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Demo's, Müll, Phobien

Veröffentlicht: 13.02.2020

Mit Hongkong habe ich eine weitere Stadt gefunden, in der ich mir durchaus vorstellen könnte über einen bestimmten Zeitraum zu leben. Die fünf Tage haben zwar ein nicht unerhebliches Loch in meiner Reisekasse hinterlassen, gelohnt hat es sich jedoch allemal! Urbanes Leben mit einer faszinierenden Skyline, Natur mit hunderten Möglichkeiten zu wandern, am Strand zu relaxen… und das alles liegt max. eine halbe Stunde Fahrzeit auseinander. Da es zum Baden leider zu kalt war, habe ich ein paar Wanderungen unternommen. Ich habe natürlich nicht erwartet sechs Stunden in der Wildnis unterwegs zu sein, daher habe ich Wasser und Verpflegung von ein paar netten Hongkongern bekommen.

Dann möchte ich erwähnen, dass es trotz der Demos absolut sicher ist nach Hongkong zu reisen. Die Demos finden nicht jeden Tag statt und wenn es eine solche gibt, dann ist diese nur in einem der vielen Stadtteile. Dies ist auch ein Kritikpunkt vieler Hongkonger an die internationalen Medien, dass diese berichten, was nicht der ganzen Wahrheit entspricht. Als Resultat bleiben Touristen fern und es verfestigt sich eine nicht gerechtfertigte schlechte Meinung über Hongkong. Die Demo an sich verlief ruhig, allerdings war es für mich interessant zu sehen, welche Taktik die Bullen verfolgen und wie diese sich mit der vom Fußball ähnelte. Außerdem war es sehr beeindruckend zu sehen wie gut ausgestattet die Demonstranten waren, gefühlt war ich der einzige ohne Atemschutzmaske. Weitere interessante Werkzeuge waren Seitenschneider, um Ampeln auszuschalten und elektrische FLEX(!), um die Geländer auseinander zu schneiden. Die Teilnehmerzahl wird auf ca. 1 Millionen(!) geschätzt!

Nachdem ich die Demo ohne Festnahme und Tränengaskontakt überstanden habe, ging es nach Thailand, quasi Urlaub im Urlaub. In Thailand zu reisen ist Erholung pur. Man muss nicht auf Busse warten, die Unterkünfte haben alle einen gewissen Standard und das Essen ist nach wie vor unschlagbar.

Angekommen in Phuket, wollte ich die Insel auch so schnell wie möglich wieder verlassen, überlaufen, teuer und Ballermann-Feeling. Zusammen mit Anna aus Berlin bin ich dann zwei Wochen lang über den Khao Sok Nationalpark und Koh Phangan bis nach Koh Tao gereist. Zwei Wochen mehr oder weniger nichts tun. Das Tsunami Museum war zwar etwas klein und heruntergekommen aber trotzdem beeindruckend und erschreckend zu gleich. Der Khao Sok Nationalpark war schön, aber nachdem was ich in Indoensien und auf den Philippinen gesehen habe einfach nichts besonderes mehr. Zu Koh Phangan und Koh Tao möchte ich gar nicht viel schreiben, beide gehören zu meinen Lieblingsinseln und die Tage verbrachten wir mit lesen, schwimmen, relaxen und essen.

Danach trennten sich unsere Wege. Für Anna ging es zunächst weiter in den Norden Thailands, für mich ging es nach Myanmar. Aufgrund der vielen unglaublich positiven und euphorischen Erzählungen hatte ich wirklich hohe Erwartungen an Myanmar. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig über die Grenze und passend dazu fand ich direkt den letzten Minibus nach Myeik. Die Nacht war alles andere als entspannt und an Schlaf war nicht zu denken, ich machte mir eher Sorgen um meinen Rücken. Es ging auf und ab, Straßen? Fehlanzeige! Nach der Tour in Laos habe ich tatsächlich das zweite mal auf meiner Reise überlegt eine Schmerztablette zu nehmen, mir tat alles weh, wirklich alles. Auch auf den nachfolgenden Fahrten zwischen den Städten sollte sich das nicht wirklich ändern, aber ich will nicht meckern, denn endlich hatte ich wieder ein Abenteuer!

In den folgenden fünf Tagen habe ich bis auf zwei Niederländer keine weiteren westlichen Touristen gesehen. Die Einheimischen waren super nett, wollten Fotos machen, reden oder einem einfach nur die Hand geben und ihr Englisch testen. Ich habe in Myanmar absolute Armut, ekelhafte Gerüche und fürchterlich viel Müll gesehen. Die Menschen gehen zum Beispiel mit ihrem Abfall zum Fluss und kippen ihn einfach hinein, teilweise kamen dort ganze LKWs an, während wir über Tempolimits oder Fahrverbote in einzelnen Straßen diskutieren. Ich denke dass Geld bzw. die ganze Energie, welche wir in ewige Diskussionen, Studien und Messungen stecken, könnte anders deutlich besser genutzt werden, aber das ist ein anderes Thema. Wer möchte kann sich meine Meinung bei Gelegenheit dazu gerne mal anhören...

Nachdem ich in Dawei ein paar Tage an einsamen Stränden entspannen konnte und mir in Mawlamyaing ausnahmsweise nochmal zwei Tempel angeschaut habe, ging es weiter nach Yangon und ich freute mich meinen zweiten Besuch in Empfang zu nehmen. Daher könnt ihr jetzt auch ein paar Zeilen und Eindrücke von Thomas lesen! :)

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Meine Vorfreude war groß. Nicht nur weil mich Myanmar extrem reizte, sondern weil dieser Besuch samt Wiedersehen mehr als zweieinhalb Wochen Sonne bedeuten sollte. Die Vorbereitungen haben wir auf das nötigste reduziert: den Treffpunkt. Vor einem Flug ist die Wartezeit am Gate in der Regel nervig, Geduld ist nicht meine größte Stärke. In diesem Fall war mein Treffen mit einem bekannten deutschen Rapper, den ich mal in Bielefeld kennenlernen durfte, allerdings unterhaltsam. „Gehängte“ und 1312-Züge waren Thema. Als so richtig „real“ empfand ist das First class Ticket aber nicht, als ich später die einzelne Schlafkabine sehen sollte.

Den Flughafen in Dubai sehe ich erstmals und empfinde es als krass. In der Luft wie zu Boden merke ich schnell, dass mich wirklich nix an den Emiraten reizt. Shout out aber an Emirates: nach der fünften Süd-Ost-Asien Tour führst du die Rangliste der Fluggesellschaften klar an: Beinfreiheit, Service, Essen top. Wir sehen uns wieder.

Daniel reist ein Jahr. Nach den Monaten in Laos, Vietnam, Kambodscha, Indonesien, Philippinen, Taiwan, Hongkong und Thailand hat er viel zu berichten, von Highlights und Tiefen, die zu jeder Reise gehören. Ich höre interessiert zu. Mit Myanmar wartete auch auf ihn ein neues Kapitel, ehe in Indien und Pakistan völlig andere Eindrücke zu erhoffen sind. Verändert hat er sich glücklicherweise nicht, auch wenn sich mittlerweile Birkenstocks an den Füßen befinden. Ein Faible für Franzosen, Muskelshirts und Backpacker-Hippies entwickelte sich nicht. Die Abenteuerlust blieb.

Wir starten in Yangon und erleben mitten in Chinatown wie diese Stadt wirklich tickt. Es ist runter gekommen, arm und schmutzig. Überall dominiert der Handel aller Waren. Die Sehenswürdigkeiten und goldenen Pagoden täuschen das wirkliche Stadtbild. Abseits der Touripfade finden wir einen stillgelegten Freizeitpark und ein altes Fußballstadion. Beides sind besondere Orte.

Wir besuchen in Ngwe-Saung den Strand und in Bagan das Tal der Tempel. Mein Flug mit dem Heißluftballon dort wird das Highlight schlechthin. Atemberaubend. Wir setzen die Tour richtung Mandalay (Kolonialstadt), am Inle See (Nationalpark) und HPA-An (Höhlengebirge) fort.
Vor Ort sind wir mit Roller und Boot immer mobil und sehen viel, bis wir keine Lust mehr auf Tempel wie Buddhas haben.

Das Reisen wird sich als anstrengend erweisen. Busse und Vans verkehren zwar aller Orten regelmäßig, kalkulieren aber aufgrund der Pisten in der Regel maximal 30 bis 40 Kilometer pro Stunde. Aufgrund der Entfernungen von 300 bis 400 Kilometern unserer Ziele sind wir ganze Tage und ganze Nächte unterwegs. Oft werden mindestens die Einheimischen „seekrank“, in der Regel hörte man die Leute links wie rechts, vorne wie hinten würgen. Die Notwendigkeit des extremen Geruchs nach WC-Duftspendern erklärt sich so. Daniel begibt sich letztendlich in eine Schocktherapie.

In den zweieinhalb Wochen dieser Reise besprechen wir die wichtigen und unwichtigen Belange unseres Lebens: sollte Arminia aufsteigen? Wie vermeiden wir Plastik? Gehört Instagram abgeschafft?

Die Sehenswürdigkeiten und Spots der Länder sind nicht im Fokus der Reisen. Eigentlich sind die Fahrten durch das Land, die Menschen der Vororte mit ihrer Neugier und Hoffnung trotz für uns lebensunwürdiger Lebensbedingungen im Fokus. Nicht goldene Tempel oder große Buddhas. Hier lernt man vielleicht Respekt, Empathie, Rationalitat. Es ist schon frech, was uns zuhause beschäftigt und ärgert, wenn man berücksichtigt, welche Probleme andernorts herrschen.

Myanmar: was bleibt von dir? Wir sehen sehr wenige Touristen. Das war schön. Du bietest tolle Orte, wir erlebten dort unfassbar freundliche und hilfsbereite Menschen. Das Reisen ist zwar anstrengend, aber auch unfassbar günstig. In der Trockenzeit ist die Natur oft braun, kaum bewachsen und so wenig ansehnlich, es grünt wohl nur in der Regenzeit. Den derzeitige Hype um Myanmar verstehen wir nicht komplett, aber die Reise war es aufgrund eigener, neuer Eindrücke und der gemeinsamen Zeit allemal wert.

P.S. Danke für die gemeinsame Reise. Bleib gesund!

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Vielen Dank für deinen Beitrag, Thomas. Für mich ging es danach weiter Richtung Bangkok. Nochmal harte 2½ Tage in Bus und Van und ich war letztendlich froh in Thailand wieder auf richtigen Straßen unterwegs zu sein. In Bangkok habe ich ein paar warme Klamotten für das kalte Indien eingekauft, war beim Arzt, da mein Durchfall nach 2 Wochen noch immer nicht weg war und habe Flo getroffen. Zusammen haben wir relaxt, gegessen soweit es ging und Bier getrunken!

Dann noch ein paar Sätze zu meiner bereits genannten Phobie bzw. der angesprochenen Schocktherapie. All jene, die mit würgen, brechen oder kotzen Probleme haben, sollten vielleicht nicht weiterlesen! :) Zu Beginn meiner Reise konnte ich weder sehen, hören oder geschweige denn riechen, wenn sich Leute übergeben mussten. Nach accht Monaten Südostasien kann ich sagen, eine Schocktherapie hilft hier definitiv!

Am Anfang freute ich mich noch, dass in den Bussen kleine Mülltüten verteilt wurden. Mir wurde aber ganz schnell bewusst, dass es sich hier nicht um Mülltüten sondern um Kotztüten handelte. Es fing in Laos damit an, dass Einheimische die Tüten fachgerecht benutzten und sofort verschlossen. Bis auf das Geräusch, kein Geruch, nichts geht daneben. In Vietnam musste ich dann das erste mal hellwach sein, mein Sitznachbar verfehlte das ein oder andere mal die Tüte, somit war ich jederzeit bereit auszuweichen, an Schlaf war nicht mehr zu denken. Alles was daneben oder auf die Hände ging wird in den Sitz geschmiert oder mit Wasser auf den Fußboden gespült. Den Geruch bei 35 Grad muss ich nicht erwähnen, mir wurde übel, aber alles blieb drin. In Indonesien musste meine Sitznachbarin nach zahlreichen Kurven ihre Tüte ebenfalls benutzen, hat sie auch geschafft und die Tüte netterweise zugeknotet. Aber warum hält man die warme Tüte so, dass sie seinem Sitznachbarn (in dem Fall mir) immer und in jeder Kurve gegen den Unterarm schlägt?

Das Highlight wartete dann in Myanmar. Was hier passierte war einfach unglaublich. Zuerst hörte ich nur das übliche würgen, allerdings dieses mal aus allen Richtungen. Gefühlt, war es jeder Zweite. Da meine Tasche nicht mehr ins Gepäckfach passte, nahm ich die Tasche mit an Board. Im Laufe der ersten zwei Stunden nahm ich dann auch den typischen säuerlichen Geruch wahr. Als ich dann kurz vor meiner Tasche Spuren eine Flüssigkeit wahr ahm, reagierte ich geistesgegenwärtig und stellte meine Tasche auf meinem Schoß ab. Bei der nächsten Pause konnte ich das Schlamassel dann begutachten. Zunächst hatte ich keinen Schimmer, wie man es schaffen kann, dass gesamte Fenster (!!!), die Wand und den Boden voll zu kotzen, in einem Bus wohlgemerkt! Nach der Pause wusste ich dann, dass es geht. Es waren ja nur noch 10(!) Stunden in diesem Bus, herzlichen Glückwunsch! Als sich das ganze dann etwas beruhigte und wir auf einen Highway kamen, machten wir nochmal Pause. Während der Pause hatten die meisten nochmal etwas gegessen. Ebenfalls die beiden, die für das beschriebene Massaker verantwortlich waren. Daher dachte ich eigentlich, dass es ihnen besser geht. Aber falsch gedacht, noch während die Beiden auf ihren Platz zurück wollten, ging es wieder los, halb in die Tüte, halb daneben… aber das bisschen machte es dann auch nicht mehr aus. Erstaunlich wie man sich an diverse Gerüche gewöhnen kann.

Ich hoffe, dass ich jetzt alles gesehen und gerochen habe. Abschließend kann ich jetzt jedoch sagen, diese Art der Schocktherapie hilft!

Gute Nacht, vielen Dank für's lesen und jetzt geht es übrigens weiter nach Indien!

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