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Varna - BAPHA - endlich mal wieder am Meer (11. Stop)

Veröffentlicht: 03.07.2021

Nachdem wir uns noch mit Covrig gefüllt mit Schokolade bzw. Rosinen gestärkt haben, steigen wir in den Zug Richtung Ruse an der bulgarischen Grenze. Die Verbindung scheint nicht ganz so einfach zu sein wie erwartet, da auf einem Teil der Strecke wohl Schienenersatzverkehr ist. In Ruse sollten wir (trotz 45 Minuten Verspätung) noch eine dreiviertel Stunde Aufenthalt haben, was unserem Hunger ganz recht kommt. Aber Pustekuchen. Noch bevor wir aus dem Zug aussteigen können, versucht die Grenzpolizei schnell alle Ausweise für die Passkontrolle einzusammeln. Auf unsere Antwort, dass wir nach Varna wollen, befiehlt uns eine Polizistin, sofort mit zu kommen, ist aber schon aus dem Sichtfeld verschwunden..... Die Abläufe scheinen nicht ganz klar zu sein - wir werden zugleich zum Gleiswechsel aufgefordert, noch während wir angeschrieben werden, dass wir nicht einfach abhauen dürfen... etwas verwirrt von der hektischen Situation warten wir auf Gleis 1 auf unsere Pässe. Nach ein paar Minuten kommt die Polizistin wieder, drückt uns die Pässe in die Hand und fordert uns auf, sofort in den Zug zu steigen. Auf unser Zögern erwidert sie mit ungläubigen Blick "you know, the train is waiting for you!" Gsnz verstanden haben wir das immer noch nicht, jedenfalls fährt der Zug tatsächlich gleich los.
Bei der Zugbegleiterin versichern wir uns nochmal, dass wir im richtigen Zug sitzen. Mithilfe eines Kollegen teilt sie uns mit, dass wir zwar richtig sind, aber noch zweimal umsteigen müssen. Der SEV-Bus fährt uns durch sehr hügelige und grüne Landschaft von dem einen Mini-Bahnhof zum nächsten, bis wir wieder in den Zug steigen dürfen. Die Züge sind schon etwas älter - die Toilette geht noch einfach aufs Gleis runter, man kann zu beiden Seiten einfach die Türen öffnen (bzw. sie werden gar nicht mehr zugemacht). Wir beginnen noch mit dem Blogeintrag über Bukarest, bevor wir das EM-Spiel über Mobile Daten im Zug streamen. Perfekt zur Halbzeit kommen wir im schönen Kopfbahnbof von Varna an. Wir machen uns auf den Weg zum Hostel, das schöne kleine Schlafkojen hat. Auf das Fußballspiel gönnen wir uns erstmal Take-away am Strand und Miniwaffeln in der Fußgängerzone. Bei einem kurzen Erkundungsspaziergang über die Promenade entdecken wir einige coole Bars und einen kleinen Freizeitpark, bei dem kurz Wiesn-Stimmung aufkommt. Kein Wunder, wir sind ja auch nicht weit weg vom bulgarischen "Ballermann". Wir entscheiden uns aber dagegen, zum Goldstrand zu fahren, da es so viele andere schöne Dinge zu sehen gibt.

Am nächsten Vormittag machen wir eine kleine selbstgeführte Tour durch die Altstadt. Wir beginnen an der bekanntesten orthodoxen Kirche Bulgariens: der Kathedrale Himmelfahrt der Heiligen Mutter. Sie beeindruckt durch ihre Größe und ihre goldenen Kuppeln, ist aber leider eine Baustelle, weshalb wir sie leider nicht besichtigen können. Schön finden wir auch die römischen Ausgrabungen in der Stadt, wie z.B. auch die römischen Thermen. Außerdem gefallen uns auch die weiten Plätze und Parks.
Im Anschluss fahren wir mit einem Linienbus zu dem Monument der bulgarisch-sowjetischen Freundschaft. Man steigt über viele Treppen zum Denkmal hinauf, das riesig über der Stadt trohnt. Es stammt aus der Zeit des kommunistischen Regimes in Bulgarien. Auf einer Seite stehen bulgarische Mädchen, die mit Brot und Salz die sowjetischen Soldaten auf der anderen Seite empfangen. Man sieht, dass das Denkmal langsam zerfällt. Direkt davor wehen zwei große Flaggen: eine bulgarische neben einer europäischen.
Wir fahren mit dem Bus weiter, da wir noch zum Felsenkloster Alhadza wollen. In jedem Bus gibt es eine Person, die für die Fahrkartenkontrolle zuständig ist, bzw. sie einem am Automaten kauft. Wie genau dies aber geregelt ist, erscheint uns ziemlich undurchsichtig. Beispielsweise kommt es auch zwei mal vor, dass wir nur zwei Tickets bekommen, obwohl wir 3 kaufen. Naja, lustig ist es aber. Nicht ganz so lustig finden wir aber, dass der Busfahrer einfach an unserer Station vorbeifährt, und noch dazu die nächste ganz schön weit weg ist. Wir steigen dort aus und merken, dass so schnell kein Bus in die Gegenrichtung kommt und wir wohl oder übel etwas weiter laufen müssen. Es gibt einen schönen Wanderpfad durch den Wald. Gut, dass Veronika und Babsi beide Röcke anhaben. An zwei Aussichtspunkten kann man über den Wald bis zum Goldstrand sehen. Der Weg hat sich aber auch für das Kloster gelohnt, das in den weißen Fels eingehauen ist und uns trotz dem, dass es nur noch eine Ruine ist, sehr beeindruckt.
Das waren weitere 8km ungeplante Wanderung, nach denen wir uns den Strand echt verdient haben. Wir wollen zum Trakata Beach, der vor allem bei Einheimischen beliebt sein soll. Unsere Ungeduld lässt uns an der nächstgelegenen Bushaltestelle aussteigen. Leider kannte Google Maps anscheinend die Residenz des Governments dort nicht. Trotz unserer dummen Nachfrage wurde uns der Durchgang leider nicht gewährt. Blöd. Also Umweg. Nach ungefähr weiteren 30 Minuten kommen wir dann doch endlich am Strand an. Der Zugang ist über einen kleinen steilen Pfad, durch den der Bereich quasi abgetrennt ist von jeglicher Straße o.ä.. Links sehen wir die hohen Zäune und Mauern zum Government, die wohl ihren eigenen Strandbereich haben. Bei uns tummeln sich die einheimischen Familien. Nach einer erfolgreichen Abkühlung und einem ausgiebigen Sonnenbad treibt uns der Hunger wieder zurück in die Stadt. Gestärkt vom leckeren selbstgemachten Risotto schreiben wir den Blogeintrag über Bukarest fertig, duschen den Sand von der Haut und gehen zufrieden ist Bett.

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich nur einen kleinen Ausflug machen, um wenigstens heute ein bisschen mehr Zeit am Strand zu verbringen. Haha xD
Wir wollen den Bus 43 nehmen, der uns in die Nähe des Steinwaldes bringen soll. Wir steuern also die nächste Bushaltestelle an und wundern uns darüber, dass er nicht auf der Anzeigetafel erscheint. Die Leute an der Bushaltestelle sind sehr hilfsbereit und versuchen ALLE, uns auf bulgarisch zu helfen. Weil wir unsicher werden, gehen wir bis zum großen Busterminal, wo uns aber auch wieder gesagt wird, wir müssen Linie 43 nehmen. Wir beschließen deshalb, mal eine dreiviertel Stunde zu warten, und sonst ein Taxi zu nehmen. Tatsächlich kommt der Bus auch, und wir wackeln in ihm durch die Dörfer. In einem der Dörfer steigen wir mitten auf dem Feld aus und gehen zum steinernen Wald. In der Mittagshitze müssen wir nochmal ca. Eine halbe Stunde an der großen Straße entlang laufen. Wir sind sehr froh, als wir ankommen. Die Säulen im steinernen Wald sind durch Ablagerungen am ehemaligen Meeresboden entstanden. Sie erstrecken sich auf einem Areal von etwa 800x200m und sind ein beeindruckendes Naturphänomen. Der Weg hierher hat sich auf jeden Fall gelohnt, jedoch wäre es uns lieb, wenn der Rückweg leichter wäre. Und wir haben Glück: am Parkplatz finden wir ein Taxi, das eine Touristin aus Frankreich zum Goldstrand bringt und uns mitnehmen kann. Wir sind erleichtert und nehmen die Wartezeit gerne in Kauf. Außerdem unterhalten wir uns nett mit dem Taxifahrer über den Tourismus in/um Varna und über seine Familie in Deutschland. Unsere Glückssträhne reißt nicht ab, da wir das Taxi sogar umsonst bekommen. Völlig zufrieden verbringen wir den restlichen Nachmittag inklusive Abend am Strand. Das Meer hat eine angenehme Temperatur und wir haben Spaß beim in-die-Wellen-hüpfen. Ein herumliegender Fußball wird kurzzeitig zu unserem Volleyball. Wir gönnen uns noch ein leckeres Abendessen direkt am Strand und genießen dazu ein Glas Wein. Ei paar Schritte weiter schlürfen wir auch noch gemütlich einen Cocktail. Zum Schluss auf dem Heimweg gibt es auch noch ein Eis. Na wenn das mal kein gelungener Abschluss vom Strandurlaub war!

Varna hat uns auf jeden Fall gut getan. Nach den vielen heißen Städten, haben wir den kurzen Strandurlaub sehr genossen. Interessant für uns war das Zusammenspiel von modernem Tourismusort und Hotels in alten, hohen Plattenbauten aus der kommunistischen Zeit. Es war sehr viel los, die Stadt sprudelte vor Energie. Wir hören auch wieder viele deutschsprachige Tourist*innen, bemerken aber auch viele unterschiedliche Sprachen. Varna und seine Umgebung hat offensichtlich nicht nur uns angezogen.

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