Veröffentlicht: 11.12.2017
06/12 - 10/12
Unser Flieger von Auckland nach Buenos Aires startete pünktlich um 20:15 Uhr und wir konnten in der Luft einen herrlichen Sonnenuntergang genießen.
Irgendwie meldeten meine Alarmglocken allerdings, dass wir ungewöhnlich tief fliegen. Es machte den Anschein, als würde das Flugzeug nicht steigen. Die Fluganzeige am Bildschirm zeigte aber, dass alles in Ordnung sei. Wir hatten es uns bereits gemütlich gemacht und ich hatte den ersten Teil der Herr der Ringe-Trilogie begonnen, als sich plötzlich der Pilot meldete. Das rechte Triebwerk zeigt Werte auf, die nicht ganz in Ordnung wären. Es gäbe keinen Grund zur Sorge, alles sei unter Kontrolle, allerdings können sie in diesem Zustand den Flug nach Buenos Aires nicht fortsetzen und müssen nach Auckland zurückkehren. Davor musste aus irgendeinem Grund noch eine halbe Stunde lang ein Manöver geflogen werden, wo aus dem rechten Triebwerk Sprit abgelassen wurde. So ganz wussten wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht, was eigentlich das Problem war. Naturgemäß begann in dieser Zeit das Kopfkino loszulegen und die Minuten bis zur Landung wollten nicht und nicht vergehen. Schlussendlich landeten wir aber wieder sicher in Auckland. Nach einer kurzen Inspektion durch die Ingenieure wurde uns mitgeteilt, dass der Flug in dieser Maschine nicht fortgesetzt werden kann. Alle Passagiere mussten also wieder aussteigen und wurden zurück zum Gate gebracht. Dort erfuhren wir dann, dass der Flug nach Buenos Aires erst am nächsten Tag zu Mittag stattfinden kann. Wir mussten also erneut in Neuseeland einreisen und unser Gepäck abholen. Danach gingen wir, wie viele andere, zum Customer Service Desk von Air New Zealand - wir wussten ja nicht, wo wir die Nacht verbringen sollten. Es wurde uns tatsächlich eine Unterkunft zur Verfügung gestellt, allerdings war diese 100 km vom Flughafen entfernt. Um halb 2 startete dann endlich die zweistündige Busfahrt in das Motel, wo wir zumindest 3 Stunden Schlaf bekamen. Am nächsten Morgen ging es um 7.30 Uhr wieder zurück zum Flughafen für den 2. Flugversuch.
Diesmal klappte alles einwandfrei. Außerdem hatten wir das Glück, dass wir eine 3-er Reihe am Fenster für uns alleine hatten, wo man Fußstützen ausklappen und dadurch die Sitz- zu einer Liegefläche ummodeln konnte. Dank unserer eher geringen Größe schafften wir es sogar, wie in einer Sardinendose nebeneinander zu liegen. Platz, um sich umzudrehen, gab es keinen, aber es war dennoch der entspannteste 11-Stunden-Flug meines Lebens. Emi konnte, wie bisher fast immer, natürlich kein Auge zutun und war bei der Ankunft dementsprechend erledigt...
Da wir die Datumsgrenze überflogen, reisten wir quasi in die Vergangenheit. Wir starteten am 7.12. um 12 Uhr in Auckland und kamen am 7.12. um 8 Uhr morgens in Buenos Aires an.
Hungrig, durstig und sichtlich von den Flugstrapazen gezeichnet, kamen wir zu Mittag in unserer Unterkunft an. Wir waren im Stadtviertel San Telmo in einem netten kleinen Hostel mit integriertem Restaurant untergebracht. Unser Plan war eigentlich, den Rest des Tages munter zu bleiben, um uns an die neue Zeitzone anzupassen. Nach unserem ersten Kurzausflug in unserem Barrio (Viertel) fielen wir allerdings völlig erschöpft ins Bett. Neben einem leichten Kulturschock machte sich auch etwas Frustration breit. Trotz einiger Spanischlektionen und dem Gefühl, für den Alltag gut gerüstet zu sein, stellten wir in Buenos Aires fest, dass wir absolut kein Spanisch reden - geschweige denn verstehen. Den restlichen Tag verbrachten wir also mit Schlaf, Essen, Rotwein und wieder Schlaf.
Neuer Tag, neues Glück. Voller Tatendrang waren wir bereit, die Stadt zu erkunden. In der Nähe von unserer Unterkunft gab es praktischerweise eine Hop-on-Hop-off-Busstation. Nachdem der erste Bus voll besetzt war, teilte uns der Guide vom zweiten Bus mit, dass wir im Bus keine Tickets kaufen konnten, diese gibt es nur im Ticketbüro. Also fuhren wir mit dem Taxi eben dorthin. Dort angekommen, stellten wir fest, dass wir nicht die Einzigen waren, die diese Tour unternehmen wollten. Tickets gab es für diesen Tag keine mehr, nur mehr für den nächsten, an dem allerdings aufgrund einer WTO-Konferenz zwei Drittel der Routen lahmgelegt waren. Nachdem wir also einen weiteren halben Tag verloren hatten, entschieden wir uns dafür, nur noch per Taxi durch die Stadt zu fahren.
Am Nachmittag schafften wir es dann doch noch nach La Boca in das berühmte 'La Bombonera' (die Pralinenschachtel), das Stadion vom bekanntesten Fußballclub in Argentinien - den Boca Juniors. Dort spielte etwa ein gewisser Diego Armando Maradona oder ein Carlos Tevez.
Außerdem sind die Boca Juniors für ihre enthusiastischen Fans bekannt, genannt La Doce (der zwölfte Mann). Rund um das Stadion prägen die Vereinsfarben Blau-Gelb und Porträts der Vereinsidole das Viertel.
Wir - bzw. hauptsächlich ich - wollten eine Runde durch das Museum drehen und natürlich einen Blick in das Stadion werfen. Allerdings verstand die Verkäuferin am Ticketschalter scheinbar nicht ganz, was ich wollte, und ich verstand nicht, was sie mich fragte. Schlussendlich mussten wir im Museum feststellen, dass wir mit unserem Ticket keinen Zugang zum Stadion hatten. Dafür drehte man uns eine überteuerte Fototour an, mit der wir dann doch noch Zugang bekamen. Meine Laune sackte an diesem Punkt in den Keller, aber zumindest bekamen wir Zutritt zum Stadion, zu den Kabinen und konnten durch den Spielertunnel das Spielfeld betreten.
Das teuer bezahlte Fotobuch, welches wir dann doch nicht bekamen, weil wir den falschen Ausgang genommen und plötzlich komplett im Eingangsbereich standen, konnte mir ohnehin mehr als gestohlen bleiben…
Einen kurzen Spaziergang weiter befand sich die 'Caminito', eine kurze, aber sehr bunte und beeindruckende Straße im Viertel La Boca. Hier stand alles im Zeichen des Tourismus. Nachdem alles abfotografiert war, erkannte Emi die Situation vollkommen richtig und bestellte mir ein Bier, um meine getrübte Laune wieder aufzuhellen. Am Heimweg machten wir noch einen kurzen Stopp beim 'Obilisco' und legten eine kurze Snackpause im 'Mercado San Telmo' ein.
Am Abend war es dann endlich soweit: ich begann, Buenos Aires zu lieben. Wir gingen in ein Steakrestaurant in unserem Barrio, wo ich das beste Steak meines Lebens aß. Dazu gab es natürlich argentinischen Rotwein. Von den Glücksgefühlen beflügelt, blieben wir noch für ein paar weitere Copas (Weingläser). Nach Neuseeland genossen wir es, das abendliche Treiben in einer Großstadt beobachten zu können.
Leider haben wir den Alkohol nach der fünfwöchigen Abstinenz nicht sehr gut vertragen. Trotzdem rafften wir uns mit einigen körperlichen Handicaps auf, um bei knackigen 34 Grad das Stadtviertel Palermo zu erkunden.
Unser Taxifahrer ließ es sich nicht nehmen und versuchte sehr geduldig mit uns auf Spanisch Smalltalk zu führen. Nachdem wir ihm mitteilten, dass wir aus Österreich kommen, hat er uns erklärt, dass er Österreich mag. Es verschwand nämlich unlängst ein argentinisches U-Boot und Österreich hilft bei der Bergung mit. Österreich ist ja prädestiniert dafür, U-Boote zu bergen… Die zwei Österreicher, die er kennt, sind Niki Lauda und Adolf Hitler. Danach folgten ein paar antisemitische Aussagen…Nächstes Thema: Fußball. Ob wir bei der Fußball-WM dabei sind, wollte er wissen. Argentinien hatte es ja nur knapp geschafft. Auf das letzte Spiel gegen Ecuador angesprochen, meinte er, dass sich Argentinien den Sieg gekauft hätte...
In Palermo stärkten wir uns erst einmal mit einem kleinen Snack und Mate-Tee. Danach schlenderten wir durch die Gegend. Am Wochenende gibt es ein paar kleine Handwerksmärkte und es gibt unzählige Cafes, Lokale und Bars. Diese Gegend wollten wir eigentlich noch ausführlicher erkunden, allerdings mussten wir uns irgendwann unserem Kater und der gnadenlosen Hitze geschlagen geben und fuhren zurück in die Unterkunft.
Das letzte Abendmahl verbrachten wir wieder in einem etwas feineren Steakrestaurant. Beim Blick auf die Preise fiel uns aber ein, dass wir blöderweise keine Kreditkarte mitgenommen hatten. Also fingen wir an, uns ein Sparmenü zusammen zu stellen, und zählten unter dem Tisch heimlich unsere restlichen Pesos, während rund um uns dicke Steaks und Rotweinflaschen serviert wurden. Unser Kellner wunderte sich sichtlich über unsere mickrige Bestellung und den offensichtlich nicht oft vorkommenden Verzicht auf den Begleitwein...
Geld für das Taxi am nächsten Tag blieb nicht mehr übrig, also mussten wir den Weg zum Fährterminal mit unserem ganzen Gepäck zu Fuß bestreiten.
Fazit:
Obwohl sich diese Stadt, wo Steaks mit Löffel geschnitten werden und Rotwein nur in Flaschen bestellt wird, anfänglich nicht von ihrer schönen Seite gezeigt und uns einige Hindernisse in den Weg gelegt hatte, sind wir beide doch sehr begeistert von ihr. Leider hatten wir aufgrund des verlorenen Tages durch die Anreiseturbulenzen viel zu wenig Zeit für eine ausführliche Erkundungstour. Wir sind uns aber sicher, dass uns Argentinien irgendwann noch einmal sehen wird. Dann werden wir uns auch für Buenos Aires genügend Zeit nehmen!
Hasta pronto!
E&L
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