Traveling44 - Für 4 Monate durch Südostasien
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Zug fahren in Myanmar - Vom Inle Lake nach Mandalay

Veröffentlicht: 20.12.2018

Nachdem wir auf der Dachterrasse unseres Hotels Omlette bzw. eine Mohinga gegessen haben, machen wir uns frisch gestärkt auf den Weg zum Bahnhof in Shwe Nyaung, ca. 10km nördlich von Nyaung Shwe. Bei der Namensvergabe waren richtig kreative Köpfe am Werk. Unser Ziel ist Mandalay, aber da es keine direkte Verbindung gibt, kaufen wir erstmal zwei Tickets in der Upper Class nach Thazi. Eins kann ich schonmal vorweg nehmen: Für diese knapp 150 km braucht die Bahn 11 Stunden. Und das ist die planmäßige Fahrtzeit. 

Und das ist das flotte Gerät
Und das ist das andere flotte Gerät ;-)

Wir haben schon viel über das Bahn fahren in Myanmar gehört, über die unglaublich langsame und schaukelige Reise auf den schmalen Schienen, die zu Zeiten der britischen Kolonialzeit gebaut wurden. Entweder findet man es ganz furchtbar und sieht es als Zeitverschwendung an, oder man findet es charmant. Da wir uns auf so eine lange Fahrt machen, gehören wir wohl zu der zweiten Gruppe. Und das ist es wirklich! Wir sitzen auf alten weichen Sitzen am offenen Fenster und tuckern gemütlich durchs Land. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 20-25 km/h und man fühlt sich wie auf einem Boot, weil der Zug im Takt von links nach rechts schwankt. Links, rechts, links, rechts. Das Geschaukel wirkt zum Glück eher einschläfernd als dass es Seekrankheit in mir hervorruft. 

Upper Class


Der Zug füllt sich immer mehr. Mit ganzen Familien, die mit Sack und Pack durchs Land zu fahren scheinen. Immer mehr Koffer, Kisten, Säcke, Tüten werden durch die Fenster in den Waggon gereicht und kurzerhand auch in unserem Fußraum verstaut. Da sind wir erstmal nicht so begeistert von, aber man gibt uns zu verstehen, dass der Krempel nicht die ganze Zeit mitfährt. Um uns zu besänftigen werden wir an dem mitgebrachten Essen beteiligt. Die Leute haben sich nämlich sehr gut versorgt! Körbe voll mit Essen. Reis, gebratenes Fleisch, Currys, Obst. Sieht sehr gut aus und wir sind happy, dass wir auch ein bisschen Fleisch und Mandarinen abstauben können :-) Natürlich gilt der Zug nicht als voll, als die Sitzplätze belegt sind. In den Gängen ist ja noch jede Menge Platz für Mensch und Gepäck. Das macht es umso abenteuerlicher, wenn man während der schaukeligen Fahrt mal auf Toilette muss. Auf Toilette hat man dann auch ungehinderten Blick auf die vorbeischleichenden Schienen.
Das Treiben im Zug an sich ist schon total spannend und ich komme gar nicht dazu, mich mit meinen mitgebrachten Unterhaltungsmöglichkeiten zu beschäftigen. Dazu kommt noch, dass wir durch schönste Landschaften fahren. Felder, auf denen man die Farmer und Tiere beobachten kann, Dörfer, in denen die Kinder winkend und hüpfend an den Schienen stehen, dichte Wälder und Berge mit tollen Ausblicken. 

Feldarbeiter bei der Mittagspause
Die Aussicht in den Bergen


Was ich persönlich aber am faszinierendsten finde, sind die Stopps an den Bahnhöfen. Was für ein Trubel! Kommt ein Zug eingefahren, setzen sich die Frauen ihre Kopfplatten mit Gemüse, Obst oder gebratenen Leckereien auf den Kopf und laufen an den Fenstern des Zuges entlang, um ihre Waren zu verkaufen. Und es wird reichlich zugeschlagen. Am Ende des Zuges werden Dutzende Kohlsäcke von starken Männern geschultert und im Zug verstaut. Zwischen den Kohlsäcken im Güterwaggon hocken auch noch ein paar blinde Passagiere, oder so sieht einfach die fünfte Klasse in Myanmar aus.
1. Klasse: Schlafwaggon
2. Klasse: Upper Class (haben wir gebucht)
3. Klasse: Ordinary Class (Großteil des Zuges, Holzbänke)
4. Klasse: Gangplatz
5. Klasse: Güterwaggon 

Ordinary Class


Da die Stopps an den Bahnhöfen sehr lange dauern, habe ich jede Menge Zeit, mir das geschäftige Treiben und Handeln in Ruhe anzugucken. Ich würde ja erwarten, dass die Leute in erster Linie Proviant für die Fahrt kaufen. Sprich Obst, Getränke, Snacks und fertige Speisen wie Reis- oder Nudelgerichte. Das wird selbst verständlich auch verkauft, aber die Leute kaufen auch jede Menge Vorräte vom Zug aus ein. Reissäcke werden durch die Fenster gehoben, kiloweise Gemüse und Obst, Blumen ... 

Händlerin am Bahnhof
Avocado Verkäuferinnen am Bahnhof


Schnell erkennen wir übrigens den Bahnabschnitt wieder, den wir 2 Tage zuvor bereits entlanggelaufen sind. Witzig ^^ Die paar Europäer, die mit uns eingestiegen sind, steigen in Kalaw, dem Startpunkt unserer Trekkingtour, aus. Ihnen reicht eine 5-stündige Bahnfahrt. Nachdem wir Kalaw passiert haben, sind Max und ich die einzigen Touristen im Zug und die Fahrt wird erst richtig interessant. Es geht nämlich in die Berge, bzw. von dem Shan-Plateau ins Tal. Und da man mit dem Zug den Berg nicht auf direktem Weg hinunterbrettern sollte, hat man vor über 100 Jahren Spitzkehren gebaut, um den Höhenunterschied zu überwinden. Man fährt mit der Bahn also ZickZack den Berg hinunter. Auf den Schildern steht Zig-Zag-Reverse. Ein Stück vorwärts, dann werden per Hand die Weichen umgestellt, dann ein Stück rückwärts, Weiche umstellen, vorwärts usw. Bis man den Berg überwunden hat.


 Das Spielchen gibt es auf unserer Strecke zweimal, was vermutlich ein Grund dafür ist, weshalb der Zug für die 150km so unglaublich lange braucht. Er fährt einfach unglaublich langsam. Einmal kommen wir während eines solchen Manövers an ein paar Holzfällern vorbei, die die langsame Geschwindigkeit des Zuges nutzen, um schnell ein paar Baumstämme in den Zug zu wuchten. Am Fuß des Berges wird das Holz von den Dorfbewohnern wieder ausgeladen. Das scheint wohl ein übliches Spielchen zu sein. Nach geschlagenen 11 Stunden kommen wir in Thazi an. Für die Fahrt haben wir übrigens 1,60€ p.P. gezahlt. Eine Schüssel Reis mit Fleisch und Gemüse, die wir am Bahnsteig erstanden haben, hat uns knapp 40 Cent gekostet. Es ist eindeutig die günstigste Art zu reisen! 



Ob es von Thazi noch am gleichen Tag einen Zug nach Mandalay gibt, oder ob wir dort übernachten müssen, konnte man uns leider nicht sagen. Daher steuern wir als erstes den Ticketschalter an und hoffen, dass es heute noch weiter geht. Und tatsächlich: Heute kommt noch ein Zug nach Mandalay. In 4 Stunden soll er eintreffen und ein Ticket können wir 30 Minuten vorher kaufen. Also setzen wir uns an den Bahnsteig und warten. Es ist auch bereits dunkel und überall liegen schlafende Menschen. Wir können natürlich nicht schlafen. Was man aber positiv anmerken kann: Es ist merklich wärmer! Schön, dass es nachts jetzt nicht mehr so empfindlich kalt ist. 

Die Fahrt in den Sonnenuntergang

Mit einer Stunde Verspätung, also um 11:30 pm rollt die Bahn ein. Leider erwische ich einen kaputten Sitz und an Schlaf ist nicht zu denken. Wenigstens Max kann ein paar Stunden schlafen. Auf diesen zweiten Teil unserer Reise hätte ich gut verzichten können, da es eh dunkel ist, jede Menge Mücken und Zug sind und die Leute um uns rum schnarchen und rotzen. Nach weiteren 4 oder 5 Stunden ist es aber endlich geschafft und wir erreichen Mandalay. Noch ca. 1,5km trennen uns von unserem Hotel und nach dem Fußmarsch sind wir auch wieder etwas wacher. Nach ein bisschen Bettelei und einem Telefonat mit dem Hotelmanager lässt man uns auch bereits in unser Zimmer und wir fallen erschöpft in das sehr schöne und kuschelige Bett :) Da wir in Mandalay meinen 26. Geburtstag feiern, haben wir uns direkt ein etwas schöneres Hotel ausgesucht. Wir zahlen knapp 23€ die Nacht. 

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Myanmar
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