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Tag 19 & 20 - Vielen Dank für die Blumen!

Veröffentlicht: 02.10.2018

Sehr verehrte Damen & Herren, 

wir möchten Sie recht herzlich zu unserem Kurs „Einführung in die slowenische Geschichte und Kultur“ willkommen heißen. Und worauf sonst sollte dieser basieren als auf der Hauptstadt Ljubljana? 

Nachdem wir schon 10 Tage mehr oder weniger ziellos durch dieses kleine, aber feine Land gefahren sind, war es eine Wohltat bruchstückhaftes Wissen über Slowenien aus Gesehenem, Gehörtem und Angelesenem aufzustocken und zu verknüpfen. In zwei Tagen in Ljubljana konnten wir so einiges Kurioses und Interessantes über dieses wunderschöne Hauptstädtchen und sein Land erfahren, das wir nun mit euch teilen wollen. 



Steht man in Ljubljanas Altstadt, hat man erst das Gefühl, man wäre in einer österreicherischen Kleinstadt gelandet. Die italienischen und österreichischen Einflüsse auf Architektur und Kunst sind in Rathaus, Kirchen und eigentlich allen alten und imposanten Gebäuden zu finden. Trotzdem gibt es vieles, das Ljubljana zu einer einzigartigen Stadt macht. Zum Beispiel, dass das gesamte Stadtzentrum eine einzige Fußgängerzone ist und keine Autos das Bild der kuschelig aneinander gereihten Häuschen und Brücken entweiht. Interessant ist auch, dass gefühlt jede Brücke und beinahe alle Gebäude aus dem 20. Jahrhundert von einem einzigen Architekten, Jože Plečnik, geplant wurden, nachdem große Teile Ljubljanas durch ein Erdberben zerstört worden waren, und so ein sehr homogenes Stadtbild entstehen konnte. Oder der Vorort Krakovo, der wie ein Dorf mitten in der Altstadt wirkt, und bekannt für sein beliebtes und weltweit exportiertes Sauerkraut ist. Das idyllische Bild wird ergänzt durch Uni und Hochschulen und das Zentrum ist von Studenten bevölktert, die den Cafés und Kneipen einen hippen Berliner Flair geben. Und über all dem wacht die Burg – aber von der Stadt, die zwischen Wien und Venedig liegt, haben wir auch nicht weniger erwartet! (Und ja, Slowenien ist wirklich so klein.) 


Blick auf Ljubljana von der Burg


Aber zum versprochenen Überblick über die Geschichte Ljubljanas. Nach ersten Siedlungen durch die Kelten und andere, waren es die Römer, die die Stadt, die damals den Namen Emona trug, wachsen ließen und die handelsgünstige Lage am Fluß ausnutzen. Nach dem Niedergang des römischen Reiches ließen sich schließlich die Slaven dort nieder, teilten den Fluß Ljubljanica und bannten so die Gefahr der Überflutung und besiedelten das andere Ufer. Ein Teil der Altstadt Ljubljanas ist daher technisch gesehen eine Insel, die mit vielen Brücken auch heute noch mit dem Rest der Stadt verknüpft ist. 

Blick auf "die drei Brücken"


Später war die Stadt und der Großteil des heutigen Sloweniens unter Habsburger Hand, was endlich abschließend erklärt, warum uns ständig Leute in erstaunlich gutem Deutsch angesprochen haben – bis in das 19. Jahrhundert hinein lebten viele Deutsche hier. Erst nach Ende des ersten und zweiten Weltkriegs, in letzerem war Ljubljana von Italien und Deutschland besetzt, und nach einiger Zeit als Teil der Republik Jugoslawien konnte Slowenien schließlich 1991 seine Unabhängigkeit erklären (und das im Vergleich zu Kroatien oder Bosnien überraschend unspektakulär). 

Schon zuvor war Ljubljana Mittelpunkt der slowenischen Identität, vor allem der Kunst und Literatur. Amtssprache wurde slowenisch übrigens erstmals unter der Herrschaft Napoleons. Allerdings ging das einher mit einer Wehrpflicht für das französische Heer und hohen Steuern. Die Slowenen vergelten Napoleon diesen Umstand damals wie heute mit einem „vielen Dank für die Blumen“, was umso ironischer wird, bedenkt man, dass dieser tatsächlich den botanischen Garten in Ljubljana errichten ließ. 


Und damit beenden wir den heutigen Exkurs. Hoffentlich seid ihr da in den hinteren Reihen nicht vor Langeweile eingeschlafen. Wir jedenfalls sind sehr beeindruckt wie viel Geschichte, wie viel Kultur und Kunst, wie viel Leid und Durchhaltevermögen in dieser kleinen Stadt steckt. 


Cafés am Flussufer


Und nebenbei eignet sie sich hervorragend zum Schlendern, Fotografieren und Wohlfühlen. Wir hatten -endlich- die Chance traditionell slowenisches Essen zu probieren, was zuvor wegen der doch recht fleischlastigen Küche ein Problem war. Veganes Bograc und Dödöle, eine Art Kartoffelpuffer,machen jedenfalls nicht nur wegen des Namens glücklich und wird von uns wärmstens empfohlen. Ebenso wie das Stadtmuseum, der Ausblick von der Burg über die Stadt und die beeindruckende Universitätsbibliothek. 


Zum Schluss noch eine ganz andere, aber vielleicht auch die glücklichste Nachricht des Tages. Unser neuer Ladebooster wurde versendet! Zwar nicht nach Ljubljana wie geplant, aber nach Trieste direkt hinter der italienischen Grenze, wo wir ihn in einer Woche abholen können. Wuhu! 

Gestern Nacht machten wir übrigens zum ersten Mal Bekanntschaft mit der slowenischen Polizei. Wir haben nicht gemerkt, dass der Stellplatz an einem Feldweg zu Privatbesitz gehörte. Aber der Schock war schnell verdaut, vor allem, da die Polizisten sehr freundlich waren. Illegales Wildcampen wurde mit keinem Wort erwähnt und wir durften sogar in Ruhe aufessen, bevor wir (in strömendem Regen) Zuflucht auf einem Camperstop gesucht haben. Wir haben daraus gelernt und werden in Zukunft noch mehr Abstand von allen Dörfern halten und keinen Stellplatz mehr ein zweites Mal anfahren. 

Da für die nächsten Tage wieder Klettern angesagt ist, wird die Stellplatzsuche aber hoffentlich auch wieder leichter als hier in der Hauptstadt. War ja jetzt auch genug Bildung für eine Weile und wir langweilen euch vor erst nur noch mit Beschreibungen der Felsbeschaffenheit. 


Bleibt neugierig und explore on! 

Antworten (1)

Frank
Endlich etwas Historisches 😀