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Costa Rica: Monteverde

Veröffentlicht: 15.06.2018

Nachdem wir schon einige Stunden unterwegs waren, war ich sehr erleichtert, als Jörg mir das Zeichen gab, vom Highway abzubiegen und meinte, jetzt seien es nur noch knapp 30 km nach Monteverde. Wer konnte denn auch ahnen, dass wir für die 30 km nochmals 2 Stunden benötigen würden. Insbesondere, da Jörg sich bei der Ausfahrt vertan hatte, und wir eine Strasse zu früh abgebogen waren. Wir wussten, dass das letzte Stück nach Monteverde holprig werden würde. Wenn wir die richtige Route erwischt hätten, hätten wir aber noch ein ganzes Stück auf einer asphaltierten Strasse fahren können. Den Irrtum bemerkten wir allerdings erst nachdem es bereits viel zu spät war, nämlich genau an der Stelle, wo die «richtige» Strasse sich kreuzte mit der «Strasse», welche wir genommen hatten. Dabei handelte es sich nämlich keineswegs um eine Strasse im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr um eine üble Schotterpiste, und wir konnten wohl von Glück sagen, hatte es zuvor nicht auch noch geregnet. Nun ja, einen winzigkleinen Nervenzusammenbruch später kamen wir dann jedenfalls gottseidank endlich in Monteverde an (glücklicherweise ohne Schütteltrauma). Nachdem ich auch noch den Horror von Parkplatz-Einfahrt bei unserem Hostel gemeistert hatte, brauchte ich jedenfalls erstmal eine wohlverdiente Zigarette.

Interessant ist, dass man besonders an den touristischen Orten am meisten abgezockt wird. Da wir die Hostels meistens über booking.com buchen und ich dort schon lange «Frequent Traveller» bin, können wir meist von einer Ermässigung von 10% auf den Zimmerpreis profitieren. Nur leider führt dies immer wieder zu Missmut bei den Hostelbetreibern und wir hatten leider schon einige unschöne Diskussionen deswegen. Es ist immer wieder spannend zu erleben, dass die Hostelbetreiber natürlich sehr gerne von den Vorteilen einer so grossen Buchungsplattform profitieren (zb. Keinen eigenen Aufwand für Werbung), viele haben uns gegenüber sogar schon geäussert, dass sie ohne die Plattform gar nicht überleben könnten. Wenn es dann aber plötzlich um gewisse Nachteile geht, versuchen sie die linken Touren. Auch hier meinte der Hostelbetreiber plötzlich, wir dürften nicht mit Kreditkarte zahlen, obwohl das in der Buchung so hinterlegt war, weil er mir ja schon einen Rabatt geben müsste. ÄÄähhm, wie bitte?!?! Ganz typisch sind auch plötzliche Aufschläge von bis zu horrenden 7-10% bei Kartenzahlung, obwohl im Buchungssystem nichts dergleichen hinterlegt ist (und wir ausserdem von verschiedenen Betreibern wissen, dass die Banken ihrerseits nur etwa 3-4% Gebühren fordern für Kartenzahlung). Man möchte es wirklich nicht schon von vorneherein schlecht haben mit den Leuten, aber man muss sich manchmal wirklich ziemlich vehement wehren, damit man nicht übers Ohr gehauen wird. Und 7-10% Aufschlag sind schliesslich eine ganze Menge, insbesondere wenn man Ende Monat keinen Zahltag hat. Da lohnt es sich dann schon, das eine oder andere Wortgefecht zu führen.
Das Spannendste dabei? Solche Diskussionen gibt es wirklich ausschliesslich an touristischen Orten. In einem grossen Teil Guatemalas beispielsweise (mit Ausnahme Guate City) und in Costa Rica. In El Salvador hatten wir keinerlei solche Probleme und in Honduras lediglich in Copan und Utila, also auch wieder an den Touristen-Hot-Spots. Also dort wo es den Leuten tendenziell ohnehin schon am besten geht, die können den Hals nicht vollkriegen. Die anderen sind einfach froh, dass man da ist und ihre Zimmer bucht.
In Costa Rica darf man auf jeden Fall nicht allzu viel Gastfreundschaft erwarten. Oder nur solange, bis man das Portemonnaie gezückt und gezahlt hat. Man hat hier wieder vielmehr das Gefühl eine «wandelnde Brieftasche» zu sein. So war jedenfalls unser persönlicher Eindruck.

Monteverde ist vor allem bekannnt für seinen Nationalpark (Reserva Biologica Bosque Nuboso de Monteverde), zu welchem wir uns am nächsten Morgen aufmachten. Wir waren mal wieder zu geizig, um uns einen Guide zu nehmen und machten uns auf eigene Faust auf den Weg. Fakt ist allerdings, dass die Chancen Tiere zu sehen, schlichtweg bedeutend schlechter sind ohne sachkundigen Führer, der weiss, wonach er Ausschau und die Ohren offen halten muss. Auch hier war unsere grosse Hoffnung gewesen einen Quetzal zu sichten, aber das war ohne Guide ein Ding der Unmöglichkeit.
Schnell stellte sich heraus, dass mein grösstes Talent in Sachen Naturbeobachtung darin besteht, Tausendfüssler zu erspähen. Wir konnten gar nicht mehr mitzählen, so viele Tausendfüssler hatten wir unterwegs gefunden. Ausserdem noch einige verschiedene Vögel und doch immerhin Coatis (kleine flauschige Viechlein mit langem Schwanz, die wir auch schon in Guatemala gesehen hatten).
Wenn man so die anderen Leute im Nationalpark beobachtete, wunderte man sich ohnehin, ob die überhaupt irgendetwas sehen, die meisten rannten nämlich im Stechschritt durch den Wald. Wir nahmen uns Zeit und verbrachten einen Grossteil des Tages damit, durch den Nebelwald zu wandern, die verschiedenen Wanderwege auszukundschaften und mehr oder weniger erfolgreich nach Tieren Ausschau zu halten. Etwas befremdlich an dem Nationalpark war, dass eine Strasse hindurch führt und man zwischen Vogelgezwitscher auch immer wieder Geräusche von Autos hören konnte.
Beim Monteverde Nationalpark handelt es sich um einen Nebelwald. Einen solchen erkennt man vor allem daran, dass die Bäume mit Moos und anderen Kletterpflanzen bewachsen sind, die das zum Überleben nötige Wasser aus der feuchten Luft ziehen. Ein weiteres wichtiges Erkennungsmerkmal eines Nebelwaldes ist ausserdem der Nebel. Wer hätte das gedacht. Er kommt ganz plötzlich und innert kürzester Zeit sieht man kaum mehr die Hand vor Augen. Im Wald entsteht dadurch eine richtig gespenstische Atmosphäre. So schnell der Nebel gekommen ist, verschwindet er aber auch wieder und alles ist wieder grün.

So ganz zufrieden mit der Ausbeute des Tages waren wir dann aber doch nicht, und so entschieden wir uns, noch eine Nachttour im Nationalpark zu buchen, diesmal natürlich mit Guide. Und die hat sich dann auch wirklich gelohnt. Und das, obwohl das erste Tier, welches der Guide uns zeigte wohl was war? Ja genau: ein verdammter Tausendfüssler! Gott, war ich der Tausendfüssler inzwischen überdrüssig!
2h lang wanderten wir in der Dunkelheit durch den Park und trafen unterwegs auf alle möglichen Tiere: Olingos, verschiedene Frösche, verschiedene Insekten und eine Grüngelbe Palmlanzenotter. Es war schon sehr eindrücklich, wie effizient der Guide die Tiere ausmachen konnte, ich hätte besonders die Frösche und die Schlange niemals selbst im Grün des Waldes entdeckt. Plötzlich zeigte der Guide auf einen Baumstamm hinter uns und meinte, da würde ja ein schönes Tier sitzen. Alle Leute der Gruppe starrten wie gebannt dahin, aber es dauerte eine ganze Weile, bis wir sie sahen: dort, kaum eineinhalb Meter von uns entfernt und ziemlich genau auf Kopfhöhe, sass in einem Astloch eine riesige Vogelspinne. Na danke, darauf hätte ich auch verzichten können. Von da an war es mir dann auch nicht mehr so wohl bei dem Gedanken, was da alles so in meiner Nähe kreucht und fleucht, ohne dass ich das überhaupt wahrnehme. Rückblickend war diese Nachttour definitiv ein Highlight unserer Zeit in Costa Rica.

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