlich selbst überzeugen und so bekommen wir morgens um halb 10 unseren ersten Drink serviert. Einen Chuflay der aus Singani (Weinbrand) und Ginger Ale gemacht wird. Na dann Prost!

Singani - Chuflay

Weiter geht’s zum Casa Vieja. Hier werden in kleinen Stückzahlen Weine hergestellt. Als wir sie probieren stellen wir fest: einer süßer als der andere, was voll und ganz dem Geschmack unserer Begleiterinnen aus Cochabamba entspricht. Man hat hier eine große Auswahl an Weinen und sie sollen alle probiert werden… die Stimmung wird also langsam besser! Hinzu kommen zahlreiche Trinksprüche, die alle mit Arro, arro, arro (heißt wohl so etwas wie Ding, Ding, Ding…) beginnen und dann irgendein Wortspiel beinhalten, welches für Nicht-Muttersprachler wie uns nicht zu verstehen ist. Freundlicherweise übersetzt uns einer der Männer aus Santa Cruz ein paar davon ins Englische und so können auch wir manchmal mitlachen. Und der Wein tut sein Übriges…

Die letzte Station der Weintour führt uns zum Weingut Juan Diablo. Auch hier gibt es einen schönen Weinkeller und eine große Produktion. Wir verkosten die Weine zusammen mit etwas Käse, Wurst und Oliven und sind eigentlich einfach nur froh endlich etwas in den Magen zu bekommen, das den vielen Wein irgendwie aufsaugt. Die verkosteten Weine hier sind nicht mehr ganz so süß, für europäische Verhältnisse aber immer noch zu süß. Bevor ihr jetzt denkt in Bolivien gibt es nur süße Weine, das stimmt so nicht. Auch viele Bolivianer mögen lieber trockenere Weine und empfehlen z.B. das Weingut Aranjuez, das wir auch schon aus anderen Restaurants kennen.

Unsere Bilanz des Vormittags: 3 Weingüter, 13 Weine, 3 Singani und ordentlich lustig drauf ;)

Deshalb legen wir erst mal einen Mittagsschlaf ein, bevor wir uns mit Yamil treffen.

Wieder halbwegs nüchtern treffen wir Yamil, seinen Vater und seine kleine Schwester. Im großen Auto, welches sie sonst für die vielen Fahrten zu Auswärtsspielen nutzen (Yamil und sein Bruder spielen Basketball) fahren wir nach San Jacinto, einem Staudamm inklusive schönem Stausee, der aber laut Yamils Vater noch nie zuvor so wenig Wasser hatte wie momentan. Ja, die Regenzeit lässt dieses Jahr ganz schön auf sich warten! Gut für uns, aber schlecht für die Bevölkerung.

Am Staudamm von San Jacinto mit Yamil und seiner Familie

Anschließend fahren wir nach San Lorenzo. Das kleine Dorf, das im Kolonialstil erbaut wurde, ist laut Yamil vor allem dafür bekannt, dass aus unerfindlichen Gründen überdurchschnittlich viele Menschen hier rote Haare haben. Außerdem werden wir hier von Yamils Vater dazu eingeladen, alle süßen Spezialitäten der lokalen Bäckereien und Marktstände zu probieren. Einige davon waren wirklich lecker, andere einfach nur süß, aber wie sollen wir das alles nur essen?! Am Ende treten wir mit allerhand süßen Leckereien in den Händen den Rückweg an. Danke für einen wunderschönen Nachmittag, Yamil!

Am Abend kommt dann der lang ersehnte Regen - aber wie! Zwischenzeitlich müssen wir darum bangen, ob unser Hostel nicht absäuft, aber zum Glück bleibt unser Zimmer trotz Sturm und Hagel trocken.

Zum Frühstück verspeisen wir eine Art bolivianischen Pfannkuchen, von denen uns Yamils Vater ungefähr 10 Stück gekauft hat, und schon steht unser Tourguide für den heutigen Tag vor uns. Mit ihm wollen wir heute zu dritt zu einem Wasserfall wandern. Auf dieser sehr individuellen Tour haben wir den Eindruck, eher mit einem Freund einen schönen Tag zu verbringen, statt dem üblichen Gehetze und der Touristen-Abfertigung. Luis fährt mit uns zunächst auf‘s Land, wo wir den Jeep abstellen und loswandern. Direkt zu Beginn begegnet uns gleich ein äußerst schöner Kolibri, was hier anscheinend immer bedeutet, dass es ein guter Tag wird. Wir laufen weiter in den Canyon hinein und um uns herum ist eine wunderbare friedliche Stille, die nur von Vogelgezwitscher durchbrochen wird. Auf dem Weg zeigt uns Luis, wo die Kondore wohnen, die er hier schon oft beobachten konnte, und tatsächlich begegnen uns auch zwei, die gemütlich ihre Kreise ziehen. Am Ende des Canyons wartet der schöne, ca. 20 Meter hohe Wasserfall Marquiri auf uns und wir klettern ihm ein wenig umständlich entgegen. Die letzten Meter waten wir durchs eiskalte Wasser und lassen den Blick über den glitzernden Wasserfall schweifen. Die Zeit ist perfekt, denn die Sonne erreicht die Felsspalte nur für ungefähr 15 Minuten pro Tag und wir sind gerade mittendrin! Nachdem die Füße wieder trocken sind, laufen wir gemütlich zum Auto zurück.

Marquiri Wasserfall

Der Magen fängt langsam an zu Knurren und die Mittagszeit ist längst durch und so schlägt uns Luis vor, noch eine Spezialität des Landes zu probieren: Sopa de Mani. In der Markthalle haben wir Glück und können diese Suppe aus frischen Erdnüssen, Gemüse, Fleisch, Nudeln und Kartoffeln essen. Danach leistet uns der Guide beim Fußballspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Costa Rica noch Gesellschaft, doch wie die Sache geendet hat wissen wir ja… Immerhin schauen wir das Spiel in einer Bar, die uns für jedes Tor der favorisierten Mannschaft ein kostenloses Bier serviert. Damit ist das Ergebnis von 4:2 doch ganz nett ;)

Am Abend stolpern wir schon wieder Kristine und Mads aus Dänemark über den Weg und beschließen uns für die bald anstehende Tour durch die berühmte Salzwüste zusammenzutun.

Auch am nächsten Morgen nehmen wir den gleichen Bus wie die beiden nach Tupiza. Dies soll der Ausgangspunkt für die Tour sein. Doch der Weg dorthin mit einem der klapprigsten Busse, die wir je hatten, ist absolut kein Spaß. Es geht über schwindelerregende Pässe, kurvige Straßen, durch Nebel, Regen und Hagel bis wir endlich schweißgebadet unser Ziel erreichen. Heute passiert besser nicht mehr viel.

Der eine Tag Puffer vor dem großen Highlight will dann aber noch gut genutzt sein und so treffen wir die beiden anderen zu einer Wanderung durch die fantastische rote Felslandschaft in der Umgebung Tupizas. Direkt vom Dorf aus startet die Wanderung zu den Felsformationen Cañon del Duende, Puerta del Diablo, Canyon del Inca und Piedras Machos. Aber erst mal geht es in der Mittagshitze staubige Straßen entlang und an unendlich viel Müll vorbei. Die Plastiktüten, die an dieser Mülldeponie abgeladen wurden, fliegen leider überall durch die Gegend. Schnell gehen wir weiter und erreichen irgendwann den Cañon del Duende mit seinen zwei steilen Felswänden die wie ein Tor den Eingang des Canyons markieren. Hier gibt es wirklich ausschließlich Pflanzen mit spitzen Stacheln. Den Boden bedecken kleine Kakteen mit langen Stacheln, überall lauern dornige Büsche und eine andere Sorte hochgewachsener Kakteen mit hübschen Blüten. Wir laufen ein bisschen in den Canyon hinein, bis es zu schmal wird. Also beschließen wir wieder zurück zu gehen um zu den anderen Sehenswürdigkeiten zu kommen. Durch die Puerta del Diablo hindurch kommt man zum zweiten Canyon, dem Canyon del Inca. Außerdem entdeckt man in den Felsen wenn man will die „Machos“ unterhalb der Gürtellinie… Ansonsten haben wir langsam genug rote Steine gesehen, aber wir treffen ganz am Ende des Canyons zufällig noch Piotr und Izabella aus Polen wieder und verabreden uns mit ihnen zum Abendessen. Nach insgesamt gut 18 Kilometern in der Hitze ohne viel Schatten sind wir tatsächlich aber ganz froh, als die Wanderung vorbei ist und wir wieder Tupiza erreichen.

Nach dem Abendessen wird gepackt, dann morgen geht es früh los in die wohl bekannteste Gegend Boliviens: die Salzwüste Salar de Uyuni

Antworten

Bolivien
Reiseberichte Bolivien
#tarija#tupiza#bolivien#wein#roteberge#staudamm#sanjacinto#sanlorenzo#südamerika#southamerica#latinamerica#weintour#weinprobe#puertadeldiablo#locals#cañondeleuende#sightseeing#redrocks