Reiseblog von Fabienne & Simon
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F: Chiloé

Veröffentlicht: 13.02.2020

Eieiei, wir haben schon lange nicht mehr berichtet, wie und wo wir unterwegs sind. Da wir (vorallem ich) der Blog auch für später als Reisedokumentation haben möchte, versuche ich wieder aufzuholen.

Nach Pucon zog es uns spontan mal wieder an die Küste und wir haben Valdivia besucht. Wieder einmal ein Städtchen war auch eine schöne Abwechslung, zumal Valdivia noch recht schön ist. Wir haben sogar ein Museum besucht; über Ureinwohner einerseits und die Einwanderer andererseits. In dieser Region war die Einwanderung um 1900 vor allem aus Deutschland stark gefördert worden und das sieht man sehr. Vielen alten Häuser sieht man den europäischen Hintergrund an, und den Namen von Läden, Marken, Geschäftern und Strassen sowieso. Ein sehr bekanntes Bier in der Region ist das Kunstmann-Bier, deren Slogan auch heute noch heisst: «Das gute Bier». Auch das Kunsthandwerk aus Holz sieht eigentlich ziemlich aus als käme es direkt aus dem Schwarzwald. Ausser Bier haben wir vor allem auch die Meeresfrüchte (Simon) und die richtigen Früchte (Fabienne) genossen.

Bis zur Abfahrt der Fähre in Puerto Montt (s.u.) blieb uns noch eine knappe Woche und wir beschlossen, diese Tage auf der Insel Chiloé zu verbringen. Dieser Ort wurde uns mehrfach von Chilenen empfohlen. Zudem war es uns auch ganz recht, wiedermal ein rechtes Stück vorwärts zu kommen. Wir flitzten also nach Paragua, von wo die Fähre nach Chiloé übersetzt. Dieser Ort spiegelte wieder einmal einen typischen, ländlichen chilenischen Ort wider, der nicht (so sehr) von der zentralisierten Wirtschaft oder dem Tourismus profitiert, wie andere Vorzeigeorte. Die Häuser sind mehrheitlich schitter z’wäg, es gibt nur einen Krämerladen mit Konservendosen, zwei geschlossene Restaurants, eine Hotdogbude am Pier. Dort sammeln die Dorfbewohner Algen ein, die sie zum trocknen ausgelegt haben und anschliessend in grosse Säcke stopfen, die sie verkaufen können. Aus den Algen kann scheints ein Verdickungsmittel hergestellt werden. (Wir sind nicht ganz draus gekommen, Chilenen im allgemeinen, aber die ländlichen insbesondere sind für uns sehr schwer zu verstehen).

Chiloé war natürlich schon vor der «Entdeckung» bewohnt. Die ersten Entdecker waren scheinbar über das raue Wetter erschrocken und interessierten sich zunächst nicht für die Insel. Die Einheimischen hatten eine sehr reiche Mythologie, die zum Teil den intensiven Katholizismus überlebte (!!). Anfang des 17 Jahrhunderts hielten die Jesuiten Einzug und bauten ein Kirchlein ums andere. Fast alle sind aus Holz, viele geschindelt (die Jesuiten kamen hauptsächlich aus Deutschland) oder mit Blech verkleidet und sehr farbig. Heute stehen noch 150 dieser Kirchlein, 16 davon gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Iglesia Santa Maria in Achao wurde ohne einen einzigen Eisennagel gebaut, nur mit Nut und Holzzapfen hält das Gebäude zusammen.

Auf uns wirkte die Insel unheimlich entschleunigt, ein verschlafenes Fleckchen Erde, deren Bewohner scheints durch nichts aus der Ruhe zu bringen sind. Die Landschaft gleicht für unser Auge derjenigen auf dem Festland weitgehend, aber für Botaniker dürfte das anders sein. Der Urwald an der Westküste ist scheinbar einzigartig und es gibt diverse Sorten, deren Ursprung auf der Insel liegt. Darunter die Chiloé-Knobli, der so gross ist wie ein zümftiger Apfel, eine Zeh wie eine Baumnuss. Dafür der Geschmack so wenig intensiv, dass man einfach hineinbeissen könnte.

An der nördlichen Westküste bei Puñihuil hat sich eine Magellanpinguinkollonie auf vorgelagerten Inseln niedergelassen, die wir von einem Boot aus anschauen konnten. Eigentlich interessierten mich die Tiere bisher eher wenig, habe mir noch wenig überlegt, ob mir die Tiere gefallen. Aber die sind so schnüsig, wie die da über die Steine watscheln und sich aneinanderschmiegen oder auf einem warmen Stein in der Sonne fläzen.
Eigentlich wollten wir irgendwo beim Rio Chepu übernachten, weil man dort schön Kajaken könne. Aber wir fanden weder eine Unterkunft (die uns öffnete) noch sahen wir irgendwo ein Kanu oder ein Kanuverleih. Enttäuscht fuhren wir nach Castro, dem Hauptort und gleichzeitig ein guter Ausgangspunkt für weitere Touren auf der Insel. Dort wir dafür ein super gemütliches Hotel in einem palafito, den typischen Stelzenhäusern. Diese Häuser wurden damals von armen Fischern an den Hàngen zum Flussufer gebaut, sodass sie zur Strasse hin wie ein normales Haus begehbar waren, zur Flussseite aber – eben auf Stelzen stehend – bei Flut mit dem Schifferboot unterfahrbar waren. Heute dafür nicht mehr gebraucht, sondern einfach eine wunderschöne Bleibe, quasi auf dem Wasser.

Am einen Tag, Simon war wieder im Meeresfrüchte- und Grillfieber, fuhr ich alleine zum geschützten Urwald an der Westseite der Insel. Simon wollte lieber faulenzen und sich um eine Grillade kümmern. Auch die Fahrt dahin war schon sehr schön. Wieder wie in Araukanien kommt man sich vor, als wären diese friedlichen Wiesen- und Wälderlandschaften schlicht unendlich. Auf dem Weg zum Park nahm ich noch zwei Autostöpplerinnen mit, das scheint hier im Süden Chiles eine verbreitete Fortbewegungsart zu sein.
Sanddünen und Gebüsch- und Sträucherwälder waren erst der Vorgeschmack. Danach führte ein präparierter Holzsteg (weil sonst nicht möglich) durch ein Dickicht, das ich zuletzt im Manú-Regenwald in Peru sah. Der Wald war zwar deutlich weniger hoch als der Regenwald, aber so dicht und verwuchert!
Sehr gerne hätte ich natürlich ein Pudu gesehen, die weltweit kleinste Hirschart, so gross wie ein Hase. Aber die verstecken sich verständlicherweise gut.

Auch ein schönes Erlebnis war der Besuch des Kirchleins von Curaco de Velez, wo die Tür zum Estrich und Glockenturm offen stand. Kein Aufpasser, Kassierer oder sonst jemand war zu finden, also stiegen wir bis in den Kirchturmspitz und hätten einfach die Glocke läuten können. Wie gesagt, ein friedliches Volk, das sich nicht aus der Ruhe bringen lässt :-)

Nach vier Tagen fuhren wir zurück aufs Festland, nach Puerto Montt.

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