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His work is His rest

Veröffentlicht: 30.03.2022

Komisch weiter zu schreiben. Die Fahrt ist ja irgendwie vorbei. Also der Teil der Reise mit dem es angefangen hat. Dieser Reise. Ich sitze gerade an einem Schreibtisch in einem Hochhaus mitten in Pointe-à-Pitre. Ich durchsuche das Internet nach Möglichkeiten von dieser Insel runterzukommen ohne zu fliegen. Ist gar nicht so einfach. Verkehr zwischen den Inseln ist wohl eher untypisch.

Damals. Hehe, damals. Naja als wir von Horta nach Bordeaux gesegelt sind, ist mir zu Ohren gekommen, dass eine Deckhand von Bordeaux nach Marie-Galante fehlt. Ich hab mich bei Conny gemeldet und er meinte: "ja gerne doch." Es gab dann noch ein paar Komplikationen weswegen ich erst ab Teneriffa Deckhand war, aber das hat mir eigentlich ganz gut gepasst.

Wow, nicht Mal vier Monate auf dem Schiff und schon werd ich bezahlt. Das klang sehr angenehm. Die Zeit, die das Schiff von Bordeaux nach Teneriffa braucht, war sowas wie mein Urlaub. 

Meinen sog. Urlaub hab ich jetzt nicht nur angenehm verbracht. An sich hat sich ein großer Teil der Crew in Bordeaux angesteckt, mit Corona, ich lag also erst Mal eine Woche flach. Schöner Realitätscheck, nach vier Monaten auch irgendwie in Quarantäne, halt mit Wasser und Wind.

"Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern...." Ja schön war es auch nicht.

Nun denn. Als Deckhand bezahlt arbeiten. Das heißt das mein Flug nach Teneriffa wurde auch bezahlt. Und ab da wurde es komisch. Wieder in Teneriffa. Wie im Oktober. Wieder diese Pier. Mit dem selben Schiff. Derselben Stadt. Den Kneipen. Aber nicht dieselben Menschen. Auch nicht dieselbe Aufbruchsstimmung. Ganz andere Leute. Als ich in die Koje gezogen bin und die ersten Tage auf dem Schiff verbracht habe, hatte ich flashback nach flashback. Sehr lebendige Erinnerungsfetzen der Ganzen Zeit seit Oktober. Am Anfang hatte ich schon Probleme mich einzufinden. In die Crew und in die Position. 

Natürlich hab ich mich daran gewöhnt. Nach einer schnellen Woche mit Schiffsreparaturen, sollte auch schon ausgelaufen werden. Zu meiner Freude, sind zwei Personen von der Voyage 8, die Tour die ich mitgemacht hab, kurzfristig mit aufgestiegen. Das war sehr angenehm, alte Gesichter wieder zu sehen.

Zu meiner dritten Überfahrt über den Atlantik. Sie war logischer Weise sehr anders. Sie war vorallem schneller, eine gute Woche schneller als damals. Und ich war in einer ganz anderen Position. Als Deckhand hab ich tagsüber nur Deckwork. Ich bin also nur im Rig oder im Bowsprit und repariere oder warte oder fette Kram. In der Nacht Wache bin ich auch Ruder gegangen. 

So nun zu meiner Wache. Ich war wieder in der 0-4h Dogwatch. War ja klar. Aber es war okay. Ich wusste ja, dass es nur für drei Wochen höchstens sein wird. Nicht sechs. Mein Offizier Arian hat sehr viel in der kommerziellen Schifffahrt gearbeitet. Jedoch waren seine Segelkenntnisse nicht überragend. 

Pfruu. Der Captain hat mich auch in die Wache gepackt um Arian Segeln beizubringen und sowas wie auch das Kommando zu übernehmen, oder eher einzuschreiten wenn der Wind dreht oder der Schwell zunimmt. Also ich hab nicht das Kommando übernommen, aber ich hatte sehr viel Verantwortung auf einmal. 

Auch daran hab ich mich gewöhnt. Ich war super nervös am Anfang. Nebenbei ist in dieser Wache eine sehr innige Freundschaft entstanden. Es ist erstaunlich wie schnell Menschen zu einander finden. Gerade auf dem Wasser. Ich und der Offizier Arian sind ziemlich dicke miteinander. Er ist der beste Offizier den ich je hatte. Einfach weil er kein arschloch ist. Sondern ganz anders. Er hat sich sooft bei mir und den Shipmates bedankt das wir da sind und ihm helfen, er konnte einfach zugeben Schwierigkeiten mit etwas zu haben. Eine sehr wertschätzende Person, jemand der klar wusste wo seine Stärken liegen und wo er Hilfe brauch. Ebenso konnte ich mit Arian über vieles reden. Er kommt aus Mexiko und lebt momentan in Finnland. Es war sehr interessant über die lateinamerikanische Konstruktion des Männerbildes mit ihm zu reden, oder auch die finnische. Auch hat er mir noch mehr oder detaillierter den allgegenwärtigen Sexismus in der kommerziellen Schifffahrt vor Auge geführt. Und ich muss hier erwähnen, dass er ne fette Pfeife raucht und einen Rock trägt. So ein geiler Typ.

Wir waren beide sehr traurig, dass ich so früh gegangen bin. Aber wir haben noch eine Verabredung zu einem Wein. 

Die Dogwatch kann schon ein ziemlicher pain in the ass sein. Aber wenn alle sich daran beteiligen die Wache schön zu gestalten, ist es möglich sich angenehme Stunden zu schaffen. 

Danke Arian, Johannes, Andrés und Lara. Es war sehr angenehm mit euch. 

Das Crossing war schneller vorbei. Auch vom Gefühl her. Aber es war mehr Arbeit für mich, mit neun Stunden Arbeit mindestens pro Tag. Ich hab hier noch nicht die Allhands-Manöver erwähnt. Dementsprechend hab ich auf diesem Crossing kaum bis keine Fotos gemacht.

Tja wir sind also auch wieder in Marie-Galante angekommen, da wo ich damals meinen Geburtstag gefeiert hab. War auch komisch. Auch nicht mehr so verheißungsvoll. Diesmal brauchte ich wirklich ne Pause. Der Captain Felix und die Bosune Christiane sind super ehrgeizig und haben einen sehr hohen Anspruch. Sowas schlaucht.

Es war eine Erfahrung die ich gerne mitgenommen hab. Ich hab die Tür zur Avontuur noch etwas mehr geöffnet. Mal gucken was das wird. Für die Nähe Zukunft, ein bisschen Pause etwas Urlaub ein bisschen Ruhe in meinem Tempo.

Und Sightseeing.

Antworten (2)

Asta

Asta
Huhu, schön von dir zu hören, lesen. Das ist toll, dass du weiterschreibst und es interessiert mich ja auch wie hulle. Ich wünsche dir eine wundervolle Zeit und freu mich auf den nächsten Beitrag. love, hugs, kisses :-) stay happy

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