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Bukarest - das andere Rumänien (10. Stop)

Veröffentlicht: 28.06.2021

Nach nur einem Tag in Braşov fahren wir abends weiter nach Bukarest. Der Weg vom Bahnhof zum Hostel ist relativ weit, sodass uns abends schon auffällt, wie sich die Stadt von den anderen gesehenen Städten unterscheidet. Die Luft ist noch sehr aufgeheizt trotz später Uhrzeit, und es liegt deutlich mehr Müll auf den Straßen und Gehwegen. Auch das Hostel ist deutlich dreckiger und chaotischer, als wir es bisher gewohnt waren. Trotz Reservierung müssen erstmal Betten für uns gefunden und bezogen werden. Etwas geschafft schauen wir noch ein bisschen Fußball und gehen dann ins Bett.
Am nächsten Tag hoffen wir auf eine free walking Tour und machen uns deswegen auf den Weg in Richtung Innenstadt. Allerdings fälltuns garniert wirklich auf, dass wir uns in der Altstadt befinden, da überall große Straßen und keine Fußgängerzonen sind. Auch die Suche nach einem Bäcker fürs Frühstück bleibt erfolglos. Wir holen uns deswegen im Supermarkt rumänische Brezen und hoffen, dass die Tour uns die Stadt ein bisschen näher bringen kann.
Wir haben Glück, denn die Tour findet nur statt, weil zwei Hamburger sich im Vorhinein angemeldet haben. Wir sind also insgesamt nur zu fünft. Die Tour beginnt beim Parlamentspalast, einem übertriebenen und sehr teurem Parlamentsgebäude (das zweitgrößte nach dem Pentagon). Es war wieder eines der Projekte vom kommunistischen Diktator Nicolae Ceauşescu. Dafür musste ein ganzes Viertel zwangsumgesiedelt werden (ca. 40.000 Wohnungen), es wurden dafür 12 Kirchen und 3 Synagogen abgerissen. Seit 1997 ist es Sitz der rumänischen Abgeordnetenkammer. Der nächste Halt ist an einem kleinen orthodoxen Kloster mit schönem Innenhof. Der Bau des Klosters wurde durch ein daneben liegendes Inn finanziert. Beim Betreten des Klosters merken wir, dass wir uns etwas entspannen, weil es der erste ruhige und nette Ort in dieser großen Stadt ist. Wir gehen weiter und kommen an beeindruckenden Bankengebäuden vorbei. Unsere Tourguide erzählt uns, dass Rumänien zwar seit 2007 in der EU ist, aber aufgrund der Korruption nicht dem Schengen-Abkommen beitreten kann und auch noch nicht den Euro bekommt. Als nächstes betreten wir einen sehr schönen Innenhof, in dem heute ein Restaurant ist. Das Gebäude außenrum wird schon immer als Inn genutzt. Unsere Stadtführerin macht uns auf den Holzboden aufmerksam, der früher überall in der Stadt als Pflaster verlegt war. Bei einem großen Stadtbrand stellte sich allerdings heraus, dass es nicht so praktisch ist, da sich Feuer dadurch sehr schnell verbreitet. Unser nächster Halt ist die neue St. Georg's Kirche. Vor dem Eingang erzählt uns die Tourguide ein paar schaurige Märthyrergeschichten, welche auch an der Mauer bildlich festgehalten sind. Innen sieht sie sehr schön und beeindruckend aus, da die Malereien an den Wänden richtig klar leuchten. Auf dem Weg zum Universitätsplatz kommen wir noch am ältesten Krankenhaus Bukarests vorbei. Zum Schluss fasst sie noch ein paar Fakten des Kommunismus zusammen. Allerdings sind wir etwas enttäuscht, weil der Übergang zu heute nicht klar ersichtlich wird.
Nach dem Ende der Tour schließen wir uns den beiden Hanburgern an und steuern ein in der Tour empfohlenes Restaurant mit eigener Brauerei an. Als wir uns hingesetzt haben bemerken wir, dass ein paar Servicekräfte sogar Tracht tragen. Wir essen eine Kleinigkeit und probieren das selbstgebraute Bier. Wir ärgern uns aber ein bisschen, da es die versprochene Happy Hour nicht gibt. Auch sonst werden wir sehr unfreundlich bedient, wir fühlen uns wie in einem Tourismus-Abfertigungs-Lokal. Da wir nun eigentlich alles wichtige gesehen haben, verabschieden wir uns von den anderen beiden und steuern den ältesten Park der Stadt an. In der Mitte befindet sich ein See und wir fühlen uns fast bisschen wie im Englischen Garten (nur viel kleiner ;) ). Weil wir unbedingt noch traditionelles Gebäck (Covrig) probieren wollen, streunern wir durch die Innenstadt auf der vergeblichen Suche nach einem Café. Am Ende landen wir bei Starbucks. Bei einem leckeren eisgekühlten Chai-Latte schreiben wir unseren Blog- Eintrag über die Natur und Karpaten in Siebenbürgen. Lukas sitzt die ganze Zeit neben uns und redet schon übers Abendessen, was uns etwas durcheinander bringt. Noch dazu laufen immer wieder Gruppen an Fußball-Fans des abendlichen Spiels (Frankreich- Schweiz) vorbei. Einmal sogar eine ganze von der Polizei geführte Truppe.
Nach Lukas' einschlagender Argumentation entscheiden wir uns für das LevelUp zum Abendessen. Es ist ein eher kleines, veganes Bistro, was von einer total netten älteren Dame geführt wird. Wir essen Cevapi, Pizza und Burger zur Hauptspeise und sind davon schon total begeistert. Übertroffen wird das ganze aber noch durch die Nachspeise: Papanaşi (eine in Fett ausgebackene rumänische Nachspeise). Babsi darf sogar ein bisschen bei der Zubereitung unserer Nachspeise zusehen. Der Abend versöhnt uns über den eher enttäuschenden Aufenthalt in Bukarest.
Im Hostel zurück schauen wir noch das spannende Fußballspiel zu Ende und freuen uns schon auf die Weiterfahrt nach Varna am nächsten Tag.

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