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Siebenbürgen und die Karpaten - mal wieder raus aus der Stadt

Veröffentlicht: 28.06.2021

Nachdem wir ja Gott (bzw. Pfarrer) sei Dank einen Mietwagen ergattern konnten, wollten wir ihn auch dementsprechend ausnutzen!
Also ging es gleich los in den Parcul Național Cozia, südlich von Sibiu. Der relativ kleine Nationalpark liegt in den Ausläufern der Karpaten, weshalb man dort gut kleinere Wanderungen machen kann. Perfekt für uns, da wir den Mietwagen erst um 9 holen konnten. Ohne genaueren Plan, machen wir uns auf den Weg nach Brezoi. Unsere Hoffnung, dort Informationen über mögliche Wandertouren zu finden, löst sich schnell in Luft auf. Also fahren wir weiter...Auf Google stand doch irgendwas von einem Wasserfall...? Tatsächlich. Wir fahren an einem Schild vorbei, auf dem "Cascada Lotrişor" steht. Also schnell wieder umgedreht, und auf den Parkplatz. Hoppla, dass der Park eventuell Eintritt kosten könnte, haben wir vielleicht auch nicht bedacht. Wir haben nur noch 10 Lei (ca. 2€) in bar dabei, anstatt den 15 Lei, die es eigentlich gekostet hätte....peinlich, aber sie lassen uns durch. Der Weg zu den Wasserfällen führt durch den Wald und am Fluss entlang. Er ist gut hergerichtet und auch nicht weit. Schon nach etwa 30 Minuten kommen wir am Wasserfall an, weshalb wir noch etwa 1,5 km weiter den Weg durch den Wald genießen. Auf dem Rückweg kommen uns auch noch einige Familien mit Kindern entgegen, die wohl einen Ausflug machen. Der Wasserfall ist auch sehr beeindruckend und schön. Am Wegrand gibt es immer wieder Informationstafeln über heimische Pflanzen und Tiere - vor der großen Wanderung morgen sollten wir nochmal nachlesen, wie man sich am besten bei einer Begegnung mit einem Bär verhält. Kurz vor dem Parkplatz setzen wir uns an einen der schönen Picknickplätze. Wir müssen uns aber beeilen, da wir es schon donnern hören. Wir versuchen es trotzdem mal beim Kloster Turnu, von wo aus man noch eine weitere kleine Wanderung machen könnte (laut Komoot und Google). Das Kloster wirkt urig und liegt sehr schön direkt zwischen dem Berg und dem Fluss Turnu. Die Mönche haben tolle Blumengärten angelegt. Weil es jetzt aber stärker zu regnen beginnt, machen wir und lieber auf den Heimweg. Schließlich wollen wir uns auch noch Sibiu anschauen.
Auf der Heimfahrt werden wir kurz aufgeschreckt, weil unsere Handys schrille Warntöne von sich geben. Die Nachricht, die mit langer Übersetzungsarbeit verständlicher wurde, teilte uns eine Gewitterwarnung mit. Wir blieben aber weitestgehend verschont. Wie und warum wir die Nachricht erhalten haben, können wir uns tatsächlich nicht erklären, aber spannend!

Endlich. Der Ausflug in die höheren Karpaten, dem wir so entgegen gefiebert haben, steht an. Um nicht in die Mittagshitze (und das Gewitter) zu kommen, fahren wir wieder früh los. Schon auf der Autofahrt sehen wir die Berge, die noch mit Schneeflecken bedeckt sind. Uns wurde von mehreren Seiten die Transfăgărăşan empfohlen, eine Gebirgsstraße, die zum Lacul Bâlea führt. Die Straße ist sehr bekannt, weil sie in besonders engen Kurven das Tal zum Gletschersee hinaufführt. Nicolae Ceauşescu sorgte für den Bau der Straße, die neben dem militärischen auch einen touristischen Zweck erfüllen sollte. Ein auch heute noch umstrittenes Projekt, da es natürlich auch viel Natur zerstörte. Die Straße ist aber sowieso noch gesperrt vom Winter, weshalb wir nur bis zum Parkplatz der Balea Cascada (ca. 1290 hm) kommen. Zu unserem Glück, wie wir später merken. Auf dem Weg dorthin werden wir aber auch noch aufgehalten: und zwar von mehreren 100 Schafen, die den Berg hinaufgetrieben werden. Ein lustiges Schauspiel. Wir haben uns auf komoot eine Tour von den Balea Cascaden über einen Sattel zum Balea See ausgesucht. Vor Ort wird der Weg mit ca 4-4,5 Stunden Gehzeit angegeben. Zuerst führt uns der anfänglich noch gut ausgetretene Wanderpfad durch den schönen Gebirgswald am Gebirgsbach entlang. Wir fühlen uns gleich unglaublich wohl und genießen die Natur. Wir sind ganz alleine unterwegs, werden aber auf einmal von zwei Hunden stark angebellt, die uns auch den Weg versperren. Der Mann, der bei ihnen ist, scheucht sie zurück, doch sie beruhigen sich nur langsam. Beim Vorbeigehen sehen wir den Grund: auf einer ausgebreitet Decke am Waldboden tummeln sich mehrere kleine Welpen - süüüüüüüüß. Nach etwa der Hälfte der Strecke kommen wir aus dem Wald auf eine weite Wiese. Der Pfad wird deutlich schwieriger zu finden. Immer wieder kommen wir zu unserer Freude aber zu Markierungen zurück. Links und rechts türmen sich die felsigen Berge auf. In der Mitte schlängelt sich der Gebirgsbach entlang, und wir steigen weiter auf bis zum Lacul Doamnei, ein kleiner See in der Senke. Hier wird es auch ganz schön heiß und anstrengend. Der Weg wird immer steiler und steiniger. Die Hänge sind besonders schön mit pinken kleinen Blümchen bewachsen (shame on us, wir wissen nicht, wie die Blumen heißen...sorry). Neben lautem Vogelgezwitscher, hören wir auch Murmeltiere quietschen - und tatsächlich sehen wir sie auch kurz darauf. Immer wieder huscht ein Murmeltier über ein Schneefeld und verschwindet dann wieder in seinem Bau. Bei einer unserer vielen Trinkpausen entdeckt Veronika auch zwei Gämsen, die am Hang hin und her klettern. Babsi hofft lange, dass es Steinböcke sind - sind es aber nicht. Trotzdem cool.
Die letzten 200 hm müssen wir noch ein paar größere Schneefelder überwinden, was wir aber gut hinbekommen. Oben am Sattel (ca. 2210 hm) angekommen, begegnen wir den ersten Wanderern. Eine nette Bergsteigerin spricht uns an und unterhält sich kurz mit uns. Vom Sattel aus blicken wir nun auch hinunter auf den Lacul Bâlea. Dort sind auf den Schneeresten noch Skifahrer und Snowboarder unterwegs. Außerdem stehen mehrer Hütten und touristische Stände um den See und die Straße herum. Wir sind uns alle einig: der Weg, den wir gewählt haben, war die beste Entscheidung! Also machen wir noch am Sattel Brotzeit, wo wir den Ausblick in das unglaublich schöne, ruhige Tal genießen, aus dem wir gekommen sind. Weil immer mehr Wolken aufziehen, sehen wir uns nur kurz unten am Balea See um, und nutzen dann die Gondel zum runterfahren. Unten sieht das Wetter schon wieder besser aus und wir beschließen, den Mietwagen noch auszunutzen, um nach Sighişoara zu kommen. Auf dem kurzen Stück Bergstraße passiert tatsächlich noch das, was wir nicht erwartet hätten: wir treffen auf einen Bären - ja, einen echten!! Er liegt gemütlich am Straßenrand und sieht relativ müde aus. Gott sei dank sind wir im Auto. Wenn das auf der Wanderung passiert wäre, hätten wir uns tot stellen müssen - keine allzu beruhigende Vorstellung. Es kommt auch gerade ein Mountainbiker hochgeradelt. Ein ebenso uns entgegenkommendes Auto stellt sich vor den Bären, damit der Radfahrer geschützt vorbeifahren kann. Die scheinen damit wohl umgehen zu können. Noch sehr überrascht von diesem Erlebnis setzen wir unseren Weg fort. Die Straße Richtung Sighişoara führt uns durch eher flach hügelige Landschaft und wir kommen nur langsam voran, weil die Straße löchrig ist. Über 30 km lang war die Straße sogar komplett aufgerissen. Dennoch genießen wir die Fahrt, da sie uns durch das ländliche Rumänien führt. Durch kleinere Dörfer, in denen auch hin und wieder Bauern mit Pferden unterwegs sind, und an älteren, nicht neu hergerichteten Häusern vorbei. Das war zwar nicht geplant, wir sind aber trotzdem dankbar für diesen Einblick.

Die Natur Siebenbürgens und die Schönheit der Karpaten hat uns regelrecht umgeworfen.
Wir sind wahnsinnig dankbar dafür, das erlebt zu haben. Rumänien (vor allem dieser Teil) wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Antworten (1)

Quirin
Cooler Eintrag und vor allem die Straße auf den Fotos sieht sehr malerisch aus. Das mit dem Bären und tot stellen merk ich mir....vielleicht kann man das ja in München auch mal brauchen ;)

Rumänien
Reiseberichte Rumänien
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