Auf Schlür
Auf Schlür
vakantio.de/su-di-du-lich

Final Countdown

Veröffentlicht: 11.04.2020

Indien, endlich was ganz anderes.

Mein Flug sollte morgens um sieben Uhr Richtung Varanasi starten. Da ich im Gegensatz zu vielen anderen Reisenden Rücksicht nehme, habe ich meinen Rucksack und alles andere schon am Vorabend gepackt. Auf dem Weg zum Flughafen sagte mir mein Bauch, doch noch mal nach dem Ausweis zu schauen. Ach ne, den werde ich schon eingepackt haben… schließlich habe ich am Vorabend ja alles gepackt. Am Flughafen dann natürlich der Schock. Kein Reisepass! Also Krisenmodus einschalten und trotzdem klaren Kopf bewahren. Taxi ordern, Preis verhandeln, zurück zum Hostel, Hostel anrufen. Der Pass lag im Hostel, gut, ein Problem weniger. Online Check-in nicht machbar. Im Hostel habe sofort den Pass bekommen, er lag im Aufenthaltsraum... Zurück zum Flughafen, der Taxifahrer hat für ein paar Baht mehr die Geschwindigkeitsbegrenzung übersehen. Genützt hat es nichts, natürlich war der Check in Schalter seit fünf Minuten geschlossen und mein Flug damit weg. Vor einem Jahr hätte ich mich noch zu Tode geärgert, stattdessen sitze ich am Flughafen, fahre den Krisenmodus wieder runter und fange laut an zu lachen. Naja, dann geht es eben morgen nach Indien. Scheiß auf die 120€. Ich bin gesund und mir ist nichts passiert, no worries!

Also ging es am nächsten Morgen wieder zum Flughafen und endlich nach Indien. Während des Fluges bzw. im Hostel habe ich Marloes aus den Niederlanden kennengelernt, also machten wir uns zusammen auf den Weg Varanasi zu erkunden. Alles was jetzt kommt, seien es Fotos oder Erzählungen, können nicht ansatzweise das wiedergeben, was in Indien tatsächlich passiert. Einfach alles ist hier anders, neu, verrückt, beeindruckend, interessant, ekelhaft und schön zugleich. Aber fangen wir langsam an.

Als wir auf die Straße traten wurden wir das ein oder andere mal fast von einer Rikscha, Auto oder einem Tuk-Tuk überfahren, definitiv aber vom Lärm auf den Straßen. In Indien wird man stets von einem dauerhaften, extrem lautem Lärm begleitet, bestehend aus Hupen,
Motorgeräuschen, Hupen, schreienden Verkäufern, Hupen, Klingeln, Hupen und Hupen. Varanasi besteht aus vielen kleinen Gassen, welche voller Leben sind, seien es Menschen oder Tiere aller Art. Das Flussufer besteht aus 54 Ghats, so werden die zu einem Gewässer (in Varanasi
ist es ein Fluss) hinunterführenden Stufen genannt, an den meisten Ghats befindet sich zudem noch ein Tempel. An den Ghats beten die Gläubigen, halten Zeremonien ab oder baden im Heiligen Fluss, dem Ganges. An zwei dieser Ghats werden dazu die Toten öffentlich verbrannt. Sobald man sich diesen nähert kommt zu der schon ohnehin völlig verschmutzten Luft noch ein Geruch von verbranntem Holz und den Menschen hinzu. Ich wusste was mich dort erwartet und wollte es mir dementsprechend auch ansehen.

Ghat

Zunächst werden die Toten, welche in buntem Stoff eingewickelt sind, hinunter zum Fluss getragen und dort nochmal „gewaschen“. Danach werden Sie auf einem Holzhaufen abgelegt und mit weiterem Holz bedeckt. Danach wird der Holzhaufen vom Familienoberhaupt entzündet. Da die Verbrennungen an einer Art Hang stattfinden, haben die Menschen rund um die Feuer dauerhaft etwas zu tun. Es gibt arme Menschen, die in der Asche nach Schmuck oder Zahngold suchen, oder die Angehörigen, welche die halbverbannten Extremitäten mit
einer großen Zange wieder ins Feuer zurück legen. Alle die, die nicht verbrannt werden dürfen, werden mit Gewichten im Fluss versenkt. Daher kann es vorkommen, dass bei einer Bootstour (wie bei uns) das Boot schon mal von einem Leichnam gerammt wird. Ja, Varanasi
ist wahrlich eine grobe Stadt, selbst Inder aus anderen Regionen sind überrascht, was hier passiert. Dazu kommt, dass überall Tiere herumlaufen, sich erleichtern oder einfach gerade dort sterben, wo Platz ist. Das alles verursacht natürlich noch einen - sagen wir mal – „speziellen“ Geruch…

Krematorium
Krematorium

In Varanasi gab es dazu das beste Essen, welches ich in Indien bekommen sollte. Der beste Lassi, das beste Shahi Paneer, das beste Palak Paneer, einfach der Wahnsinn. In Indien habe ich mich sechs Wochen Vegetarisch ernährt, da dass Fleisch in Indien nicht gerade gut ist und alles andere einfach unfassbar lecker.

Mit dem Nachtzug ging es für uns über Khajuraho und den berühmten Kamasutra Tempeln weiter zum Taj Mahal. Über Eintrittspreise möchte ich gar nicht wieder sprechen, in Indien wird es aber auf die Spitze getrieben. Touristen Zahlen teilweise das 20-fache der Einheimischen. Da dachte ich mir, dass kann ich auch und habe mir kurzerhand einen
Studentenausweis drucken lassen und fortan ebenfalls nur ein Bruchteil des Touristen-Preises bezahlt. Das Taj-Mahal ist beeindruckend, ich habe es mir aber deutlich größer vorgestellt,
Gottseidank waren wir unter der Woche früh morgens da und konnten den Massen entgehen. Mehr gab es in dieser Stadt nicht zu sehen, also ging es weiter nach Jaipur. Auch Jaipur hat mir außerordentlich gut gefallen. Chaotisch, gutes Essen und eine schöne Altstadt.

Anschließend ging es natürlich mit dem Zug über Delhi nach Rishikesh. Hier, so war mein Plan, Yoga, wandern und Motorrad fahren. Am Ende habe ich es nur aufs Motorrad geschafft.
Yoga: Ich hatte mir vorgenommen wirklich alles zu versuchen, als ich dann jedoch zufällig in einem Cafe einen Kurs beobachten konnte, war für mich klar, den Scheiß mache ich nicht mit! Ich muss nicht in mich hineinsehen oder meinen Geist zum schweigen bringen, bla bla
bla und dehnen kann ich mich auch vorm Fußball- oder Boxtraining… Zum wandern war es leider noch etwas zu kalt und hoch in den Bergen lag noch zu viel Schnee, so gut war ich mit meinen Sommersachen dann doch nicht ausgestattet. Also mietete ich mir eine Royal Enfield
und erfüllte mir einen kleinen Traum, fuhr einen Tag lang über schlechte staubige Straßen, um anschließend mit einem atemberaubendem Blick auf das Himalaya belohnt zu werden.
Nach vier Tagen in Rishikesh und insgesamt 2 ½ Wochen, verabschiedete ich mich von Marloes, für sie ging es weiter nach Bikaner, während es für mich nach Amritsar und Pakistan ging. In Amritsar musste ich unfreiwillig sechs Tage verbringen, da mein Visum etwas länger benötigte als geplant, was aber auch meine eigene Schuld war, da ich es erst auf den letzten Drücker beantragt habe. In der Zwischenzeit habe ich mir die bekannte Grenzzeremonie zwischen Indien und Pakistan angeschaut, zunächst von der Indischen Seite aus. Es ist interessant, lustig, beängstigend, beeindruckend und ein komisches Gefühl zugleich, wenn sich zwei Atommächte an der Grenze eine Art Wettbewerb liefern. Zum Glück geben sich die Soldaten zwei mal die Hand, hoffen wir, dass es noch sehr lange so bleibt. Die Show hatte nicht ganz so viel militärische Züge wie gedacht, die Menschen waren bunt gekleidet (wie sonst auch) tanzten und waren gut gelaunt.

Zu Fuß ging es dann über die Grenze Richtung Pakistan, mein Ausweis wurde fünf mal auf indischer Seite kontrolliert und sieben mal auf Pakistanischer Seite. Zudem wurde ich gefühlt alle 20 Meter gefragt, ob ich wirklich nach Pakistan möchte, oder mir doch eher die Show ansehen will. Die Pakistanischen Beamten haben mir tatsächlich Tee und Kaffee angeboten und sich persönlich bei mir vorgestellt, wow, das werde ich so schnell nicht nochmal an einer Grenze erleben! In Pakistan habe ich mir ausnahmsweise eine All-inclusive Tour gebucht. Im Nachhinein war es definitiv die richtige Entscheidung und die 150€ für sechs Tage waren sehr gut investiert. Es war alles im Preis enthalten, Unterkünfte, Transport, Frühstück und Abendessen, lediglich den
Eintritt und Snacks musste ich selbst bezahlen. Zunächst ging es mit einem kleinen Bus 24 Stunden über Schotterpisten und an Abhängen vorbei, in die Berge, 24 Stunden für 600km wohlgemerkt… Dafür wurde ich die nächsten drei Tage mit einer Atemberaubenden Landschaft belohnt, es ging zu Gletschern, Bergseen, diversen Aussichtspunkten und Burgen. Die Gruppe bestand ausschließlich aus Pakistanern, somit durfte oder musste ich eine Menge neuer Gerichte testen und habe auch sonst einiges über Land und Leute erfahren. Die 7000er sehen aus wie 3000er, Nachts ist es Arschkalt (-8 Grad) ohne Heizung oder warmes Wasser, aber es hat sich trotzdem gelohnt, auch wenn wir aufgrund des Wetters nicht zur höchsten Grenze der Welt fahren konnten, also muss ich nochmal wieder kommen und das werde ich defintiv!

Zurück in Lahore habe ich zum ersten mal Couchsurfing probiert und wurde das erste mal bewusst mit dem Coronavirus konfrontiert. Ich wurde gefragt, wo ich bislang überall war. Als ich alle Zweifel über einen möglichen Kontakt ausgeräumt hatte, wurde mir die Adresse mitgeteilt. Wie sich herausstellte, hätte ich besser die Fragen stellen sollen. Mir öffnete Rana´s Bruder die Tür, offensichtlich hatte er die Grippe. Husten, Fieber usw. kommt aber vom Wärmeunterschied, er war in Singapur, sagte er mir. Moment mal, da gibt es bereits Corona. „No worries“ sagte mir sein Bruder, er war bereits beim Arzt und wurde getestet, nach zwei Stunden wurde ihm mitgeteilt, das alles in Ordnung sei. Okay… nach meinen Informationen benötigt man für einen Test ca. einen Tag oder wenn es ganz schnell geht mindestens acht Stunden, naja was solls. Die nächsten Tage waren super spannend, wir sind mit dem Motorrad durch die Gegend gefahren, haben unzählige verschiedene Gerichte verzehrt (Ziegenkopfsuppe inkl. Knochenmark als Beilage) einige Liter Tee getrunken und ich habe mir die Grenzshow auf der Pakistanischen Seite angeschaut. Nicht so bunt und fröhlich wie auf der indischen Seite, denn hier werden Männer und Frauen noch getrennt, zudem wird sich hier eher auf das Militär bezogen, mir hat es auf indischer Seite besser gefallen. Nach fünf Tagen in Lahore und knapp zwei Wochen in Pakistan ging es wieder zurück nach Indien und dann weiter nach Bikaner.

Eigentlich wollte ich auch noch in den indischen Teil Kaschmirs und weiter ins Himalaya, allerdings war die Wettervorhersage so schlecht, dass mich dazu entschied schon weiter gen Süden zu reisen, um später dann zurück nach Delhi zu fahren um Tim abzuholen. In Indien wurde auch das Thema Corona immer präsenter, die ersten Länder schlossen Ihre Grenzen für bestimmte Nationalitäten und auf der Straße wurde man öfter mit „Corona, Corona“ rufen bedacht, keine Ahnung ob es eine Beleidigung sein sollte. In Bikaner traf ich mich mit Manisha und wir reisten die nächsten Tage zusammen. Außer dem Rattentempel gibt es in Bikaner nicht viel zu sehen, das Essen ist nicht wirklich gut und auch sonst gibt es nicht viel zu tun. Der Rattentempel hat es allerdings in sich. Das wohl Ekelhafteste was ich seit langem
gesehen habe. Ratten laufen durch den gesamten Tempel, soweit nicht so schlimm. Scheinbar fühlt sich aber niemand dazu berufen, die kranken oder toten Ratten zu entfernen oder das Futter, welches die Besucher den Ratten zuwerfen zu entsorgen. Dementsprechend riecht es fürchterlich, da man wie in jedem Tempel auch hier die Schuhe ausziehen muss, läuft man also zwischen Essensresten, Betenden, Rattenkot und den Ratten selbst entlang, falls diese einem nicht über deine Füße laufen. Verrückt und ekelhaft, nach ein paar Fotos und Videos (es waren dann doch fast 30 Minuten) hat es mir gereicht und ich war froh wieder draußen zu sein.


Das nächste Ziel hieß Pushkar, von vielen reisenden wärmstens empfohlen, konnte ich dem nicht ganz so viel abgewinnen. Zu viele Souvernirstände, zu viele Hippies, zu viele verlauste Kiffer, zu wenig Indien. Die Corona-Krise nahm mehr und mehr Platz meiner Reise und meiner Gedanken ein. Indien hatte bereits Visa für einige Länder gestrichen, selbst Inder tragen teilweise Masken, wenn es so weit ist, dann ist es wirklich ernst. Auf dem Holi Festival war von alledem aber noch nichts zu sehen und tausende Menschen feierten mit bunten Farben und viel Wasser ein riesiges Fest. Mich hat es unterdessen auch erwischt, Fieber, Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen, aber mit ein paar Schmerztabletten wird das schon (der Besuch bei Rana war jetzt 7 Tage her). In Pakistan und Indien gab es erst eine Handvoll Fälle, also wird es schon was anderes gewesen sein und das letzte was ich möchte ist in Indien in Quarantäne zu kommen. Nach 4 Tagen war alles wieder vorbei, leider hat Indien zwischenzeitlich alle Visa gestrichen (11.03.20), somit kann Tim mich nicht mehr besuchen, Scheiße. Spätestens ab diesem Zeitpunkt nahm das Thema jeden Tag mehrere Stunden ein und auch auf den Straßen wurde es mehr und mehr zum Thema. Das erste mal denke ich darüber nach, ob ich meine Reise bis zum Ende fortsetzen kann und mir kommen die ersten Zweifel. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie schnell ab jetzt alles gehen sollte, geschweige denn, dass ich in elf Tagen bereits zuhause sein sollte. Für mich ging es weiter nach Jodhpur.

Die blaue Stadt wie Jodhpur genannt wird, gefiel mir richtig gut. Ein imposantes Schloss auf dem zentralen Berg und eine nette Altstadt in der es viel zu entdecken gab. Für etwas Ablenkung sorgte meine erste „Zipline“ Erfahrung, es war hoch, schnell und die 20€ für 40 min. waren es definitiv Wert, allerdings habe ich es mir doch etwas spannender vorgestellt, trotz der 60 Meter Höhe. In Jodhpur erfuhr ich auch, dass die ersten indischen Staaten bereits eine Ausgangsperre verhängt hatten, zu diesem Zeitpunkt (14.03.20) war mein Plan bereits schnellstmöglich nach Goa zu reisen, um dort noch ein paar Wochen am Strand zu liegen. Da die Ausgangssperre natürlich auch Goa betraf, musste ich mir etwas anderes überlegen. Von den ersten Leuten hörte ich, dass Hotels teilweise keine Europäer mehr aufnehmen oder Rikscha Fahrer keine Touristen mehr fahren, also musste ich mich das erste mal damit beschäftigen Indien vorzeitig zu verlassen. Zudem werden hier mittlerweile Fieberkontrollen durchgeführt, natürlich ausschließlich bei Touristen. Dazu kam, dass der Minister von Goa behauptete, dass nur Migranten und Touristen das Virus übertragen, und ja, ich bin in Indien, wer weiß wer das wirklich glaubt. Nach drei Nächten ging es für mich weiter nach Udaipur, überall auf den Straßen sah man nun Menschen mit Masken, Tüchern oder einfach nur Hände vors Gesicht halten. Teilweise setzten die Menschen die Masken auf wenn sie mich sahen oder gingen mir bereits ganz aus dem Weg. „Corona Corona“ rufe wurden lauter und häufiger, da es mich irgendwann doch sehr nervte reagierte ich mit Husten oder zeigte mit dem Daumen nach oben, mehr traute sich dann niemand zu sagen… Udaipur gefiel mir nicht sonderlich gut, das ist vielleicht aber auch dem geschuldet, dass ich mich mehr und mehr damit befasste, wie es nun weiter gehen würde (17.03.20).

Meine Idee war nun, nach Malaysia zu fliegen, dort zwei Wochen auf einer Insel tauchen zu gehen, dann weiter nach Thailand zu reisen und in vier Wochen schauen was noch möglich ist. Am Abend wollte ich den Flug nach Malaysia buchen, glücklicherweise habe ich vorher nochmal geschaut, ob es Reisebeschränkungen gibt und tatsächlich galt ab dem 18.03 ein Einreiseverbot für Ausländer. Also war dieser Plan auch vergebens. Am nächsten Tag (18.03.20) buchte ich also einen Flug nach Bangkok, da Thailand, mehr oder weniger das einzig verbliebene Land ohne Beschränkungen war, bislang. Die EU beschloss nun ein absolutes Einreiseverbot für nicht EU-Bürger. Selbst in Udaipur wurden die Schlösser und Aussichtspunkte bereits geschlossen, so langsam dämmerte mir, dass es langsam ernst wird, auch wenn ich bereits vorher vermutete, dass es in Indien bereits eine deutlich höhere Dunkelziffer geben wird. Für mich ging es dann nach Ahmedabad und dort überschlugen sich die Informationen und Ereignisse. In Ahmedabad galt bereits eine Ausgangssperre für Ausländer, welche ich grundsätzlich für zwei Tage beachtete, allerdings musste ich zum Essen das Hotel verlassen, was soweit auch unproblematisch war. Indien gab bekannt, ab dem 22.03.20 ALLE internationalen Flüge zu streichen und ab dem 23.03 eine Ausgangssperre für über 1,3 Milliarden (!) Menschen zu verhängen, Wahnsinn! Ich war froh, dass ich bereits einen Flug gebucht hatte, ich prüfte stündlich den Satus… Am nächsten Tag entdecke ich auf der Website, dass man ab jetzt ein Gesundheitszertifikat benötigt, um nach Thailand einreisen zu dürfen.

Also ab ins Krankenhaus. Im ersten wurde ich abgewiesen mit der Info in ein staatliches Krankenhaus zu fahren. Also weiter, dort wurde ich eine Stunde lang von A nach B geschickt. Das Lustige: die Isolation, in der auch zukünftig Covid-19 Patienten behandelt werden, lag im fünften Stock, man muss also zunächst durch den überfüllten Haupteingang, drei weitere Gebäudeteile und dann in den fünften Stock. Von dort aus wurde ich schließlich in ein weiteres Gebäude geschickt, auch da ein hin und her. Dann kümmerte sich ein netter Mitarbeiter um mich und führte mich weiter von Abteilung zu Abteilung. Auf den Fluren lagen Menschen, schliefen, aßen oder spielten Spiele. Die Wände waren braun und dreckig vom ausgespuckten Kautabak. Als ich endlich meine eigene Akte für umgerechnet sechs Cent bekam, dachte ich schon, dass es jetzt klappen könnte… aber nicht in Indien. Es ging weiter, vorbei an unzähligen Patienten, die auf einen Arzt warteten, Menschen lagen auf einfachen Edelstahlwagen, ich weiß nicht ob bewusstlos, tot oder schlafend. Menschen mit gebrochene Beinen, Armen und offenen Wunden, mir wurde das erste mal schlecht. Weiter in die nächste Abteilung, hier waren zumindest schon mal Ärzte. Ich will nur noch eine Unterschrift. Die Ärzte waren allerdings mehr als beschäftigt, ein Arzt reanimierte eine Patientin, der andere legte gerade einen Zugang, als meine Begleitung ihn ansprach und ihm sagte (so vermute ich) er solle doch bitte mal unterschreiben… So richtig wollte aber niemand und ich wollte raus, da die Ärzte weitaus Wichtigeres zu tun hatten. Alles geschah hier ohne wirkliche Schutzausrüstung, sprich Mundschutz oder Handschuhe, einige Ärzte und Schwestern trugen Plastikhandschuhe wie sie bei uns zum Färben von Haaren verwendet werden. Mir wird das zweite mal schlecht. Also ging es zurück in den fünften Stock zur Isolierstation. Hier wurde bei mir Fieber und der Blutdruck gemessen und ein Eintrag in meine Akte gemacht. Den Zettel, den ich dabei hatte, wollte noch immer niemand ausfüllen. Also zur nächsten Station, mit dem kleinen alten Fahrstuhl in dem wir fuhren, machten wir einen Zwischenstopp und jemand schob einen Edelstahlwagen mit einem in ein Tuch eingewickelten Körper hinein. Der Aufzug war so eng, dass ich 5cm neben dem Toten stand, jetzt kam zu meiner Übelkeit auch noch Schwindel dazu und ich konzentrierte mich darauf bei 30 Grad nicht in Ohnmacht zu fallen. Ich wollte einfach nur noch raus. Zum Schluss landete ich dann tatsachlich noch bei einem Oberarzt und erklärte mein Anliegen, allerdings wollte meinen Zettel niemand unterschreiben. Auch nicht als ich ein paar Rupies mehr in Aussicht stellte. Nach knapp drei Stunden, verlies ich ohne Unterschrift das Krankenhaus und war froh wieder im Hotel zu sein, auch wenn der Flieger jetzt wohl ohne mich gehen würde.

Abends am Flughafen versuchte ich mein Glück trotzdem, ein Gesundheitszertifikat wollte niemand sehen. Dafür wurde mir gesagt, dass ich ohne gütiges Weiterflugticket nicht fliegen könne. Ich versuchte den Damen und Herren zu erklären, dass ich ihn Thailand bleiben möchte und das Visa on Arrival weiterhin noch möglich ist, vergeblich. Also sammelte ich meine Gedanken und ich wusste selber, dass es ab hier keinen Sinn mehr macht weiter zu reisen. Selbst in Thailand schließen die ersten Läden dauerhaft und wer weiß, wann es dort erste Ausgangsperren gibt und auf einer Insel möchte ich auch nicht unbedingt festsitzen. Also buchte Frenzel mir von Zuhause einen Weiterflug nach Deutschland und somit bin ich schon 60 Stunden später zuhause in Deutschland, so schnell kann es gehen. Innerhalb von 10 Tagen hat sich alles geändert. Interessant ist jedoch zu sehen, wie entspannt die Deutschen mit der aktuellen Situation umgehen. Ja, ihr lest richtig, Deutsche und entspannt in einem Satz. Niemand trägt hier Masken, alle halten sich so gut es geht an die Regeln, Arbeiten und spazieren gehen ist nach wie vor erlaubt. In Bangkok am Flughafen, war ich nahezu der einzige ohne Maske, teilweise trugen die Menschen Maleranzüge, Schutzbrillen, Handschuhe oder sogar richtige Atemmasken. In vielen Ländern darf man die Wohnung gar nicht mehr verlassen, es gibt keine Hilfe für Kleinunternehmer, geschweige denn Kurzarbeit. Zudem wurden bereits einige, die ich auf der Reise kennengelernt habe, von der Bundesregierung nach Hause geholt. Da zeigt sich wieder mal wie Wertvoll ein deutscher Reisepass ist…

Also schreibe ich die letzten Zeilen nun von Zuhause, mit dem Wissen, dass ich deutlich weniger Geld ausgegeben habe als geplant. So kann ich meine nächste Reise planen, sobald es die Situation wieder zulässt. Doch zunächst warte ich ab, bis ich meine Freunde wiedersehen kann, das ist mir momentan am wichtigsten! Bis bald!

Antworten

Indien
Reiseberichte Indien