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Orga-Zeit in Chiang Mai

Veröffentlicht: 07.12.2018


Ich mag mein Zimmer im 60 Blue House auf Anhieb, es ist so wunderbar türkis und bietet jede Menge Platz und Ablagemöglichkeiten. Meine Garderobe fügt sich farblich nahtlos ein. Haha. Für günstige 400 Baht (10,71 Euro) habe ich ein Einzelzimmer gebucht, denn im Moment ist mir nicht nach Dorm. Das Hostel gefällt mir insgesamt total gut. Gute Lage in der Altstadt, Waschmaschinennutzung für billige 30 Baht, Fahrradverleih, ein netter Host und ein gemütlicher Gemeinschaftsbereich drinnen und draußen mit kleinem Garten, Hängematte und bunt zusammengewürfelten Tischen auf verschiedenen Ebenen. Nachdem der Taxifahrer mich heute morgen vergessen hat und ich um Haaresbreite meine Fähre in Koh Phangan und damit auch meinen Anschlussbus nach Surat Thani sowie meinen Flug nach Chiang Mai verpasst hätte, ist am Ende noch alles gut gegangen. Die Klimaanlage im Flieger war jedoch so rattenkalt, dass ich völlig durchgefroren bin und mich etwas grippig-mau fühle. Also beziehe ich nur mein Zimmer, ruhe und mich aus und stärke mich anschließend im Restaurant gegenüber. Bunte Laternen schaukeln reizend in den Bäumen und bestelle Kow Soy (Khao Soi), die kulinarische Spezialitäten Chiang Mais. Es handelt sich um gelbe Weizen-Eiernudeln, die ein wenig wie Spätzle in gelb aussehen, in einer würzig-süßen Curry-Gemüse-Suppe garniert mit frittierten, knusprigen Nudeln. Schmeckt sehr lecker, anders als alles andere, was ich bisher in Thailand gegessen habe. Müde falle ich ins Bett und stelle fest, dass das Restaurant/Hostel von gegenüber die Musik erst so richtig aufdreht und  leider bis tief in die Nacht schallern lässt. Na ja, irgendwas ist ja immer. Am nächsten Morgen fühle ich mich immer noch matt und beschließe den Tag ruhig angehen zu lassen. Feiner Kaffeegeruch zieht durch meine Nase und mein Magen zieht sich sehnsuchtsvoll zusammen. Das Hostel betreibt auch eine Café-Bar mit richtigem richtigem Kaffee und nicht so einer Instant-Plörre. Ich gönne mir einen hübschen Latte   und werfe den Rechner an, um zu recherchieren, wie ich am besten weiterreisen könnte. Es ist Orga-Zeit. Als nächstes Ziel habe ich Ayutthaya angepeilt, aber die Zugfahrt über Nacht im empfohlenen neuen Zug Nr. 10, der mit gemütlichen Sleepern in der Superior und in der First Class lockt, ist leider schon komplett ausverkauft, obwohl es noch vier Tage bis dahin sind. Blöder Mist, das wäre meine erste Wahl gewesen. Die VIP-Buslinie, die mir mein Hostelpapa empfiehlt, hat sehr schlechte Beurteilungen auf TripAdvisor und die anderen Reisenden haben leider keine Empfehlung für diese Strecke parat. Also stelle ich eine Anfrage in meiner Thailand-Facebook-Gruppe und erhalte auch prompt einen guten Rat. Leider ist diese Buslinie nicht online buchbar. Danach recherchiere ich Unterkünfte in Ayutthaya und buche ein Hostel, dass mir zentral, sauber und nett erscheint. Anschließend lasse ich mir von meinem Hostelpapa erklären, wie man die roten Songthaews benutzt, DAS typische Fortbewegungsmittel in Chiang Mai und eine günstige Alternative zu Tuktuks. 

Mit einem Passbild (voraussschauend im Pack aus Deutschland mitgenommen), meinem Reisepass, der Departure-Card sowie Kopien derselbigen mache ich mich auf den Weg zur Immigration Office. Dort fülle ich das ausliegende Fortblatt M7 aus, um mein Exempt Stamp zu verlängern. So nennt sich hier das „Visa on Arrival“, welches jeder Europäer bei der Einreise automatisch erhält. Ein Officer kontrolliert vor dem Eingang meine Papiere und winkt mich durch, während die Luschen neben mir weggeschickt werden, um das fehlende Passbild bzw. die Kopie der Departure-Card zu besorgen. Gründliche Recherche zahlt sich eben aus. Tschaka! Am Schalter werden meine Unterlagen gesichtet und geordnet. Ich muss 1.900 Baht Gebühr bezahlen und bekomme eine Bearbeitungsnummer und muss wie bei der Reklamationsabteilung von Ikea und warten bis ich aufgerufen werde. Ich checke meine emails, beantworte WhatsApp-Nachrichten und verpasse fast, dass es keine 15 Minuten dauert bis meine Nummer aufgerufen wird. Ich bin fassungslos entzückt, da alle gesagt haben, dass man mindestens einen halben Tag einplanen muss. Weitere zwei Minuten später prangt ein hübscher Stempel im meinem Pass und mein Visum ist um 30 Tage verlängert. Wirklich klasse ist dabei, dass die 30 Tage nicht ab heute zählen wie es in vielen anderen Ländern der Fall wäre, sondern hinten angehängt werden. Man könnte sein Visum also schon am ersten Tag verlängern ohne dabei Tage zu verlieren. 
Und weil es so gut geklappt hat, winke ich den nächsten Songthaew herbei und lasse mich zum Arcarde Busterminal fahren. Dort frage ich mich durch, bis ich am alten Teil den Nakhonchai Air Schalter finde, der nicht etwa zu einer Fluglinie gehört, sondern eine Busgesellschaft darstellt. Ich lasse mich beraten und entscheide mich für den 23 Uhr Übernachtbus, der morgens um 7 Uhr ankommt und kaufe ein Ticket. Inzwischen ist es schon Nachmittag und ich habe Hunger bis unter die Arme. Da kommen die vielen kleinen schrammeligen Garküchen hier am Busbahnhof doch genau richtig. Das möchte ich auf jeden Fall probieren, denn meistens gibt es solchen Ständen doch das beste Essen, nicht wahr?
Es gibt keine Speisekarte, sondern Bilder. Aber die sehen nicht sonderlich vertrauenserweckend aus. Ich wähle den Stand, an dem schon eine Thai sitzt. Ihr Essen sieht gut aus, also bestelle ich mit Händen und Füßen das Selbe. Mein Essen kommt als Baukastensystem. 
Ich schaue der Thailänderin zu wie sie geschickt mit der rechten Hand etwas Klebreis abzupft, zum Bällchen drückt und mit etwas von dem Fleisch in den Mund schiebt. Ich mache es ihr nach und sie kichert begeistert. Das Fleisch ist würzig, lecker und mit frischem Thai-Baliskum gewürzt. Wahlweise erweitert man den Happen noch mit einem Blättchen Kohl, Knoblauch, Chili oder Grünzeug bevor man ihn verdrückt. Wirklich lecker. Ich bin begeistert. Das Gericht, dessen Namen ich nicht weiß, gehört definitiv zu den leckersten Gerichten, die ich bisher gegessen habe. Für schlappe 50 Baht (1,34 Euro).
So richtig fit fühle ich mich nicht, aber andererseits habe ich mich heute noch gar nicht bewegt und noch nichts gesehen. Ich beschließe zum Nightmarket zu spazieren. Ich laufe kreuz und quer und lasse mich treiben. Inzwischen ist es dunkel und der Weg ist weiter als gedacht. Der Nightmarket stellt sich als eine ganze Straße von Souvenirständen heraus, nur unterbrochen von Fressbuden. 

Ich suche nach einem hübschen Magneten für meine Mutter und einem Schlüsselanhänger für meine Schwester, aber die Sachen sind so kitschig, dass ich mich nicht zum kaufen überwinden kann. Das Streetfood macht mich auch gerade nicht an und ich beschließe auf direktem Weg zum Hostel zu gehen.


Zurück in der Altstadt komme ich an einem Hot Pot Restaurant vorbei. Hier werden Tom Kah Gai und Co in leeren Kokosnüssen serviert. Das sieht cool aus, das muss ich sofort ausprobieren. Ich komme mit einem älteren deutschen Pärchen ins Gespräch und staune, weil sie nach dem Essen trotz der Uhrzeit von 22.30 Uhr erstmal nach nebenan gehen und sich eine Thai-Massage gönnen. Recht haben sie. 1 Stunde Massage kostet hier gerade mal 200 Baht, sprich 5,35 Euro. Das ist echt nichts. Ich beschließe nicht mehr so dusselig zu sein und das morgen auch auszuprobieren. 

Antworten

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