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Der beste Plan B! - La Paloma

Veröffentlicht: 20.12.2017

10/12 - 21/12

Die Zeit zwischen Buenos Aires und Weihnachten war lange Zeit ein großes Fragezeichen. Ursprünglich wollten wir Patagonien bereisen, was sich aber leider als ziemlich umständlich und teuer herausstellte. In Argentinien fanden wir auch nicht so recht, wonach wir gesucht haben. Also wandten wir unseren Blick Richtung Osten zu einem Land, das gerne einmal außer Acht gelassen wird: Uruguay.

Wir lasen von Uruguays unterschätzten Stränden und beschlossen, uns einen netten Ort auszusuchen, an dem wir einmal eine längere Zeit am Stück in Ruhe verbringen konnten. Bis jetzt hatten wir ja kaum eine Destination dabei, wo wir länger als 4 Nächte geblieben sind.


Schlussendlich entschieden wir uns für den kleinen Ferienort La Paloma. Nach einer kurzen Fährüberfahrt von Buenos Aires nach Colonia de Sacramento ging es mit dem Bus zum Zielort. Dort angekommen, waren wir uns kurz etwas unsicher, ob das tatsächlich die richtige Entscheidung war. Der Ort vermittelt eher einen tristen Eindruck, nur ein paar einzelne schön hergerichtete Häuser und Hotels lassen vermuten, dass hier Tourismus herrscht. La Paloma hat regulär 5.000 Einwohner, wenn allerdings Ende Dezember die Sommerferien starten, vervierfacht sich die Anzahl plötzlich und das kleine Städtchen ist überfüllt mit Argentiniern und Brasilianern.

In unserem Hostel angekommen, wurden wir sehr herzlich von unserer Hostelmama Gabriela und dem Hostelhund Mandela begrüßt. Leider verstanden wir so gut wie nichts, was Gabriela allerdings wenig störte. Sie redete einfach fröhlich auf Spanisch auf uns ein. Wir merkten gleich, mit Englisch kommen wir hier wieder nicht weit. Außerdem haben wir einmal gebraucht, bis wir überhaupt den fiesen Dialekt bemerkten, der in Argentinien und Uruguay gesprochen wird. Gabriela zeigte uns dann die ganze Anlage - es war kein klassisches Hostel, sondern mehr eine Art kleine Kommune. Gabriela und ihr Mann Sergio sind die Besitzer, die auch selbst dort wohnen. Sie verbringen eigentlich den ganzen Tag damit, Dinge zu bauen bzw. zu reparieren oder sich um die Gäste zu kümmern. Wir haben sie kein einziges Mal die Anlage verlassen sehen. Nachdem die ganze Anlage per Handarbeit errichtet wurde, sieht es auch dementsprechend rustikal aus und hat ein wenig einen
Hippietouch.





Im Küchen- bzw. Aufenthaltsbereich spielte sich das meiste des Hostelalltags ab. Hier kochte auch die Hostelfamilie selbst und es gab jeden Abend ein Lagerfeuer, wodurch - trotz Sprachbarrieren - schnell eine sehr familiäre Atmosphäre herrschte.



Ein Dauergast im Hostel ist Federico, ein Ex-Barkeeper und Unternehmer aus Montevideo, der fast sein ganzes Jahr in La Paloma verbringt und ausschließlich chillt oder surft. Nur 5 Tage pro Monat kümmert er sich um seine Arbeit in Montevideo. Er war der einzige Uruguayer, der ein wenig Englisch sprach. Sein neues Leben besteht aus einem sehr strikten und teilweise eigenartigem Ernährungsverhalten – es gab jeden Abend den selben Salat ohne Dressing und einmal setzte er eine Honig-Knoblauch-Mixtur an - und dem Ziel, Surflehrer zu werden. Etwas später stieß auch noch Patricia hinzu, eine aufgeweckte Freundin der Familie, die im Hostel bei der Arbeit mithalf. 

In der ersten Nacht trafen wir auch zum ersten Mal auf unserer Reise auf ein österreichisches Pärchen, Amelie und Sophie, mit denen wir gleich einmal unsere bisherigen Erfahrungen austauschten und uns für die nächsten Tage ein paar Aktivitäten ausmachten.


Bleibt noch Ines zu erwähnen, eine Argentinierin, mit der wir uns auf Englisch sehr gut verständigen konnten, die uns viele kulturelle Eigenheiten erklärte, uns gelegentlich als Dolmetscherin einsprang und uns mit ihrem VW Gol (in Argentinien pfeift man auf das "f") herumchauffierte.


Die Tage im La Brujula Hostel verbrachten wir sehr unterschiedlich. In den ersten Tagen unternahmen wir einige Aktivitäten mit Amelie, Sophie und Ines. Außerdem durfte ich einen Tag lang Federicos Surfschüler spielen. Er konnte das Lehren üben und ich bekam gratis Surfnachhilfe und Equipment. La Paloma hat praktischerweise auch die besten Surfspots in Uruguay. Leider blieb es für mich nur bei diesem einen Tag. Ansonsten verbrachten wir die Zeit damit, Spanisch zu lernen oder bei zu großer Hitze einfach an einem der vielen Strände zu liegen. Wir genossen es richtig, ein paar Tage einzulegen, wo wir uns kaum aus der Hängematte bewegten.

Mit der Zeit entwickelte sich das Hostel schon fast zu einer Vollpension. Neben einem reichhaltigen Frühstücksangebot – Gabriela backt immer Brot und Kuchen selbst – wurden wir von der Hostelfamilie auch ein paar Mal zum Mittagessen eingeladen. Die Krönung waren dann noch die zwei Grillabende, bei denen Grillmeister Sergio riesige Fleischfetzen (Rind und Lamm) und Chorizo (Bratwurst) zubereitete.





Das Ganze nennt sich dann Asado und hat, wie so vieles in Uruguay, einen sozialen Charakter. Das Fleisch wird nämlich sehr lange in einem etwas größeren Abstand zum Feuer gegrillt. Die längere Wartezeit aufs Essen wird mit Snacks wie Chorizo (Bratwurst), Käsefondue, Bier, Whiskey und gemütlicher Atmosphäre überbrückt. Wir durften immerhin ein paar Salate beisteuern. Patricia hat uns währenddessen ein neues Kartenspiel beigebracht und wir konnten mit ihr unsere Spanischkenntnisse ein wenig in der Praxis testen.

Wenn man Lust hat, kann man rund um La Paloma auch einiges erleben. Wir besuchten etwa mit Ines, Amelie und Sophie das Fischer-/Hippiedorf Cabo Polonio. Dieses liegt direkt am Strand und kann nur per Riesentrucks über eine Sandstraße erreicht werden - was schon fast einer Achterbahnfahrt gleichkommt, wenn man am Dach Platz nimmt.






Das Dorf selbst besteht aus ein paar willkürlich errichteten Häusern bzw. Hütten und ist außerdem nicht ans Stromnetz angeschlossen. Es weht ein sehr starker Wind, der auch immer wieder einmal einen süßlichen Geruch in die Nase weht. Marihuana ist in Uruguay nämlich legal. Neben einem Leuchtturm und einer Robbenkolonie ist dann aber auch nicht recht viel mehr zu sehen.










Nachdem Ines mit ihrem VW Gol abreiste, waren wir ein wenig in unserem Bewegungsradius eingeschränkt. Wir bewegten uns nur noch auf rostigen 1-Gangrädern fort, die aber erstaunlich gut funktionierten. Am letzten Tag machten wir sogar einen einstündigen Ausflug in den noch kleineren Nachbarort La Pedrera.











Besonderer Pluspunkt von unserem Hostel war, dass man nur 5 Minuten zu Fuß zu einem ewig langen Sandstrand brauchte, der die perfekte Lage für das Genießen von Sonneuntergängen hatte.


Mandela, der Hostelhund, freute sich jedes Mal riesig, wenn Hostelgäste an den Strand gingen. Sie begleitete uns mehrmals an den Strand und wollte dann klassisch mit Stöckchen werfen unterhalten werden oder tobte auf uruguayanische Art im Meer herum. Kurz vor Sonnenuntergang macht man es sich dann am besten mit einer Thermoskanne und Mate-Tee gemütlich.




Schweren Herzens packten wir nach über einer Woche Aufenthalt wieder unsere Backpacks. Wir haben uns eigentlich schon sehr an das ruhige Leben und die freundlichen Leute hier gewöhnt. Das Verabschieden fiel diesmal echt schwer und es tat uns wirklich weh, dass wir der Hostelfamilie auf Spanisch gar nicht sagen konnten, wie sehr es uns gefallen hat.


Bevor es dann weiter nach Chile ging, legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp in Montevideo ein. Praktischerweise fuhren Federico und Patricia wegen der anstehenden Feiertage ebenfalls in die Hauptstadt zu ihren Verwandten,  wodurch wir eine gratis Mitfahrgelegenheit hatten und gleichzeitig gute Tipps für die Stadt bekamen. Recht viel zu bieten hat diese allerdings nicht. Abgesehen von einer wahnsinnig witzig geführten Walking-Tour durch die Altstadt, fuhren wir mit den Rädern an der Strandpromenade La Rambla entlang. Mehr war dann aber auch schon nicht mehr drin - wir waren aber auch nur einen Tag dort. Montevideo ist optisch betrachtet wirklich keine Augenweide, man hat teilweise ein bisschen das Gefühl, im europäischen Ostblock zu sein und die Gebäude könnten durchaus etwas Farbe vertragen.


Fazit:

Uruguay ist etwas schwer zu beschreiben. Rein äußerlich ist es eigentlich nicht sehr aufregend. Die meiste Fläche ist einfach Weideland für die 10 Millionen Kühe, die es in diesem Land gibt – im Verhältnis zu 3 Mio. Einwohnern, wovon die Hälfte in Montevideo lebt, eine ganz schön beachtliche Menge. Die Städte, in denen wir waren, sind auch alles andere als schick. Die Strände sind schön, aber auch nicht unbedingt das, was man sich unter einem Traumstrand vorstellt. Trotzdem hat es Uruguay geschafft, dass wir uns ein wenig in dieses Land verliebt haben. Womöglich wegen der Leute - wir haben irrsinnig nette, hilfsbereite und lustige Menschen kennengelernt - und der ziemlich entspannten Lebensweise.


Federico hat gemeint, dass es die Uruguayer nicht darauf anlegen, bemerkt zu werden. Was das Land auch echt gut schafft. Die wenigsten wissen etwas darüber und bei einer Südamerikareise wird es oft einmal außen vorgelassen.

Das Land hat ein paar Ähnlichkeiten zu Argentinien, aber auch ein paar witzige Eigenheiten. Es gibt extrem viele Leute, die permanent mit einer Thermoskanne unter dem Arm und einem Mate-Becher in der Hand herumlaufen - und zwar in jeder Lebenssituation (beispielsweise beim Radfahren) . Es wirkt für uns sehr unpraktisch, ist aber in Uruguay schon fast überlebensnotwendig, immerhin muss der Uruguayer immer und überall Mate-Tee trinken können.

Zum Essen gibt es hauptsächlich Rindfleisch – angeblich um die Kuhpopulation im Zaum zu halten - und der Rotwein (vor allem der Tannat) ist exzellent. Die typische Speise nennt sich Chivito und ist eine Art Burger, der statt dem faschierten Laibchen ein dünnes Rindfleischfilet und eine Menge anderes Zeug beinhaltet. Als Süßspeise gibt es Dulce de leche, eine Art karamellisierte Milchcreme, die in allen möglichen Formen daherkommt bzw. auch bei Eis, Joghurt, Schokolade als Geschmacksrichtung zu finden ist. In Uruguay liebt man Whiskey. Federiko hat gemeint, er hat in seiner ehemaligen Bar mehr Whiskey als Bier verkauft.

Das Preisniveau ist leider vergleichsweise hoch. Ein Essen im Restaurant kostet fast nie unter 10 €. Da sollte man schon mit VISA zahlen, da bekommt man nämlich die 20% Steuern zurück - wir wurden zum Glück gleich am ersten Tag von Amelie&Sophie darüber informiert und konnten uns so wirklich eine Menge Geld sparen...;)

Wie bereits erwähnt, wurde vor kurzem der Kauf von Marihuana für Staatsbürger legalisiert, um die Gewaltdelikte rund um den Schwarzmarkt einzudämmen. Um an Stoff zu kommen, muss man sich nur in der Post registrieren und kann sich dann in der Apotheke die gewünschte Menge (max. 1 g / Tag) abholen. Wir haben - bis auf Cabo Polonio - eigentlich nur zweimal jemanden kiffen gesehen. Der Tourguide erzählte uns, dass das Kiffen seit Legalisierung nicht mehr sehr populär ist - Mate Tee ist die eigentliche „Landesdroge“! :)

Lustigerweise ist es dafür verboten, dass in Lokalen Ketchup, Mayonnaise und Salz auf dem Tisch stehen. Diese drei Sachen müssen erst extra vom Kunden gewünscht werden. Der aktuelle Präsident ist nämlich Arzt und sorgt sich sehr um die Gesundheit seines Volkes! ;)




Hasta pronto!

E&L


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