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Was für eine Scheiße!

Veröffentlicht: 15.07.2019

Die Magenprobleme waren noch immer nicht weg. Da jedoch eine 12 Std. Busfahrt anstand, hatte ich zunächst mal ein paar Medikamente genommen. Um 12 Uhr sollte Abfahrt sein. Dort wo ich mein Ticket gekauft hatte, war jedoch niemand zu sehen. Naja, wie gesagt, ein Ticket habe ich ja und es wird schon ein Bus kommen. Es vergingen wieder zwei Stunden ohne das etwas passierte. Zu meiner schlechten körperlichen Verfassung, kam nun auch noch schlechte Laune hinzu. Um 4 Uhr kam endlich der „Bus“. Es war ein Minivan, in dem in Deutschland max. 7 Leute Platz gefunden hätten. In Laos passen dort 16(!) Leute rein inkl. zweier Sitzplätze auf Bierkästen im Gang. Auf einem dieser beiden sollte ich Platz nehmen… Ich habe freundlich aber bestimmt gefragt ob sonst alles in Ordnung sei!? Ich kann auf den normalen Plätzen, aufgrund meiner im Verhältnis langen Beine schon nicht Sitzen. Im Endeffekt musste dann jemand anderes mit mir tauschen. Naja, besser wurde es trotzdem nicht, die Piste bestand zu 10% aus Asphalt, zu10% aus Schotter und zu 80% aus Schlaglöchern. Es war wirklich die bislang schlimmste Fahrt meines Lebens. Aufgrund der defekten Stoßdämpfer tat mir nach einer Stunde mein Rücken so dermaßen weh, dass ich direkt eine Schmerztablette nehmen musste und ich bin eigentlich echt kein Weichei, was sowas angeht. 

Das gute war, dass wir schon um 2 Uhr am Ziel waren und die ganze Tortur nur 10 anstatt 12 Stunden dauerte. Was ein Tag, zwischendurch hätte ich dem Fahrer echt an den Hals springen können, gut, dass mich niemand angesprochen hat.

Die letzten 2 Stunden hatte ich etwas Platz. 


Am nächsten Tag sah die Welt gottseidank schon wieder ganz anders aus. Leider war mein Visum für Vietnam noch nicht da und ich musste noch eine weitere Nacht in Sam Neua bleiben. Nachdem alles Sehenswerte innerhalb von 3 Stunden besichtigt wurde, habe ich mich den Rest des Tages weiter auskuriert.

Da hier sehr sehr selten Touristen ankommen, hatte ich am Abend noch ein paar nette Begegnungen mit ein paar Laoten. Die interessanteste war sicher beim Abendessen, als ich zum Tisch einer kleinen Gruppe gerufen wurde, allerdings konnte dort niemand englisch und auch den Google Übersetzer konnte oder wollte niemand verstehen. So blieb es beim Daumen hoch oder runter was das Essen angeht und ein paar weiteren versuchen dem Gegenüber zu erklären was man möchte.

Weiter ging es nach Vieng Xai, einem kleinen Dorf, in dem sich ein Großteil der Laotischen Widerstandskämpfer während des Vietnamkrieg vor den Angriffen der Amerikaner versteckte. Schon bei der Ankunft wurde ich auf dem Weg zum Hotel von mehreren Kindern auf englisch angesprochen. Teilweise waren die Sätze auswendig gelernt, teilweise konnte man sich erstaunlicherweise recht gut unterhalten. Nanu, was ist denn hier los? 30km vorher, war es selbst in der Touristen Information schwer sich zu verständigen! Naja, egal. Die drei Jugendlichen haben mich mit ihrem Roller erst n durch die Stadt gefahren. Als dann für mich die Tour durch die Höhlen begann, haben wir uns für den Abend wieder verabredet.

Die Tour war recht „teuer“ aber für 8€ gab es ein Fahrrad (naja zumindest etwas mit zwei Rädern dran) und eine 4 Stunden lange Tour. Wieder waren es die Amerikaner die Leid über ein ganzes Land brachten und mir kommen die Amis jedes mal zu gut dabei weg. Aber wer mich kennt, weiß über meine Antipathie bescheid. Am Rande nur mal ein paar kurze Fakten:

- Die USA haben 2000 Tonnen Bomben pro Laotischen Einwohner über Laos abgeworfen.

- Das waren 2 Millionen US Dollar pro Tag!

- Die Laoten konnten während des Krieges keine Tiere halten, da die amerikanischen Piloten nach Tieren Ausschau hielten und die entsprechenden Regionen bombardierten.

- Höhlen wurden als Werkstatt, Kino, Krankenhaus, Wohnhaus oder Regierungssitz genutzt.

- Es gab/gibt ein abkommen zur Beseitigung der Blindgänger. Über 90 Länder haben dieses unterzeichnet, die USA nicht…

- Aktuell stirbt in Laos pro Tag ein Mensch an einer Bombe aus den Vietnamkrieg (zum Zeitpunkt als der Audio guide für die Tour aufgenommen wurde). In Muang Ngoy hörte ich zwei laute Detonationen. Sowas hatte ich noch nie zuvor gehört, selbst die einheimischen haben sich erschrocken aus ihren Häusern bewegt. Uns wurde gesagt, dass es entweder eine Entschärfung oder ein Unfall war. Herausgefunden bzw. erfahren habe ich es nicht. 

Toilette
Krankenhaus
Tunnel
Kino/Theater


Den Vietnamkrieg kennt so ziemlich jeder, in Laos ist nahezu das gleiche passiert, einige interessante Dokus darüber findet man bei Youtube.

Am Abend habe ich mich wie erwähnt erneut mit den Jugendlichen getroffen. Ich wurde durch die Gegend gefahren und habe geduldig alle Foto wünsche erfüllt. 


Im Anschluss wollten die drei mir noch ihre Schule zeigen. Was dann passierte ist schwer in Worte zu fassen. Auf diese Schule gehen etwa 150 Kinder, um in den Schulferien englisch zu lernen. Für 40€ wird den Kindern hier 2 Stunden täglich, 3 Wochen lang Englisch beigebracht. Für Familien vom Dorf, sind 40€ übrigens eine Menge Geld. Die Kinder schlafen in großen Mehrbettzimmern (15-20 Betten pro Raum) und müssen sich komplett selber versorgen. Das heißt, die 8 jährigen müssen genauso ihr essen kochen und ihre Wäsche waschen wie ihre 18 jährigen Mitschüler. Unglaublich wie selbständig und wissbegierig die Kinder hier sind. Der Lehrer Unterrichtet die Schüler wie bereits erwähnt lediglich 2 Stunden pro Tag in verschiedenen Klassen. Danach sind die Kinder den ganzen Tag auf sich alleine gestellt. Die meisten Kinder lernen den Rest des Tages, spielen Fußball oder bereiten die Mahlzeiten zu.

Nach meiner Ankunft bildete sich zunächst eine riesige Traube um mich herum und ich wurde ca. 100 Mal nach meinem Namen, meiner Herkunft und meinem Job gefragt. Danach habe ich Brong, den Lehrer der Kinder kennen gelernt und durfte mich direkt zu ihm in die Klasse setzen. Natürlich nach vorne, die Kinder durften dann einzeln Fragen stellen und ich habe eine weitere Stunde jedem Kind gesagt wie ich heiße, woher ich komme und was mein Job ist (live wurde das ganze bei Facebook übertragen). Abends wurde ich dann noch zum Abendessen eingeladen. Außerdem habe ich zugesagt, noch zwei Tage zu bleiben um mit den Kindern englisch zu lernen.

Klassenzimmer


Am nächsten Morgen hat mich Brong um 7 Uhr am Hotel eingesammelt. Ich habe mich dann in der fortgeschrittenen Klasse mit den Schülern unterhalten, was überraschenderweise überhaupt kein Problem war. Grundsätzlich gibt es drei Stufen, Anfänger, die „Mittelstufe“ und die Fortgeschrittenen. Mittags ging es dann mit den Schülern noch zu einem Aussichtspunkt, den Eintritt habe ich selbstverständlich übernommen, 50 Cent pro Person…

Am Aussichtspunkt konnte man Fotos machen lassen und diese sich vor Ort direkt ausdrucken lassen. Ein Schüler wollte unbedingt ein Foto machen, ok kein Problem. Was danach folgte, war mir allerdings mehr als unangenehm. Er hat sich das Foto ausdrucken lassen, dazu einen goldenen Rahmen gekauft und war sichtlich stolz. Unglaublich und ein sehr merkwürdiges Gefühl.


Zwischendurch haben wir noch zusammen gekocht und abends mit ein paar Schülern gelesen. Das ganze ist schwer zu beschreiben und ich denke die Bilder können das besser erzählen.

Kochstelle
Kochstelle
Foto im Zimmer


Am nächsten Tag ging es dann schweren Herzens zum Bus, da mein Visum für Laos endete. Wieder ein merkwürdiges Gefühl, wenn sich mehr als 100 Kinder winkend von einem verabschieden. Im Endeffekt wäre ich gerne noch länger geblieben, hätte den Kindern gerne noch etwas gezeigt, oder Zeit mit ihnen verbracht.


Fußballplatz


Busfahren in Laos steht für mich scheinbar unter keinem guten Stern. Eigentlich erwartete ich eine entspannte Busfahrt, allerdings bekam die kurvige Strecke meinem Sitznachbar nicht so gut. So hatte ich im Augenwinkel gerade noch gesehen, wie er in eine kleine Obsttüte kotzte. Ich hatte bei den Temperaturen und der stickigen Luft schlimmes erwartet, doch gerochen hat es gottseidank nicht. An Schlaf war danach nicht mehr zu denken und als der Kollege dann auch noch die Tüte verfehlte, war ich sowieso hellwach und jederzeit bereit jemandem auf den Schoß zu springen.

Naja, irgendwie bin ich dann doch in Hanoi angekommen und hoffe das die Busfahrten hier etwas entspannter verlaufen. Die nächsten Tage werde ich mich hier erst mal treiben lassen, ein paar Kleinigkeiten erledigen und frisch gezapftes Bier für 19(!) Cent genießen. 


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