Veröffentlicht: 02.08.2023
Nach Brensholmen verschlägt es uns ehrlich gesagt hauptsächlich, weil es eines der wenigen Sportklettergebiete in Norwegen ist und ganz in der Nähe von Tromsø liegt. Aber wir wollen dringen ersten Felskontakt in Norwegen sammeln und hier ist es ja ohnehin überall schön.
Als Stellplatz für die Nacht teilen wir uns mit einigen anderen Campern den Parkplatz zur Fähre nach Senja, wo sich bereits eine Schlange für die erste Überfahrt am Morgen bildet. Darüber müssen wir uns zum Glück keine Gedanken machen und so marschieren wir nach dem Frühstück fröhlich mit voll bepackten Kletterrucksäcken los.
Ob es an der sparsamen Wegbeschreibung im Kletterführer oder an unseren mangelnden Navigationskünsten liegt, wird wohl immer ein Rätsel bleiben, aber nach einer falschen Abzweigung in einer Sumpflandschaft landen wir schließlich mit nassen Füßen direkt oberhalb unseres Wunschfelsen. Für den Ausblick haben sich die Strapazen aber gelohnt und ohne weitere Schwierigkeiten können wir uns sicherheitsbewusst nach unten abseilen. Von hier hat man direkten Zugang und großartigen Blick auf den Fjord, wo wir erstmal eine Mittagspause in der Sonne einlegen. Wechselhaft wie das Wetter am Meer nun mal sind, steht auf einmal dichter Nebel zwischen den Felswänden. Die Touren sind trotzdem gut zu beklettern und definitiv lohnenswert.
Die Routen in unserem Sektor, Panoramaveggen, sind etwa zur Hälfte mit Bohrhaken versehen, der Rest ist selbst abzusichern. Die Übermacht an Trad-Touren wird uns alte Sportkletter-Puristen in diesem Urlaub noch das ein oder andere Mal vor Probleme stellen.
Wir klettern die Königslinie „Panoramacafé“ (6a) an einem großen Riss entlang. Es scheint norwegische Tradition zu sein, Sportkletter-Routen in mehrere Seillängen einzuteilen. Vielleicht, um bei gleichbleibenden Einstieg die Möglichkeiten der weiter oben abzweigenden verschiedenen Linien auszuschöpfen. Vielleicht, um auch Kletternden in den unteren Schwierigkeitsgraden etwas bieten zu können. Wer weiß? Jedenfalls lässt sich an die meisten Einstiegs-Längen noch einige Meter mit schwierigeren Zügen anhängen.
Aus diesem Grund improvisieren wir eine kleine Mehrseillänge und bauen uns nach Seillänge 1 einen Stand, um die verschiedenen oberen Seillängen der Reihe nach zu beklettern. Der Ausblick ist dabei hervorragend, aber das Sichern ungewohnt anstrengend und am Abend haben wir beide, trotz dicker Schicht Sonnencreme und ständiger Wolkendecke, einen Sonnenbrand.
Für die Nähe zum Meer ist der Fels erstaunlich fest und griffig und wo Bohrhaken vorhanden sind, sind sie extrem freundlich alle zwei Meter gesetzt. Das Gebiet ist nicht großartig besucht und wir trafen den Tag über nur auf zwei andere Seilschaften.
Allein für die Lage und den großartigen Rundumblick auf das kleine Dörfchen Brensholmen und den Fjord lohnt sich der Besuch allemal und wir sind froh, den Abstecher hierher gewagt zu haben.
Auf dem Rückweg kommen wir an einem malerischen Strand mit weißem Sand vorbei und sind fest entschlossen, ein Bad im kalten Meer zu nehmen, bis wir nach ein paar Schritten auf die unzähligen Quallen treffen. So endet unser Tag wie so oft mit einer erfrischenden „Dusche“ unterwegs in einem Bach voller Gletscherwasser.
Wie sagt man so schön: Eine Qualle kommt selten allein.
Für uns geht es weiter auf die viel gepriesenen Lofoten. Bis dahin, haltet die Ohren steif!
Das Klettergebiet "Brensholmen" auf einen Blick:
Lage:
Direkt am Fjord, Wetter daher unbeständig. Wahnsinnig schöner Ausblick!
Zustieg:
Wenn man dem richtigen Pfad folgt etwa 20min Fußmarsch um die Felsen herum.
Grade:
Insgesamt gibt es vier Sektoren und einen Boulderblock. In Panoramaveggen sind 16 Routen zwischen 4a und 6c eingebohrt.
Felsqualität:
Für die Lage am Meer erstaunlich fester Granit. Auch die Bohrhaken wirken robust.
Art der Kletterei:
Gerade bis plattig an offenen Rissen, Leisten und einer prominenten Kante. Besser Material für einen Standplatz mitnehmen.
Routen-Empfehlung:
Panoramacafé (6a) & Psycho L1 (6b+)