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Argentinien: Bariloche

Veröffentlicht: 29.04.2019

Von Puerto Madryn fuhren wir nach Bariloche, was insofern ein wenig unsinnig ist, da Bariloche etwas nördlicher liegt. Allerdings bietet sich Bariloche an, weil es von hier die besten Busverbindungen auf der legendären Ruta 40 Richtung Süden ist. Diese Strasse ist besonders legendär bei Reisenden, die mit Autos, Trucks, Bussen oder ähnlichen Gefährten alias Overlander unterwegs sind. Man kann sogar Pins, Schmuck, Aufnäher und dergleichen kaufen, um aller Welt zu zeigen, dass man die Ruta 40 runtergedüst ist. Warum die Strasse so legendär ist, ist mir allerdings absolut schleierhaft, denn in Tat und Wahrheit handelt es sich....um eine Strasse. In ziemlich gutem Zustand, muss man dazu anfügen. Wir kommen jedenfalls später nochmals zu dieser sagenhaften Strasse, schliesslich würden wir ja ebenfalls einige Stunden unseres Lebens darauf zubringen, allerdings grösstenteils schlafend. Zunächst einmal fuhren wir also nach Bariloche, was gut 15h dauerte.


Bariloche liegt am Lago Nahuel Huapi, ist die Hauptstadt des Seengebiets von Argentinien und tatsächlich sieht es dort ein wenig aus wie in der Schweiz. Es gibt Seen und Berge. Ausserdem noch Sessellifte, mit denen man diese Berge auf einfache weise erklimmen kann. Das Seengebiet von Chile und Argentinien erlebte eine starke Zuwanderung aus Deutschland und der Schweiz, wobei Bariloche sogar bekannt dafür ist, dass hier geflüchtete Nazis nach dem 2. WK Unterschlupf suchten. Und die Neuankömmlinge haben die Region stark beeinflusst. In der Altstadt von Bariloche sieht es ein bisschen aus wie in einem Schweizer Skigebiet, im Reiseführer steht „die Stadt sei von alpenländischer Architektur geprägt“. Im Centro Civico gibt es viele hübsche Gebäude aus Stein und Holz. Man kann hier Fondue essen und Rösti, wohlverstanden zu ähnlich überzogenen Preisen. Und damit nicht genug, eines der Highlights von Bariloche ist hier hergestellte Schokolade, Bariloche ist die „Schokoladenhauptstadt“ Argentiniens und an jeder Ecke gibt es Chocolaterien. Natürlich wollten wir die austesten und haben in der berühmten Chocolaterie „Mamuschka“ zugeschlagen. Und tatsächlich, für Lateinamerikanische Verhältnisse war die Schokolade ganz gut, mit Schweizer Schoggi kann sie aber trotzdem bei weitem nicht mithalten.

Was dem Fass aber endgültig den Boden ausschlägt, ist das lokale Maskottchen Bariloches. Es handelt sich hierbei nämlich um Bernhardiner mit Fass um den Hals. Ja genau. Überall in Bariloche kann man in den Souvenirgeschäften Berhardiner-Stofftiere mit Fässchen kaufen. Und nicht nur das : auf dem Hauptplatz warten stets einige Hundebesitzer mit ihren riesigen Bernhardinern, um gegen entsprechendes Entgelt Fotos mit Touristen zu machen. Wie uns gesagt wurde, stammen alle diese Hunde von einem Bernhardiner-Paar ab, welches aus der Schweiz hergebracht wurde. Wir hatten etwas Mitleid mit diesen armen Geschöpfen, da sie wirklich den ganzen Tag an der Leine an Ort und Stelle hocken und auf Touristen warten mussten. Bewegung gab es dabei kaum, man konnte nur hoffen, dass die Besitzer nach dem „Arbeitstag“ wenigstens noch mit den Hunden eine ausgedehnte Runde drehten. Manche Hunde waren auch einiges gepflegter als andere.

Das Fazit ist also: es war hier wie zuhause und das war Grund genug, hier schnell wieder abzuhauen. Sicher, die Schweiz ist schön, ich liebe die Schweiz, aber eben IN der Schweiz. Ich reise sicher nicht durch die Welt, um in einem billigen Abklatsch meines Heimatlandes herumzuhängen. Tatsächlich gibt es in der Nähe von Bariloche sogar noch eine Colonia Suiza, aber dieser Besuch wäre dann definitiv zuviel des Guten gewesen.


Wir blieben also erstmal nur einen einzigen Tag in Bariloche und unternahmen die übliche Vorzeige-STandard-Touritour, die hier angeboten wird: den Circuito Chico. Wir entschieden uns ehrlich gesagt aus Faulheit für den organisierten halbtägigen Ausflug im Minibus, anstatt auf eigene Faust mit den öffentlichen Bussen loszuziehen. Wie wir tags darauf erfuhren, war das eine gute Idee gewesen, da nämlich just an diesem Tag ein Streik der Busunternehmer stattfand.

Nachdem früh morgens alle Teilnehmer bei ihren jeweiligen Hotels aufgesammelt waren, gings los zum ersten Halt beim Cerro Campanario, sozusagen dem Hausberg Bariloches. Mit dem Sessellift gings nach oben, wo es 3 Aussichtsplattformen mit wirklich wunderbarem Panoramablick auf den riesigen See und die darin liegenden Inselchen gab. Anschliessend ging es weiter Richtung Ferienort Llao Llao, wo sich das offenbar berühmteste Hotel Argentiniens, das gleichnamige Llao Llao befindet. Betreten durften wir den noblen Schuppen allerdings nicht, sondern lediglich von einer weiteren Aussichtplattform Fotos des angeblich bekanntesten Fotomotivs Bariloches machen. Die Argentinier waren von diesem Erlebnis ganz begeistert, mir persönlich gefielen die schönen Aussichten, die wir von weiteren Aussichtspunkten entlang des Weges hatten, dann doch deutlich besser. An jedem Mirador kann man dann noch irgendetwas kosten, Schokolade, Liköre, whatever, natürlich immer in der Hoffnung, dass die Touristen die Produkte kaufen und der Guide eine Provision absahnt. Auch auf ein weiteres Kerlchen von Bernhardiner trafen wir hier namens Che! Mal wieder der Commandante also. Als ich mehr oder weniger heimlich ein Foto des Hundes machte, kam der Besitzer sofort auf mich zugestürmt und verlangte ziemlich agressiv, dass ich das Foto wieder löschte, schliesslich habe ich nicht dafür bezahlt. Dass aber zu dieser Zeit unzählige Menschen an diesem öffentlichen Ort waren, und aus allen Winkeln Fotos machten, wo mit absoluter Bestimmtheit der gute Che ebenfalls drauf war, schien er dabei vollkommen zu ignorieren. Che jedenfalls schien die ganze Sache ziemlich egal zu sein. Die Tour bestand also wie gesagt darin, verschiedene Aussichtspunkte anzufahren, und als dies erledigt war, gings zurück nach Bariloche. Der Circuito Chico scheint auch bei Velo-Fahrern eine beliebte Tour zu sein, wir sahen unterwegs jedenfalls einige. Lustigerweise führt der Weg aber der Hauptstrasse entlang, wo man kaum etwas von der schönen Aussicht auf den See hat und ständig Autos an einem vorbeidonnern. So macht das Fahrradfahren sicher Spass.

Den Nachmittag verbrachten Jörg und ich damit, ein wenig in der Stadt herumzubummeln, am See entlang zu spazieren, auf dem Platz herumzugammeln, Schokolade zu mampfen und die Menschen und Hunde zu beobachten. Abends freuten wir uns auf ein gemütliches Essen beim Italiener. Dieses Geld hätten wir uns auch besser gespart, denn es wurden die absolut grässlichsten Spaghetti Carbonara, die ich in meinem Leben gegessen hatte. Pfui.


Am nächsten Tag dann fuhren wir weiter nach El Chalten.



Wir kamen allerdings einige Wochen später nochmals zurück nach Bariloche, und zwar von Puerto Montt in Chile aus, hier greife ich also mal vor. Mittlerweile ist definitiv Argentinien zum Land mit den meisten Einreisen geworden, und zwar mit grossem Abstand.

Wir kamen nochmals zurück, um ein Andenken käuflich zu erwerben, in welches ich mich verliebt, es dann aber doch nicht gekauft, und es schlussendlich die ganze Zeit bereut hatte, weil wir es nirgendwo sonst in Argentinien mehr fanden. Jörg war auch nicht traurig über den kleinen Abstecher von Chile aus, und zwar weil es in Argentinien eine Burgerkette gab, die er sehr mochte: Mostaza. Auch von diesem Burgerladen befand sich die letzte Filiale, die wir angetroffen hatten, in Bariloche. So war schlussendlich der Abstecher, der uns lediglich eine je 6h Busfahrt hin- und zurück von Puerto Montt gekostet hatte, eine Win-WIn-Situation für beide. Ausserdem bot sich so die Gelegenheit, gleich nochmal schnell in die Apotheke zu gehen, und einige Dinge zu besorgen, die in Chile viel teurer waren.

Als wir dann im besagten Laden waren, überlegte ich, noch eine zweite Kleinigkeit dazuzukaufen, war allerdings unschlüssig, angesichts des Preises. Die Verkäufern wollte mich zum Kauf überzeugen und meinte, ich solle zuschlagen, profitieren, es sei ja so einfach, ich könne es ja einfach mit Kreditkarte zahlen, und es dann wieder vergessen und glücklich sein. Aha. Ja genau. Dies als weiteres Beispiel zur Kreditmoral der Argentinier und der vorherrschenden Volkswirtschaftlichen Probleme im Land.

Nachdem ich mein Souvenir gekauft und Jörg seinen Burger verdrückt hatte, gab es allerdings dann nicht mehr viel zu tun. Also dachten wir uns, da wir eh eine Nacht dort bleiben mussten, dass wir wenigstens denn Abend nutzen konnten, um am Blog zu arbeiten.

Der Zufall wollte es, dass just an diesem Abend ein Karnevalsumzug durch die Altstadt von Bariloche stattfand. Zuerst waren es nur ein paar Trommler, die vor unserem Fenster vorbeizogen, und wir dachten uns nicht viel dabei. Das Trommeln hörte allerdings nicht auf, und bei genauerem Hinschauen erkannten wir dann auch vom Hotelfenster aus die halbnackten Tänzerinnen, die durch die Strasse hüpften. Wohlverstanden war es draussen ziemlich kalt, die Zuschauer waren jedenfalls alle in Daunenjacken gewickelt.

Wir gingen also auch nochmals raus, kauften uns ein Eis in der „Mamuschka“-Eisdiele (Ich hatte Schokolade, Schokolade mit Dulce de Leche und Dulce de Leche mit Schokolade...mmmmhhhhh) und schauten ein wenig dem Treiben zu. Man muss dazu sagen, der Karneval in Bariloche war der erbärmlichste von all unseren Karnevalerfahrungen. Es gab keine Kulissen oder Wagen, lediglich einige Haufen von Menschen, die sich zu Carnevalsgruppen zusammengetan hatten, und bei Eiseskälte halbnackt durch die Gegend tanzten, begleitet von ein paar Trommlern. Klar, wenn sie Spass daran haben, sei es ihnen vergönnt, und die meisten hatten offenbar Spass dabei, aber extra nach Bariloche kommen, um dem hiesigen Karneval beizuwohnen, muss man also nicht. Auf dem Hauptplatz war inzwischen auch noch eine Bühne aufgebaut worden, wo wohl auch noch irgendein Programm stattfand, aber dieses liessen wir dann sausen und verkrümelten uns wieder in unser warmes Hotelzimmer.

Am nächsten Tag gings dann zurück nach Puerto Montt. Adios Bariloche!

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