Veröffentlicht: 05.08.2021
Uns wurde von mehreren Seiten empfohlen, den Vesuv zu besichtigen, da er so nah an Neapel und Pompei liegt. Wir kaufen uns also Tickets für den Eintritt in den Nationalpark (knapp 10€) und suchen uns die passende Verbindung mit den Öffis heraus. Wir sollen erst mit dem Zug nach Pompei Scavi und von dort einen Shuttle-Bus zum oberen Parkplatz auf 1000m Höhe nehmen. Der Zug wird von Circumvesuviana betrieben, sodass er nicht oben bei den normalen Zügen am Hauptbahnhof losfährt, sondern wie die Metro im Untergeschoss. Der Zug ist sehr alt und proppenvoll. Wir schwitzen schon und sind froh, als wir nach ner dreiviertel Stunde endlich ankommen. Direkt gegenüber vom Bahnhof ist auch die Bushaltestelle. Der Bus bringt uns für 3,10€ in etwa einer Stunde nach oben.
Der Vesuv ist ein aktiver Schichtvulkan im Golf vom Neapel, 9km von der Stadt entfernt. Er ist 1281m hoch. Die Aktivität des Vesuv löst wiederkehrende pliniarische Eruptionen aus. Typische Kennzeichen dafür sind: das Aufsteigen einer kilometerhohen Eruptionssäule und der schnelle Ausstoß großer Mengen vulkanischen Materials. Hinzu kommen pyroklastische Ströme und effusiver Austritt von Lava. Der anschließende Ruhezustand kann mehrere hundert Jahre dauern und endet mit einem erneuten Ausbruch. Pliniarische Eruption wird von Plinius dem Jüngeren abgeleitet, der den Ausbruch 79 n.Chr. genau beschrieben hat. Der Vesuv war auch nach 79 n.Chr. jahrhundertelang aktiv. Seit dem letzten Ausbruch 1944 befindet er sich in einer Ruhephase.
Der Nationalpark bietet viele Möglichkeiten, um auch von weiter unten auf den Vesuv zu wandern. Allerdings sind diese Startpunkte nur mit dem Auto gut zu erreichen. Es gibt insgesamt 11 Wanderrouten, wovon allerdings 5 im Moment gesperrt sind. Außerdem ist es ziemlich heiß. Die Route Nr. 5 "Il Gran Cono" (der große Kegel) führt, wie der Name schon sagt, einmal um den Krater herum. Diese Route startet am Eingang des Nationalparks und wird aufgrund der wenigen Höhenmeter vom Parkplatz aus von den Meisten genutzt. Am Anfang des Weges geht man in Serpentinen auf losem Gestein Richtung Krater nach oben, den man nach etwa 20 Minuten erreicht. Verschiedene Aussichtspunkte sind durch ein Geländer geschützt. An allen anderen Stellen ist das Klettern auf den Steinen ausdrücklich verboten. Der Kegel des Vesuv ist ziemlich steil. An vielen Seiten ist loses Gestein. Das Gestein am Rand wechselt sich ab von sehr rau bis abgeschliffen. Es gibt eine sehr felsige Seite, aber auch eine grün bewachsene Seite. Hier wächst nicht nur Gras sondern sogar auch das ein oder andere Bäumchen. Dazu kommt ein durchgehend umwerfender Ausblick vom gesamten Weg auf den Golf von Neapel - von Napoli selbst über Pompei bis nach Sorrento und sogar auf Capri. Das beeindruckt uns schon ziemlich. Um den Krater rum sind sehr viele Touristen unterwegs. Sowohl vor als auch im Nationalpark gibt es sehr viele Souvenir-Shops. Das verwundert uns ein bisschen. Es gibt aber trotzdem nur ein Klo im Bistro vor dem Eingang. Als wir wieder auf den Parkplatz kommen, steht glücklicherweise schon ein Bus da, der uns wieder zum Bahnhof bringt. Wir stellen fest, dass die Busse hier nicht nach Plan fahren, sondern einfach wann es dem Busfahrer passt. Zeitweise sind 3 Shuttle-Busse gleichzeitig auf dem Parkplatz, obwohl eigentlich nur einer da sein sollte. Naja, gut für uns, so kommen wir schnell wieder nach unten. Auch am Bahnhof haben wir Glück, weil der Zug nach Neapel Verpätung hat, sodass wir ihn noch erwischen.
Wir brechen in der Früh von unserem schönen B&B auf, nachdem wir uns noch ausgiebig von Pepe, unserem Gastgeber, verabschieden. Wir wollen auf dem Weg von Neapel nach Salerno einen Zwischenstopp in Pompeji machen. Mit unseren großen Rucksäcken geht es also zum Hauptbahnhof. Wir haben uns eigentlich eine Zugverbindung um 9.17 Uhr ausgesucht. Auf der großen Anzeigetafel sehen wir, dass der Zug um 9.17 Uhr von Bahnsteig 6 losfährt. Dieser liegt etwas außerhalb der Haupthalle und kurz vor Abfahrt steigen wir ein. Wir werden stutzig, als die Durchsage kommt, dass wir um 10.05 Uhr unseren Zielbahnhof erreichen. Eigentlich sollten wir doch erst kurz danach in Pompei ankommen. Wir prüfen erstmal auf maps.me wo wir hin fahren und merken gleich, dass wir in die entgegengesetzte Richtung unterwegs sind. Dann sehen wir auch bei trenitalia, dass der Zug nach Pompei eigentlich eine Metro ist. Also steigen wir gleich an der nächsten Station wieder aus. Dort warten wir fast eine halbe Stunde auf den Zug, der uns wieder zum Hauptbahnhof bringt. Dann machen wir uns auf den Weg Richtung Metro, wo uns diesmal auch ein Angestellter darauf aufmerksam macht, dass wir richtig sind. Um 10.27 fährt die Metro nach Pompei los. Am Tag davor haben wir uns auch für die Ausgrabungsstätte Eintrittskarten (3,50€ für EU-Bürger bis 24 Jahre, sonst 16€) besorgt, die eigentlich nur von 10.15-10.30 Uhr gültig sind. Wir finden vor allem im Nachhinein, dass auch der volle Eintrittspreis für die Ausgrabungen mehr als berechtigt ist. Am Bahnhof in Pompei können wir zum Glück gleich unsere Backpacks loswerden (2,50€ pro Gepäckstück), sodass wir uns nur mit kleinem Rucksack auf den Weg machen können. Kurz vor dem Eingang besorgen wir uns noch einen Plan sowie zwei Audioguides in einem der vielen Tourismusbüros. Ohne größere Probleme kommen wir auch mit unseren eigentlich abgelaufenen Tickets in die Anlage. Dort bemüht sich auch gleich eine deutschsprachige Guide um uns, aber wir haben ja schon Audioguides. Wir sind bereit, uns auf die Ruinen zu stürzen.
Pompeji war eine antike Stadt am Golf von Neapel (Pompei ist das heutige Pendant), die beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n.Chr. verschüttet wurde, unter der Vulkanasche aber weitgehend konserviert blieb. Die archäologischen Stätten sind seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe. Nach der Verschüttung wurde die Stadt im Laufe der Jahrhunderte vergessen und erst im 18. Jahrhundert wiederentdeckt, wo es zu einem zentralen Objekt der Archäologie und der Erforschung der antiken Wellt wurde. Pompeji ist eine der am besten erhaltenen Ruinenstädte der Antike. 62 n.Chr. wurde die Stadt durch ein Erdbeben stark zerstört. Die Aufbauarbeiten waren bis zum Ausbruch des Vesuv an einigen Stellen noch nicht abgeschlossen. Das Erdbeben war möglicherweise ein Vorzeichen für den 17 Jahre späteren Vulkanausbruch. Das Zusammenwirken von gelockertem Schlotpfropfen und stetig ansteigendem Druck in der Magmakammer führte zur schlagartigen Zertrümmerung des Schlotpfropfen und dessen Ausschleudern. Schon einige Tage vorher hat es Anzeichen für den Ausbruch gegeben, weshalb ein Teil der Bewohner die Stadt schon verlassen hatte. Die Eruption schleuderte Unmengen von Asche, Lava und Gasen in die Athmosphäre, wo sie vom Wind über das Land in Richtung Pompeji getragen wurden. Kurz danach begann es Bimssteine zu regnen, welche Dächer und Häuser zum Einsturz brachten. Der Schlot verschließt sich noch mehrere Male und erupiert. Ein wolkenartiger Eruptionsregen sorgte für große Aschemengen in Schlammströmen. Die meisten Bewohner sind nach dem 18-stündigen Ausbruch bereits erstickt oder von herabfallendem Stein erschlagen. Die wenigen, die zu diesem Zeitpunkt noch lebten, fielen kurze Zeit später Glutlawinen zum Opfer. Über 1500 Jahre lag Pompeji unter einer bis zu 25 Meter dicken Schicht aus vulkanischer Asche und Bimsstein begraben.
Das Areal, das man besichtigen kann, umfasst fast die ganze ehemalige Stadt. Sie bestand aus Regios, die aus verschiedenen Insulae bestanden, auf denen die Häuser standen. An den Regios und Insulae kann man sich bei der Besichtigung orientieren, was aber echt auch gar nicht so leicht ist...
Wir können auf keinen Fall alle Gebäude/ Bauwerke/ Häuser aufzählen, die wir besichtigt haben. Einige aber, die uns besonders in Erinnerung geblieben sind.
Das Amphitheater: es befindet sich gleich am Eingang, den wir gewählt haben und ist beeindruckend riesig. Es war das erste bekannte Amphitheater überhaupt und konnte 20000 Zuschauer beherbergen. Dort wurden die Gladiatorenkämpfe ausgetragen, wie man Graffitis an Hauswänden der Stadt lesen kann.
Die Palaestra: das große Sportzentrum hatte sogar ein Schwimmbecken und ist von Säulengängen umschlossen. Auch die Gladiatoren nutzten es zum trainieren. In den Ausstellungen dort findet man die verschiedensten kleinen Fundstücke, darunter auch Würfelspiele. Sehr beeindruckend!
Der Besitz der Julia Felix: das Grundstück befindet sich gleich neben dem Amphitheater und nimmt fast zwei ganze Insulae ein. In dem riesigen Garten stehen nicht nur Granatapfelbäume, sondern die Villa hatte auch ihre eigenen Thermalanlagen und eine beeindruckende Aussicht auf den Vesuv. Das Atrium, von dem auch Säulen und Wandmalereien gut erhalten sind, ist wunderschön gestaltet. Hier würden wir auch wohnen.
Das Forum Romanum: es ist riesen groß und befindet sich inmitten der Altstadt. Seine Bauten stammen aus verschiedenen Zeiten, ebenso wie die Tempel, die es umgeben. Der Platz hat als Markt gedient, wovon auch die große Markthalle an der einen Seite zeugt, die durch dort gelagerte Fundstücke wie Vasen und andere Behälter sehr authentisch wirkt. Bevor das erste Theater gebaut wurde, war das Forum auch wichtiger Versanmmlungsort der Stadt. An der Südseite befanden sich auch die städtischen Amts- und Wahllokale.
Die Schänken und die Wäscherei: diese Gebäude haben es uns besonders angetan, weil sie uns so lebensnah erschienen. Besonders bei den Schänken haben wir durch die tiefen Behälter in der Theke Bilder einer Kantine vor Augen.
Immer wieder werden wir auf Werbung an Hauswänden hingewiesen, vor allem anscheinend Wahlpropaganda, wie uns der Audioguide öfter erzählt. Besonders im Gedächtnis bleibt und der Kandidat, der gutes Brot für die Bewohner der Stadt verspricht. Als Deutsche, die 2 Monate im Ausland waren, finden wir das definitiv ein wichtiges Anliegen.
Besonders toll ist auch, dass die Gärten hergerichtet sind. Dort wird auch Gemüse, Obst und viel Wein angepflanzt. Das lässt alles lebendiger erscheinen und erfreut uns ständig, immer wieder begeistert uns auch der Ausblick auf die umliegenden Berge oder das Meer.
Etwas besonderes sind natürlich auch die Menschen, die ausgegraben werden konnten. Einige davon sind auch an verschiedenen Stellen ausgestellt. Berühmt ist vor allem die Frau, die versucht hat zu flüchten, da in Zusammenhang mit diesem Fund auch zum ersten Mal starke Emotionen verbunden wurden - so steht es zumindest auf der Tafel. Die Tatsache der "ausgestellten" Menschen ist für uns schon eher komisch, es begegnen uns aber fast keine.
Pompeji hat uns vor allem begeistert, weil es so gut erhalten ist und alle Facetten des damaligen Lebens und der Tragödie darstellt, sodass man sich das ganze ziemlich gut vorstellen kann. Geschichtsunterricht in spannend, würden wir sagen. Außerdem ist die Ausgrabungsstätte riesig. Wer Besonders interessiert ist und gerne alles aufsaugen möchte, sollte sich vielleicht 2 Tage Zeit nehmen. Wir haben nicht alles geschafft, unser Kopf hat dann doch irgendwann gebrummt.