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Grenzerfahrung- unser Weg nach Ecuador

Veröffentlicht: 11.10.2018

08.10.2018

Nach unserem eigens gekochten Frühstück, brechen wir zur Grenzstadt Ipiales auf. Eigentlich wollten wir zusammen mit den "Engländern" reisen, aber diese haben allerdings vor, schon früh aufzubrechen - wir hingegen wollen zumindest ansatzweise ausschlafen. Naja...

Um halb 8 am Busbahnhof angekommen, herrscht das für uns mittlerweile normale Chaos und wir finden schnell unseren Bus. Noch ganz leer. Schnell die besten Plätze am Fenster gesichert und draußen gewartet. Auf einmal winkt es aus einem Busfenster - die "Engländer". Deren Minivan ist immer noch nicht los gefahren und auch das andere Paar, dass sie im Schlepptau haben, kennen wir bereits aus Popayan... its a small world. Wir entscheiden uns dafür, an der Endstation in Ipiales aufeinander zu warten und zusammen "überzusetzen".

Der Weg dorthin sollte 90 Minuten dauern, dehnt sich aber aufgrund des Ausbaus der Panamericana zu einem 3 Stunden Stop-And-Go-Marathon mit Staublungengarantie wegen der stetig anfahrenden Superlaster aus.

Wieder vereint, machen wir mit 2 Taxis einen kleinen Abstecher zur Kirche von Ipiales das "Santuario de Las Lajas". Eine für uns noch nie da gewesene Erscheinung. Denn diese Kirche steht auf einer Brücke und verbindet damit die zwei Seiten eines Canyons.


An den Seiten sind die Wände mit unzähligen Votivtafeln- Danksagungen an die Jungfrau Maria, die die Menschen aus der Notlage angeblich gerettet hat oder retten soll- gesäumt. Jeder Zentimeter des Natursteins wird mit kleinen und großen Schmuckstücken ausgekleidet, sodass man die Form des Felsens darunter nur erahnen kann.



Malerisch fällt gleich neben der Kirche ein kleiner Wasserfall in die Schlucht.Das Innere der neogothischen Kirche besticht durch sein hohes Schiff und die imposante Rückwand, die aus dem Stein des Berges gehauen wurde. Wir machen abwechsend Bilder. Stehen wie Security-Leute um unser Hab und Gut. Eigentlich lächerlich, da hier alle nur Augen für die Schönheit dieses Bauwerkes haben.



Der Aufstieg zurück zum Taxistand fällt uns schwer. Voll bepackt mit tollen Sachen, die das Leben nicht immer leichter machen, wie wir merken, stapfen wir keuchend den Pfand hinauf, den wir davor so leichtfüßig hinab gewandert sind. Alle sind trotzdem guter Dinge. Ich schreibe noch kurz unserem Hostel, dass wir kurz vor um 8 da sein werden. Es ist gerade kurz vor halb 12 mittags. Alle haben Hunger, aber wir entscheiden uns, in Ecuador zu essen.


Die Grenze:

Wer keine Lust auf weinerliche und ausschweifende Erzählungen hat, möchte bitte zum nächsten Bild scrollen :)

Die Taxis teilen die Gruppe erneut. Diesmal fährt Annika im anderen Auto zum Grenzübergang. Die Aufregung steigt. Wenige hundert Meter vor dem Ziel beginnt der Fahrer zu erklären, was wir tun müssen. Keiner versteht es im Ganzen und wir krümeln unser Gehörtes, zu Vermutungen zusammen.  "A la Derecha" sagt er. Ich schaue aus dem Wagenfenster. Menschen... nur Menschen, und von Plastikplanen geschützte riesige Reisetaschen stapeln sich förmlich vor der Grenzkontrolle.  Der Taxifahrer schmeißt uns raus und verabschiedet sich. Nun stehen wir da. Ich und 2,, so gut wie Unbekannte, inmitten hunderter Leuten. Aber... Wo ist Annika? War sie nicht gerade noch vor uns? Die Anderen sagen auch, sie haben sie seit ein paar Kilometern nicht erspähen können. Das Warten beginnt  und ich mache mir Sorgen. Halte Ausschaunach dem großen gelben Rucksack,  hinter dem sich die kleine Rothaarige versteckt. Anrufen ist keine Option. Mein Handy hat sie in ihrer Tasche.

Annikas Sicht der 10 Minuten ohne Carsten :

Bei unserer Ankunft sind wir erst einmal vollkommen verwirrt, da unser Taxifahrer uns schon auf der ecuadorianischen Seite der Grenze rauschmeißt. Rein theoretisch könnten wir einfach unsere Rucksäcke schnappen und loslaufen. Nur gäbe es dann wahrscheinlich große Probleme bei der Ausreise - ohne Stempel ist man schließlich illegal im Land. Also doch anstellen. Direkt vor uns liegt die Einreisebehörde Ecuadors - weniger als 10 Hanseln, die gemütlich darauf warten, ihren Pass gescannt zu bekommen. Wir brauchen hingegen zu allererst einen Ausreisestempel aus Kolumbien. Man drehe sich um und stelle fest, dass Unmengen von Menschen auf der anderen Seite warten. Und in dieser wusligen Menge muss irgendwo der Rest unserer Gruppe sein. Da das andere Taxi schon vor Minuten hätten ankommen müssen, machen wir uns auf die Suche. Drei bleiche Backpacker mit riesigen bunten Regencapes in Mitten des Getümmels aus südamerikanischen Familien und deren Hausstand sind glücklicherweise recht leicht auszumachen.

Wieder vereint geht es ans Suchen. Welche Schlange ist jetzt die richtige? Besonders die Einheimischen scheinen sich einen kleinen Spaß daraus zu machen, uns in gebrochenen Englisch oder super schnellem Spanisch hin und her zu jagen. Viele belächeln uns. Irgendwann finden den Anfang inmitten der anderen Leidenswege. Im Grunde ist es ganz einfach. Alle stellen sich irgendwo an. Nur die eine Reihe, die einmal um das Gebäude geht, ist klar erkennbar. Sie besteht aus den venezuelanischen Flüchtlingen oder Menschen ohne Pass. Der Rest mischt sich in die vorderen Plätze. Drängeln ist hier an der Tagesordnung, wird aber mit aufgeregten Pfiffen der Menschen dahinter quittiert. So passiert es, dass auch wir ein paar Schritte rückwärts gehen.

Zwei Stunden später. Wir stehen an der Barriere, die vom Eingang in die Kontrolle abgrenzt. Richtig, wir sind nicht mal drinnen. Draußen regnet es. Die Leute verstecken sich unter Regenschirmen aus riesigen schwarzen Plastikplanen oder in Unicef Rettungszelten, in denen die Kinder spielen. Im Grunde darf jedes Mal, ca. alle 10 Minuten ein kleiner Teil aus einen der 3-6 Wartereihen eintreten und sich dort anstellen. Hier lacht kaum noch jemand. Ab und zu kommt ein Mann mit Ausweis und Anzug an die Seite, drängelt sich vor und wird sofort durchgelassen. Wir haben keine Ahnung was das soll, alle anderen kommentieren dies wieder mit lautem Pfeifen. Komischerweise ist trotzdem alles ruhig. Keiner regt sich ernsthaft  auf oder macht Blödsinn. Wir werden endlich hereingelassen.

Nach nochmals einer Stunde stehen wir wirklich am Schalter. Die Mitarbeiter machen ihren Job mit höchster Sorgfalt und besonders viel Ruhe. Keiner hat es eilig. Im Hintergrund läuft der Fernsehr und überträgt die aktuelle Daily-Soap. Der Fachmann vom Schalter neben uns redet uns an. "Deutschland!? Hola, ist Guten Tag no!?" Wir nicken, er lacht. Wir bekommen den Stempel zur Ausreise ohne weitere Probleme. Genauso unsere Begleiter. "Auf Wiedersehen", sagt der Mann vom Nachbarschalter.


Der weitere Weg war so unglaublich einfach, dass es fast lächerlich ist... Grenzweg nach Ecuador zu Fuß überqueren. 5 Minuten mit 10 anderen Leuten an der Kontrolle warten. Stempel hohlen. Taxi zum Busbahnhof nehmen (Dollars haben wir schon dank Mammele). Am Terminal in Tulcan angekommen, schubsen wir noch eine kleine dicke Servicemitarbeiterin zur Seite, die lieber ihre Landsleute mit Tickets versorgt als uns Gringos. - Es ist mittlerweile 18 Uhr und die Fahrt nach Quito ist mit 6 Stunden veranschlagt.

Also ab in den Reisebus, wieder mit neusten Blockbustern auf Spanisch, auf mehrspurigen und gut ausgebauten Autobahnen, bergauf nach Quito. Unsere Freunde steigen vorher in Otavalo aus und wollen später zu uns stoßen. In Quito angekommen nehmen wir uns ein Taxi. Mit 100 Sachen durch die Innenstadt. 20 Minuten später sind wir im Hostel L'Augerginn angekommen und hauen uns nach 16 Stunden Vollprogramm aufs Ohr. Unsere geplante Ankunft um 20 Uhr war im Nachhinein betrachtet eher unrealistisch veranschlagt.

Die erste Grenzerfahrung ist zu 

Ende.  



Antworten (1)

Dieter
Damke für dem ausführlichen Bericht. Ja, ja man muss alles einmal mitgemacht haben!.

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