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Eine Woche in Kambodscha

Veröffentlicht: 06.03.2017

Nachdem wir unsere Vietnam Reise im entspannten Resort auf der Insel beendet hatten, ging es mit Fähre und mehreren Minibusse auf in Richtung Kambodscha. Das Visum für Kambodscha konnten wir uns in der Nähe des Grenzübergangs für 35 $ von einem kleinen Café mit Reisebüro ausstellen lassen. Von dort aus wurden wir dann in einem weiteren Minivan an die Grenze gebracht. Alles war etwas chaotisch, da keiner über irgendetwas Bescheid wusste und unsere Pässe, die alle in einer Plastiktüte gesammelt wurden, an unzählige Personen weitergereicht wurden. Zudem tauchte ein Pass auf, dessen Inhaber aber nicht an der Grenze war. Das erzeugte eine längere Wartezeit, sodass die Chefin des Cafés höchstpersönlich zur Grenze kam und alles regelte. Sie bewegte sich dort sehr frei und hatte alles super im Griff. Dann konnte es endlich weitergehen. Immer wieder folgten den Wartezeiten, kleinere Fußmärsche bis zum nächsten Checkpoint. So stellt man sich einen illegalen Grenzübertritt mit Schleusern vor, war aber alles wohl hochoffiziell. Letztlich hat es trotz fehlender Person und sonstigen Chaos aber gut funktioniert. Nach vierstündiger Busfahrt in einem weiteren sehr vollen Minibus, in dem wirklich alle Kapazitäten an Platz und Stauraum voll ausgeschöpft wurden, erreichten wir Sihanoukville.

Sihanoukville ist die kambodschanische Variante eines touristischen Badeortes, das eigentlich auch ganz hübsche wenn auch dreckige Strände hat. Während rund um den Hauptpier alles schon etwas weiter entwickelt wirkt und vermutlich auch das ein oder andere westliche und chinesische Kapital investiert wurde, waren etwas abseits an den Stränden noch sehr viele Kambodschaner, die mit ihren sehr beschränken Mitteln Strandresorts geschaffen haben.

Das ist auf der einen Seite sehr gut, da hier die Einheimischen selbst in die Unternehmerrolle schlüpfen und nicht nur als einfache Angestellte von ausländischem Geld und Management abhängig sind, auf der anderen Seite sind diese Unterkünfte und Strände leider auch dreckig und heruntergekommen und ziehen viele ausländische “Budget“-Urlauber an - gemischte Gefühle also.

Hier haben wir nochmal einen Tag Erholung und Pause, nach der Einreise nach Kambodscha eingelegt, bevor es mit einem weiteren Minibus (diesmal bequem, normal besetzt und mit Klimaanlage) weiter in das Getümmel der 3 Millionen Einwohner Stadt Phnom Penh ging.

Was sich in Sihanoukville schon abgezeichnet hat, wurde dort weiter bekräftigt. Die Kambodschaner sind ein enorm witziges und freundliches Volk. Es ist zwar alles deutlich teurer als in Vietnam, obwohl die Leute nochmal merklich ärmer sind, aber wenn man davon absieht, dass sie an den Touristen eben “gut“ verdienen wollen, haben wir auch nur ehrliche Menschen getroffen, die uns sehr herzlich und hilfsbereit begegnet sind. In Kambodscha fühlen wir uns sehr wohl. Es wirkt auf uns alles etwas zufriedener und harmonischer als in Vietnam.

Die inneren Stadtteile von Phnom Penh wirken etwas aufgeräumter (nicht bzgl. des Mülls eher der allgemeinen Ordnung wegen) und nicht ganz so chaotisch wie die der benachbarten vietnamesischen Großstädte, was aber auch ein stückweit daran liegen wird, dass hier das ständige Hupen der zigtausenden Mofas und Autos teilweise verboten und irgendwie einfach auch nicht so en-voque ist. Die Innenstadt ist rautenförmig angeordnet mit Straßen statt Gassen zwischen den Häusern und wirkt mit ihrer Mischung aus „einheimischen“ Behausungen, französischer Kolonialarchitektur, Hochhäusern und vereinzelte Wolkenkratzern trotzdem spannend und abwechslungsreich.

In den etwas außerhalb liegenden Stadtbezirke ist die Armut offensichtlicher und dort wie auch in der Innenstadt ist Prostitution ein allgegenwärtiges Problem. Es gibt in Phnom Penh dafür auch eine Vielzahl von non-profit Cafés und Restaurants, die jungen Menschen, die aus der Prostitution oder von der Straße kommen eine Heimat, Ausbildung und damit eine Chance auf eine bessere Zukunft geben.

In Phnom Penh haben wir uns, neben dem Erkunden der Stadt selbst, vor allem mit dem Schicksal der Khmer (der Volksstamm dem die “Kambodschaner“ größtenteils angehören) unter dem Schreckensregime von Pol Pot und den roten Khmer (dank der franz. Prägung eigentlich “Khmer Rouge“) beschäftigt.

Zu den politischen Hintergründen muss man sich leider im wesentlichen selbst informieren bzw. wir hatten das Glück einen TukTuk-Fahrer zu treffen, der dahingehend sehr gebildet war, das Regime selbst miterlebt und seine Familie verloren hat und uns lange und ausführlich seine Lesart der Zusammenhänge und Ereignisse näher gebracht hat. Worüber es allerdings sehr gut gemachte Museen gibt, ist der Völkermord und die Grausamkeiten welche die Khmer Rouge an ihrem eigenen Volk verübt haben. Knapp 4 Millionen Tote in 3 Jahren und 8 Monaten Herrschaft, offiziell 1979 beendet, aber bis Mitte der 90er Jahre noch von der UN (allen voran Amerikaner und auch Deutsche) unterstützt.

Der Besuch der Genozidgedenkstätte und des Foltergefängnisses bei Phnom Penh sind in ihrer Grausamkeit kaum zu beschreiben und höchstens vergleichbar mit dem Besuch eines NS- Konzentrationslagers. Sowohl die Verstrickungen der Khmer Rouge mit den Vereinten Nationen als auch die von ehemaligen, dann gemeinsam mit dem neu vereinten Vietnam das Land „befreienden“ Khmer Rouge mit der heutigen Regierung und dem jahrzehntelang mitwirkenden König Sihanouk, geben einem schon sehr zu denken auf.

Die einzige Partei, die bei den regionalen und landesweiten Wahlen zur Wahl steht, ist die kommunistische Volkspartei und deren Zusammensetzung hat sich, den Ausführungen unseres Fahrers zufolge, seit der Befreiung von Frankreich in den 50er Jahren nur sehr unwesentlich Verändert. Wählen geht er trotzdem, in seinen Worten „before you is a tiger, behind you is a snake, so where do you go?“ Ändern wird sich in seinen Augen dadurch nichts “same same always, government is rich, rich getting richer, poor stay poor“. Trauriges Fazit von jemandem, der sich damit regelmäßig auseinandersetzt. Die beste Zeit seit Ende des Angkor Imperiums, das im 13. Jahrhundert unterging, hatte Kambodscha seiner Meinung nach unter französischer Kolonialherrschaft - irgendwie auch schlimm.

Er hat uns auch einige riesige Neubaukomplexe nach westlichem Vorbild und riesige Villen gezeigt, die ebenfalls Regierungspolitikern gehören. Wenn man ein wenig im Internet recherchiert und dem Glauben schenkt, versickert wohl tatsächlich ein Großteil des kambodschanischen Gelds und ausländischer Hilfen in privaten Geldbörsen von Regierungsangehörigen. Das Land ist auf einem Spitzenplatz im Rangking der korruptesten Länder der Welt.

Der Besuch in Phnom Penh war wirklich lehrreich und schön. Ein paar Tempel und den Königspalast haben wir auch gesehen, aber außer einen Tempel nicht weiter besichtigt. Das Nationalmuseum mit Audioguide war auch toll, hatte einen wunderschönen Innenhof mit unglaublich entspannender Atmosphäre, ähnlich eines Tempels. Das Museum ist zwar aus französischer Kolonialzeit aber im Stil der Khmer Tempel gehalten und hat einiges an Exponaten und Informationen vor allem zur religiösen Geschichte zu bieten. Insgesamt sind die kambodschanischen Museen zwar nicht gerade günstig, bieten dafür aber auch echten Informationsgehalt - auch für Ausländer. In Vietnam war der Eintritt oft unter einem Euro, leider war dafür auch meist wenig Text und noch seltener in westlicher Sprache dabei. 

Kambodscha ist im März wirklich heiß, es hat tagsüber weit über 30 Grad und nachts nur knapp darunter. Eigentlich gefällt uns das Klima aber trotz etwas Feuchtigkeit ziemlich gut und es war auch in den Städten trotz Smog und Staub noch erträglich.

Im Minibus ging es nach 3 Nächten dann weiter nach Siem Reap, der Stadt (knapp 200 000 Einwohner) neben der riesigen Tempelstadt des Angkor Imperiums, die in der Blüte des Imperiums zwischen 9. und 12. Jahrhundert errichtet wurde. Neben den beeindruckenden und riesigen Tempeln, in denen auch tausende Menschen tagtäglich lebten, haben es uns auch die kleinen und relativ zutraulichen Äffchen, die dort wohnen, angetan.

Es ist schon spannend zu sehen welch wohlhabendes, mächtiges und fortschrittliches Volk die Khmer einst waren, mit Abwassersystemen in den Tempeln etc.. Es drängt sich einem fast der Gedanke auf, dass sich in den letzten 800 Jahren nicht viel positiv entwickelt hat.

Nachdem wir 5 Tempel, alle im wesentlichen hinduistische Tempel (der Buddhismus wurde erst nach Ende des Angkor Imperiums die dominierende Religion, vorher war das heutige Kambodscha im wesentlichen von Indien geprägt und reichte bis weit in das heutige Thailand) in typischer Khmer Architektur verschiedener Jahrhunderte erbaut, besichtigt hatten, haben wir uns heute nur noch die Innenstadt von Siem Reap mit seinen vielen Märkten mit geliehenen Fahrrädern angeschaut.

Morgen geht es weiter nach Bangkok.

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